Kategorie-Archiv: China

Gesundheitsprüfung

DSCF7228Unsere Kinder dürfen ausschlafen, während wir, die wir über 18 Jahre alt sind, uns einem Gesundheitscheck unterziehen lassen müssen. Sonst wird es kein dauerhaftes Visum geben. Eine geschlagene Stunde sitzen wir mit Kollegen in einem Schulbus und fahren immer geradeaus. Wir glauben schon nicht mehr daran, vor dem Abend wieder zu Hause zu sein. Aber jetzt erleben wir, wie effektiv und nachlässig zugleich Chinesen arbeiten:
An einem Schalter geben wir unsere ausgefüllten Formulare ab, blicken in eine Webcam, die unser Konterfei auf einen Laufzettel überträgt, bezahlen pro Person 80 € und dann dürfen wir in die offentürigen Untersuchungszimmer ausschwärmen. DSCF7229An jeder Station wird der Laufzettel gescant, so dass unsere Daten immer sofort auf dem Monitor des Untersuchenden sind. Blutabnehmen dauert eine Minute, im nächsten Raum wird ein EKG gemacht, eine Minute 30, der nächste Arzt ruft einen schon von Ferne zum Blutdruck, nächster Halt Augencheck: rote Linie, Auge links zuhalten, offene Richtung des E zeigen, Auge rechts zu, ein E aus der nächsten Reihe erkennen. Meine Oma hätte ohne Brille bestanden. Die Nachbarärztin schaut von Ferne in den Mund, bei manchen auch in die Ohren, dann wird ein Thorax-Röntgen gemacht und wir dürfen ins obere Zimmer, wo Surgery – Chirurgie an der Zimmertür steht. Angst ist fehl am Platze, man stellt sich wie man kommt auf eine Waage, dabei wird mit dem Laser von oben gleich die Größe gemessen und dann sagt die Koryphäe: „Finish!“

Dafür studieren die Leute jahrelang Medizin, um in einem Massenbetrieb tausende Menschen durchzuschleusen?
Wir geben Zettel und Passbilder ab. In einer Woche gäbe es die Ergebnisse, hören wir. Nach einer halben Stunde sind wir fertig und sitzen wieder im Bus. Hoffentlich akzeptieren sie unseren Blutzuckerspiegel, denn nüchtern waren wir nicht gewesen.

 

Erste Einkäufe

DSCF7209Am Abend gehen wir Erwachsenen mit JanIngmar zum Ersten Mal im Carrefour-Supermarkt einkaufen, wo wir bis auf Klobürsten alles fürs tägliche Leben Notwendige finden. Nach 15 min. ist JI gelangweilt und sagt, ich geh nach Hause. Steffi erlaubt es, denn der Weg ist einfach: rechts auf die Straße, einmal links, dann über die Brücke, es sind etwa 700 m. Nach 10 min rufe ich zu Hause an und frage, ob er heil angekommen ist.

Er beschwert sich spaßeshalber, wir seien Rabeneltern, wie könnten sie nur ein Kind alleine durch eine fremde Millionenstadt nach Hause schicken.

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Die Wohnung ist bereits nach zwei Tagen „zu Hause“. Besonders nett ist die Dachterrasse, auch wenn sie im Moment kaum zu nutzen ist. Unsere Vermieter haben unzählige Pflanzen hier oben stehen, was es gemütlich macht, aber auch viel Arbeit verursacht. Da werde ich auf meine alten Tage noch zum Gärtner, wo ich doch einen roten Daumen habe.

Es ist tropisch schwül. 30°C sind es bestimmt und eine solche feuchte Luft, dass man die Feuchtigkeit auf der Haut spürt – wie im Gewächshaus. Auch abends wird es kaum kühler. Wir haben schon unser erstes Sommergewitter erlebt, das sich genau über unserem Apartment mit einem unbeschreiblichen Knall entladen hat. Der Blitz muss in den Blitzableiter eingeschlagen haben, der auf unseren Dachzimmer installiert ist. Jedenfalls haben die Kinder laut aufgeschrien und wir Erwachsenen sind auch in die Knie gegangen.

