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Blutspenden

Letzten Mittwoch waren Freund Daniel und ich mal wieder in der Nachbarschaft zu Fuß unterwegs. Am Verkehrsknotenpunkt DongZhiMen, wo Bus, U-Bahnen, Airport-Express-Bahn und Straßen zusammenlaufen, saßen wir mit unserem Mc-Donalds-Eis auf einem Paar Granitpoller. Direkt daneben lärmte ein Lautsprecher vom Roten Kreuz Beijing. An vielen Stellen in der Stadt kann man in speziell ausgestatteten Wohnwagen Blut spenden. Hier steht auch regelmäßig so ein Ding. Ich hab kein Bild von außen gemacht, daher hier eines vom Blutspendebus am Lama Temple. Mir scheint, dies ist eine andere Firma, denn das Comicmännchen ist ein anderes.
Give blood

Wir wollten mal sehen, wie so ein Bus von innen aussieht, daher sind wir rein und sahen uns mit der Frage konfrontiert, ob wir Blut spenden wollten. Ja klar wollten wir. Wir hatten gegessen und getrunken, ein Bild unseres Passes im Smartphone dabei. Leider stellte sich im Lauf des Papierkrieges heraus, dass ich schon zu alt zum Spenden bin. Die Grenze ist in China 55 Jahre.:-((
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An diesem Bus ist links und rechts noch so eine Art Alkoven angebaut, so dass der Innenraum ziemlich groß ist.
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Das Blutabzapfen ging Ruck-Zuck. Nach 20 Minuten konnten wir wieder gehen, mit Gesichtsmasken und Getränken reich beschenkt.
Schade, dass mir die Spende nicht erlaubt war, ich hätte gerne auch mein Karma aktiv verbessert. So konnte ich wenigstens etwas helfen und den leicht geschwächten Daniel nach Hause begleiten. Und vielleicht habe ich ja jemanden auf die Idee gebracht? Blut wird immer wieder gebraucht.

Wanderung in FengHuangLing

Mann, hab ich Muskelkater! Wir wurden vorige Woche von unserer Freundin Jing gefragt, ob wir mit in die Berge zum Wandern kommen würden. FengHuangLingPark in ChangPing, was noch zu Peking gehört. Die Fahrt dahin dauert auch ohne Stau fast 1,5 Stunden.
(Wir wollen ja schließlich Peking nicht verlassen, weil wir danach für inzwischen drei Wochen in Quarantäne müssten. Letzte Woche ist nämlich in Chaoyang einer aufgetaucht, der nach 16 Tagen Corona aufwies. Also muss jetzt jeder, der von außerhalb kommt, für 3 Wochen zu Hause oder im Hotel bleiben. Und da regen sich die Deutschen auf, weil sie sich eingeschränkt fühlen mit ihren Kitas und Parkregeln.)
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Also klar doch wandern wir mit! Jing war meine Chinesischlehrerin für zwei Jahre. Das Tolle ist, sie fordert einen immer mit kleinen Aufgaben heraus. Wir hatten kleine Gedichte auswendig gelernt, Briefe an Freunde auf Chinesisch geschrieben oder kurze Gespräche mit anderen Kursteilnehmern geführt.
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Beim Wandern ist das Reden auf Chinesisch ja nicht so wichtig, aber sie hatte eine Freundin mitgebracht, die Deutsch lernt und so hatten wir doch eine kleine Unterrichtseinheit.

