Erste Ausflüge

Es ist uns nicht entgangen, dass zu Hause in Deutschland der Herbst eingezogen ist. Herbst mit Äpfeln, Holunderbeeren und schöner frischer norddeutscher Luft – da kommt schon Heimweh auf….

Hier im Orient sind noch immer jeden Tag über 30°. Wenn mal Wind von den Bergen kommt, wird es richtig angenehm. Die Nacht bringt nur wenig Abkühlung, und so haben wir ohne „Cooler“ in der Nacht 27° und mehr in der Wohnung. Neulich sind die Mädchen beim Spielen an der Wasseranlage eines Parkes abgerutscht und ins Wasser gefallen. Es hat nicht lange gedauert, da waren sie wieder trocken. Die Luft ist hier heiß, trocken und vom Großstadtverkehr verpestet. Der letzte Regen fiel im April. Es herrscht Dürre – Klimawandel auch in Iran. Wir wohnen recht weit oben (im nördlichen Westen), und die Luft ist hier noch relativ gut. Die schlimmsten Monate sollen November und Dezember sein, weil der Smog die Berge hochzieht und hier „festklebt“. Wir werden sehen.


Am Wochenende gehen wir in die Berge und versuchen in menschenleere Gebiete vorzustoßen. Die Kinder brauchen Bewegung und die Lungen Sauerstoff. Ohne Auto ist das noch etwas problematisch, nach einem Auto schauen wir aber auch. So schließt sich der Kreislauf der Luftverschmutzung auch bei uns.


Teheran ist auf seine Weise eine recht grüne Stadt – zumindest in den Teilen der Stadt, die wir bisher kennen. Es gibt schöne Parkanlagen, die meisten haben sogar größere Rasenflächen, die jeden Abend gewässert werden. An den Straßen stehen eigentlich überall Bäume. Jedes Haus hier oben hat „seine Straßenbäume“. Einige ziehen mit viel Aufwand Ligusterhecken, die dann allerdings nicht geschnitten werden. Hausbegrünung ist auch hier ein Statussymbol – vielleicht hier sogar noch mahr als in Deutschland, weil Wasser hier Mangelware ist. (Mit Trinkwasser wird hier dennoch verschwenderisch umgegangen: Bewässerung der Grünanlagen und Parks, Befüllung der Swimming-Pools, künstl. Teiche, Springbrunnen etc. – natürlich mit Trinkwasser. Das Kapitel „Umweltbewusstsein“ ist hier noch nicht einmal aufgeschlagen.)

Entweder sind die Bäume kurzerhand einbetoniert worden und bekommen ihr Wasser durch unterirdische Bewässerungssysteme oder sie stehen „barfuß“ in den sogenannten „Jups“. Das sind kanalisierte offene Wasserläufe, durch die zu bestimmten Zeiten Wasser läuft, mal sind sie größer, mal kleiner. Früher soll es klares Bergwasser gewesen sein, heute ist es eine schlammige Brühe, von der man nicht so genau weiß, was man von ihr halten soll. Es heißt, dass von dem Bergwasser, das durch Teheran geleitet wird im Süden nichts ankommt. Die Stadt verschluckt es einfach.


Durch das Schulgelände läuft auch so ein Jup. Die Kinder dürfen rüberhüpfen, aber nicht damit spielen. Im Sommer gibt hier immer wieder Fälle von Cholera. Deswegen sind wir lieber ganz vorsichtig mit Wasser, Obst und Gemüse….

Dieses Foto zeigt eine Stelle, die gerade eben noch auf dem Schulgelände liegt. Wir sind hier das erste Mal auf dem Gelände und begegnen dem Wasserlauf ganz unvoreingenommen… Hinter der Mauer befindet sich das Gelände der Britischen Residenz. Das Tor ist immer geschlossen. Wenn Schule ist, spielt hier kein Kind, weil hier eben nicht der Schulhof ist. Das Containergebäude ganz rechts ist ein ausgelagerter Klassenraum der britschen Schule.

Der Schulhofjup fließt ganz idyllisch in kleineren Meandern um einige große Schulhofbäume herum durch das Gelände. Er ist eingefasst, eingemauert und umgeben von lauter Treppchen und Brücken. Das widerspricht mit Sicherheit allen deutschen Sicherheitsvorschriften. Es ist aber ein wirklich schönes Gelände und den Kindern fallen dort viele Spiele ein. Mit dem Wasser spielen sie nicht – von sich aus. Auch unsere Kinder tun das nicht. Die Kinder geben das wohl untereinander als eine Art Gesetz weiter. Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen will keiner bekommen.

