Back in the I.R.IRAN.

Jetzt sind wir schon wieder eine ganze Woche zurück in Iran und der Alltag hat uns (fast) wieder. Fast, weil die Schule noch nicht angefangen hat, jedenfalls nicht für die Kinder, für die das Schulgelände momentan zu gefährlich wäre. Vor 2 Wochen wurde angefangen, die maroden Gebäude der DBST umzubauen, und zwar mit vollem Einsatz von mehr als 30 Arbeitern.
Dies ist unser Baubüro – nett, nicht wahr?
Den Arbeitern muss man eigentlich alles an Arbeitsutensilien mitbringen – nur selten haben sie ihr Werkzeug dabei. Der Gips wird noch in echter „Handarbeit“ angerührt und auch aufgetragen. Presslufthammerahmed hat auch meistens keinen Gehörschutz. Aber selbst wenn man Arbeitsschutzgeräte mitbringt, werden diese oft anders genutzt. Seufz.

Weil das Geld aus D zunächst nicht bereitstand, dauert es diese Woche noch, in der Steffi die plötzlich bekanntgegebene „Ganztagsschule“ (jeden Tag bis 16:00) mit ihren Kollegen mit vorbereiten muss. Wie man hört, hat der neue Schulleiter das Visum schon bewilligt bekommen. Die Kinder haben frei.
Auch ist der Alltag nur fast eingekehrt, weil wir noch im Fastenmonat sind. Das heisst, nicht essen, nicht trinken von Sonnenaufgang bis -untergang. Die Jungs warten darauf, endlich essen zu können. Offensichtlich haben sie genug Kraft geschöpft, denn am Tag darauf war die ganze ehemalige Leinwand samt Stütze abgebaut. Abgeschlossen wird der Tag dann mit dem Iftar, dem Fastenbrechen, den die Familien unter sich gemeinsam feiern. Wir waren dennoch bei A. und seiner Familie eingeladen. Vor allem für die, die fasten (und davon gibt es gar nicht mal so viele in der islamischen Republik) wird heißes Wasser mit Nabat (´ne Art Safran-Zuckerwasser) gereicht, um den Magen zu beruhigen. Dann gab es Suppe und Datteln mit Schafkäse und Walnüssen, und als wir schon fast satt waren, raunte A. uns zu, das wäre gerade die Vorspeise gewesen, und nach dem Obst gäbe es dann Abendessen…Da die Kinder schon genug stillgesessen (und fast nix gegessen) hatten, machten wir uns vorzeitig auf den Weg nach Hause, nicht ohne noch genug für die nächsten Tage eingepackt mitzubekommen.
Noch im Haus von A. und seiner Mutterknallte JanIngmar mit dem Zeh gegen ein Stuhlbein, den er sich am Tag vor dem Abflug umgeknickt hatte. Die Mutter von 9 Kindern wusste, was zu tun ist und befahl mir, am kommenden Tag zum Arzt zu gehen. Wir gingen.Natürlich kam dabei raus, dass ich einen Jungen mit Gips nach Hause bekam.
Das läuft hier ja so: Erst kommt man rein ins Krankenhaus. Zur Information. Dort sagt man uns wo der Empfang ist. Schreib mal eure Namen hier auf diesen Zettel. Dann geht ihr mit diesem neuen Zettel zum Sandugh, der Kasse. Dort wird der Gang zum Doktor bezahlt. 11.500 T, etwa 9 € (wie die Praxisgebühr in D), dann diagnostiziert der Doktor mit einem Griff, es ist die Wachstumsfuge angeknaxt. Ob JanIngmar ein Shejtun wäre? Rennt er viel rum? – Ja, antworte ich wahrheitsgemäß. Also bekommt er einen Gips. Woher kriegen wir den? Kaufen wir aus der Apotheke. Die liegt außerhalb des Krankenhauses, immerhin auf gleichem Gelände. Dort bezahlen etwa 12.000 T. Und werden wir wieder mal fotografiert. Also fotografieren wir zurück.Danach zurück zum Empfang, wo jemand wartet, der den Gips macht. Der bekommt auch Geld, seltsamerweise mehr als alle anderen zusammen, 36.000 T. Also müssen wir noch mal zur Kasse. Aber schließlich sind wir wieder zu Hause, und JanIngmar hat einen Fiberglas“gips“ vom feinsten. Am nächsten Tag war er damit sogar baden.Die Plastiktüte war nachher nutzlos, das wäre mit Klebeband wohl haltbarer gewesen. Egal, in 2 Wochen soll er eh wieder ab.Auch für unsere Mädchen gab es viel Spaß am Pool der Kulturbeauftragten, wo wir zwecks Kennenlernens der deutschen Neuankömmlinge mit Kindern eingeladen waren.
Das Wetter ist noch über 30 Grad am Tag, aber es ist recht erträglich. Die Granatäpfel sind in THR fast reif, jedenfalls in unserem Garten,und man bemüht sich, fröhliche Graffitis und Mosaike an den Wänden der Stadt zu befestigen.
Der nahezu tägliche Gang der Kinder führt in den nahegelegenen Park, wo die neu kennengelernte Katze gefüttert werden will.Und vom Grabmal Khomeinis hab ich bei unserer Ankunft aus dem fahrenden Bus (denn 11 Koffer und Handgepäck von 5 Menschen kann nicht im Kleinwagen transportiert werden) ein halbwegs anständiges Foto machen können. Bei Nacht sieht es wirklich nett aus. Man sieht dann nämlich die Baukräne nicht, die seit 20 Jahren die Ruhestätte belagern.

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