Es ist ein Park, in dem wir uns bis um 5:00 bewegten, keine freie Wildnis. Auch wenn manche Schilder anderes behaupten.
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In den unteren Parkabschnitten sind Spieltische am Wegesrand verteilt, an denen man Schach, Go oder wie hier Multiplikation spielen kann.
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Die Sicht ist so, dass man in der Ferne Beijings Hochhäuser im CBD gut sehen kann.
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Schilder im Park sind zum großen Teil auf Chinglisch geschrieben. Wahrscheinlich benutzen die Verantwortlichen einfach eine Übersetzungs-App und dann wird das geschrieben, ohne noch mal jemanden zu fragen, der die Sprache von Kindheit an spricht.
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Macht ja auch nichts, man versteht ja, was gemeint ist. Diese Steine haben sich jedenfalls nicht bewegt, so lange wir auch kuckten.
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Als wir den höchsten Gipfel erreicht hatten, machten wir auf der dahinter liegenden Wiese Picknick und anschließend 20 min. Mittagsschlaf.
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Dies ist das Wahrzeichen des Parks. Einige Bauwerke im Park sind aus der Yuan-Dynastie, aus dem 13. Jahrhundert.
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Diese Mülleimer sind nicht so alt. Dafür bringen sie mit Sicherheit dem Müllentsorger Glück, denn die 8 ist die Glückszahl. Ich hab auch was eingeworfen.
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Hat schon geholfen.
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Um raus zu kommen, klettern wir einfach über die Absperrung, denn wir sind halb aus Versehen in den „wilden“ Teil des Parks gelangt.
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Hier am Ausgang haben wir den größten Gingko meines Lebens gesehen. Toller Baum.
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Ich hoffe, es ergeht ihm nicht so bald wie diesem Exemplar.
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Teilerledigt.

Hurra! In der letzten Woche haben unsere Zwillinge ihre schriftlichen Abiturprüfungen gehabt.
Sie sind natürlich total erleichtert. Dieses Hin und Her, bis klar war, dass und wo die Prüfungen stattfinden, war schon nervenaufreibend. Dabei sind sie ja nicht nur von den Zuständen in Deutschland abhängig gewesen, sondern vor allem davon, ob die Prüfungen für ihre Klassenkameraden in Peking stattfinden. Nach zähen Verhandlungen und schweren sicherheitstechnischen Auflagen von Bezirksregierung und Gesundheits- und Erziehungsbehörde durfte schließlich die Prüfung durchgeführt werden und damit auch die in Deutschland befindlichen AbiturientInnen antreten.
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Die Kids wurden alle nach Marne eingeladen. Dort gibt es das Europa-Gymnasium, dessen Schulleiter sich bereit erklärte, die Konditionen zu schaffen, unter denen die Tests abgenomen werden dürfen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) überwacht die Gleichbehandlung der Prüflinge. In China wurde zuerst geschrieben, ab 10:00 Ortszeit. Um 14:00 Peking-Zeit fingen unsere Kids dann mit den Prüfungen um 8:00 Ortszeit Marne an. Es muss ja schließlich sichergestellt werden, dass keine Aufgaben oder gar Lösungen in ihre Hände und Gehirne gelangen.
Untergebracht waren sie in einem Hotel, das auch eine Sondergenehmigung der KMK sehen wollte, sonst hätten sie sie nicht dort übernachten lassen gedurft.
Zum Glück fuhren Züge und sie konnten die letzten Kilometer vom Bahnhof freundlicherweise abgeholt werden.
Es tut uns Eltern natürlich leid, dass wir nur mit Mutmacherei und Geld Hilfestellung geben können. Aber in diesem Schuljahr wird das nichts mehr mit der Einreise unserer Jüngsten.
Im Mai kommen noch die mündlichen Prüfungen und dann sind sie frei von Schule.

Alltag weit weg

Jetzt wisst ihr auch in Deutschland, wie es uns vor 2 Monaten in China ergangen ist. Jetzt würden wir ja gerne sagen, dass in 2 Monaten das Leben wieder zur Normalität zurückkehrt. Aber das können wir nicht bestätigen. Ja, es ist in Peking etwas normaler geworden, aber von einem normalen Alltag sind wir weit entfernt.
Ich mein, wir gehen shoppen, essen in Restaurants, gehen auch mal einen Cocktail trinken, machen Ferien, weil jetzt Osterferien sind.
Die Spargelzeit ist auch in China angebrochen, wobei weißer Spargel ein seltenes Gemüse ist.
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Noch immer wird man überall am Eingang auf Fieber überprüft, hier in Sanlitun beim Eingang ins sogenannte Village.
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An vielen Stellen muss man auch eine App bemühen, um zu beweisen, dass man bereits 14 Tage in Beijing ist und nicht aus dem gefährlichen Europa kommt.
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Maskenpflicht ist überall auf den Straßen, ob es nun Sinn macht oder nicht. Viele Menschen haben auch Staubmasken für die Augen auf.
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Desinfektionsmittel wird viel versprüht.
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In den Parks achtet man auf Abstand.
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Die Blüten an den Bäumen und Büschen werden zu Stars, wie jedes Jahr.
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Kinder dürfen lange noch nicht auf die begehrten Spielplätze.
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Im IKEA-Restaurant bekommt man noch nichts zu essen. Üblicherweise findet man hier sonntags kaum einen Sitzplatz.
IKEA-Restaurant