Wir haben noch keine Pausenfotos von dem Gelände. Wird nachgeholt. Versprochen!

Ansonsten sind wir hier auf einer Grundhöhe von etwa 1600-1800 m. Wenn wir weiter im Norden der Stadt in die Berge gehen, sind wir schnell über der Baumgrenze. Das Elborz-Gebirge ist ein sehr altes Gebirge und erodiert sichtlich. So bewegen wir uns hier meist in schattenlosen Geröllfeldern, was aber auch seine Reize hat. Martje sagte bei unserem letzten Ausflug ganz treffend: „Man kann die Höhenlinien ja fast sehen.“ Wir haben gehört, dass es hier ganz in der Nähe saftig grüne Täler gibt. Der Regen bleibt dort wohl hängen und hier kommt nichts an. Wetterkunde hautnah.

So, das war´s erstmal. Der Oktober ist in Sicht und wir sind gespannt, was der neue Monat so bringt.

Sicher ist, dass Ramazan ein Ende haben wird. Sicher ist aber noch nicht wann. Favorisiert wird der 1.10. Es kann aber auch der 30.9. oder der 2.10 werden. Im Zeitalter der Computer steigt in Iran der oberste Mullah auf´s Dach, und wenn er den Mond zu einer bestimmten Uhrzeit an einer festgelegten Stelle sieht, dann ist „Eid-e-Fedr“ – „das große Fressen“ (frei übersetzt). Darauf warten alle hier, damit das heimliche Essen und Trinken in Seitenstraßen oder auch das religiöse Fasten ein Ende hat. Vielleicht macht der Mullah das auch so, damit überhaupt noch wer das staatliche Fernsehen sieht, denn solche Termine, wie auch die Umstellung auf Winterzeit, Fahrverbote wegen Smog, Wetterverhältnisse usw. werden kurzfristig über das Fernsehen mitgeteilt. Wenn es einer mitbekommt, werden in der Schule die Telefonketten in Gang gesetzt…

Stadterkundung

Letzten Montag war mal wieder ein Feiertag. Der Todestag von Imam Ali, der am 21.Tag des Ramazan stattfindet (noch 9 Tage, bis man am Tag wieder etwas essen und trinken darf). Wegen Ramazan wurde auch die Zeit umgestellt. Irgendwie muss den Mullahs das Mitleid gekommen sein mit den armen Leuten, die den ganzen Tag ohne Flüssigkeitsaufnahme arbeiten müssen. „Halt nein, wir wollen doch nicht übertreiben und gar das Trinken zulassen. Wir stellen mal die Zeit eine Stunde um, so dass die Sonne früher am Tag untergeht. Dass wir das erst nach 3 Wochen merken, ist nun mal iranische Lebensart. Allahu akhbar! – Gott ist groß!“ Also haben wir nur noch 1,5 h Vorsprung zu D.

Von unseren Nachbarn und wildfremden Leuten bekamen wir Süßspeisen und Brot, was ihnen dies- und/oder jenseits Belohnungen zuteil werden lässt. Es sind Spenden an die Armen, also könnt ihr euch ja vorstellen, wie wir hier ohne Sachen aus unserem Container rumlaufen 😉

Die Schrift ist aus Zimt, gehobelte Mandeln, Rosenwasser und ich glaube Karotten, wahrscheinlich auch Safran sind die restliche Zutaten. Zucker na klar sowieso.
Ganz so gut bin ich noch nicht im Persischen, aber ich denk, da steht sinngemäß „Gedenke Ali“.


Die Stadt ist so unglaublich groß, dass man auch bei guter Sicht ein Ende nicht erkennen kann. Etwa 50 km Durchmesser sollen es sein. Berlin hat etwa 30-35, oder? Wir waren doch erstaunt, wieviel Grün es in der Stadt gibt, weil man im Asfaltdschungel selten eine andere Farbe als Grau sieht. Aber es gibt einige Alleen.


Unsere Kinder sind ja nun sehr agil, die Bewunderung der Ausflügler sind ihnen nicht nur wegen der blonden Haare stets geschenkt. 100 Iraner mussten lachen, als unsere Mädchen im veralgten Wasser auf den Hosenboden fielen (Solveigh wurde sogar ganz nass) und erstmal an der Sonne trocknen mussten.


