Feierei

Morgen fangen die 3 magischen Tage an, während denen ganz China im Ausnahmezustand versinken soll. Am 1. Oktober ist Nationalfeiertag, der Tag, an dem 1949 die Volksrepublik ausgerufen wurde. Allüberall ist geflaggt und auch unser wachhabender Offizier hat eine neue Uniform bekommen. Mit Barrett statt weißer Schirmmütze. Mal sehen, was er morgen trägt.DSCF7874

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Da wird schnell noch Wäsche gewaschen… (Man kann oft Wäsche auf der Straße trocknen sehen. Würde in D jemand seine Unterhöschen am Straßenrand aufhängen?)D7K_6152

…der Schoßhund bekommt noch schnell was hübsches zum Anziehen…D7K_6194_1

Die Straße vor unserem Compound war seit unserem Einzug eine Baustelle. Gestern haben sie die ganze Nacht die Straße mit Schaufeln, Besen und Planierraupen bearbeitet. Heute Morgen sah alles schier aus und als wäre es schon immer so gewesen. Was dauert in Deutschland bloß immer so viel länger?L1056240

…und selbst die Ausländer machen sich mit einem 2-stündigen Friseurmarathon fit für die Feiertage.DSCF8295

Ebenfalls im Friseursalon:DSCF8296

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Aber auch beim Wischmopschwingen muss Zeit für ein Pläuschchen am mobile sein…L1056227_CF

Schöne Feiertage!

Unser Kram ist da!

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Nachdem wir die Spediteurin mehrfach angerufen haben, sind um 15:10 endlich unsere Kartons gekommen. In 12 min habe ich sie mit Hilfe der Kinder und den Packern nach oben geschafft, während Steffi schon anfängt, auszupacken. Nichts ist kaputt oder verloren gegangen, obwohl die meisten Kartons irgendwo wenigstens ein Loch hatten.DSCF8298

Nichts? Wirklich nichts? Eine Sache kam doch nicht mit, und hat im Vorwege die Anlieferung verzögert: Der Zoll hat einen Schul-Atlas nicht freigegeben. Wir mussten erlauben, dass dies Buch einbehalten wird, um überhaupt an unseren Kram zu kommen. Sonst hätten wir vorgestern schon beliefert werden können. Merkwürdig, da wir (für 3 Kinder) 3 Atlanten ins Gepäck gesteckt hatten. Der, den sie einbehalten haben, ist der älteste von ihnen. Ist dort die chinesische Grenze nicht richtig dargestellt? Oder zeigt das Bruttosozialprodukt einen von der ZK nicht genehmigten Wert an? Beim Auspacken stellt Steffi fest, dass alle Kartons, in denen Bücher enthalten sind, durchwühlt wurden und notdürftig wieder verschlossen wurden. Der Verdacht liegt nahe, die Zollbeamten müssten eine Sache einbehalten, um zu zeigen, dass sie gearbeitet haben und vielleicht um ihre Macht zu demonstrieren. Egal, der Verlust ist verschmerzbar. Immerhin hat jeder jetzt die Bücher, die im Unterricht gebraucht werden, und muss nicht mehr mit Kopien rumdoktern. Und die Ärgernisse , die ein Chinese über sich ergehen lassen muss, wenn er nach D reisen will und ein Visum braucht, sollen ungleich langwieriger und härter sein als das, was wir jetzt erleben mussten.

Endlich wieder von eigenem Besteck essen und mit Elektromixer Teig bereiten. Eigentlich hätten wir nichts wirklich gebraucht, aber der Kartoninhalt ist das entscheidende Bisschen, das das Leben angenehm macht. Überhaupt wissen wir wieder einmal, mit wie wenig Besitz wir auskommen und was wirklich wichtig ist. Wir wissen auch, dass selbst unser  Minimum für viele Menschen viel ist.

Morgen bauen wir das Trampolin auf dem Dachboden auf, mal sehen, ob es wirklich hinpasst.D7K_6231

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Zoll is auch nich so toll.

