Entschuldigung, dieser Bereich ist Privatatmosphäre.
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Archiv für den Monat: August 2014
Skateplatz gefunden
In der U-Bahn haben wir vor den Ferien mal einen erwachsenen Skater kennengelernt, der uns erzählte, in Beitucheng könne man am besten Skatebooard fahren. In der letzten für JanIngmar sonst langweiligen Woche haben wir Jungs uns mal auf den Weg gemacht, den heiligen Gral der Rollbretter zu finden. War gar nicht schwer, wir brauchten an der Zielmetrostation bloß einem anderen rollenden Knaben folgen.
Das Gelände ist südlich vom Olympiapark gelegen und es liegt genau in der Achse, die durch das Zentrum (Verbotene Stadt) führt.
Hier werden offensichtlich auch exzessiv mit diesen Spielzeuggewehren, die wir unseren Kindern nie erlaubt haben, Kämpfe ausgetragen; die zurückgebliebene Munition, die fugendeckend den Platz bedeckt, lassen darauf schließen. Tagsüber haben wir keine Ninjas gesehen.
Dafür aber Drachensteigenlasser.
Und dann kommen wir an die 400qm, die meinen Sohn brennend interessieren.
Es fehlt an nichts: Ein Wagen mit Würstchen und Getränken kommt vorbei, die schön glatten Steinplatten werden minutiös saubergefegt, damit niemand an einem Steinchen hängenbleibt und die Mitskater tun böse, sind aber total nett.
Gegen Abend kommen die Wagen mit Inlineskates und Rollschuhen, die für etwa 1€ pro Stunde zu mieten sind.
Wollen wir hoffen, dass JanIngmar von größeren Verletzungen verschont bleibt. Diese Studie im Stile van Gogh´s ist nur aus Jux und Dollerei entstanden:
Zwei Monate Stillstand is nich.
In der Ferienzeit mag man ja als Lehrer machen, was man will, aber in der Botschaftsschule wird trotz allem gearbeitet. Renovierungsarbeiten wie Böden schleifen und versiegeln gehören zu den üblichen Dingen, die am letzten Schultag begonnen werden und die Schule wie neu aussehen lassen. Letztes Jahr wurde in jedem Raum (jedem? wirklich jedem? Ein kleiner Raum widersetzt sich den Römern uswusf. – das ist das Büro von der Grundschulleiterin:)) eine außenluftunabhängige Filteranlage eingebaut. Dies Jahr hat man sich über die Außenanlagen hergemacht und den Sportplatz aufgeflitzt. Neuer Rasen aus Kunst und zwischen der vielfarbigen Grasfaser ist Gummisplitt eingearbeitet, so dass man wirklich denkt, man liefe auf einem kurzgeschorenen Golfplatzgrün.
Übrigens sind die Seen und Flüsse in und um Beijing wegen des geringen Niederschlags und der Hitze voller Blaualgen. Sind natürlich auch grün.
Ausflug zum Himmelsschwimmbad
Vor fast einer Woche sind wir in Beijing gelandet, kaum zu glauben. Wie immer gewöhnt man sich eine Stunde pro Tag um, bis man zeitlich in China angekommen ist. Steffi arbeitet schon seit Montag, aber heute am Donnerstag ist sie sozusagen zwangsbefreit. Die Schule macht einen Kollegiumsausflug und da ich in der Mittagsbetreuung beschäftigt bin, dürfen ich und die Kinder auch mit. Nur Martje ist nicht zum Mitkommen zu bewegen. Mit drei Schul-Bussen geht es in einer Stunde Fahrt nach TianChi, dem Himmels-Pool, wo wir erst eine zweistündige Wanderung über den Berg machen, um dann im nahgelegenen Restaurant uns den Magen vollzuschlagen. Die Wanderung geht wie üblich in China nicht über Stock und Stein, sondern über Treppen und gepflasterte oder betonierte Wege. Schön ist es trotzdem, aus dem wieder etwas smogbelasteten Beijing in die Natur zu kommen. Leider ist der Name irreführend, denn baden können wir nicht im Pool.