2020 ist auch nicht mehr das, was es mal werden sollte.
2020

Es ist zum Köpfe in den Sand stecken.
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…gebucht…gecancelt…gebucht…gecancelt…

Die Chinesen nehmen es immer erstaunlich genau und haben eine metergenaue Vorstellung davon, wo es lang gehen soll.
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Daher haben sie auch angesichts der Entwicklung in Europa beschlossen, dass sie ihre neu gewonnene Position in Sachen Corona nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollen. Ich nehme an, daher ist es nur noch einem zu 75 % besetztes Flugzeug pro Fluggesellschaft pro Land pro Woche erlaubt, in ihr Land zu fliegen. Außerdem darf niemand, der kein besonderes Visum in seinem Pass kleben hat, einreisen. Leider trifft das auch auf unsere Kinder, die noch ihr Abitur schreiben sollen, zu. Daher ist auch der letzte Flug, den wir gebucht hatten, nicht in der Lage, sie uns aus Deutschland wiederzubringen.
Air China bleibt also am Boden:
air china am boden

Ganz kurz den Ablauf unserer Odyssee der letzten Tage: Nachdem die Rückkehrflüge, die sie hatten, weniger als 24 h vor Abflug abgesagt wurden, haben wir zwei Flüge über TaiPei (Taiwan) für den 26.3. gebucht. Am 24. kam die Mitteilung, dass Taiwan keine Transitreisenden mehr durch ihr Land reisen lässt. Also wurden auch diese Flüge gecancelt. Mit Hilfe der Schulverwaltung fanden wir noch zwei Direktflüge von Frankfurt nach Peking für den 30.3.
Am 26. kam dann die Richtlinie der chin. Regierung heraus, die ich eingangs beschrieben habe. Also musste auch dieser Flug aufgegeben werden. Eine Anfrage im Konsulat in Hamburg ergab, dass sie auch kein anderes Visum ausstellen werden. Damit ist das Vorhaben, dass unsere Kinder in Peking die schriftlichen Abiprüfungen schreiben werden, gestorben. Zur Zeit wird von vielen Menschen an einer Lösung für eine Prüfung in D gearbeitet. Scheißcorona.
Was sich das Schicksal dabei wohl gedacht hat? Zu irgend etwas wird es ja wohl gut sein?!
Immerhin: Heute haben wir im Chaoyang-Pak gefühlt, dass das Leben in Peking sich langsam normalisiert.
frisbee

Ohne Masken geht es allerdings nicht.
drachen

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Wir können jedenfalls froh und glücklich sein, dass sie gesund, in unserem Haus in Sicherheit und in der Nähe ihrer großen fürsorgenden Schwester und ihrer Großeltern sind. Das Wetter in Deutschlands Norden wird auch gerade endlich besser.

Schutz

Wir sind hier in Peking voll in der Zwickmühle: einerseits hören wir die Aussagen dieser ganzen Experten (eigentlich nur Christian Drosten), andererseits leben wir in der Welt, in der wir leben (Appartment, nähere Umgebung, Schule)
Uns ist klar und einleuchtend, dass es nicht viel bringt, eine Maske zu tragen, wenn man nicht selber erkrankt ist. (Drosten) Trotzdem kommen wir nicht drumherum. Alle machen es, also müssen wir mitmachen. Steffi hatte in Iran schon die Erfahrung gemacht, ohne Hejab aus dem Haus gegangen zu sein; sie kam aber schnell wieder zurück, weil die Leute sie entgeistert angestarrt haben, so dass sie wussste, irgendwas ist nicht richtig.
Hier in China geht es uns jetzt genauso. Wer keine Maske trägt, macht es nicht richtig.
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Die Chinesen nehmen weiterhin die Sache sehr ernst. Auf dem Gehsteig weichen mir Leute schon von Ferne aus, was laut Experten die Verbreitung des Virus deutlich minimieren soll.
Ich höre, dass in Deutschland die Menschen um 20 Uhr auf den Balkonen stehen und denen applaudieren, die ihre Arbeit zur Versorgung der Bevölkerung machen. Geklatscht wird zwar nicht, aber die Menschen sind sich schon bewusst, dass es Helden gibt. Wird mit Hilfe von etwas Propaganda ins Licht des Bewusstseins gerückt.
Doctors