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Heute haben wir einiges zu tun. Immerhin sind wir gewarnt worden, dass Außerirdische bei Nicht- oder zu spätem Melden bei der Polizei richtig Ärger bekommen sollen. „Aliens who do not lodge at hotels, guesthouses, or inns shall, within 24 hours of entry, go through accomodatian registration at local police station.“

Dadurch, dass der Compound, in dem wir leben, einen Draht zur Polizei haben soll, brauchten wir nicht gleich vom Flughafen zur Polizei. Aber heute ist Montag, da sollte es schon erledigt werden. Das wird auch für jeden unserer zukünftigen Besucher gelten.

Um 11 ruft unser Makler David an, der nicht wie ein Makler in Deutschland seine Arbeit erledigt hat, wenn die Wohnung vermietet ist, sondern darüber hinaus alle Arbeiten erledigen wird, die mit der Wohnung zu tun haben.

Er stünde jetzt unten und würde mit uns erst zum Gebäude-Management gehen und dann zur Polizei.

Beim Management werden die Pässe kopiert und dann geht es zu einer Registratur in unserem Haus im Keller. Um drei Ecken, die Treppe runter, wobei die Decke so niedrig ist, dass man den Kopf auf 90° legen muss und zusätzlich in die Hocke, dann zwei Gängen folgen und in einer Sackgasse liegt endlich ein Büro, in dem ein Mann mit Headset auf einen Computer starrt, während seine Kollegin Papiere heraussucht und Stempel auf Papiere drückt. Der Geruch hängt modrig in der Luft, in einem deutschen Keller wäre der Arbeitsschutz längst dagewesen und hätte das gelbgeschecktwandige Kabüffchen stillgelegt. Selbst Jan Ingmar, der unbedingt mit wollte, fragt mich, wie die Leute es hier aushalten können.

Nachdem wir die Stempel erhalten haben, geht es per Taxi zur Polizei. Da wir rote Dienstpässe statt violetter Reisepässe haben, ist die Polizistin irritiert und fragt nach „richtigen“ Pässen. Schließlich erhalten wir für jeden einen Durchschlag der Registration, nur um in der Schule gesagt zu bekommen, dass die Art des Visa falsch ausgestellt wurde. Also muss ich zurück zur Polizei und ein geändertes Schreiben verlangen. Die Pferde, die ich dafür scheu gemacht habe, waren umsonst aufgeregt: David (und auch ich) sind erstaunt, dass ich in der Stadt zurecht gekommen bin und wieder alleine zur Schule zurückgefunden habe. Ich hatte von der Schulseite die Schriftzeichen abgemalt, um dem Taxifahrer mein Fahrtziel deutlich zu machen und großes Lob von der chin. Sekretärin bekommen. Als ich allerdings in ein Taxi einsteige, kann der Fahrer nur Teile davon erkennen und weigert sich, mich zu fahren. Zum Glück kann ich mich an gewissen Hochhäusern orientieren und finde die zwei Kilometer doch ohne Hilfe zurück.

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Unter der Straße

Es wird trotz besten Bemühungen lange dauern, bis wir uns orientieren können. Nicht mal die Sonne kann als Orientierung helfen, da sie nur selten zu sehen ist. Auf den Stadtplänen sind nur die großen Ring- und Verbindungsstraßen verzeichnet.

Leider können wir nicht mehr wie in Teheran uns zu fünft oder mehr in ein Taxi zwängen, wir brauchen zwei Fahrzeuge. Die Fahrer beschweren sich sofort. Zum Glück sind die 3-4 km nie wirklich teuer: 2,50 €.

Abreise, Jetlag, erster Eindruck

Wir sind tatsächlich in Peking angekommen!
In Hamburg hab ich noch geschwitzt, ob wir alle Dokumente dabei haben und ob wir keinen „Koffer“ öffnen müssen, um noch etwas Schweres dazulassen. Denn jeder unserer 9 „Koffer“ ist entweder 400 gramm leichter oder 500 Gramm schwerer als zugelassen. Mit ein bisschen Augenzwinkern des Check-In-Angestellten darf alles mit.

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L1055640_1 Auch Martje´s Gitarre kann ungeöffnet in den Flieger.

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Ein Abschiedskommitee aus Familie und einigen Freunden begleitet uns zum Sicherheits-Check in der Glasbox. In Flughafenkreisen heißt der Bereich vor dem ersten Tor mit Induktionsschleife Kiss-and-Fly, aber Cry-and-Fly passt diesmal besser (und reimt sich noch dazu). Zum Glück ist dann alles so aufregend, dass wir erst im Flugzeug in der Luft wahrnehmen, was wir in den letzten Tagen alles geleistet haben.D7K_5642
Wir haben 3 Stunden Aufenthalt in Helsinki, aber die gehen schnell vorüber, weil unsere dort lebende Verwandtschaft am Flughafen vorbeischaut und es möglich ist, endlich wieder mal Lakritzeis zu essen.D7K_5651 Der Flug von Helsinki nach Peking ist gar nicht so lang, wie es die Entfernung auf der Landkarte suggeriert. Keiner von uns kann richtig schlafen, selbst die Kinder schauen einen Film nach dem nächsten.

In Peking angekommen bekommen wir unser Gepäck in dem Moment geliefert, als wir an der Gepäckausgabe ankommen. Die Befürchtung, wir würden mit einem Santana abgeholt werden, war unbegründet, es kommt ein Schulbus. Der Fahrer spricht kein Wort Englisch, geschweige denn Deutsch, aber er weiß, wo es hingehen soll.DSCF7165Keine anderthalb Stunden nach der Landung sitzen wir vor unserer zukünftigen ResidenzDSCF7173und begehren Einlass.
L1055666_1Der Wachmann weiß noch von nichts, weil wir erst nach 9:00 ankommen sollten. Auch unser Makler ist nirgends zu sehen. Aber ein paar Telefonate später ist unser Wohnungsschlüssel in meiner Hand. Die Kinder suchen die Zimmer aus und erkunden die Dachterrasse, noch bevor das Gepäck oben ist.

Das Erste, was wir zur Beschlagnahme der Wohnung aus dem Koffer holen, ist unser Perserteppich und der elektronische Vogel. Und nachdem das Internet wenigstens funktioniert, wird ausgepackt.D7K_5668Als unsere Vermieterin kommt, ist sie begeistert. Die Kinder haben sie gar nicht zu Gesicht bekommen, denn sie sind auf dem Sofa eingeschlafen. In der Zwischenzeit habe ich eine Nummer vom Pizzadienst gefunden und 3 Margherita geordert, die tatsächlich nach 45 Minuten an unserer Haustür abgeliefert werden. DSCF7178Mit vollem Bauch soll man zwar nicht baden, aber wir müssen doch sehen, wie groß das Schwimmbad ist. DSCF7182Und der Fitnessbereich.

Und der Blick von unserer Dachterrasse ist zwar das krasse Gegenteil von dem, den wir aus unserer Terrassentür gewohnt sind, aber wenigstens haben wir so etwas wie blauen Himmel.

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Weg damit!

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Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns von unseren Dingen trennen, die jahrelang auf dem Dachboden gelegen haben und die wir schon fast vergessen hatten. Steffi hat mich „gezwungen“, mein erstes Buch wegzuschmeißen: Winnetou I, das im Bücherregal meiner Eltern stand und an einem schönen Sommertag von mir als 9-jährigen Knirps vom Morgen bis zum Abend fertiggelesen wurde.
Aber auch Steffi musste abgeben.
Als wir schon mittendrin waren, stellte ich fest, dass LTB (WaltDisneys Lustige Taschenbücher) auf den Dachboden wanderten, wo gerade vorher Architektur-Fachliteratur und -folianten in die Blaue Tonne (Papiermüll) geflogen waren. Das ist also der Weg, den unsere Gesellschaft nimmt: Das Leichtverdauliche bleibt bestehen, während Wissen, Schönheit und Kunst den Bach hinunter gehen, bis sie in die Mündung des Reißwolfs fallen.
Schließlich hatten wir fast alles beisammen, um den Sperrmüllwagen erwarten zu können. Am Abend vorher schon stellten wir alles auf die öffentliche Seite vom Zaun. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Nachbarn auftauchten, die etwas dazustellten, aber auch viele weiße Kastenwagen hielten an, um unseren Schrott nach Brauchbarem zu durchforsten. So hatten wir überlegt, ob wir uns an die Straße setzen sollten, um sperrmuell-spotting zu betreiben. Bei dem guten Wetter, das wir endlich haben, hätte es sogar Spaß gemacht. Nur müssen wir ja noch Kartons packen.
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Am nächsten Mittag war unser Gehweg wieder leer.

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Wird das unsere Wohnung?

Das wird hoffentlich unsere Wohnung werden. Den Mietvertrag haben wir jedenfalls unterschrieben.
Pano Friendship

 

Ich habe in Peking einige Wohnungen gesehen, um genau zu sein, sechs. Zum Schluss blieben zwei in der engeren Wahl, aber eine hat einen großen Vorzug: Sie hat eine große Dachterrasse. Wir werden dann im 25 oder 26. Stock wohnen, je nachdem wie man zählt, denn das deutsche Erdgeschoss ist in China schon der erste Stock. Das Zimmer, aus dem man auf das Dach hinaus steigt, hat Martje sich ausgesucht. Ein bisschen erinnert es an Karlsson vom Dach. Wir werden die Wohnung möbliert übernehmen.

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Inzwischen ist der eMail-Verkehr mit dem Makler bestimmt 30 mal hin und hergegangen. Wir haben nach langem Überlegen die Courtage und die Kaution überwiesen und hoffen darauf, dass wir am 10. August aus dem Flugzeug direkt in die Wohnung können.

7 Tage Beijing #6, Impressionen

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Listen to the Lion

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Ladies´ Street, die heißt wirklich so.

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Der Schlüsselmacher – er kann aber auch Fahrräder

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Gut, wenn man hier einen Freund hat.

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Das kommt bei der Ein-Kind-Politik heraus.

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Süßkartoffeln to go

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alles ganz relaxt

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Großbaustelle

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Bäume müssen leider draußen bleiben.

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Sein bester Kunde..

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Day & Month-Shop

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Tape that! Mit Baxekleb geht alles besser

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In der Verbotenen Stadt

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7 Tage Beijing #5, Schule

So sieht sie aus, die Schule, auf die unsere Kinder gehen werden:

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Eingangsansicht

Die Schule ist etwa 10 Jahre alt, von GMP aus Hamburg entworfen, das sind die, die mit dem Gruner und Jahr-Komplex am Hafen ihren ersten großen Wurf hatten. Das Gelände der Schule ist nicht sonderlich groß, darum überrascht es umso mehr, wieviel Platz sie innen bietet.

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Aula


Wenn die Aula nicht groß genug sein sollte, lässt diese sich um die Zweifeld-Sporthalle erweitern. Man erwartet eine so große Sporthalle gar nicht, denn sie befindet sich im Keller.

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Aula beim Elysèe-Fest mit französisch-deutschen Sportwettkämpfen

Nicht nur Schulveranstaltungen, auch Kulturveranstaltungen für die Allgemeinheit finden hier statt. Zum Beispiel haben wir am letzten Abend leider den Auftritt/Vortrag des dt. Botschafters in Nordkoea verpasst, weil wir einen Termin mit unserem Makler hatten.

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Nochmal Aula, bei dem einzigen Sonnenschein dieser Woche

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Fitnessraum

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Musikraum

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Eingangshalle

Mensa

Mensa

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Als wir Peking wieder verlassen müssen, weint der Himmel

7 Tage Beijing #4, Unterhose

Am Mittwoch fragte ich Steffi, was ich mal machen soll und sie sagte mir, ich solle mal zur großen Unterhose (Dà kùchǎ) gehen. Das ist das Gebäude des staatlichen Fernsehens CCTV. Rem Koolhaas war der Architekt, den ich schon lange prima finde, weil seine Entwürfe immer quergedacht sind. (Ich stell ja auch gern immer alles in Frage) Aber auch wenn die Chinesen das Gebäude bespötteln und vielleicht nicht mögen, ist es doch ein Landmark, an dem man sich orientieren kann. Steffi fragt. „Ist James Bond da schon mal durchgeflogen?“ Aber ich glaube, das ist nicht gefährlich genug, denn das Ding ist riesig. Inzwischen gibt es allerdings viele Hochhäuser von noch größerem Ausmaß in der Nähe.

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Ich ahne, weshalb es Unterhose heißt.

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Später hatten wir bei noch diesigerem Wetter eine Stadtrundfahrt, bei der die obere Plattform gar nicht zu sehen war. Das Gebäude links daneben würden die Beijinger gerne abreißen, denn es hat mal ein größeres Feuer darin gegeben, aber da die U-Bahn darunter fährt, ist das nicht möglich.

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