Bazaare Kermanshah, Hamadan, Zanjan

Jetzt ist es zwar noch nicht amtlich, weil die Unterschrift des Ministerpräsidenten noch fehlt, aber es sieht so aus, als würden wir noch länger hiesige Landesflaggen futtern können – Schl.-Holst. hat einer Verlängerung des Vertrags von Steffi nach Monaten des Wartens doch noch zugestimmt. Ich weiß, es klingt verrückt, aber wir freuen uns. Man versteht es nicht, wenn man Iran sonst nur aus den wenig schönen Meldungen der Medien kennt. Aber mit den Chefs dieses Landes wollen wir ja auch nicht zu Abend essen.
Wir wollen lieber noch über viele weitere Bazaare spazieren und in der Menge baden.
Dies ist eine alte Karawanserai, die jetzt für den Bazaar als Lager und Verkaufsräume genutzt wird.

Und diese gehört zu den 999 Caravanseraien, die Shah Abbas bauen ließ, um den Handel zu stärken und seine Überlegenheit in der Welt zu zeigen. Er sagte zu seinem Wesir: Bau mir 1000 Raststationen in meinem Reich, jeweils im Abstand von einem Kameltagesritt. Der Wesir antwortete: Chef, lass mich lieber 999 Caravanseraien bauen. – Wieso das, du Harfgushnakonande (Ungehorsamer)? – Oh du Herrscher über alle Gäubigen, die Menschen werden dich mehr ehren, wenn sie hören, dass es nohsad-o-navad-o-no (=999) Gebäude sind, als wenn man sagt, er hat hezar (1000) bauen lassen. – Und so wurde es schließlich gemacht.
In dieser ist jetzt ein Restaurant untergebracht, und in den Nischen, wo früher geschlafen oder Vieh getränkt wurde, kann man jetzt prima speisen.

Das sind die ganz wichtigen Leute; die bringen nämlich in den überfüllten Gängen die Waren vom Lager zu den Läden.

Hier werden nur Dattelerzeugnisse verkauft. Kaum zu glauben, wieviele Dattelsorten es gibt.

Diesen Kessel haben wir uns für das standesgemäße Reiskochen zugelegt.
Hier wird übrigens auf den Einsatz von Taschenrechnern verzichtet, man rechnet noch mit dem Abakus und ich muss sagen, das geht meistens sogar schneller. Aber Zeit ist nicht das, was man hier zu wenig hat. In dem hinteren Lager fast eines jeden Ladens gibt es einen Fahrstuhl, der nur aus einer Plattform besteht, die elektrisch betrieben in den Keller oder/und ins Obergeschoss fährt.

Ich weiß nicht, ob jetzt noch Licht in den Laden kommt, im Sommer dürfte man über die Schuhjalousie glücklich sein.
Dies sind Torshi – in Essig eingelegte Gemüse, die zu fast keinem Essen fehlen dürfen.
Kermanshah-Bazaar
Dieser Wolle-für-Teppiche-Verkäufer hat uns ausdrücklich gebeten, ihm einen Abzug zu schicken, vermutlich, damit er unser Bild rahmen und an (ja welche eigentlich) Wand zu hängen. So wie´s aussieht, wäre es besser, ich beeil mich mal mit dem Entwickeln…Hier lernt JanIngmar, wie man Siebe für die Baustelle oder für den Bäckerbetrieb herstellt.

Und nach dem Bazaarbesuch ist man müde und geht in den Bergen spazieren. Auf dem Weg dahin kann man sich Dicke Bohnen oder sauer eingelegte Früchte zum Naschen kaufen.Und die Kinder haben ihren Spaß mit einem handbetriebenen Karussell.