Ich werde noch mal eine gesonderte Mail mit Baustellenbildern fertigmachen, nur zu diesem Bild, das vom 7. Stockwerk der Whg. des stellv. Schulleiters gemacht ist:
Baustellen sind schlichtweg überall zu sehen. Die beiden Swimmingpools im Hintergrund sind nicht mehr lange dort; der Abriss wurde schon begonnen und im nächsten Jahr erheben sich auch hier 10-stöckige Appartmenthäuser. Vermutlich mit Wohnungen von 300-400 qm Größe, die dann 2 Mio € kosten.
Der, für den ich vermutlich bald arbeite, hat erzählt, es gäbe keinen, der den Betrag nicht in Bar bezahlen würde.

Wir sind hier in einer Erstbezugwohnung, so würde es in D heißen, aber es ist nicht so, dass die Wohnung deshalb tiptop wäre. Die meisten Heizkörper sind noch nicht angeschlossen, einer hat eine Rippe gebrochen. Da die Heizkörper aus Modulen bestehen, ist das nicht so schlimm, man lässt einfach das betreffende Teil austauschen und gut ist. Nach den bisherigen Erfahrungen kann ich mir jedoch nicht vorstellen , dass die Heizung danach auch entlüftet ist.
Als wir unsere Leihwaschmaschine kriegten, hatten wir zwar einen Platz in der Küche, der dafür vorgesehen ist, aber einen Zu- und Ablauf gab es nicht. Wir mussten den Klempner rufen (lassen), der uns für wenig Geld (18 €) die Anschlüsse fertigmachte und die Kaltwasserleitung tropffrei machte. Allerdings tropft es jetzt an anderer Stelle, weil die Abflussrohre, die die gleiche Nennweite haben, an den Flanschen ca. 1 mm unterschiedliche Durchmesser haben. Aber es gibt für alles Tape, und Silikon wird hier auch geliebt.
Apropos, heute war einer da, ohne dass ich ihn bestellt hätte, und hat einen Eisenträger, der zum Traggerüst des Hauses gehört und durch unseren Fußboden unter 45° an eine Stütze läuft, verkleidet. Wie die Verkleidung festmachen? Mit Silikon natürlich. Hatte er aber nur ´ne Kartusche dabei. Einen Hammer, mit dem er von hinten in die Kartusche reindrückte, hatte er wenigstens. Fest ist es deshalb noch nicht, weil er nicht genug verwendet hat. Aber als ich das merkte, war er schon wieder weg. Nun könnte man sagen, schlechte Bauleitung von mir, aber eigentlich ist die Verkleidung sowieso unnütz. Alles wird auf Schönheit gemacht, nicht auf Funktion. Wobei die schwarzen Spax-Schrauben zu dem weißen Kasten auch nicht wirklich gut passen.

Und noch ne kleine Anekdote von der Schule: Der Maler war da, und hat Hüpfespiele auf den Boden schablont.


Die persischen Zahlen sehn ja auch anders aus. Wir dachten, lass mal so, ist ja ganz witzig, gar nicht erst drauf hinweisen, aber das Fotografieren hat ihn wohl aufmerksam gemacht, und als wir eine Stunde später wiederkamen, war die Zahl richtigrum…

 

080918

Der morgendliche Schulweg (zur Zeit geh ich noch mit):


Wenn man vom Berg runterkuckt (da, wo das i von „Shahid“=Märtyrer oberhalb des roten Kreises steht), sieht man die Moschee in unserer Straße. Hinter der Kamera ist der Sadr-Bozorgrah, die Schnellstraße, die so laut ist, dass man schreien muss, um sich zu unterhalten.
Daran müssen wir 400 m gehen, bis der Berg kommt, wo Häuser die Geräusche abhalten.

Dort geht es erst hoch, dann etwa 100 m über Treppen nach unten, und dann noch mehr steile Straße, die morgens vollgeparkt ist. Jemand, der am Ende geparkt hat, muss warten, bis alle anderen 10 Autos weg sind, bevor er zur Arbeit kann. Aber die Iraner sind sehr kommuniikativ, so dass sie sich bestimmt abends einigen.