Im Carrefour, dem Supermarché um die Ecke ist gerade Corona-Woche. Mit 12 Kuai die Flasche wird die Palette noch einige Zeit stehen. Ich hörte, dass der Verkauf schleppend läuft.
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Auch wenn heute noch mal Regen und unter 12 Grad Lufttemperatur herrschte, ist der Frühling nicht mehr weit. Die gefütterten Mäntel können sich schon manchmal ausruhen.
Coats

Am Wochenende war sogar schon T-Shirt-Wetter und wir konnten einen Ausflug zur Verbotenen Stadt machen. Die ist natürlich noch immer geschlossen. Social Distancing ist hier keine Schwierigkeit. Der Platz am Tor des Himmlischen Friedens war ebenfalls leergefegt.
SQ TianAnMen

GuangChang

Dies ist die Zeit, in der jeder etwas lernen kann, was er/sie schon immer mal lernen wollte. Die Sportart Ringen ist jetzt vielleicht keine gute Idee, aber alles, was man alleine machen kann (Instrument spielen oder ein Computer-Programm beherrschen). Bei mir ist es Video-Editing für den Online-Unterricht meiner Frau.

Reiseunsicherheit

Jetzt könnt ihr auch in Deutschland verstehen, was uns schon seit mehr als 2 Monaten beschäftigt und wie mit der Situation umgegangen wird.
Wir konnten zwar immer irgendwo ein Restaurant finden, in dem man essen kann, und jetzt öffenen langsam mehr. Aber wir haben den skurrilen Fall, dass man in den meisten Lokalen nur alleine an einem Tisch sitzen darf. Da nützt es auch nichts, wenn man sagt, man würde das Bett miteinander teilen…
Wir sind nicht eingesperrt, dürfen uns weitgehend frei bewegen, aber es macht keinen richtigen Spaß. Es gab schon Tage, an denen ich keine Lust hatte, die Wohnung zu verlassen. Dabei ist gerade die Situation auf den Straßen interessant. So war Beijing noch nie zu sehen. Aber – KEiNE Lust!
Vor 3 Tagen war ich dann doch unterwegs und mit meinem Freund Daniel auf dem Verbotenen Platz. Touristen verschlägt es kaum noch dorthin. So waren diesmal auch noch weniger Personen zu sehen als beim letzten Mal vor 2 Wochen. Genaugenommen waren mehr Polizisten als Touris zu sehen. Wir wurden mehrmals angesprochen, wie lange wir schon in Peking seien und mussten per App nachweisen, dass wir schon länger als 2 Wochen die Stadt nicht verlassen hatten.
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Die unterirdischen Verbindungsgänge zwischen Platz und Tian´AnMen sind wie leergefegt. Wir witzelten, dass bestimmt jemand in einer Videoüberwachungszentrale sitzt und uns mit Kameras folgt. Mindestens ein neuer Follower!
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Immerhin, es gibt Besucher am Tian´AnMen!
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Das ist der Tourismus in Beijing am QianMen:
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Das Nationalmuseum:
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Was uns natürlich viel mehr beschäftigt als die chinesischen Sehenswürdigkeiten ist unsere Familie.
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Unsere Kinder sind seit gut 5 Wochen in Deutschland und wohnen in unserem Haus bei Martje in ihrer WG. Das ist für alle bestimmt eine große Belastung. Eigentlich sollten sie nur 3 Wochen wegbleiben, aber da sich abzeichnete, dass die Situation in Beijing sich nicht verbessert, hatten wir die Möglichkeit des Umbuchens genutzt und 3 Wochen verlängert. Das war im Nachhinein nicht besonders schlau, denn jetzt sind nahezu alle Flüge von Hamburg gestrichen und ich hörte, dass nach Stuttgart auch Hamburg und München bald geschlossen werden.
Hätte-hätte Fahrradkette!