Gleich nachdem wir von der Klassenfahrt wieder in der Stadt sind, rufe ich David an, unseren Makler, den ich schon per eMail vorgewarnt habe, er möge mir bitte bei den Zollformalitäten helfen. Ich soll nämlich für die Unterschrift beim Zoll vor Ort sein. Unsere detaillierte Liste von Dingen, die in den Kartons sind, hatten wir bereits bei der Spedition mitsamt den Pässen abgegeben. Die hole ich also als erstes, treffe mich dann mit David, der als Mongole natürlich ganz anders heißt, und fahre zur Stelle, wo die Formulare ausgefüllt werden, die uns zum Empfang unserer Umzugskartons berechtigen sollen. Meine Liste zeigte, welche Dinge in welchem Karton sind. Jetzt wird umsortiert. Wir tragen alle Dinge ein, wie es verlangt wird: Küchensachen werden bei Küche zusammengefasst, Spiele bei Spielzeug, Badmintonschläger und Trampolin bei Sport etc. Am Ende jeder Rubrik wird ein Durchschnittswert ermittelt. Ja, sagen die Damen von der listeführenden Abteilung: „Das ergibt ja einen krummen Wert – 2,643874 € pro Sache – das kann nicht sein!“ Also verändern sie unsere Eintragungen nach ihrem Gefallen und zu unseren Gunsten, bis die Werte in ihr Schema passen. David und ich müssen uns das Lachen verkneifen, grinsen uns nur an und lassen sie machen. Als wir eine Stunde später mit dem fertig ausgefüllten Formular bei den Offizieren auf der anderen Seite des Raums aufkreuzen, trauen wir unseren Ohren nicht: „Du brauchst eine Arbeitsbescheinigung vom Arbeitgeber.“ Das ist die Schule. Als wenn Steffi ohne Arbeitsbescheinigung ein Arbeitsvisum bekommen hätte. Aber das wird nichts mehr bis zum Feierabend werden. Ah, die Frau arbeitet und hier ist ja auch was eingetragen. Dann muss ihr Name auf den Formularen stehen. Also alles noch mal. Fünf Minuten vor Feierabend um 16:20 ist alles eingetragen, aber den Schein bekommen wir trotzdem nicht, denn Steffi muss selber hier sein, um zu unterschreiben. Gibt´s doch gar nicht. Was hat eigentlich die Spedition in dieser Sache bisher getan?

Ich fahre entnervt mit den Papieren zur Spedition zurück, um die 3. Person, die unseren Fall inzwischen betreut, zu sprechen. In einer eMail hat sie sich mal für ihr schlechtes Englisch entschuldigt und ich hab zurückgeschrieben, so schlecht sei es doch gar nicht, weil ich nett sein wollte, aber ich hatte glatt gelogen. Gesprochen ist es sogar noch miserabler. Ein Kollege hilft, als ich lauter werde, um meinem Wunsch nach Unterstützung Ausdruck zu verleihen. Als er fragt: „Do you have a chinese friend?“ und damit meint, der könne morgen doch mit uns nochmal dort hinfahren, springe ich ihm fast ins Gesicht: „No, I want YOU to come with uns – what are we paying you for?“

Am nächsten Tag bekommt Steffi für diese Aktion früher Schluss. Der Zeitpunkt ist total ungünstig: Um 13:00 kommen die Kinder von der Klassenfahrt zurück. Zu dem Zeitpunkt werden wir schon vor dem Zollgebäude stehen. Wir glauben, es hat keiner userer Kinder einen Wohnungsschlüssel, so dass wir einen im Sekretariat deponieren und der Klassenlehrerin ausrichten lassen, sie solle die Kinder hochschicken, bevor sie nach Hause fahren. Um zwanzig nach eins bekomme ich einen Anruf vom einen Klassenlehrer, dass die Kinder mit dem ersten Bus ohne Klassenlehrer gefahren sind und an der Schule ohne Umweg direkt in den Schulbus, der sie nach Hause bringt, eingestiegen sind. Stehen also vermutlich vor verschlossenener Tür. Wir sind bei dem Verkehr eine Stunde von zu Hause weg. Ich setze mich in das Taxi, das uns hier her gebracht hat, nach fünf Minuten ruft Solveigh fröhlich an: „Hallo Papa! Wir sind zu Hause, wann kommst du?“ Dann kann ich jetzt wieder runterkühlen. Alles in Ordnung, ich kehre um, unterstütze Steffi seelisch und lasse die Kinder bei Eis und Fernsehen auf mich warten.