An Geschäften vorbei, immer auf die Autos aufpassen (Gehsteige gibt es nicht. Doch es gibt sie, aber jedes Haus hat seinen eigenen, und damit kann man nicht grade durchgehen, weil immer irgendwas im Weg steht) und dann sind wir am Tor zu Schule, was ein kleines von Diplomatic Police bewachtes blaues Türchen ist. No Photos! Aussen ist die Iranische Polizei, drinnen passen die Engländer auf. (Es ist das Gelände der Britischen Residenz) Alle sind sehr freundlich, aber es soll auch schon mal anders gewesen sein: Ein Schulfest musste mal mit der Hälfte der Kinder stattfinden, weil der Rest nicht durchgelassen wurde.
Und dringend benötigte Baumaterialien werden nicht reingelassen, weil die Iraner die Engländer vom Grundstück haben wollen. Der Pachtvertrag über 99 Jahre ist seit 15 Jahren abgelaufen und die Schulen auf dem Gelände werden nur noch geduldet, bis etwas anderes gefunden wurde.
Das Schulgelände ist zwar fast nur gepflastert, aber es geht ein Djub (Wasserlauf) hindurch, der die einzementierten Bäume mit Wasser versorgt. Sportplatz und Spielplätze haben immerhin Grün, auch wenn das vom Sportplatz nur aus Plastik besteht. Aber außerhalb sind Spielplätze sehr rar, wahrscheinlich kennen sich iranischen Kinder deshalb so gut mit Mobiles, Wii und PS2 aus.
JanIngmar, Solveigh und Martje gehen jetzt gern zur Schule, und lernen im Moment sehr viel.

Zum Beispiel, wieviel der Raum unter Treppen noch an Platz bietet:



Die beiden Bilder sind vom Bazaar in Tajrish. Unser Hausmeister wohnt mit seiner Frau auch unter der Treppe, neben dem Lift, direkt neben den Tiefgaragenstellplätzen. Ohne Fenster nach draußen, versteht sich. Ich schätze ihn auf etwa 25 Jahre und kann mir nicht vorstellen, dass er sein ganzes Leben so verbringen kann. Aber ich frag ihn mal, wenn ich besser Farsi sprechen kann.

Nach dem Schulweg geh ich meistens noch durch die Straßen und kuck mir die Gegend an, um rauszufinden, wo man was bekommt. Es gibt nämlich eigentlich nur Fachgeschäfte.
Gestern ging ich an einer Schule vorbei, deren Wand für den Schulbeginn (nach 3 Monaten Ferien) mit einem Hochdruckreiniger abgespritzt wurde. Sie liegt an einer 4-spurigen Straße. Als ich zurückging, standen 8 Autos davor, verengten die Fahrspur, in der Luft vernebelte Wasser und einer regelte das Chaos und rief ständig „Carwash!“ – Das nenne ich geschäftstüchtig.

Heut ist der letzte Tag der Woche. Wieder eine schnell vorbeigehuscht. Ausflüge führen uns dann meist Richtung Berg. Letztes Wochenende waren wir im Sa´ad Abad, der letzten Shah-Sommerresidenz. Dort ist es angenehm kühl, Rasen wächst, Wasser läuft durchs Gelände, die Kinder haben Auslauf.



Auf dem Palastgelände lässt frau auch mal die Hülle fallen und lässt sich dann vom Liebsten fotografieren:

Und noch ein paar Impressionen:


Strom ist wichtig! Aber die Elektriker in D würden sich die Haare raufen. Zum Glück hat das Innere vom Verteilerkasten Signalfarbe.
Immerhin, wir hatten nur einmal in der letzten Woche Stromausfall.

Kinderkneifen

Waren heute im Schreibwaren/Copyshop. Ein alter Mann saß dort als Kunde und als wir ins Gedränge des Ladens kamen, fing er an auf Englisch zu reden und sich über die Kinder herzumachen – mit über die Haare streichen und allen einen Kuss auf die Wange tun. Das war schon hart an der Grenze, passierte uns aber so auch noch nie. Andere Deutsche mit gelben Kindern erzählten, dass ihre Kinder (allerdings auf dem Lande mehr als in Teheran) so doll in die Wangen gekniffen wurden, dass sie nicht mehr rausgehen wollten.

