Blumenbouquet

Gestern fuhr ich mit dem Rad wieder mal zum Tian´AnMen-Platz, um an einem Fotoprojekt weiterzuarbeiten. An einer Kreuzung fiel mir auf, wie die Radfahrer daran gehindert werden, wildgeworden einfach loszufahren. Einerseits werden sie von Uniformierten mit Trillerpfeifen und Fahnen daran gehindert und zusätzlich sperrt man sie einfach mit einer Rollabsperrung ein.
Blumenbouquet Dongdan
Auch wenn das eigentlich meine Aufmerksamkeit erregte, war ja das Schauspiel dahinter viel interessanter: wie nämlich diese die Stadt verschönern sollenden Riesenensembles entstehen. Ein Trupp von Planern und Arbeitern war nämlich dabei, eine überdimensionierte Blumensteckerei fertig zu stellen.
Blumenbouquet Dongdan
Und weil selbst die einzelnen Blumen so schwer sind, werden sie mit einem Kran dort hoch befördert und dort gleich festgeschweißt. Wir haben nämlich in letzter Zeit manchmal reichlich Wind, so dass uns auf dem Dach sogar eine frisch gepflanzte Blume samt Wurzeln aus dem Topf über die Brüstung geweht wurde.
Blumenbouquet Dongdan
Ein Ministrauß steht brav Modell.
Blumenbouquet Dongdan
Blumenbouquet Dongdan
Die spinnen, die Chinesen.

Vietnam #1

Der diesjährige Osterurlaub führt uns nach Vietnam. Kaum 7 Stunden nach der Taxifahrt zum Flughafen landet man im dicksten Gewühle in Hanoi, der Hauptstadt Vietnams.
Hanoi
Helmpflicht wird in Vietnam groß geschrieben. Die Helme für Frauen haben übrigens Aussparungen an der Stelle, wo der Pferdeschwanz stören würde.
Verkehr Hanoi
Die Luft war übrigens nach den Messwerten nicht so viel besser als in Beijing, teilweise sogar schlechter. Da hat wohl jede Großstadt in Südostasien die gleichen Probleme. Gesichtsmasken sind schon fast etwas wie ein Modeschmuck
Hanoi
Hanoi

Es ist einigermaßen schwer, sich in Hanoi heimisch zu fühlen, obwohl wir im Hotel sehr herzlich empfangen wurden. Hanoi im relativ unerschlosseneren Norden des Landes gilt als weniger touristisch erschlossen als z. B. HoChiMinhCity (ehemals Saigon). Ich habe das Gefühl, in der 10-Mio-Metropole leben die Vietnamesen nur, um die Dinge, die Touristen so brauchen (oder glauben, brauchen zu müssen), bereitzustellen und die Kulisse für all die für westliche Augen ungewohnten Bilder zu liefern.
Dabei kann man schon beihnahe sicher sein, dass man der Markenpiraterie Vorschub leistet. Touring-Rucksäcke von TheNorthFace für 15 €, die in Deutschland 200 oder mehr kosten, CDs und Filme für unter 3 €, Rolex und Patek Philippe-Uhren für 20 €, es gibt nichts, was nicht kopiert werden könnte.
Hanoi
Manchmal wird deutlich, dass nicht ganz perfekt kopiert wurde, vielleicht um dem Piraterie-Vorwurf zu entgehen, vielleicht, weil man es nicht besser weiß.
Star-Warze:
Hanoi
Play with Fairies, Ride a Unicorn, Swim with Mermaids, Fly to the Moon. So sollte es wohl richtig heißen. Ich mag ja solche Foh-Pahs.
Hanoi

Genau so chaotisch wie der Verkehr ist die Kabelführung im Telekommunikationsbereich. Wir haben erst überlegt, ob jeder von uns eine vietnamesische SIM-Karte braucht, dann allerdings keine gekauft und auch nicht vermisst, da man in der ganzen Stadt Zugriff auf irgendein WiFi (dt. WLAN) hat. Manchmal kann man sich offen einwählen, oder man holt sich das Passwort vom nächstgelegenen CaPhe (Cafè).
Hanoi

Die Kinder werden schon früh an die Motorisierung herangeführt. Es geht auch gar nicht anders, denn Kinderwagen sind für den Transport der Kleinen denkbar ungünstig. Fahrzeuge sind überall. Vor allem auf den Gehsteigen. In den Parks mietet man für den Nachwuchs e-Autos, die von den hinter ihnen laufenden Eltern per Fernbedienung gesteuert werden.
Hanoi
Hanoi
Man wird trotzdem nicht umgefahren, wenn man nur ein bisschen aufpasst.
Hanoi
Wir haben mit Solveigh den Test gemacht (Rabenvater! Nur für die Fotos die Tochter aufs Spiel gesetzt.)
Verkehr in Hanoi
Hanoi
Hanoi´s Innenstadt ist so dicht bevölkert, dass die Leute teilweise (laut Reiseführer von Herrn Lohse) in Schichten schlafen müssen. Die Grundstückspreise sollen an die von NewYork heran reichen.
Hanoi
Für Steffi war es manchmal etwas eng und die Lautstärke der meist benzingetriebenen Scooter zu viel, ich konnte mich ganz gut damit arrangieren. Es gibt zum Glück überall Cafès, in denen man einen der leckeren CaPheSua (Wie Espresso mit süßer Kondensmilch) bekommt. Fast schon ein Dessert ist der EggCoffee:
Eierkaffee

Fortsetzung folgt..

Vietnam #0

Während Martje, die gerade 18 geworden ist, nach Deutschland fliegt, um die ersten 2 Wochen ihres Lebens in Selbstbestimmung zu verbringen, machen wir uns einige Stunden später auf nach Vietnam, wo wir vor 2 Jahren schon mal waren.
Da Steffi schon mal Tapeziermesser und Scheren in den Sicherheitsbereich von Flughäfen gebracht hat, fragt Solveigh lieber noch mal nach, ob sie denn alle spitzen Gegenstände in den Koffer getan oder zu Hause gelassen hat. Beim Securitycheck wird ausgerechnet bei ihr meine 50 Jahre alte Schere im Rucksack im Federmäppchen ausgemacht. Gefunden hatte sie sie nur noch nicht. Steffi ist schon durch die Kontrolle hindurch und wartet auf uns anderen. Als die total unfreundliche chinesische Durchsucherin zum Röntgengerät zurückschaut, steckt Steffi die Schere kurzentschlossen und cool wie ein Eisklotz ein.
Schere
Die Sicherheitsfrau wird noch hektischer und unfreundlicher, als sie nichts findet, schickt Steffi weg – und gibt schließlich entnervt auf. Hurrah!
Da wir einen Anschlussflug von Guangzhou haben, wird uns das Problem noch einmal beschäftigen. Wir überlegen, was zu tun ist: Schnell zur Flughafenpost und ein Päckchen an uns in Beijing schicken. Ob dafür Zeit ist? Oder jemanden finden, der nach Beijing zurück fliegt und dem die Schere mitgeben, aber wie? Schließlich fällt uns ein, dass wir beim Umsteigen in den internationalen Flughafenteil uns noch mal zum Check-In begeben können und eins unserer Handgepäcke aufgeben können. So machen wir es schließlich und haben die Schere gerettet. Beim Rückflug kommt sie aber gleich in den Koffer!

Leihfahrrad #1

Seit ein paar Monaten werden sie immer zahlreicher. Es fing mit drei silbern-orangenen Rädern an, die wir im September auf dem Gehsteig stehen sahen. Einrohr-Design, ohne Kette (Kardanantrieb) und Vollgummireifenreifen ohne Luft, dafür aber mit Löchern. Auf dem Rahmen stand Mobike.
Durchlöcherte Reifen
Das Prinzip: Jeder kann sich, nachdem er sich bei der betreffenden Firma registriert hat und ein Pfand hinterlassen hat, was natürlich über WeChatPay oder AliPay bezahlt wird, ein Fahrrad ausleihen. Die Smartphone-App starten, den QR-Code auf dem Fahrrad abfotografieren und schon schnappt das Schloss auf. Pro Stunde kostet es 1 Yuan, etwa 15 Cent.
Mo-Bike
Leihfahrräder
Graffiti
XP2J7639
Leihfahrrad BJ
Kurze Zeit später gab es das gleiche in Gelb (ofo), jetzt in Blau (bluegogo), selbst grüne Leihfahrräder habe ich jetzt schon gesehen. Die grünen sind aber nicht so zahlreich und lediglich mit chinesischen Schriftzeichen versehen. Inzwischen sind auch Dunkelgrüne und Blaugelbe zu finden.
Blofo
Leihfahrrad
Der öffentliche Personen-Nah-Verkehr hatte schon seit Jahren Stationen mit roten Leihfahrrädern am Start, die man mit der U-Bahn-Karte ausleihen kann, die sind aber inzwischen etwas in die Jahre gekommen und werrden etwas vernachlässigt.
Das alte Leihfahrrad
Hinter Mobike steht wohl die Firma, die wechat auf das Smartphone bringt, ofo soll von Xiaomi finanziert sein. Beide Firmen, die hauptsächlich in Mobilfunk Geld verdienen.
Bei ofo bin ich selber und meine Kinder auch angemeldet. Es ist wirklich einfach, an ein Fahrrad zu kommen. Gut, etwas Hilfe von Chinesen hatten wir nötig.
Ich hab jetzt gelesen, dass nur Bluegogo innerhalb eines Monats 70.000 Fahrräder auf die Straßen gebracht hat. Pro Tag erwirtschaften die Räder jedes etwa 1 €. Ab 3 Monaten sollen sie sich amortisiert haben.
Leihfahrräder
Leihfahrräder
Und jetzt ist die ganze Stadt voll davon. Es ist, als wenn der Himmel seine Schleusen öffnete und überall Fahrräder fallen ließe. Es müssen hunderttausende sein. Eigentlich benutzt niemand mehr sein eigenes Rad. In den anderen Städten in China muss es ähnlich aussehen.
Mobike
Ofo
Mobike
Ofo
Man kann nicht mal mehr irgendwas fotografieren, ohne dass ein Leihfahrrad mit im Bild ist.
Leihfahrräder
Das Tolle ist, dass jetzt das zwischenzeitlich verpönte Radfahren wieder in der Gunst der Chinesen gestiegen ist. Nur wer ein Auto hat, galt auch was. Jetzt ist es hip, mit dem Smartphone über ein Fahrrad gebeugt zu stehen, eine Nummer zu tippen oder besser noch zu scannen und danach davon zu radeln. Mir kommt es so vor, als wenn die Leihfahrräder auch etwas zur Abkehr vom Konsumdenken beitragen würden.
ofo-bike
Der unangenehme Effekt der neuen Nine Million Bicycles ist, dass die Dinger die Fußwege verstopfen und ich habe gehört, dass in Shanghai die Fahrräder wieder aus dem Stadtbild entfernt werden, weil die Gehsteige nicht mehr begangen werden können. Außerdem fahren jetzt Leute auf den Straßen, die bisher kein Rad besessen haben und deshalb auch nicht gut fahren können. Für Touristen ist das natürlich super, weil Beijing eine Stadt ist, die sich mit dem Rad wunderbar entdecken lässt.
Ich habe mich schon öfter über chinesische Radfahrer lustig gemacht, die so langsam fahren, dass sie fast umfallen – neuerdings könnte ich noch öfter meckern. Mach ich aber nicht, weil die meisten so einen Spaß am Radfahren haben, dass ich mich einfach mitfreuen muss.
verbotener-Platz