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Unsere Begleitung ist wirklich beflissen, aber sie ist erst seit zwei Monaten in der Firma, weshalb sie auch dauernd telefoniert. Jemanden anrufen, der sich damit auskennt. Steffi macht mich darauf aufmerksam: Wahrscheinlich telefonieren die Chinesen so viel, weil niemand weiß, wie man es denn nun macht. Eine berufsstandbezogene Ausbildung gibt es faktisch nicht, hat Miya ihr erzählt (wie bloß bei dem Englisch?), entweder man steigt in der Firma der Eltern mit ein oder findet eine Stelle, wo man alles mühsam lernen muss. Fleiß ist nicht das Problem, aber er verpufft bei vielen in blindem Aktionismus. Was einem kaum beigebracht wird, ist eigenständiges Denken. David ist da eine rühmliche Ausnahme. Aber vielleicht erwarte ich zuviel. Oder es fällt mehr auf, weil es so viele Menschen gibt?

Ein Ingenieur aus Deutschland, der in der Entwicklung bei einer dt. Autofirma ist, hat es uns mal so erklärt: „Wenn ein Deutscher einen Herstellungsprozess plant, dann zieht er sich zurück und entwickelt einen Weg, wie man es am besten oder effektivsten machen kann. Dieser Weg wird dann konsequent umgesetzt, auch wenn es einen anderen Weg geben sollte, was ja normal ist. Wenn ein Chinese einen Ablauf plant, denkt er sich auch eine Lösung aus, die zum Ergebnis führt. Er denkt aber ständig darüber nach, was man noch verändern könnte, selbst wenn die Variante schlechter funktioniert.“

Miya verheißt, dass am Sonntag oder Montag unsere Sachen geliefert werden können. Ich glaube es erst, wenn der erste Karton ausgeladen wird.

Goose and Duck Ranch

Ein paar Eindrücke von der Klassenfahrt von Steffi´s Klasse 3a, die eine Busfahrstunde von der Schule Peking entfernt in Sichtweite eines China-Mauer-Abschnittes liegt. Das Wetter ist herrlich, die Stimmung gut, und die Probleme mit dem Zoll kann ich auch von hier zu lösen versuchen. Morgen sind wir ja schon wieder zurück und dann geh ich persönlich zum Zoll und hol unsere Habseligkeiten da raus, jawoll!DSCF8068

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Immer dieser Stress!

Jetzt sind unsere Sachen in Peking am Flughafen, und einige Kartons sind aufgerissen angekommen. Ja, Steffi hat noch gesagt, am besten umwickeln wir jeden Karton mit dieser Folie, aber der Jochen wollte ja nicht hören und meinte, ordentlich Klebeband reicht schon. Ich weiß nicht, was die mit den Kartons angestellt haben, sehr klöterig waren die gar nicht.

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Jetzt will die von der Spedition doch tatsächlich noch eine detaillierte Liste, auf der steht, was alles in den Kartons drin ist: wieviel Paar Schuh in dem, wieviel Bücher in diesem, wieviel Kochtöpfe in jenem enthalten sind. Natürlich auf Englisch. Zum Kotzen! Na, ich saug mir jetzt was aus den Fingern und hoffe, es liegt nicht so weit daneben, wenn sie tatsächlich kontrollieren. Steffi hat zum Glück für uns eine etwas genauere Liste gemacht gehabt, an der ich mich orientieren kann. Aber nicht dass wir von der deutschen Spedition schon gehört hätten, dass wir hier gefragt werden würden, wieviel Hosen in welchem Karton reisen. Muss man alles erst mühsam leidvoll erfahren. Optimistischer Weise wird das schon was werden.

Unsere Kinder sind heute auf Klassenfahrt gefahren, die kommen Freitag hoffentlich glücklich wieder und finden die Kartons mit ihren Sachen zum Auspacken in ihren Zimmern stehen. Ich fahre mit Steffi´s Klasse als die männliche Begleitung mit. Wir freuen uns schon darauf, was von der Umgebung Pekings zu sehen, auch wenn wir nur 50 km oder so raus fahren.

Pässe sind zurück

Vier Wochen waren wir jetzt ohne Pass, am Freitag sind sie endlich von der Behörde zurück gekommen. Jetzt können wir unsere Kartons aus D losschicken lassen und mit viel Glück noch vor den Feiertagen in Empfang nehmen. Wenn nicht, dauert es noch mal eineinhalb Wochen, weil wir in der nächsten Woche auf Klassenfahrten sind. (Steffi hat mich als Betreuer für ihre dritte Klasse engagiert.)

Wie schon zwei Tage nach unserer Einreise musste ich zur Polizei, wo sich jeder Ausländer registrieren lassen muss. Dort bekommen wir einen kleinen Wisch, auf dem unsere Wohnung und die  Art des Visums eingetragen ist (Arbeitsvisa). Danach halten wir uns legal für die Dauer von einem Jahr in China auf. In einem Jahr müssen wir das Prozedere mit Gesundheitsprüfung und Gang zur Einwanderungsbehörde wiederholen. Nicht so schlimm, ich hab jemanden bei der Polizei getroffen, der sagte, er müsse sich alle 2 Monate melden.DSCF7225

Zur Feier des Tages gehen wir mit Martje Sushi essen. Dort läuft das Essen auf einem Laufband an uns vorbei, und man bezahlt am Ende für jeden genommenen Teller. Wir bezahlen etwa 10 € für drei volle Mägen.

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Zwei Tage später sind wir unsere Pässe schon wieder los: Die Spedition braucht sie für den Zoll, um unsere Gepäckstücke auszulösen. Eine Quittung und Kopien der Pässe haben wir wenigstens, denn wenn wir auf Klassenfahrt sind, müssen wir uns bei der Polizei am Ort der Unterkunft melden. Inzwischen freuen wir uns, mal aus der Stadt heraus zu kommen und etwas anderes als Millionenstadt zu sehen.

 

Spucker und Gourmets

Es ist doch komisch: Die Chinesen sind unglaublich auf Äußerlichkeiten aus, was ihr Zuhause angeht, alles soll möglichst keimfrei sein, schön und bei der Wahl ihrer Lebensmittel wird ein Eifer an den Tag gelegt, der seines Gleichen sucht.

Es muss ein Uniformierter vor dem Tore stehen, dann ist die chinesische Seele glücklich. Wir verstehen nicht, wie unser Soldat bei dem Job derart nett und freundlich bleiben kann. Es ist so sinnlos, dort zu stehen. Das Tor macht nämlich wieder jemand anderer auf. Aber wie sagt man so schön? Tatsache mit 4 Buchstaben: I-S-S-O!DSCF7923

Da ist übrigens aus Google maps mal ein Bild von unserem Building 1 und dem Dachboden. Das Viertelchen rechts oben, das um die Ecke geht, ist unser Pekinggarten. Dachterrasse

Es ist meistens schön ruhig dort oben, Straßenlärm ist als Rauschen zwar ständig zu vernehmen, aber lästig ist es nicht. Es gibt unangenehmere Straßengeräusche: An was weder die Kinder, noch weniger aber Steffi sich gewöhnen kann, sind die Geräusche beim Abhusten, die man ständig hört. Da wird hochgezogen, gehustet, geröchelt und schließlich gespuckt, dass es keine Freude ist. Steffi regt sich immer auf, woraufhin ich sage: „Das hat gar keinen Sinn, erstens versteht dich keiner, und zweitens versteht es auch keiner, selbst wenn sie es verstünden.“  Es ist nämlich egal, welche Altersstufe, welches Geschlecht, es machen alle. Die Älteren natürlich mehr, weil die Schleimproduktion größer ist. Vielleicht ist es sogar gesund, sein Rachensekret dauernd loszuwerden, aber eklig ist es schon. „Die sind da völlig hemmungslos!“ Aber die Straße ist des Chinesen Wohnzimmer, da kann er machen, was er will. Und ich auch.

Es kommt schon mal vor, dass genau da Reifen gewechselt werden, wo der Platten auftrat. Und wenn es an der Ampel ist. Die Heckklappe wird aufgemacht, ein paar Koffer als Warnrechteck hingestellt und dann wird der Wagen gehoben.  DSCF7776

Oben sieht es ganz gemütlich aus, aber unter dem Tisch knirschen die Füße über Erdnuss-Schalen und Hühnerknöchelchen. Es wird alles einfach fallen gelassen, schließlich sind überall orangebekittelte Müllfeger zu sehen, die den kleinsten Fitzel mit Dattelpalmbesen entsorgen.DSCF7916DSCF7917

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Nun gut, manchmal arbeiten sie auch nicht und schauen beim Spielen zu oder wagen selbst mal eine Karte.DSCF7985

Liebesäpfel, -weintrauben und -tomaten.DSCF7928

Letzte Woche war Smog. Wir trösten uns damit, dass irgendeine deutsche Firma (ich hörte Siemens) untersucht hat, wie der Lungenzustand vor und nach 3 Jahren Aufenthalt in Peking war: angeblich kein Unterschied. Mir haben auch schon mal die Augen getränt, aber ich kann bisher nicht beklagen, dass man den Dreck schmeckt. Vor einigen Jahren vor der Olympiade gab es nach Angaben von Alteingesessenen nur 2-3 Tage/Jahr, an denen man die umgebenden Berge sehen konnte. Wir hatten schon so oft Blick auf die Bergkämme, es mögen 8, 9 Tage gewesen sein. Also scheint die Luftverschmutzung insgesamt abzunehmen.

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Ob sie Stachel- oder Igelfrucht heißt – keine Ahnung. Das Stachelige drumherum ist hart wie Stein, innen ist eine furchtbar stinkende einen Kern umhüllende Fruchtmasse, die ganz anders schmeckt als der Gestank vermuten lässt.DSCF7982

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Hygiene wird in Peking groß geschrieben (Kloflausch zum Aufkleben):DSCF7992

Hier trainieren Kinder Fußball und feiern ihre Geburtstagsparties, wenn die Eltern es sich leisten können.DSCF7971

Und auch das ist Peking, unweit unserer Wohnung. DSCF7808

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Familienausflug:DSCF7972

Rein ins Gewühle!

Das durchgehend schöne Wetter der letzten Tage ist leider vorbei, trotzdem haben wir noch immer 25° bei gelegentlichem Frühnebel. Heute ist die Luft spürbar schlecht. Obwohl es in den letzten Tagen öfter so aussah, hatten wir nicht das Gefühl von belasteter Luft. Nur die Augen sind manchmal trocken, weil zu viel Staubteilchen in der Luft sind. Kann auch das Ozon sein.D7K_6079

Jetzt ist grad Gewitter und aller Schmutz wird morgen nicht mehr sein, wenn dann noch Sonnenschein dazukommt, kann es ein wunderbarer Tag werden.L1056170-001

Bald ist die Golden Week. Überall werden Lampions aufgehängt und Blumen aufgestellt. Um den 1. Oktober wird die Gründung der Volksrepublik gefeiert, und zwar so, dass mit vorn und hinten angehängten Tagen die Angestellten chinesischer Firmen eine Woche am Stück bezahlten Urlaub erhalten. Natürlich wird dann verreist, so hören wir sagen. In 2007 sind 120 Mio. Chinesen unterwegs gewesen, bei heutigem Reichtum dürften es eine Vielzahl werden. Wir bleiben in der Stadt und wollen mit Fahrrädern die hoffentlich autoarme Stadt erkunden. Dafür brauchen wir natürlich erstmal alle fahrbare Untersetzer. Mit Martje und Solveigh fahre ich zum Decathlon, und lasse zwei passende Räder fahrbereit montieren. Martje schicke ich mit dem Kollegen, der so nett war, uns dorthin mitzunehmen, nach Hause, während Solveigh und ich uns ins Getümmel des Feierabends stürzen und die 10 km nach Hause radeln.DSCF7890

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Ich hab schon mal zu Steffi gesagt, in diese fahrenden Gefängniszellen bekäme sie mich nicht hinein, aber bloß für die Erfahrung mache ich es vielleicht wirklich einmal. Wenn es schnell gehen muss und die Autostraße verstopft ist, eventuell. Bequem ist es sicher nur, wenn man alleine hinten drin sitzt, gemütlich vermutlich mit jemandem, den man sehr gerne hat.DSCF7900

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Wenn ein Bus an uns vorbei fährt und eine Haltestelle anfährt, macht der (oder die) mitfahrende Schaffner(in) mit einem rotweißen Stab oder einer roten Flagge darauf aufmerksam, dass sie gleich auf den Radweg fahren. Find ich gut.L1056162

Am Wegesrand:DSCF7839

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China Beijing is simply …DSCF7840

Alltag

Es lässt sich nicht sagen, dass wir eine Alltagsroutine entwickelt hätten. Wir entdecken noch jeden Tag Neues, und auch Jan Ingmar, Solveigh und Martje haben Gefallen daran, die Gegend zu erkunden. In der Schule sind sie komplett integriert und auf der Welcome-Party vom ersten Moment an verschwunden, bis wir sie zum Ende der Veranstaltung per Mobile zu uns rufen müssen. Für uns alle wird die Schule zum Dreh- und Angelpunkt werden, denn hier finden Chinesisch- und Sport-Kurse und Kulturveranstaltungen für alle Interessierten statt. Das Gelände sollte mal die Deutsche Botschaft beherbergen und bietet Botschaftsmitarbeitern im gelben Gebäude Wohnraum, weshalb es wie exterritoriales Gelände behandelt wird. Und man spürt eine herzliche Atmosphäre unter allen Mitarbeitern und Besuchern. Hier ist Klein-Deutschland, ein (vielleicht sogar heileres) Stück Heimat. Jan Ingmar sagt: „Die Schule ist geil. Man wird sofort nett aufgenommen.“Pano_DSP Willkommen

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Die Schule geht an zwei Tagen für sie bis um 15:35, an den anderen Tagen haben sie noch bis um 13:10. In der nächsten Woche starten die AG´s, dann haben unsere Kinder an den meisten Nachmittagen bis halb vier etwas vor, manchmal auch später. Besonders Sport hat ihnen bisher gefehlt, obwohl es Sportunterricht gibt. Hoffentlich kommt unser Trampolin bald, damit es auf dem Dach aufgebaut werden kann.D7K_5973_1

Recht oft nutzen wir den Pool, der im Nachbargebäude umsonst von uns mitbenutzt werden darf. Ich habe mir angewöhnt, auf dem Laufband im Fitness-Studio, wenn es geht, täglich 20-25 min geradeaus zu laufen. Ein Park in der Nähe ist leider nicht vorhanden. Fast alle Parks nehmen Eintritt. Es kostet jedoch nicht viel, und man kann Jahreskarten für 10 € oder so kaufen. Ich habe auch gehört, dass die Rasenflächen in der Regel nicht betreten werden dürfen, wenn aber doch, dann nicht zum Spielen. Die Wege sind alle gepflastert, in Teheran war es sehr ähnlich.

Mit den Kindern haben wir ausgemacht, dass wir abwechselnd chinesisch und europäisch essen, wegen der Kosten hoffe ich aber, dass sie sich an die chinesische Kost gewöhnen. Wir entdecken immer wieder Früchte, die wir noch nie gegessen haben, zum Beispiel eine Pflaumenart, die etwa wie Apfel schmeckt, oder Unbekanntes, das Fleisch, Tofu oder Pilz sein kann. Wann wird endlich die Neugier überwiegen statt „Mag ich nicht!“, ohne am Essen auch nur gerochen zu haben? Sicher sieht vieles nicht appetitlich aus für unsere Augen. Und Hühnerfüße werde ich auch nicht so bald essen. Oder (Schild-)Kröte, Raupen und Schlange.

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Chromblitzende Skulpturen

Wenn wir die östliche Welt durch die richtige Brille betrachten, ist alles bunt, glitzert und spiegelt. Man liebt hier chromblitzende Skulpturen, mehr noch, wenn sie auf Rädern unterwegs sind.L1055794

Matte Lacke sind auch in Europa durchaus üblich, aber einen Rangerover derart auffällig zu verunstalten, ist hier noch eine der leichtesten Übungen. Dieser steht bei uns auf dem Hof. DSCF7303

Noch schöner findet Der Chinese Glanz. Nur weil man es kann, muss man es doch nicht auch machen, oder? Wir stöhnen OM MANI PADME HOM! und denken uns unseren Teil.DSCF7507

Vor nicht allzu langer Zeit war China noch eine Radfahrnation, jetzt sind viele reich und wissen nicht, wohin mit ihrem Geld. Da bietet es sich an, in Äußerlichkeiten zu investieren und zu hoffen, Trends zu setzen, aufzufallen.DSCF7515

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Manchmal staunen wir und genießen doch heimlich, dass es so etwas gibt. (aus der Privatwohnung einer Kollegin Steffis)Pano_nanli2

Oder wir lachen uns wie diese chromeboys vor dem today art museum, auf das ich mich schon zu besuchen freue, scheckig über den  neumodischen Blödsinn.L1056049

Im Allgemeinen hat der Chinese nicht so viel Geld, um zu protzen und mir sind die Normalen ja eh viel lieber. Aber auch die sind gern mit Stil unterwegs.D7K_5968_1

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