Ein ganz besonderes Chinese New Year

Dieses Jahr ist das Mondfest wieder was ganz besonderes. Feuerwerk darf in Peking ja schon lange nicht mehr in die Luft geschossen werden, obwohl ich vorgestern Nacht ein paar Böller gehört habe. Aber das kann der Wind auch von weit hergetragen haben. Diesmal könnte man es auch das Maskenfest nennen, denn ich sehe draußen und drinnen, wo viele Menschen zusammenkommen, nur ganz wenige ohne Maske gehen. Ich bin heute auch schon von Leuten angesprochen worden, ich trüge gar keine Maske, was denn los sein?
Ich bin noch nicht hysterisch genug, möchte ich antworten, wenn ich denn die chinesischen Worte dafür hätte. Ich halte mich an die Aussagen der deutschen Nachrichten, die sagen, es sei nicht sehr gefährlich. Außerdem mag ich es nicht, eine Maske zu tragen.
Ein neuer Trend, der auch zu der Hysterie passt, ist das Einschweißen von Lebensmitteln. Am Fleischstand mag es ja noch sinnvoll sein, bei Gemüse bin ich nicht so sicher. Dabei sind wir gerade dabei, die Verwendung von Plastiktüten auf das absolut notwendige Maß zu reduzieren. Wird wieder schwerer.
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Einer konnte entwischen:
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Andere Supermärkte, die vorher zur Selbstbedienung waren, sind jetzt auf Glastheke umgestellt worden und man kommt nur noch an die Ware, wenn man sich in die Schlange stellt und das Gewünschte ordert.
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Schöne neue Welt.

Der Schuster macht um diese Zeit immer Urlaub.
Der Schuster macht Urlaub

Der Eingang zur WangFuJing, dem Einkaufsboulevard Pekings. Tote Hose würde ich sagen.
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DongZhiMen an der U-Bahn-Station. Als bedeutender Verkehrsknotenpunkt sieht er ziemlich verwaist aus. Ab und zu fährt mal ein Auto.
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Geschmückt ist überall schön. Durch den leichten Smog kommt das Rot besonders gut zur Geltung.
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Die NanLuoGuXiang quillt normalerweise auch nur so über von Menschen.
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Der HouHai-See ist auch nicht zum Eisvergnügen freigegeben. Das war vorgestern noch anders.
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Auch in den Hutongs ist nicht viel los.
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Hier kann man sehen, was mit Verkehrssündern gemacht wird: Die Nummernschilder werden reihum als abschreckendes Beispiel auf LED-Tafeln angezeigt. Immerhin sind es keine abgeschlagenen Köpfe auf Fahnenmasten. Das Virus macht dem Staat natürlich einen gehörigen Strich durch die Rechnung: alle tragen Masken, also sind die Gesichtserkennungskameras zur Zeit wertlos.
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Ich bin heute auch noch zum Verbotenen Platz gefahren. Das Parlament liegt auf der Westseite.
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Ah, Peking ist doch nicht von der Grünen Wolke heimgesucht worden.
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Das TianAnMen und die Verbotene Stadt und auch einige Mauerabschnitte sind für Touristen geschlossen.
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Grounded – Hausarrest

Dieser blöde Corona-Virus. Da will man mal im ruhigen Peking ein paar schöne Tage verbringen, denn nur an Chinese New Year ist es hier so schön menschenleer, da kommt diese Krankheit aus Wuhan um die Ecke.
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Wir sind zwar nicht in Quarantäne so wie die inzwischen über 60 Millionen Menschen in der Provins Hubei, aber es fühlt sich ein bisschen so an. Es geht fast kein Mensch mehr ohne Maske aus dem Haus. Tempelmärkte sind abgesagt. Museen geschlossen. Wir können froh sein, dass noch Geschäfte des täglichen Bedarfs offen sind. Hausarrest im Paradies.
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Seit der Virus nach Silvester ausbrach, sind wir wenig beunruhigt gewesen, denn allein in Deutschland sterben an der Grippekrankheit jedes Jahr 20.000 Menschen. Aktuell sind es in China knapp 50, die durch Corona den Tod gefunden haben. Aber China ist insofern natürlich besonders, weil so viele Menschen auf einem Fleck leben. Die Reiselust der Chinesen ist auch ein Problem. Die chinesischen Behörden reagierten gegenüber 2002 mit dem SARS-Virus rasend schnell und wie in den Nachrichten zu lesen ist, bauen sie bereits das 2. Krankenhaus in der Rekordzeit von 14 Tagen.