Hejab

Irgendwie schaffen wir es doch immer, uns schöne Momente zu machen, und heute war so ein Tag, der gut gelungen war. Gestern, an Gomé, dem pers. Sonntag, waren Sasan und Mahnas mit ihrem Sohn Hamid bei uns. Nachdem wir den Mittag über zu Hause gekocht und gegessen hatten, wobei es eine persisch-deutsche Gemeinschaftsarbeit wurde, gabs noch 1 Kg Kuchen zum Nachtisch.
Kuchen wird hier nicht per Stück gekauft, sondern kiloweise. Torten mit viel Sahne und Zucker werden ebenso vor dem Bezahlen gewogen. Eine Kostet dann 6-7.000 Toman, was etwa 4,50€ entspricht. Danach wurde die Wohnung zu eng, und wir fuhren schnell noch in den Park-e Mellat, wo die Kinder nach Herzenslust toben und laut sein, auf Bäume klettern und mit Wasser rumspritzen konnten.
Hamid, der sein nahezu perfektes Deutsch vom Satellitenfernsehen gelernt hat, fragten wir, ob er Lust hätte, bei uns zu übernachten. „Warum nicht?“ war seine Antwort. Hamid ist 11 Jahre alt und war noch nie über Nacht weg, außer bei Verwandten. Eigentlich kennt er uns nicht, aber es muss wohl viel Vertrauen da sein. Man sah Mahnas und Sasan die Verwirrung an, als sie sich im Park von uns verabschiedeten, wo wir noch einige Zeit zubrachten, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang im Ice-Pack (Eisdielen-Kette) um die Ecke das Fasten zu brechen. Immer mal wieder sieht man Leute, die tagsüber mehr oder weniger verstohlen etwas essen oder trinken. Aber das geht nur an ruhigen Orten.

Ein solch ruhiger Ort ist der Park Sa´ad Abad, die ehemalige Sommer-Residenz des Schahs, ein Riesen-Gelände im Norden fast schon in den Bergen, wo etliche Paläste verteilt sind.
Viel Grün, von Wasserläufen durchzogen, ein Tennisplatzerl, Bummelbahn für Gehfaule und ein paar Verkaufsstände. Dorthin zog es uns am nächsten Morgen.
Wenn man von diesem lächerlichen Kopftuch absieht, hätte es auch irgendwo in Europa sein können. Als Ausländer wird man von allen besonders behandelt. Für eine persische Frau soll es allerdings nicht so nett sein. Die Kleiderordnung wird für Einheimische strikter gehandhabt. Trotzdem sieht man immer wieder Pärchen, die Hand in Hand laufen, oder Frauen, die wenigstens für ein Foto ihren Hejab abnehmen. Wer es ausreizen will, der macht sich einen Dutt oder hochliegenden Pferdeschwanz, so dass das Kopftuch nur bis dahin rutschen kann, und trägt damit den Hejab deutlich pro forma..

080907 aus Tehran

Das Leben hier ist für uns zur Zeit noch jeden Tag ein Abenteuer.

Unser Haus, unser Auto, unsere Fenster (2. Stock)
Das Fahren mit dem Auto (wir hatten den Patrol vom Pastor geliehen, was dieser verkaufen will) ist schon ein besonderes Erlebnis.
Unvermeidlich, bei der 2. Fahrt den Peykan eines Taxifahrers an der Stoßstange zu touchieren. Er machte kurz die Tür auf , ob es einen Schaden gegeben hätte, fuhr dann weiter, um, als wir ihn im Stau eingeholt hatten, per Blickkontakt festzustellen, ob alles oK sei. Also, ob Autofahren so ganz das Richtige für uns ist, wissen wir nicht. Spaß macht es schon irgendwie, weil alle nach allen Seiten aufpassen, und schnell geht es eh kaum voran. Also erstmal kaufen wir nicht – zu teuer.
Am spannendsten ist es sowieso immer, wenn wir mit einem wagemutigen Taxifahrer fahren. Einbahnstraßen gelten da nicht, Fahrspuren sowieso nicht.

Hier mal unsere Wohnung in die andere Richtung:

Wir nähern uns vorsichtig an die Art des persischen Essens an. Immerhin sind Kinder sehr konservativ und wollen immer das gleiche essen. Auch hier meistens Nudeln mit nix oder Ketchup. Oder Kartoffeln mit Salz und Butter. Wie zu Hause eben.
Also müssen wir sehr behutsam vorgehen. Morgens gibt es Brot, nur nicht wie zuhause mit Vollkorn, sondern das gefährliche Weissbrot. Es gibt welches abgepackt, das Ciabatta heisst, aber meistens aus 5 trockenen Stück Brötchen besteht. Wir Erwachsenen essen da lieber das morgens und nachmittags frisch gebackene Brot aus der nahgelegenen Bäckerei. Am meisten verbreitet ist das auf einer heißen Drehscheibe gebackene Fladenbrot, das kaum 2 mm dick ist. Es wird mit einer Art bemehltem Kissen auf die Metallscheibe geknallt, die im Kreis läuft, der Bäckerkollege schwingt den Teigfladen auf das Kissen und mit dem Raufknallen wird zugleich der nach dem Rundlauf fertige Fladen runtergeholt und den Käufern hingeworfen.
Meistens werden 10 oder 20 Brote gekauft. Daher stehen meistens lange Schlangen vor den Bäckereien.

