Kategorie-Archiv: China

Es wird ungemütlich

Noch vorgestern konnte man nur mit T-Hemd bekleidet nach draußen gehen, ohne zu frieren, aber gestern war der erste Kälteeinbruch, der zu Jacken und Schals im Straßenbild führte. Nun sprechen wir von 16-17°, also wird noch keiner erfrieren, wenn keine Winterausrüstung mitgeführt wird. Von jetzt bis zum 15.11., dem Tag, an dem alle Heizungen angeschmissen werden sollen, wird es jedoch beständig kälter werden. Martje kam heute schon von ihrem Elfenbeinturm herab und beklagte ihre eisige Bude. Wenn geheizt wird, werden wir Tage wie diese öfter erleben: Werte der Feinstäube über 400 ppm und Sicht bis zum eigenen Daumen. Bei diesen Werten kommt es vor, dass ich ein leichtes Kratzen im Hals verspüre. Wenn es unerträglich wird, müssen wir wohl in die Schule gehen, wo seit Anfang des Schuljahres die modernste Luftreinigungsanlage Pekings in Betrieb ist. Screenshot_2013-10-04-23-47-28

D7K_6296Es gibt Kollegen von Steffi, die sagen, die schlechte Luft vor allem im Winter sei der einzige mögliche Kündigungsgrund.

Bisher haben wir Glück gehabt, die Tage waren auch vom Wetter her überwiegend schön. Oder ist das nur unserer positiven Einstellung zuzuschreiben? Unsere Kinder sagen, es sei anstrengend, aber klasse, und wir Großen wollen es hier auch weiterhin mögen. Meistens sah es ja auch so aus:D7K_6556

Ich habe mich letztens mit einem Raucher unterhalten, der seinem Bruder und Familie mit kleinen Kindern abgeraten hat, ihn besuchen zu kommen. „Aber du hast doch hier die doppelte Belastung durch Zigaretten und die schlechte Luft“, versuchte ich seine Meinung zu hinterfragen. Er behauptete aber allen Ernstes, seine Atemwege seien schon an die Schadstoffe gewöhnt und könnten besser damit umgehen als ein unbelasteter Körper. Ich glaube das nicht: Wenn du einen Ballon hast, in den du doppelt so viel Dreck reinpustest wie in einen anderen, wird er doch auch doppelt so schmutzig. Und das Flimmerepithel, das die Schadstoffe wieder aus dem Körper befördert, ist bei Rauchern doch auch geschädigt, so dass der Unbelastete zwar mehr husten muss, aber effektiv weniger inhaliert. Oder trügt mich mein analytisches Denken?

Wenn jemand wissenschaftlich fundiert hier etwas beisteuern kann, möge er/sie sich die Zeit für einen Kommentar nehmen.

10.10. – Tag der deutschen Einheit

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Da letzte Woche noch Golden Week war, konnte die Feier nicht am 3.10. stattfinden, daher lud der Botschafter in Botschaft und Residenz eine Woche später zum Tag der Deutschen Einheit ein. Da muss man natürlich hin, wenn man eingeladen ist. Eine menschliche Riesenschlange wand sich auf der Straße vor der Passkontrolle. Nach 20 min waren wir drin. Für 3000 Menschen gab es Ansprache, Musik von Live-Bands (incl. dt. und chin. Nationalhymne), Buffett und Getränke, bis es nur noch Cola und Wasser gab. Ai Weiwei war auch da, wir haben ihn aber verpasst. Nun gehören wir auch nicht grade zu der Art Mensch, der sich darum reißt, sich mit celebrities fotografieren zu lassen. War alles nett. Nächstes Jahr wollen die Kinder auch mit.

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Volle Ladung

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Es gibt die merkwürdigsten Fahrzeuge in Peking. Was früher nur von Muskelkraft betrieben durch die Straßen rollte, verfügt heutzutage über einen Benzin- oder Elektromotor, dessen Tank oder Batterie unter der Ladefläche bequem Platz findet. Gebremst wird wie früher vermutlich auch, indem ein Draht getreten wird, an dessen Ende dadurch die Trommelbremse betätigt wird. Allen ist gemeinsam, dass die Ladung alles übersteigt, was in Deutschland zulässig wäre.DSCF7311

Hier wird noch selbst getreten, ein inzwischen seltener Anblick. Ich glaube, wenigstens in Peking wird es in drei oder vier Jahren diese Art der Fahrzeuge nicht mehr geben. Vielleicht besinnt man sich ja noch auf die alten Techniken, aber ich bezweifle es. Immerhin ist die Reichweite nicht durch eine Batteriekapazität begrenzt. D7K_5919

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Dieser Herr wohnt auch auf unserem Compound und fährt immer mit seinem einrädrigen Segway zum Einkaufen. Lustig sieht es aus, wenn er ins Haus die Behindertenrampe hochfährt.D7K_5795

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Auf vielfachen Wunsch bringe ich jetzt noch ein paar Bilder von unserem Ausflug am vergangenen Montag zum 798 Art District. Der komische Name rührt von der Nummer der Munitionsfabrik her, die, seitdem sie ihre „Lebens“-aufgabe erfüllt hatte, verfallen gehend von Künstlern als billiger Atelierraum genutzt wird. Es handelt sich nicht um ein einziges Gebäude, sondern einen ganzen Komplex aus Hallen, Häusern, flüssigkeits-, gas- und dampfführenden Rohren und Gleisen, Schornsteinen, Rampen und Förderbändern.

Seit etwas mehr als 10 Jahren wird die Nutzung immer kommerzieller, es gibt unzählige Galerien, die natürlich auch verkaufen wollen, ebenso wie die ganzen Touristennepp- und Dinge,-die-kein-Mensch-je-braucht-Läden und fliegende Händler mit Selbstgemachtem oder Trödel. Die ersten Besetzer-Künstler sind kaum noch in den Ateliers zu finden.

Trotzdem ist es interessant und wird es auch nach mehreren Besuchen noch sein, weil die Ausstellungen ständig wechseln. Und man kann stundenlang einfach nur da sitzen und die Massen an sich vorüberziehen lassen, wenn man den Blick in fremde Gesichter mag.

Die Zukunft der Straßenkarikaturisten ist auch schon digital:L1056264_1

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Hochzeits- oder Modelfotografie an jedem Ding mit Patina oder Rost:L1056318

Unsere Fotografin war nicht so professionell ausgestattet.L1056313

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Ausflug zur Woodward-Halle – Skateboard

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Am Ende dieses Weges liegt die Woodward-Halle, eine Skatebord-Halle, die leider 40 km außerhalb Pekings zu finden ist. Wir wollten schon viel früher mal dahin, aber mangels Mitfahrgelegenheit gings nicht. Heute gehts. Die Wege im Süden Pekings dorthin sind gesäumt von Mais, der von fleißigen Händen gehäutet wird. Dann kommen die Körner von den Kolben, auch alles per Hand. So sieht man kilometerweise gelbe Straßenränder.D7K_6401

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Drei Stunden darf ich Jan Ingmar und seinen Schulkameraden beim Sport bewundern. Das Tollste ist eigentlich die mit Schaumstoff randvolle Riesen-Schnitzelgrube, in die man gefahrlos Salto und andere Stunts springen kann. Viel los ist nicht, was wohl am Eintrittspreis von 98 Kuai und der ländlichen Umgebung liegt. Die Stimmung  unter den Skatern ist familiär. D7K_6301

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Pano Woodward

Park? Mehr Rummel als der Hamburger Dom!

Heute zieht es uns in den größten Park Pekings, den Chaoyang-Park. Ein Riesen-See, auch Bäume, aber hauptsächlich Rummel vom dollsten. Demnächst steht hier auch noch ein Riesenrad mit 208 m Durchmesser. Also erholsam war das nicht. Aber es gibt auch ruhige Ecken, wir müssen nur noch rausfinden, wo. Wir sind Achterbahn mit Überkopf-Funktion gefahren und Kettenkarussell, dann war das Geld alle.S0138479

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Man kann Koi-Karpfen mit Titt-Buddel füttern, das sieht aus, als wenn es viel Spaß macht.DSCF8462

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Die Happy Show:DSCF8503

Ein bisschen Idylle abseits des schlimmsten Trubels findet man noch immer irgendwo.DSCF8514

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Und zum Abschluss des Tages in Kro´s Nest die größte Pizza Pekings nur für uns.DSCF8524

Trampoline on Top

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Das Trampolin passt. Ich kann den Kindern garantieren, dass es kein Trampolin mit diesem spektakulären Blick auf dieser Welt gibt. Zumindest nicht, wenn die Sonne untergegangen ist.D7K_6245_1

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Als Belohnung für die harte Arbeit gehen wir dahin, wo auch Pekinger (irgendetwas in mir sträubt sich, wenn ich Pekinesen schreiben will) sich entspannen: im Park kann man Wassergedichte schreiben, Tretboot oder Autoscooter fahren und Angeln üben. Fast alles kostet etwas Geld, aber nur einen Teil des gleichen Vergnügens, wenn in Deutschland genossen.D7K_6251_1

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Mauer und Ming-Mausoleum

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Das Highlight eines jeden China-Besuchs ist ein Ausflug zur Mauer. Wir sind nun schon 2 Monate hier und nix war mit Mauerkucken. Die Gelegenheit, im gemieteten Schulbus mitzufahren, ist terminlich völlig ungünstig, denn es ist der zweite Tag der Golden Week, also wird es voll sein. Die Fahrt besteht fast nur aus Stau. Es ist gerade Erntezeit und als wir die Autobahn verlassen sehen wir in jedem Dorf Mais- und Maronen-Haufen, die gewogen und verkauft werden.L1056361

Nach zweieinhalb Stunden sind wir mitten drin im Touristen-Getrubel. Die Gelegenheit für Land und Leute. Zwei Tagen trübstes Wetter werden mit schönstem Sonnenschein belohnt. Es geht ständig bergauf, bergab, und als wir umkehren, um die Seilbahn hinab zu erreichen, sehen wir, wie wenig der 6.000 km Mauer wir gegangen sind. L1056371

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In den späten Nachmittagsstunden erreichen wir die Ming-Gräber. Im Reiseführer ist schon beschrieben, dass es recht unspektakulär sei, ein weitläufiger Park, in dem einzelne Grabstätten unterschiedlicher Art die Kaiser vergangener Zeiten begruben. Es ist trotzdem sehr schön, hier zu laufen und die Massen an Chinesen ihr geschichtliches Erbe bewundern zu sehen. Auf den teuren Eintrittspreis geben sie ihren Kaisern am Gedenkstein oder Thron sogar noch Opfergelder. Wenn wir in Europa pro besichtigter Attraktion etwa 50 € los wurden, ist es hier noch mal 20 € teurer. Wenigstens die Fahrt hierher ist gut bezahlbar. Alles in allem hat uns der Ausflug 200 € gekostet, was der Ausblick über die Berge und die Mauer-Skate-Fotos von Jan Ingmar allein schon wert ist.L1056392

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Am Abend wird alles Geld zusammengekehrt.L1056405

Draußen im Park bekommen wir einen weiteren Beweis, dass in China die Meisterfälscher zu Hause sind: Beton-Bäume halten die altersschwachen Kiefern.DSCF8434

Feierei

Morgen fangen die 3 magischen Tage an, während denen ganz China im Ausnahmezustand versinken soll. Am 1. Oktober ist Nationalfeiertag, der Tag, an dem 1949 die Volksrepublik ausgerufen wurde. Allüberall ist geflaggt und auch unser wachhabender Offizier hat eine neue Uniform bekommen. Mit Barrett statt weißer Schirmmütze. Mal sehen, was er morgen trägt.DSCF7874

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Da wird schnell noch Wäsche gewaschen… (Man kann oft Wäsche auf der Straße trocknen sehen. Würde in D jemand seine Unterhöschen am Straßenrand aufhängen?)D7K_6152

…der Schoßhund bekommt noch schnell was hübsches zum Anziehen…D7K_6194_1

Die Straße vor unserem Compound war seit unserem Einzug eine Baustelle. Gestern haben sie die ganze Nacht die Straße mit Schaufeln, Besen und Planierraupen bearbeitet. Heute Morgen sah alles schier aus und als wäre es schon immer so gewesen. Was dauert in Deutschland bloß immer so viel länger?L1056240

…und selbst die Ausländer machen sich mit einem 2-stündigen Friseurmarathon fit für die Feiertage.DSCF8295

Ebenfalls im Friseursalon:DSCF8296

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Aber auch beim Wischmopschwingen muss Zeit für ein Pläuschchen am mobile sein…L1056227_CF

Schöne Feiertage!

Unser Kram ist da!

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Nachdem wir die Spediteurin mehrfach angerufen haben, sind um 15:10 endlich unsere Kartons gekommen. In 12 min habe ich sie mit Hilfe der Kinder und den Packern nach oben geschafft, während Steffi schon anfängt, auszupacken. Nichts ist kaputt oder verloren gegangen, obwohl die meisten Kartons irgendwo wenigstens ein Loch hatten.DSCF8298

Nichts? Wirklich nichts? Eine Sache kam doch nicht mit, und hat im Vorwege die Anlieferung verzögert: Der Zoll hat einen Schul-Atlas nicht freigegeben. Wir mussten erlauben, dass dies Buch einbehalten wird, um überhaupt an unseren Kram zu kommen. Sonst hätten wir vorgestern schon beliefert werden können. Merkwürdig, da wir (für 3 Kinder) 3 Atlanten ins Gepäck gesteckt hatten. Der, den sie einbehalten haben, ist der älteste von ihnen. Ist dort die chinesische Grenze nicht richtig dargestellt? Oder zeigt das Bruttosozialprodukt einen von der ZK nicht genehmigten Wert an? Beim Auspacken stellt Steffi fest, dass alle Kartons, in denen Bücher enthalten sind, durchwühlt wurden und notdürftig wieder verschlossen wurden. Der Verdacht liegt nahe, die Zollbeamten müssten eine Sache einbehalten, um zu zeigen, dass sie gearbeitet haben und vielleicht um ihre Macht zu demonstrieren. Egal, der Verlust ist verschmerzbar. Immerhin hat jeder jetzt die Bücher, die im Unterricht gebraucht werden, und muss nicht mehr mit Kopien rumdoktern. Und die Ärgernisse , die ein Chinese über sich ergehen lassen muss, wenn er nach D reisen will und ein Visum braucht, sollen ungleich langwieriger und härter sein als das, was wir jetzt erleben mussten.

Endlich wieder von eigenem Besteck essen und mit Elektromixer Teig bereiten. Eigentlich hätten wir nichts wirklich gebraucht, aber der Kartoninhalt ist das entscheidende Bisschen, das das Leben angenehm macht. Überhaupt wissen wir wieder einmal, mit wie wenig Besitz wir auskommen und was wirklich wichtig ist. Wir wissen auch, dass selbst unser  Minimum für viele Menschen viel ist.

Morgen bauen wir das Trampolin auf dem Dachboden auf, mal sehen, ob es wirklich hinpasst.D7K_6231

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