Die Verwandte eines Kollegen von Steffi arbeitet in Wuhan in dem Krankenhaus, in dem die meisten Infizierte behandelt werden. Als das Virus bekannt wurde, verließen alle Ayis, die Reinigungskräfte und sonstigen Helfer ihren Arbeitsplatz. Seitdem müssen die Verwaltungsmitarbeiter im Krankenhaus wohnen und dort auch Dienst am Patienten tun.

Die Chinesen haben eigentlich Glück, dass gerade nationale Feiertage sind. Das ganze Land ist sowieso im Ausnahmezustand und die wenigsten müssen arbeiten. Aber in 10 Tagen ist der Zustand wieder vorbei – was dann? Die Krankheit ist dann bestimmt noch nicht besiegt.
Ich selber leide abkliingend seit unserem Myanmar-Urlaub an einer Erkältung und muss noch oft husten. Auch mein Sohn quält sich noch etwas damit. In der Öffentlichkeit trauen wir uns schon nicht mehr, uns zu räuspern, damit wir nicht von maskierten Gesichtern böse angeschaut werden.
Wir können nur hoffen, dass das Virus möglichst schnell ausgerottet wird, selbst wenn wir nicht in Gefahr sind, daran zu erkranken.

Meine Besten von 2019 auf Film

Wer mich kennt, weiß, dass ich gelegentlich (viel zu selten) auf Film fotografiere. Zum Glück gibt es in Peking einen kleinen Laden, in dem ich meine Farb- und SW-Filme abgeben kann und sie entwickelt und gescannt nach ein paar Tagen wiederbekomme. Ist mit ca. 5 Euro pro Film einiges günstiger als in Deutschland.
Ich zeig jetzt meine liebsten Fotos mal monatsweise.
Januar:
Ich war im Winter auf dem zur Zeit leider zur Baustelle gewordenen LiangMaHe-Kanal regelmäßig zum Schlittschuhlaufen. Nach einigen Tagen wurde ich schon immer gefragt, wo ich denn am Tag vorher gewesen sei, als ich nicht da war.
(Das erinnert mich daran, dass das Wetter das wieder zulässt und ich mal wieder im Schrank nach den Schlittschuhen suchen muss.)
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Nikon FM2 mit 28mm/2.8 auf Fujifilm C200

Februar:
Das war im Markt, wo wir immer Gemüse und Obst einkaufen. Es war aber nicht der Honigstand, an dem ich Winnie Pooh getroffen habe.
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Leica M4 mit Zeiss Biogon 35mm/2.0 auf Fujifilm C200

März:
Die Auslagen der Konditoreien sehen immer ganz toll und lecker aus. Leider schmecken die wunderschön zurechtgemachten Torten nicht so gut.
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Leica M4 mit Zeiss Biogon 35mm/2.0 auf Kodak TMax100

April:
Dies Bild ist zwar alles andere als scharf und auch nicht richtig belichtet, aber ich finde, als Bild einer Teezeremonie kommt es ganz gut rüber.Ich hatte den Fehler gemacht, die Klappe der Leica nicht zu schließen und machte die ersten drei Bilder mit Lichteinfall von der Seite. Passiert mir nicht wieder. Oder vielleicht sollte es?
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Leica M4 mit Zeiss Biogon 35mm/2.0 auf Fujifilm C200

Mai:
Ich weiß nicht, ob das wirklich im Mai war, aber zumindest waren noch keine Ferien, denn so müde sind die Schüler dann nicht.
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Leica M4 mit Zeiss Biogon 35mm/2.0 auf Fujifilm C200

Juni:
Neuerdings gibt es Hüte, an denen Ohren dran sind, die man mit Blasebälgen aufrichten kann. Am Himmelstempelpark.
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Leica M4 mit Zeiss Planar 50mm/2.0 auf Fomapan100

Juli:
Das Bild hier hab ich nicht selbst gemacht, aber den Apparat eingestellt und Niklas den Auslöser gezeigt. Auf dem Deich der Krückaumündung.
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Leica M4 mit Zeiss Planar 50mm/2.0 auf Fujifilm C200

August:
Wenn Frauen oder Männer Hand in Hand oder Arm in Arm durch die Straßen laufen, heißt das nicht, dass sie lesbisch oder schwul sind.
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Leica M4 mit Zeiss Biogon 35mm/2.0 auf Fujifilm C200

September:
Im Lama Tempel gibt es einen Thron mit Wachsfigur, an dessen Ausgang ein Spiegel hängt. Wahrscheinlich wehrt er böse Geister ab.
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Leica M4 mit Zeiss Biogon 35mm/2.0 auf Fomapan100

Oktober:
Bei einer unserer Wanderungen waren wir an einem See zum Baden, als diese Ziegenherde vorbeikam.
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YashicaMat124G auf Kodak Ektar100

November:
Als ich mit nach Japan durfte und in Tokyo herumgewandert bin.
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Leica M4 mit Minolta M-Rokkor 40mm/2.0 auf Kodak TriX400

Dezember:
In Bago/Myanmar bei der größten Pagode des Landes. Die Schatten sind für SW gut, aber eigentlich ist das ein Land für Farbfilme.
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Leica M4 mit mit Minolta M-Rokkor 40mm/2.0 auf Fomapan

In diesem Jahr will ich noch mehr auf Film fotografieren, weil es einfach mehr Spaß macht. Die Bilder werden vielleicht nicht so gut, aber manchmal ist das auch egal. Was zählt, ist die Erinnerung an den Moment.

Myanmar 2.0 #1, Müll und Gold

Dieses Land lässt uns nicht los: Myanmar ist magisch.
Dieses Mal ist es ein Urlaub zur Familienzusammenführung, diesmal sind wir sogar zu sechst, weil Martje´s Freund Mo dabei ist.
Wir treffen uns in Yangon, wo wir wieder im selben Sky View Hotel wie im letzten Jahr 2 Nächte bleiben.
Am nächsten Tag wollen wir noch mal mit der Circle Line fahren, leider hat die Bahn den Betrieb eingestellt. So können wir nur eine Stunde in Richtung Westen fahren und dann wieder zurück. Auf der Fahrt lernen wir Htoo Htoo kennen, der ein ausgezeichnetes Englisch spricht und seit 3 Jahren als Reiseleiter arbeitet. Hier ist er auf Facebook zu finden.
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Auf dem Bahnhof kann jeder sein Telefon laden. Seit 5 Jahren gibt es bezahlbares mobiles Internet und selbst Mönche laufen damit herum. Ich hab aber keine Bettler mit Smartphone gesehen. Das Bezahlen per Telefon ist hier auch noch nicht wirklich eingeführt.
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Am folgenden Morgen stehen wir schon um 4 Uhr auf, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf der Shwedagon-Pagode sein zu können.
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Es ist ruhig und noch leer, erst langsam füllt sich der Platz um die Hauptpagode mit Menschen, die das Morgengebet sprechen wollen.
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Pano Shwedagon

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Am Abend gehen wir auf den Nachtmarkt an der Pagode, wo Karussels und Wurfbuden auf Kunden warten. Auch Mönche sind ganz versessen darauf, etwas zu gewinnen.
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Auch wenn die Stadt sich an Stellen modern gibt und man die meisten Dinge des täglichen Bedarfs bekommt, ist es keine weit entwickelte Stadt. Besonders abends sieht man in den Abwasserkanälen überall Ratten und Kakerlaken. Die Leute schmeißen ihren Dreck aber leider auch alle einfach auf die Straße. Die Regierung versucht mit Plakatwerbung das Bewusstsein zu schärfen, aber bis das wirklich greift, dauert es bestimmt noch ewig. Es gibt eine Müllabfuhr, aber die Straßenränder sind trotzdem voller Abfälle.
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Das Erbe der Kolonialzeit ist downtown noch besonders gut zu spüren.
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Das religiöse Leben ist wie selbstverständlich in den Tagesablauf integriert. Mönche und Nonnen laufen von Geschäft zu Geschäft, um Reis und Geld zu erbetteln. Opfergaben liegen auf den Gehsteigen und fast jeder Baum, der etwas besonders aussieht, hat einen Minialtar.
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Manche sind sogar golden angemalt. Die spinnen, die Burmesen.
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Fahrräder haben in der Regel kein Licht. Wozu auch, wenn man mit Buddha fährt?
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