Baustellen I

Langsam geht es auf Weihnachten zu, auch hier kommen wir (allerdings ohne Spekulazius und Lebkuchen) nicht an diesem Event vorbei. Immerhin, wir haben einen Adsventskrans! Den haben wir von dem Abend, an dem wir bei der Ev. Kirche als Helfer beim Adventsbazar angestellt waren. Das war eigentlich ein netter und arbeitsreicher Abend. Für einen guten Zweck und daher wahnsinnig teuer. Sogar Eintritt musste man zahlen. Trotzdem waren vielleicht 700 Besucher dort, um den Laden leer zu kaufen..
Die Hinfahrt war allerdings weniger schön. Wir mussten mit dem Taxi, weil wir den Teig für unseren Waffelstand und andere Ausgeliehenheiten dort mithinnehmen mussten. Der Taxifahrer fuhr um eine Kurve etwas zackig und ein Moppetfahrer passte beim Uns-auf-der-rechten-Seite-überholen nicht auf, wurde geschnitten und knallte gegen unsere Seite und wurde zwischen unser und ein stehendes Auto gedrückt. Als er auf dem Boden lag, war ich auch schon raus, zerrte ihn unterm Mopped hervor und half ihm auf. Er humpelte ein bisschen, aber sonst war er nur um seine Kiste besorgt. Es sollte nach dem Blick auf Auto und Motorrad schnell weitergehen. Ich hatte Solveigh auf dem Schoß gehabt und beim Wiedereinsteigen hatte sie die Tür am Türrahmen, die dann von der zugeknalllten Tür eingeklemmt wurde. Zum Glück war alles schnell wieder gut, sie hat eben noch nicht sone dicke Hand. Und Mama hatte Kügelchen dabei.

Was die Baustellen angeht, sammel ich auch weiterhin, so gesehen ist das hier eine Art Zwischenbericht:
Zunächst mal wird hier von der Statik her schon ganz anders gebaut als in D, da alle 2 Jahre oder so auch mal deutlich spürbare Erdbeben vorkommen sollen. Meistens sind es jedoch Beben, die unter der Spürbarkeitsgrenze liegen. Also bisher hatten wir noch kein großes. Und wir leben in einem sicheren Haus, was man von diesem wohl nicht sagen konnte.

Eine Baustelle funktioniert so: Zunächst gibt es ein Haus, große Grundfläche, aus der Zeit der Revolution oder ein paar Jahre davor oder danach.
Renovieren gibts hier nicht, entweder streichen und kacheln oder abreißen und neubauen. Dann natürlich mit mind. 3 Geschossen mehr.
Die Steine vom Abriss werden von den Afghanis (aus denen die Bautrupps meist bestehen – billig, loyal und genügsam) aufgestapelt und dann bauen sie aus den Resten ihre neue zeitweise Behausung. Dort wird geschlafen, gegessen und gelebt, bis das nächste Haus gebaut wird.


Die Baustelle wird bis ins 3. oder 4. Untergeschoss ausgeschachtet, wo nachher der Pool und das Parking sich befinden (und die Hausmeisterwohnung…) Hinten sieht man wieder eine Arbeiterbehausung. Später wird in den Neubau umgezogen und die Steine um die Stützen rumgemauert, oder wo sie sonst noch verwendet werden können.

Dann wird ein Gerüst aus Stahl oder Stahlbeton errichtet. Beides ist bei der hiesigen Qualität nicht ganz ungefährlich –
Stahl wird immer noch auf der Baustelle geschweißt; die Schweißer sitzen in schwindelnden Höhen (meist) ohne Gurt und braten die auf Konsolen abgelegten Träger fest. Eigentlich darf nur noch geschraubt werden oder die Schweißnähte werden auf Tauglichkeit geröngt. Die Praxis ist leider anders.
Stahlbeton – Selten sieht man einen Mischwagen, der nach Din oder Euronorm angemischten Transportbeton zur Baustelle bringt. Meist findet man Ortbeton oder Baustellenbeton; ob die Überdeckungen des Stahls eingehalten werden, möchte ich mal bezweifeln.
Die Schalung für die Fußböden ist manchmal unglaublich, Holz ist knapp, also nimmt man jedes Brett, das sich finden lässt.
Manchmal kann ich nicht sofort rausfinden, ob ein Haus nun abgerissen wird oder grad neugebaut.

Dies ist aus Isfahan, wo dem, bei dem wir zu Besuch waren, grad die Aussicht auf den schönsten Berg der Gegend verbaut wurde.In Tehran wird nur selten mit Holzstützen gearbeitet, hier nimmt man eher normale Drehstützen.Und wenn das Gerüst steht, wird ausgefacht. Manchmal mit Vollstein, meist mit TonHochlochziegeln. Die brechen schon beim ankucken.

Diese beiden Bilder sind von heute, da hat jemand beim Ausladen keine Geduld mehr gehabt:Bis hierhin erstmal der erste Teil, es gibt noch mehr spannende Bilder.
Wir wünschen eine schöne Vorweihnachtszeit.

[Jochen]

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