Wir hatten schon erst überlegt, dass die beiden, die Mitte April das Abitur schreiben sollen, in Deutschland bleiben sollen. Sie könnten dann in Köln in der Behörde die Prüfung machen. Leider weiß man noch nicht mal, ob diese Möglichkeit bis dahin noch besteht. Immerhin sind Schulen und Unis jetzt auch in D geschlossen.
Eine letzte Möglichkeit hat sich gestern aufgetan mit einem Flug von Frankfurt über Taipeh nach Peking am nächsten Donnestag. Mit etwas über 1000€ p.P. war er sogar noch halbwegs bezahlbar. Es gab an den anderen Tagen nur welche für 2400 bis 2800 €!
Es werden zwar alle Flüge nach Peking auf die Umgebungsflughäfen umgeleitet, dort die Gesundheitsuntersuchungen gemacht und bei negativem Befund die Passagiere auf speziell ausgestattete Hotels für die 14-tägige Quarantäne verteilt. Das wollen wir natürlich vermeiden, daher versuchen wir gerade, die Kids in unsere Wohnung zu bekommen. Hier haben sie ihre gewohnte Umgebung, können sich beschäftigen und auch mal an die frische Luft.
Ob das klappt, wissen wir nicht, aber man hört, dass es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt. Unsere Vermieter und das Hausmanagement haben zugestimmt, auch das noch wichtigere Nachbarschaftskomittee hat grünes Licht gegeben, jetzt müssen nur noch die Behörden am Flughafen zustimmen. Das wird aber erst bei Einreise entschieden.
Wir Eltern müssen dann natürlich unser Appartment verlassen und ins Hotel ziehen, denn sonst sitzen wir auch 14 Tage in der Wohnung fest. So kann ich als Essenbeschaffer tätig sein und sie sind nicht auf Essenkuriere angewiesen. Und Steffi muss schließlich arbeiten, noch dazu wesentlich mehr als sonst.

Der schlimmste anzunehmende Fall ist, dass die Kinder gar nicht nach Frankfurt kommen, weil kein Zug in Deutschland mehr fährt. Ob man dann noch Auto fahren kann?

Aber all das haben wir jetzt einmal durchdacht und weil wir bisher immer Glück hatten, werden wir auch diesmal nicht vom Schicksal enttäuscht werden.
Drückt uns die Daumen, dass die Familienzusammenführung klappen wird!

…und danach die ganze Welt

Jetzt ist die Grippe auch in dem Rest der Welt angekommen und in China sieht man zum Glück ein Abflachen der Krankheitskurve. Leider ist die Hysterie deswegen nicht zum Stillstand gekommen. Beinahe das Gegenteil ist der Fall. Jeder trägt auf der Straße eine Maske. Ich könnte fast das Rauchen wieder anfangen, nur damit ich das Ding mal ruhigen Gewissens abnehmen könnte.
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Der Zugang zu unserem Compound ist wie zu den meisten anderen auch, und das gilt in den Hutongs für ganze Straßenzüge, nur noch mit personalisierten Ausweisen möglich. Bei jedem Eintritt wird Fieber gemessen und jeder muss die Karte vorzeigen. Das gilt auch, wenn man nur mal zum Eierholen gegangen ist und vor 10 Minuten das Prozedere durchlaufen hat. Was können wir machen? Kannst du machen nix.
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Seit 2 Tagen ist eine neue Richtlinie raus, die uns auch schwer betreffen wird. Unsere Kinder sind ja noch 10 Tage in Deutschland und kommen dann zurück. Darauf haben wir uns schon lange gefreut, leider wird für das Wiedersehen noch mehr Zeit ins Land gehen. Denn nachdem es für Reisende aus bestimmten Ländern Ausnahmen geben sollte, sind neuerdings alle Ankömmlinge in China verpflichtet, zwei Wochen in Quarantäne zu gehen. Für unsere Beiden heißt das, dass sie nicht mal zum Müll runterbringen das Haus verlassen dürfen. Jemand vom Management wird das Essen bringen und den Müll abholen.
Dort oben werden sie 14 Tage ihres Lebens im Elfenbeinturm verbringen:
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Das bedeutet aber auch, dass wir Eltern weder zu Hause mit ihnen in einer Wohnung sein noch sie bei der Einreise sehen dürfen. Wie wir das logistisch bewerkstelligen, wissen wir noch gar nicht. Wahrscheinlich werden wir beide in ein Hotel umziehen und die Kids ziehen in die Wohnung, nachdem wir ausgezogen sind. Das hätte den Vorteil, dass ich alles das einkaufen kann, was die Beiden essen mögen. Ich liefere es dann am Tor unten ab und jemand vom Management bringt es an die Tür, klopft und verschwindet schleunigst wieder.
Diese Art der Sonderbehandlung wäre in Deutschland gar nicht möglich, fällt mir ein, weil diese abriegelbaren Wohngebiete so gar nicht vorhanden sind. Man muss wahrscheinlich ganze Stadtviertel und Dörfer dicht machen, wobei mir schleierhaft ist, woher die ganzen Leute kommen sollen, die die Überwachung übernehmen. Nicht mein Problem zum Glück.