In der Nähe des Parkplatzes gibt es einen in den Berg gehauenen Stollen, der in den 50er Jahren angelegt wurde, um eine Radiostation der Revolutionäre zu beherbergen. Aufgrund der Feuchtigkeit im Berg ist das Propaganda-Plakat verlaufen.
Abschließend gibt es mehr zu essen als die Mägen fassen können. Wie üblich: erst kommt ein Gericht als Starter, diesmal sind es saure Erdnüsse, dann peu-a-peu alles andere, und weil keiner weiß, womit noch zu rechnen ist, sind alle schon satt, als die Hälfte auf dem Tisch ist. Man isst nur noch weiter, weil es so gut schmeckt.
Zum Schluss ein Gruppenfoto, auf dem nur der Fotograf nicht drauf ist. Sprich ich. Außer meinem neue Haarschnitt beim Parkfriseur gibt es auch nichts Neues zu sehen.
home sweet home
Zurück nach China zu kommen ist nicht einfach nach einem solchen Urlaub. Zu verlockend sind die Freuden des Sommers in Deutschland. Schließlich haben wir fast kein schlechtes Wetter gehabt. Segeln auf der Alster, Paddeln auf der Eider, Springen in den See, Einkaufen in den billigsten Supermärkten Europas, Gartenparties, Freunde treffen, alles ist/scheint unkompliziert und leicht zu erreichen (wenn du Geld hast und gesund bist). Der schönste Platz der Welt findet sich aber nach unserer Meinung zwischen den Landesgrenzen unseres Grundstücks.
In diesem Jahr tragen unsere Apfelbäumchen nach 8 Jahren zum ersten Mal, ein paar herabgefallene Äpfel können wir bereits verkosten, leider wissen auch die Würmer schon von dem Wohlgeschmack der Früchte. Nichts ist vollkommen, das Paradies gibt es nicht, es ist der Ort, den wir sehen werden, wenn wir tot sind. Aber wir können uns einreden, auch lebend schon nah dran zu sein.
Es nützt aber alles nichts, wir haben uns entschieden, in Chinesien zu leben, wie unser Nachbar sagt, und da müssen wir wieder hin, egal, wo es jetzt am schönsten ist.
In Helsinki auf dem Flughafen gibt es bereits Automaten, die Pässe lesen und uns aus der EU entlassen.
Im letzten Jahr war der Flieger voll mit Chinesen, die so aufgeregt waren, dass sie fröhlich schnatternd sich nicht auf die Plätze begaben. Der Pilot musste über die Intercom darauf hinweisen, dass er nicht fliegen könne, wenn nicht alle auf ihren Plätzen säßen. Dies Mal sind alle flugerfahren genug, um davon zu wissen.
Drei Filme, zwei Mahlzeiten und ein Nickerchen später landen wir im blauhimmeligen, 26° warmen Beijing, nach 45 Minuten haben wir unser Gepäck und eine halbe Stunde Taxifahrt später sind wir wieder in unserer picobello sauberen Dachgeschosswohnung. Fast hätte ich mich am Flughafen noch giftig gedacht, denn die Taxifahrer weigern sich, nicht mehr in den Kofferraum passendes Gepäck im Fond zu transportieren, so dass wir mit drei Taxen fahren müssen.
Dank Zhiyi leben unsere Pflanzen noch und die Schaben haben nicht die Oberhand über unsere Küche gewonnen. In 10 Tagen geht die Schule wieder los, Steffi wird leider kaum Zeit haben, die sie mit uns verbringen kann, denn sie muss den Schulbeginn vorbereiten.
Rucksack
Seit 24 Jahren habe ich das gleiche Rucksackmodell. Modell „Osorno“ von der Firma Fährmann. Ein Hauptfach, 3 Reißverschlussfächer außen, ein „heimliches“ innen und ein Plastikkarabiner für Schlüssel o.ä. ebenfalls innen. No frills, sagt der Anglizist.
Als der erste Rucksack nach 10 Jahren unansehnlich wurde, bestellte ich einen neuen. Der war im Detail verbessert. Aber nach weiteren 10 Jahren war der Reißverschluss schadhaft. Ich rief bei der Firma an, um zu fragen, ob sie den Osorno noch immer im Programm hätten und erklärte, warum ich einen neuen Rucksack bräuchte. Herr Unhold, der Chef der Firma sagte, warum willst du einen neuen, wir reparieren dir den alten. Ich schickte gleich beide ein, bestellte trotzdem einen neuen und bekam die beiden für 25 € repariert zurück.
Jetzt war das Rückenpolster vom neuen Rucksack abgeschubbert und hatte ein größeres Loch. Daher rief ich wieder an und bekam die Anweisung, 6 € in bar ins Paket zu legen, meine Adresse in eine Tasche des Rucksacks zu legen und alles einzuschicken. Nach knapp 3 Wochen bekam ich gestern auch diesen heil zurück, ohne weitere Kosten!
Ich weiß nicht, wie die Firma mit dieser Politik im Wettbewerb bestehen kann, denn das Sortiment ist nicht groß. Nicht einmal sonderlich teuer sind die Produkte. Aber wahrscheinlich ist es die Spezialisierung auf Bergrettungsgeschirre für Hunde und Spezialtaschen, die ihnen das Überleben sichert. Auch Fototaschen lässt Herr Unhold machen, aber mein Crumpler Messenger Boy könnte nicht besser sein.
Diese Fertigungsqualität und der Kundenservice atmen den Geist, für den Deutschland in der ganzen Welt berühmt geworden ist. Ich find´s super.
Ich kann nur empfehlen, sich den Fährmann-Katalog einmal anzusehen, wenn man einen Qualitätsrucksack braucht und nicht auf modischen Schnickschnack schaut. Sie stellen alles in allen Farben her, solange es sich um schwarz handelt (der Kinderrucksack ist die fast einzige Ausnahme).
Sanatorium
Deutschland ist schon schön. Aber am schönsten ist es zu Hause. Deswegen sitzen wir auch auf unserer Scholle und bewegen uns nur weg, wenn es sein muss. Steffi sagt, es sei wie im Sanatorium: Wir sitzen im Garten und machen gelegentlich Arztbesuche. Nichts Ernstes, die üblichen Routinechecks eben.
Das Wetter ist nicht immer so, wie man sich das im Urlaub wünscht, aber es ist wenigstens warm. Auf dem Tellingstedter Schwimmbadfestival, das der dortige Bademeister versucht jährlich auszurichten, konnten wir vor dem Auftritt von Knut Kiesewetter noch mal ins Wasser springen und mussten uns hinterher nicht abtrocknen.
Trotzdem wird die Wäsche auch draußen trocken.
Der Geburtstag unserer Zwillinge wird noch mal richtig gefeiert. Retro-Feier. So wie in der alten Zeit, mit Spielen und Kleingewinnen. Ist wohl das letzte Mal auf diese Art.
Drei Tage später ist Jan Ingmar mit seinen Freunden dran. Er lädt seine Kumpels in die Skatehalle in HH ein.
In unserer Straße kann man auch mal seine Picknickdecke ausbreiten, ohne gleich überfahren zu werden.
Manchmal gehen wir typisch deutsch essen:
Gelegentlich kommt mir Deutschland allerdings wie ein anderer Planet vor.
Sehr nett ist auch, manchmal zum Kinoabend eingeladen zu sein. Eine Freundin wohnt in einem Wohnprojekt in der Nähe, manche würden sagen „Kommune“. Da die Bewohner ein gemeinsam genutztes Haus für Treffen oder Besucher haben, kam anlässlich der Fußball-WM ein Beamer mit Lastwagenplane als Leinwand zum Inventar. Bei schönem Wetter wird das Gerät nach draußen geschafft und wenn es dunkel wird, werden die Liegestühle rausgeholt.
Hin und wieder zieht es uns nach Hamburg, die schönste Stadt der Welt.
Man sieht recht viele Bettler in der Innenstadt, aber dass jemand offen neben einem Polizeiauto um Geld für Marihuana bittet, konnte ich mir allenfalls noch in Holland vorstellen.