Last Fun Rallye

Wir waren von Annette&Co und noch 2 Familien eingeladen worden, an der LastFunRallye durch die Gegend nördlich Tehrans teilzunehmen. Alles war schrecklich geheim, weil sie sich sowohl mit der Routenausarbeiung als auch mit dem Roadbook furchtbar viel Mühe gemacht hatten. Und es sollte bei dieser Schnitzeljagd ja keiner im Vorteil sein.

Also war ich bestrebt, das Auto noch schnell für die Strecke fit zu machen, was bedeutete, dass wir den Kühler reparieren mussten, und Mohammad war überzeugt davon, dass die Probleme mit dem ersten Gang von der Kupplungsscheibe herrühren, was bedeutet, dass wir den Motor schon wieder ausbauen mussten. Diesmal hatte ich noch Hilfe durch Alireza mitgebracht und es war zu dritt deutlich einfacher, den Klotz an die Luft zu bringen. Am Abend um 10 war die Arbeit getan, und hier muss ich ausnahmsweise Mohamad mal nicht loben, weil der Kupplungsausbau das Problem nicht gelöst hat. Es ist was am Schaltgestänge oder am Getriebe. Und um die Maß voll zu machen, baute er die Reibscheibe verkehrt herum ein, was dazu führte, dass wir den Motor noch mal rausheben mussten (natürlich nachdem er schon gelaufen hatte.) Und ich hab noch gefragt, bist du auch sicher, ob sie richtigrum ist?
Zum losfahren reichte die getane Arbeit jedenfalls.

Ausnahmsweise hat er noch einen weiteren Blazer im Hof stehen. Er sagte, der wär genauso wie meiner…

Hier sind die etwa 60 Ausländer (aus Norwegen, Portugal, England, Deutschland, der Schweiz und noch wo her), die mit 20 Autos den Norden THR´s unsicher machen sollten, die auf die Ausgabe der Roadbooks warten.
Noch vor der ersten Station mussten wir hier oben

unser Auto stehen lassen, weil der Kühler jetzt so viel Wasser ließ, als würde man den Wasserhahn aufdrehen. (Ich holte den Wagen abends wieder ab und brachte ihn wieder zur Werkstatt) Wir wurden daraufhin auf die anderen Fahrzeuge verteilt und hatten trotzdem noch unseren Spaß.
A. hatte sich so Dinge ausgedacht wie in der größten Mittagshitze ein trockenes Brötchen, ein Ei zu essen und einen aufgeschäumten warmen Softdrink mit 50cm-Strohhalm zu trinken. Natürlich auf Zeit. Oder mit ´ner Blindmachbrille durch Zuruf den Parcour um ein paar Hindernisse herum meistern.Oder ohne Arme ein Riesenstück Melone zu essen.

Oder Limonen aus dem Fluss fischen, die ein Stück weiter oben von einer Brücke ins Wasser geworfen wurden.

Die Gegend, durch die wir geleitet wurden, kannten wir nur von einer leichteren Strecke bereits. Wunderschöne Stellen, die man in kaum 60 km Entfernung von THR nicht erwarten würde. Dieser See versorgt THR unter anderen mit Trinkwasser.

Die fußballbegeisterten Iraner lieben vor allem Bayern Munich und Michael Ballack.

Und deutsche Lastwagen sowieso. Ich erinnere mich, dass der Kohlenhändler in meinem Heimatdorf Delve seinen Mercedes etwa vor 20 Jahren verkauft hat, da war das Ding schon über 20 Jahre alt. Die machen einen Krach!

Am Schluss der Reise gab es gutes Essen auf dem Gelände einer StatOil-Mitarbeiterin mit Familie. So ein Haus hab ich selbst hier nur auf dem Shah-Gelände gesehen.
Und die Kids hatten ihren Spaß im beheizten Pool (bei mehr als 30° C Lufttemperatur am Abend),

…bis die Siegerehrung stattfand. Die ersten drei Teams und das Letzte bekamen „große Geschenke, so Mittelmaßmenschen wie wir durften sich mit T-shirts zufriedengeben.
Vielen Dank für die Mühe, Annette und Konsorten, war echt schön gewesen.