Die Paketdienste sind zur Zeit die einzige Branche, die zu tun hat, und das nicht zu knapp. Jeder bestellt alles. Erstens haben die Leute zu viel Zeit und sind in der nutzlosen Zeit in den Onlineshops unterwegs, zweitens mag ja kaum noch einer rausgehen. Wasser, Klopapier, Gemüse, Fleisch, Küchengeräte werden geliefert. Weil kaum Restaurants aufhaben, kocht man wieder selber.
Pakete werden einfach auf der Straße sortiert und verteilt. Da auch die Boten nicht mehr in die Compounds kommen, gibt es an jeder Fiebermess-Station auch ein Regal, in dem das Bestellte aufbewahrt wird, bis der Besteller es abholt.
Pakete

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pakete und sessel

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Auch Pause muss mal sein.
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Autos werden bei der Einfahrt nicht nur desinfiziert, sondern auch auf illegal einreisende blinde Passagiere überprüft.
Desinfektion

Kofferraumkontrolle

Ich finde, gemessen an der kaum besser werdenden Situation sind die Menschen recht gefasst. Die zentral verwalteten Heizungen sollen eine weitere Woche angeschaltet bleiben, weil alte Menschen am gefährdetsten sind und sich ja nicht erkälten sollen. Auch chinesische Kinder gehen noch lange nicht wieder zur Schule. Immerhin beschäftigen die Eltern sich wesentlich mehr mit ihren Zöglingen. Sonst sind ja eher die Großeltern mit den lieben Kleinen beschäftigt. Da haben wir doch mal einen positiven Aspekt des ganzen Schlamassels.
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Die deutsche Schule übrigens schlägt sich ganz wacker mit Unterricht online. Per OneDrive von Microsoft und Cisco WebEx sowie WeChat und einem eigenen System der DSP gibt es reichlich Kanäle, über die die Schüler mit ihren Lehrern verbunden sind und Hausaufgaben und andere Unterrichtsersatzleistungen austauschen. Anfangs stöhnten die Schüler und Eltern sehr über die überreichlichen Aufgaben, aber inzwischen hat sich das Pensum eingepegelt. Immerhin ist es das erste Mal im deutschen Schulwesen, dass Schüler, Eltern und Lehrer vor einer solchen Aufgabe stehen. Es werden Videos gemacht, Hausaufgaben abfotografiert, Videokonferenzen anberaumt, so wie man es aus Sciencefiction-Filmen kennt und vieles mehr. Auch ich habe meine Turn-AG schon online abgehalten und vorgeturnt, während die Kids auf der anderen Seite brav mitgemacht haben. Ich fand es allerdings ungewohnt und da selbst in China die Internetleitung nicht immer für Videokonferenzen von 30 Kindern geeignet ist, habe ich das wieder aufgegeben. Also hab ich auch ein Video gemacht. Wen es interessiert, ich habs bei Youtube hochgeladen.
Vielleicht mach ich ja noch meinen eigenen Channel…