Erste Ausflüge

Es ist uns nicht entgangen, dass zu Hause in Deutschland der Herbst eingezogen ist. Herbst mit Äpfeln, Holunderbeeren und schöner frischer norddeutscher Luft – da kommt schon Heimweh auf….

Hier im Orient sind noch immer jeden Tag über 30°. Wenn mal Wind von den Bergen kommt, wird es richtig angenehm. Die Nacht bringt nur wenig Abkühlung, und so haben wir ohne „Cooler“ in der Nacht 27° und mehr in der Wohnung. Neulich sind die Mädchen beim Spielen an der Wasseranlage eines Parkes abgerutscht und ins Wasser gefallen. Es hat nicht lange gedauert, da waren sie wieder trocken. Die Luft ist hier heiß, trocken und vom Großstadtverkehr verpestet. Der letzte Regen fiel im April. Es herrscht Dürre – Klimawandel auch in Iran. Wir wohnen recht weit oben (im nördlichen Westen), und die Luft ist hier noch relativ gut. Die schlimmsten Monate sollen November und Dezember sein, weil der Smog die Berge hochzieht und hier „festklebt“. Wir werden sehen.


Am Wochenende gehen wir in die Berge und versuchen in menschenleere Gebiete vorzustoßen. Die Kinder brauchen Bewegung und die Lungen Sauerstoff. Ohne Auto ist das noch etwas problematisch, nach einem Auto schauen wir aber auch. So schließt sich der Kreislauf der Luftverschmutzung auch bei uns.


Teheran ist auf seine Weise eine recht grüne Stadt – zumindest in den Teilen der Stadt, die wir bisher kennen. Es gibt schöne Parkanlagen, die meisten haben sogar größere Rasenflächen, die jeden Abend gewässert werden. An den Straßen stehen eigentlich überall Bäume. Jedes Haus hier oben hat „seine Straßenbäume“. Einige ziehen mit viel Aufwand Ligusterhecken, die dann allerdings nicht geschnitten werden. Hausbegrünung ist auch hier ein Statussymbol – vielleicht hier sogar noch mahr als in Deutschland, weil Wasser hier Mangelware ist. (Mit Trinkwasser wird hier dennoch verschwenderisch umgegangen: Bewässerung der Grünanlagen und Parks, Befüllung der Swimming-Pools, künstl. Teiche, Springbrunnen etc. – natürlich mit Trinkwasser. Das Kapitel „Umweltbewusstsein“ ist hier noch nicht einmal aufgeschlagen.)

Entweder sind die Bäume kurzerhand einbetoniert worden und bekommen ihr Wasser durch unterirdische Bewässerungssysteme oder sie stehen „barfuß“ in den sogenannten „Jups“. Das sind kanalisierte offene Wasserläufe, durch die zu bestimmten Zeiten Wasser läuft, mal sind sie größer, mal kleiner. Früher soll es klares Bergwasser gewesen sein, heute ist es eine schlammige Brühe, von der man nicht so genau weiß, was man von ihr halten soll. Es heißt, dass von dem Bergwasser, das durch Teheran geleitet wird im Süden nichts ankommt. Die Stadt verschluckt es einfach.


Durch das Schulgelände läuft auch so ein Jup. Die Kinder dürfen rüberhüpfen, aber nicht damit spielen. Im Sommer gibt hier immer wieder Fälle von Cholera. Deswegen sind wir lieber ganz vorsichtig mit Wasser, Obst und Gemüse….

Dieses Foto zeigt eine Stelle, die gerade eben noch auf dem Schulgelände liegt. Wir sind hier das erste Mal auf dem Gelände und begegnen dem Wasserlauf ganz unvoreingenommen… Hinter der Mauer befindet sich das Gelände der Britischen Residenz. Das Tor ist immer geschlossen. Wenn Schule ist, spielt hier kein Kind, weil hier eben nicht der Schulhof ist. Das Containergebäude ganz rechts ist ein ausgelagerter Klassenraum der britschen Schule.

Der Schulhofjup fließt ganz idyllisch in kleineren Meandern um einige große Schulhofbäume herum durch das Gelände. Er ist eingefasst, eingemauert und umgeben von lauter Treppchen und Brücken. Das widerspricht mit Sicherheit allen deutschen Sicherheitsvorschriften. Es ist aber ein wirklich schönes Gelände und den Kindern fallen dort viele Spiele ein. Mit dem Wasser spielen sie nicht – von sich aus. Auch unsere Kinder tun das nicht. Die Kinder geben das wohl untereinander als eine Art Gesetz weiter. Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen will keiner bekommen.

Wir haben noch keine Pausenfotos von dem Gelände. Wird nachgeholt. Versprochen!

Ansonsten sind wir hier auf einer Grundhöhe von etwa 1600-1800 m. Wenn wir weiter im Norden der Stadt in die Berge gehen, sind wir schnell über der Baumgrenze. Das Elborz-Gebirge ist ein sehr altes Gebirge und erodiert sichtlich. So bewegen wir uns hier meist in schattenlosen Geröllfeldern, was aber auch seine Reize hat. Martje sagte bei unserem letzten Ausflug ganz treffend: „Man kann die Höhenlinien ja fast sehen.“ Wir haben gehört, dass es hier ganz in der Nähe saftig grüne Täler gibt. Der Regen bleibt dort wohl hängen und hier kommt nichts an. Wetterkunde hautnah.

So, das war´s erstmal. Der Oktober ist in Sicht und wir sind gespannt, was der neue Monat so bringt.

Sicher ist, dass Ramazan ein Ende haben wird. Sicher ist aber noch nicht wann. Favorisiert wird der 1.10. Es kann aber auch der 30.9. oder der 2.10 werden. Im Zeitalter der Computer steigt in Iran der oberste Mullah auf´s Dach, und wenn er den Mond zu einer bestimmten Uhrzeit an einer festgelegten Stelle sieht, dann ist „Eid-e-Fedr“ – „das große Fressen“ (frei übersetzt). Darauf warten alle hier, damit das heimliche Essen und Trinken in Seitenstraßen oder auch das religiöse Fasten ein Ende hat. Vielleicht macht der Mullah das auch so, damit überhaupt noch wer das staatliche Fernsehen sieht, denn solche Termine, wie auch die Umstellung auf Winterzeit, Fahrverbote wegen Smog, Wetterverhältnisse usw. werden kurzfristig über das Fernsehen mitgeteilt. Wenn es einer mitbekommt, werden in der Schule die Telefonketten in Gang gesetzt…

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