Die Bäckerei, die uns am nächsten liegt, macht das Brot, was ich am liebsten esse: Hinter einer steinernen Öffnung im Ofen liegen Kieselsteine wie auf einem Geröllfeld, die mit Gas beheizt werden. Der Ofen ist vielleicht 3 Meter in der Tiefe. Bäcker No. 1 nimmt aus der Riesenschüssel ein Teigstück, das er auf einen gebogenen Schieber aus Metall flachklopft. Mit lockerer Handbewegung hat vorher Bäcker No. 2 einige Sesamkörner auf den angefeuchteten Schieber geworfen. Die Brote werden rechteckig ausgeklopft, aber kommen komischerweise länglich, mit einer Spitze, wieder aus dem Ofen. Manchmal müssen die Steine wieder flachgeschoben werden. Ein dritter Mann steht an einem Drahtrost, wo er das Geld entgegen nimmt und die beiden Schlangen von Leuten verwaltet, die auf Brot warten. Rechts stehen Leute, die mehr als 2 Brote wollen. Links ist die Schlange von Leuten, die nur 1 oder 2 Brote brauchen. Wenn es mit einer Art Enterhaken aus dem Ofen kommt, kleben meist noch Steine am Brot, die durch das Schmeißen auf den Rost abfallen. Den Rest erledigt der Kunde selbst, wenn er auf das nächste Brot wartet. Die Brote sind so heiß, dass man sie mit bloßen Fingern kaum anfassen, geschweige denn nach Haus tragen kann. Daher liegen Zeitungen aus, in die sie gewickelt werden. Manchmal gibt es auch keine. Ein großes Brot (reicht für unser Abendessen) kostet 5000 Rial = 35 Cent. Einfach heiss in Joghurt stippen – herrlich!

Merkwürdig ist das Waschen von Früchten und Gemüsen, zu was wir durch die zur Zeit umgehende Cholera gezwungen sind. In der Anfangszeit sagte man uns, wir sollten alles in Spüliwasser einweichen, abwaschen und trocknen, bevor wir es essen. Inzwischen haben wir ein Desinfektionsmittel für Grünzeug, das hoffentlich ähnlich ungiftig ist.
Der Obsttisch ist jedenfalls stets reich gedeckt: Melonen in allen erdenklichen Größen, grüne Pfirsiche, Nektarinen, Trauben, Granatäpfel, 2€-Stückgroße Zitronen, Bananen, Ananas, Birnen, Äpfel sowieso. Es gibt nicht immer alles, also muss man manchmal improvisieren.
Beim nächsten Großeinkauf werde ich Pfirsichmarmelade kochen. Frau Pastor hat noch Gelierzucker, den es hier nicht gibt, abzugeben. Wo ich die leeren Gläser hernehmen soll, die ich dafür brauche, weiss ich noch nicht. Im Glasenberg 9 hab ich 50 Stück rumstehen…

Die Einschulung war sehr schön:

Alle Grundschulklassen hatten in der ersten Woche etwas vorbereitet, das sie vorspielen oder -tragen konnten. Und bei schönstem Wetter bei 33 Grad fand es natürlich draußen auf dem Schulhof statt.

Mit 9 Kindern ist die Klasse von Solveigh und JanIngmar die kleinste in der Grundschule, Martje hat 16 Klassenkameraden.
Der erste eigentliche Schultag für unsere Zwillinge war heute, Sonntag, danach durften sie mit zu Schulkameraden, die nahe der deutschen Botschafter-Residenz leben, und die einen Swimmingpool haben. Eigentlich haben nur wir keinen.

Das Haus, das die Familie bewohnt:

ein Traum aus den 60ern, auf 800 qm, eingequetscht zwischen Hochhäusern und anderen Villen. 

Die 4000 $ Miete, die der Bund zur Zeit für das Anmieten zahlt, sind kein Grund, die Wohnung weiterhin zu vermieten. Nächstes Jahr wird das Haus abgerissen, da der Besitzer sich mit dem Erlös von 3 Mio € zur Ruhe setzen möchte. Dann entsteht hier wohl ebenfalls ein 15-stöckiges Luxusappartmenthaus.

Und so sieht die Gegend von 2600 m Höhe aus: