32 Buchstaben und 12 Zahlen

Langsam muss ich ja mal was über die persische Schrift schreiben, und inzwischen kann ich es auch. Die meisten Zeichen auf den Straßen sind zwar 2-sprachig beschriftet, aber wenn man eine kleine Gasse sucht, ist man auf Schriftkenntnisse angewiesen (allerdings schnall ich auch ab, wenn es sich um Schreibschrift handelt).

Also, mit den Zahlen geht es jetzt erstmal los: Es sind nur 12 Zeichen, die man sich merken muss, und zwei davon kennen wir schon: 1 und 9 sind fast identisch, die Null ist nur ein Punkt, sehr einfach zu merken.Zwei und drei merk ich mir, indem ich den Kopf nach schräg rechts halte, die 5 ist mir sowieso die Liebste und Sieben ist wie ein Sieb und die 8 klingt wie Dach. 4 und 6 sind wirklich schwer, weil die auch noch in je 2 Arten vorkommen. Da hilft keine Eselsbrücke, nur Lernen.
Buchstaben:
Es gibt 10 Grundformen von Buchstaben, die jeweils mit Punkten oben oder unten versehen werden und damit ihren Laut ändern. 7 weitere bleiben für sich. Aber fast alle kommen noch jeweils in 3 weiteren Formen vor, je nachdem, ob man den Buchstaben vorn, in der Mitte oder am Ende des Wortes findet. Sind zusammen schlapp 100 Zeichen, die man sich merken muss.
Schwierig wird es, wenn man ein Wort sucht, oder schreiben möchte, das man gehört hat. Da es h, t und gh jeweils in 2, z in 3 und s in 4 varianten gibt, dauert das Suchen im Wörterbuch manchmal recht lange. Wenn oben ein Punkt drauf ist, ist es meistens ein z.
Ach ja, Vokale werden zwar gesprochen, aber nicht geschrieben.. (außer o und i), das heißt, man muss das Wort eigentlich kennen, um es sprechen zu können. Nach Gefühl liege ich zumindest bei 50% richtig.
Lesen kann ich ja nun ganz leidlich, aber Verkehrsschilder im fahrenden Auto überfordern mich auch noch oft. Das Dumme ist, auch wenn ich´s lesen kann, weiß ich noch lange nicht, was es bedeutet.
JanIngmar und Solveigh sind in Deutschschreiben wahrscheinlich nach einem halben Jahr weiter als ich in Farsi.

Selbstverständlich werden Zahlen und Buchstaben in unterschiedliche Richtungen geschrieben, also die Zahlen wie in Europa auch von links nach rechts, die Buchstaben aber von rechts nach links. Bücher fangen natürlich auch auf der andern Seite an.

Kalligraphie ist ein ganz großes Thema in Iran, fast in jeder Wohnung hängen kunstvoll gestaltete Gebete an den Wänden (in den Moscheen ja sowieso). Das schönste Beispiel ist auf den Moscheendächern. Die Geschichte dazu:
Vor etwa 1200 Jahren war eine große Schlacht, die die Perser verloren, und als alle auf dem Schlachtfeld dürstend vergingen, raffte sich einer auf (Sohn von Imam Hossein), der zum Fluss lief und seinen Kollegen mit bloßen Händen Wasser brachte, bis die Feinde ihn schnappten und die Hände zur Strafe abschlugen. Sein Name war Abul Fazl und JaAbulFazl! ist heute noch ein Ausspruch wie bei uns Oh Gott!
Deshalb gibt es die Hand auf vielen Moscheendächern, und zufällig sieht es mit etwas Fantasie genau so aus wie das Wort Allah in schön geschrieben.Andersrum sind die iranischen Perser mit der westlichen Schrift nicht so vertraut:

Dieser Flyer bewirbt kein Hutgeschäft, sondern ein Kebab-Bringedienst. Solche Druckfehler sieht man eigentlich an jeder Straßenecke. Iran hat nun mal nicht viele Ausländer aus dem Westen.

Unsere Freunde R. und M. haben für jeden von uns noch in D einen Stempel anfertigen lassen, auf dem unsere Namen zu lesen sind. Eigentlich wollten sie uns Türschilder machen lassen, aber Mahmood, unser Persischlehrer in HH, der ihnen die Buchstaben vorschrieb, meinte, das würds hier nicht geben. Nun haben wir beides. Vielen Dank an euch 3!
Tatsache ist aber, dass es Türschilder nicht gibt. Allenfalls steht eine Nummer auf dem Klingelschild draußen an der Haustür.
Unsere Hausnummer hat sich (neben der Klingelschild-Nummer) auch geändert, wie übrigens in fast ganz THR. Von Nummer 2 auf 44. Das erfuhren wir von dem Menschen, der unseren ADSL-Anschluss installierte, er kam nämlich zu spät, weil er unser Haus nicht gefunden hatte.
Meinem Chef hatten sie den Büro-Telefonanschluss gesperrt, weil die Hausnummer sich auch änderte, die Telefonrechnung daher nicht zugestellt wurde und folglich auch nicht bezahlt werden konnte…
Hier sieht man, dass das Nummernändern nicht zum ersten Mal vorkam. Man kann auch nur am Alter des Schildes feststellen, welche Nummer die neueste ist. Die alten werden nicht abgemacht, damit man das Haus besser beschreiben kann: „Hausnummer 25, vorher 10, davor 15“ gibt es sicher auch in THR nicht so oft.

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