Popstars on Tour

Nachdem wir den Araberzuchthof in der Nähe Khorramabad´s verlassen hatten, fuhren wir wieder nach Norden. Die nächste Haltestelle war für eine Nacht Kermanshah, was neben einem alten Bazaar einige Sehenswürdigkeiten in der Umgebung aufzuweisen hat. Die ganze Gegend ist uralte Kulturherberge. In Kermanshah selbst gibt es ein 2300 Jahre altes in den Berg gehauenes Bilderensemble. Wie ein Tor ist das Taq-e Bostan tief in den Fels geschlagen. Weil Nouruz grade war, hat ganz Iran noch frei und ist begierig, das eigene Land kennenzulernen oder draußen in der Natur seinen Spaß zu haben. Es war VOLL!Ganz in der Nähe ist Bisotun, eine aus nahezu gleicher Zeit stammende Steinmetzarbeit. Es wird gesagt, ein englischer Offizier hätte um 1835 abgeseilt monatelang über dem Abgrund gehangen und, mit Pappmaché bewaffnet, die Inschriften kopiert. Mit Hilfe dieser Kopien konnten bis dahin nicht entzifferte Keilschriften übersetzt werden. Der gleiche Text war nämlich 3 mal in unterschiedlichen Schriften gesetzt worden.Das ganze Gelände ist ringsum wie ein Volksfest angelegt gewesen. So viele Leute! Und wir sind als einzige erkennbare Ausländer ein gefundenes Fressen für die nach Kontakt zur Welt hungrigen Iraner. Auf dieser ganzen Reise mussten wir für unzählige Bilder mit Fremden posieren. So müssen sich Popstars fühlen! Besonders die Kinder sind wieder einmal Schwerarbeiter gewesen. Je länger die Reise ging, desto weniger Lust hatten sie; und Martje flehte schließlich, wir mögen doch bitte so tun, als würden wir kein Farsi verstehen.Aber beim Anahita-Tempel, wo wir nur 20 min. bleiben wollten, durfte ich noch nach Herzenslust SprachreiseIran spielen und wir lernten so Saman kennen, der uns die Anlage erklärte und schließlich zu sich nach Hause einlud. S. ist nämlich Bergführer und war 2009 Teilnehmer der iranischen Himalaya-Delegation. Mit seinen 24 Jahren ist er bis zum Basecamp des Everest (etwas über 7000 m Höhe) gewandert. Und uns führte er am folgenden Tag auf 2000 m bis zur Quelle des nahe gelegenen Trainingsberges.Und das ist ein Teil seiner Familie:
Zufälligerweise trafen wir jemanden in Tuyserkan, den wir in THR, 400 km entfernt, kennengelernt hatten, als wir mit unserem Auto vor fast genau einem Jahr die erste Reifenpanne gehabt hatten. Er hatte mich damals zum Reifenhändler gefahren und 3 Stunden seines Lebens für Fremde vergeudet, obwohl er und seine Familie schon spät dran waren für ihre Reise über die Berge.
Jetzt stellte sich raus, dass seine Familie aus eben diesem Ort kommt, wo wir uns trafen, und da grad Mittagszeit war, konnten wir nicht ablehnen, zu seinem Bruder zu fahren…
Immerhin schafften wir es, vor Einbruch der Dunkelheit in Hamadan zu sein. Übrigens hat eigentlich fast jeder Ort an seinen Einfahrten einen Kreisverkehr, auf dessen Verkehrsinsel etwas für diesen Ort Typisches zeigt. Hier sind es allerdings „nur“ irgendwelche Märtyrer, die das Bild Khomeinis vor sich hertragen.
Hamadan ist dies nicht; dort hätten wir den Weg zum Gasthaus kaum alleine gefunden, also fragte ich 2 Polizisten, die am Wegesrand standen. 2 Sekunden Überlegen, dann sagten sie, fahrt hinter uns her, und mit Blaulicht eskortierten sie uns. Die in dem neuen Mercedes saßen, waren bestimmt keine kleinen Lichter, denn jeder Polizist auf dem Weg stand stramm und salutierte. Sie warteten noch, bis ich im Hotel nach einem Zimmer gefragt hatte, schenkten den Kindern Würfelspiele und ich bedankte mich artig mit „Damet garm, Daddash!“Saman hatte aus Kangavar inzwischen seinen Freund angerufen, der uns mit seiner Zukünftigen (in zwei Monaten soll es soweit sein) 2 Tage Hamadan zeigte.Hier sitzen wir in einem Fastfoodrestaurant, wo die Decke im Obergeschoss so niedrig ist, dass nur die Kinder aufrecht auf ihre Plätze können. Ich glaube, Martje musste sich auch schon bücken. An solchen Stellen komme ich mir immer vor wie in dem Film „Being John Malkovich“.
Hamadan ist wirklich schön gelegen, und auch hier sind Felsgravuren ein beliebtes Ausflugsziel. Auch älter als 2000 Jahre, ist ja logisch. Ausgrabungsstätten zeigen eine 6-7.000 Jahre alte Stadt unter der jetzigen – hier ist eben die Wiege auch unserer Kultur.Die beiden Rechtecke im Fels sind es, vor denen jeder gerne ein Bild macht.Thanks again, Neda and Arash, mowafagh bashid!

Es ist übrigens nicht so, dass nur Moscheen zu finden sind, auch Kirchen und Synagogen gibt es. Dies ist die armenische Kirche von Hamadan, direkt daneben (nicht im Bild) ist die katholische. In Tehran sollen etwa 5.000 Juden ohne Anfeindungen leben. Trotzdem wird man mit einem Pass mit Israel-Visum nicht ins Land gelassen.
Hier, wo der Steinerne Löwe steht, den Alexander der Große gespendet hatte, darf man nicht zelten, dann bleibt die Polizei nicht so freundlich wie auf dem Bild. Aber sonst ist an den Feiertagen kein Platz zu abwegig, als dass man nicht seine Kühltasche von den Verwandten leerfressen lassen könnte.
Von Arash bekamen wir noch die Telefonnummer von Soheila aus Zanjan, deren Familie uns auch am liebsten adoptiert hätte. Hoffentlich sehn wir sie mal wieder. Von dort aus reisten wir fast direkt nach Tehran zurück, unsere Köpfe waren voll und die Kinder hundemüde. Den größten Lehmziegeldom der Welt mussten wir allerdings noch sehen, weil er auf dem Weg liegt, was vielleicht ein Fehler war, denn dort rückten uns die Leute wirklich wie Paparazzi auf die Pelle, so dass selbst ich fast nicht mehr freundlich bleiben konnte. Nach dem Parkticketbezahlen passte ich prompt nicht genug auf und ein junger Mann fuhr so knapp an unserer Stoßstange vorbei, dass ich ihm ruckzuck seine Hintertür zerdellt hatte. Ich hatte ja so was ähnliches schon mal gehabt, das war auch ein Kia gewesen, daher wusste ich, was es etwa kosten darf. Tatsächlich sagte der Blechausbeuler was von 50.000 T, etwa 35 €, aber der Fahrer wollte 100.000 haben. Ich hätts ihm schon fast gegeben, kriegte dann aber mit, dass er gar keinen Führerschein hatte. Die Verhandlung nahm schließlich fast 2 Stunden unserer Zeit in Anspruch, wobei die Polizei vermittelte und ich am Ende 10.000 T mehr bezahlte als die Reparatur kostet. Der Fahrer hatte Glück, dass er keinen Strafzettel bekam; wahrscheinlich war der Polizist der Nachbar von Papa´s Freund. Wir hatten echt wieder mal Glück, weil auch gut hätte sein können, dass der Fahrer abstreitet, gefahren zu sein, und seinen älteren Bruder vorschiebt. Das haben Freunde von uns mal erlebt, was damit endete, dass sie den Schaden von dem, der in sie reingefahren ist und ihren eigenen haben bezahlen müssen (5.000€, wenn ich mich recht entsinne). Natürlich sind wir versichert, aber wie in D auch ist es ein Rechenspiel, wieviel man aus eigener Tasche bezahlt, weil sonst der Versicherungsbeitrag steigt.
Ist ja noch mal alles gut gegangen. Erwähnte ich schon, dass an unserm Truck nichts beschädigt war?
Ich hab vergessen zu berichten, dass wir die 3.-größte Höhle der Welt, die mit Booten zu besichtigen ist, in der Nähe Hamadans befuhren, was ich in Bildern nicht wiedergeben kann.
Dankenswerterweise gibt es in Iran kaum Ausländertourismus, was das Land zu einem der angenehmsten Reiseländer macht, die ich bisher kennenlernen durfte. Und weil so wenige Iraner reisen können/dürfen, sind sie so interessiert an allem, was von draußen kommt. Daher: die wirkliche Attraktion dieses Landes sind die Menschen. Dameshun garm!

Die Katze ist schuld.

Jetzt haben wir schon wieder einen kompletten Urlaub hinter uns; was können wir dafür, dass Iran ein Land ist, in dem eine Deutsche Schule es schwer hat, den Schulbetrieb an 189 Tagen im Jahr zu gewährleisten? Uns soll´s recht sein und damit die Kinder nicht Nichts lernen, brachte ich ihnen vor der Reise noch schnell das Autowaschen bei.
Da das Neue Jahr naht, stehen in allen Orten und öffentlichen Gebäuden Haftsin-Tische, auf denen die 7 (haft) S (im Uhrzeigersinn) aufgestellt sind: (Sib [=Apfel], Sumaq [=das Gewürz, das immer aufs Kabab kommt], Sir [=Knoblauch], Samanu [=ein Pudding], Senjed [=eine braune mehlige Beere] und Sekke [=Münzen]. In der Mitte ist Sabzi [=Grün] untergebracht. Der Qor´an, der oben zu sehen ist, darf keiner sein, weil nämlich das Neujahrsfest keinen islamischen Ursprung hat. Deshalb kommt ein Buch von Hafez, den sowieso jeder Perser zu Hause hat, mit drauf.Oft ist auch noch ein Spiegel mit dabei für das Reine, mit dem das neue Jahr beginnen soll.Eigentlich sind wir ja überhaupt nur nach Lorestan gefahren, um unsere Mülltonnenkatze in einer besseren Gegend unterzubringen. Die Trauer ist den Mädchen ins Gesicht geschrieben, aber eingesehen haben sie, dass es für die Katze besser ist, hier von einem liebeshungrigen Kater verfolgt zu werden, als in THR auf dem Balkon zu leben und nur von der Natur zu träumen. Sekke, so heisst der Kater, war sofort verliebt..
Wir hoffen nur, dass unsere Setareh nicht so bald auf einem Friedhof landet.Unser Auto ist es jedenfalls nicht – hat durchhgehalten. Ein kurzer Abriss der letzten 12 Tage:
am ersten Tag hatte der +-Pol mit der Karosserie Kontakt, weswegen es im Motorraum brannte. Komischerweise hatten wir gleichzeitig keinen Bremsdruck mehr und die Handbremse ließ sich nicht mehr lösen. Also machte ich das Kabel gleich ganz ab. Der Bremsdruck kam 10 km später von selbst wieder, bevor wir einen Mechaniker finden konnten.
Ein paarmal hatten wir Wasserverlust – ein Schlauch war am Ende etwas ausgefranst und musste gekürzt werden.
Der zerschmolzene Kabelschuh der Batterie verursachte später noch Probleme; bis ich ihn überhaupt entdeckte, dauerte einige vergebliche Startversuche.
Das vor Monaten in der Wüste aufgesackte Loch im rechten Vorderreifen wurde wieder durchlässig, weshalb wir einen Schlauch einlegen lassen mussten (der Schlauch war teuer – 10.000 T=7 €, die Montage billig – 1.000 T). Zum Glück passierte alles in der Nähe von Zivilisation.