Shomal I

Letztens im Bus hab ich mich mit einem Iraker unterhalten, der fragte, wo wir schon überall gewesen waren, und als er hörte, in Shomal (=Norden=nördlich des Alburz-Gebirges) wären wir noch nicht gewesen, sagte er, das wäre das Einzige, was sich in Iran wirklich zu sehen lohnt. Natürlich hatten alle möglichen Leute große Ohren gemacht, was der Ausländer mit dem anderen Ausländer da auf Farssi zu bereden haben, und er hatte sofort den ganzen Bus gegen sich: Bist du schon in Esfahan gewesen? Hast du Shiraz gesehen? Yazd ist herrlich! Iran hat so viel zu bieten!
Egal, er kriegte nur verbal Prügel. Wir wollten ja schon lange mal den den Norden besichtigen, allein uns fehlte bislang die Gelegenheit. Nun passte es, dass Jawad, den wir mal in einem Park kennengelernt hatten, mit uns in sein Ferienhaus in Shomal fahren konnte. Es ist nicht groß, er hat für die 80 qm etwa 20 km vom Strand entfernt 27 Mio. Tuman (20.000 Euro) bezahlt. Aber man kann dort das Wochenende oder auch länger ruhig verbringen.Auf dem Weg am Imamzadeh Hashem holten wir uns Suppe; die, die Steffi in der Hand hält, ist Ash Reshteh und besteht aus Nudeln, Kichererbsen, Kräutern und Kashk (so was ähnliches wie saurer Joghurt) und ordentlich Öl. Obwohl Nudeln drin sind, hassen unsere Kinder die Suppe. Ich wünschte, sie würden sie mögen, weil der Nährwert enorm ist.
Der Damavand war für uns das erste Mal von so nahem zu sehen, eine Rauchfahne zeigt entweder, dass es dort oben Wind gibt, oder dass er noch aktiv vulkanisiert.
Der Weg war immer knapp unter den Wolken durch und plötzlich innerhalb weniger Kilometer veränderte sich das Bild von graubraun zu GRÜN.
Und die Luftfeuchtigkeit ist verblüffend. Innerhalb kürzester Zeit haben die Kinder wieder Locken, die Eierpappen biegen sich, so dass 20 Eier den Bodenkontakt finden und man kriegt die Handtücher nicht innerhalb von 2 Stunden trocken.
Da wir um 6:00 in THR gestartet waren, waren wir schon etwa um 10:00 in Amol, wo wir 2 Nächte bleiben durften.Und dann endlich Meer, was vor allem den Kindern einen Heidenspaß machte. (Jetzt verstehe ich die Bedeutung von Heidenspaß erst richtig: Wer wegen der Spaßbremse Religion auf sein Vergnügen verzichten muss, kann ja nur Heide werden.) „Gottseidank“ gibt es Nischen, in denen man durchaus sein Glück finden kann.
Alles erinnert ein wenig an den deutschen Sozialismus.
Gleichberechtigung der Frau – bis ein Fisch anbeißt, dann kommt der Mann zu Hilfe.
Die Jungs im Bild links sind einfach nur Freunde – Homosexualität gibt es in diesem Lande nicht…
Die Kinder haben uns erlaubt, jedes Wochenende hierher zu fahren. Dafür ist die Tour über die Berge allerdings etwas zu anstrengend. Aber wir machen es sicher noch öfter.
Auf dem Rückweg gabs die ersten Erdbeeren zu kaufen – die Marmelade ist schon fertig.

Alamut II

In der letzten Zeit hat es relativ viel geregnet, und weil die Sonne trotzdem meistens scheint, ist die Umgebung von THR schön grün geworden. Ich hab mal irgendwo gehört, dass es in Iran eine größere Pflanzenvielfalt gibt als in ganz Europa.So war es noch vor etwa 3 Wochen, der alte Herr hatte sein Restaurant noch nicht für den Ansturm der Wochenendgäste bereit gemacht.Aber jetzt gibt es alles, was das Herz begehrt, um einen schönen Nachmittag in der Natur zu verleben. Manche Plätze, an denen man Mittag oder Abendessen zu sich nehmen kann, sind besonders schön gelegen, dieser Platz ist mehr für die Familie, die sich nichts zu sagen hat; unterhalten kann man sich hier nämlich nicht:Dies ist ein Teil der glücklichen Stadtkinder, aber richtig ausgelassen sind sie erst, wenn man sie in die Natur entlässt und sie matschen können, wie sie lustig sind.Wir fuhren diesmal mit kleiner Mannschaft (2 Autos, 13 Personen) nach Alamut, was wir zwar schon mal gesehen hatten, aber zu späterer Jahreszeit. Die B.`s hatten Besucher aus D, denen was geboten werden sollte. Es geht etwa 150 km nach Westen, und dann noch mal 70 km über mehrere Bergketten, bis man das alte sagenumwobene Fort erreicht, das zum beliebten Ausflugssziel geworden ist.
Impressionen vom Weg dorthin:Eine typische Dorfeinfahrt, hier mit einer besonders schönen modernen Moscheenkuppel:An einem Platz, wo die Hirten alle Schafe und Ziegen zusammengetrieben hatten, um sie zu melken, wurden grade frische Lämmer geboren. Besonders Solveigh war glücklich.Das Fort selber ist wenig fotogen, außerdem war vor knapp einem Jahr schon mal was darüber zu lesen (5. Juli 2009)
Auf dem Alamut-Felsen..…gibt es einen Deutschen Vermessungspunkt!
Neben diesem See (rechts oben) ist der Campingplatz, wo es eine Badestelle gibt, an der man nicht baden darf (worum sich kaum einer schert). Dort schlugen wir unsere Zelte auf; am nächsten Tag fand dort der Sportunterricht der Dorfschule statt.
Diese Kinder sind eigentlich afghanische Kinder, die von Amts wegen in Iran nicht unterrichtet werden dürfen. Der Lehrer war aber ein Fuchs und hat festgestellt, dass das ja gar keine Afghanis, sondern Nomaden sind, und er sie doch beschulen kann. Hier im Ort gibt es wohl in dem Alter noch keine Geschlechtertrennung.Das begeisterte Publikum, schier aus dem Häuschen.Und dies Bild nur noch als Ausgleich zu der ganzen grünen Soße:

Baustelle nebenan





Lang ist es her, dass ein Haus neben dem, in dem wir wohnen, stand. Eigentlich fingen sie schon etwa 1 Monat nach unserem Einzug an, das Nachbarhaus abzureissen. Die Lautstärke dabei ist auf den meisten Baustellen THR´s grausam, weil die LKWs nur nachts fahren können und dürfen. Da wollen wir eigentlich schlafen, aber wenn ein IPB 300 Stahlträger auf den Truck geworfen wird, schreckt man schon hoch

Und wer nachts viel arbeitet, hat tagsüber auch mal frei. Zum Glück ist es inzwischen recht warm geworden. 37° im Schatten ist nicht grade bewegungsfördernd.

Alles neu macht der ..

Wieder mal dürfen wir unsere Siebensachen zusammenpacken und umziehen.
Eigentlich ist es wie im Märchen: Weil die Baustelle nebenan (wie jede andere auch) hauptsächlich nachts betrieben wird, da nur dann Laster fahren dürfen, sind die Augen vor allem von Steffi immer umrandeter geworden. Unser Vermieter hatte uns schon gleich zu Beginn der Bauarbeiten angeboten, er hätte noch eine Wohnung, in die wir umziehen könnten. Bisher hatten wir davon Abstand genommen, weil wir hier ja nun grad zu Hause sind, aber jetzt war es doch Zeit, ihn mal anzurufen.
Das erste Haus wurde es dann zwar nicht, weil das verkauft werden soll, aber uns wird die Ehre zuteil, in den Complex, in dem seine gesamte Familie wohnt, ziehen zu dürfen. Glauben wir es erst, wenn es so weit ist – wir haben schon zu oft Überraschungen erlebt. Aber wenn die Wohnung für uns zurechtgemacht ist, haben wir mehr als genug Platz: 4 Zimmer auf 350 qm. Wir werden alle Inline-Skates brauchen…
Jedenfalls müssen die Schuhe sauber und in Ordnung sein. Das kann man an fast jeder Straßenecke erledigen lassen.

In der Zwischenzeit ist unser Büro umgezogen, auch auf etwa ca. 400 qm, der Eingang ist hier zu sehen. Selbst die Klotüren sind 2,40 hoch…
Betrachten wir mal die weniger reiche Seite dieser Stadt: hier sind die Maulbeeren reif geworden und wollen gepflückt werden. Bei A. sind wir schon lange eingeladen, aber wann sollten wir die Zeit finden? – Nach dem Flohmarkt in der Schule hatten wir einen Termin mit einem Autoverkäufer, weil wir doch ein besseres Auto möchten. Das war zwar auch 33 Jahre alt, und etwas besser, aber wer weiß es schon genau? Also waschen wir unsers, bringen es durch den „TÜV“ und irgendwann wird uns schon eine gute Alternative zulaufen.

Nach dem Besichtigungstermin nahmen wir uns die Zeit, in dem Garten von A.´s Familie zu rasten. Seine Mutter hat 9 Kinder, verheiratet, seit sie 9 Jahre alt ist, das erste Kind bekam sie mit 13. Ihre älteste Tochter wurde an den Mann gebracht, als diese 12 war, die jüngste mag gar nicht heiraten, obwohl sie fast 30 ist. So gesehen hat Iran sich schnell dem Westen angepasst.
Hier umarmt A.´s Mutter Steffi, der sie kurzerhand einen neuen Namen verpasste. „Ich kann deinen Namen nicht gut aussprechen, ich nenn dich jetzt Donya, in Ordnung?“ Was soll man da sagen? Donya heißt immerhin „Welt“…Garten ist für deutsche Verhältnisse eigentlich nicht das richtige Wort; es gibt kein Gras, nur Betonsteine und ein Beet, in dem ein Baum steht, der Maulbeeren trägt, die die Hände klebrig machen. Sehn aus wie Würmer, schmecken aber prima (etwas nach Stachelbeere, etwas nach Erdbeeren). Auf Persisch heißen sie Tut, Erdbeeren heißen Tut farangi, was „europäische Maulbeere“ bedeutet. Zum Glück lässt sich mein Name gut aussprechen, sonst würde ich jetzt vielleicht Tuti (Papagei) heißen…
Und ein rasch herbeigeholter Teppich macht es gemütlich.
Martjes Geburtstag fiel erstmal klein aus, vermutlich feiern wir in der neuen Wohnung noch mal richtig.Aber allen gefiel es prima, im Zelt zu schlafen: