Diesmal ist alles ganz einfach. Unsere Gastfamilie bringt uns rechtzeitig zum Bahnhof, und zum ersten Mal kommen wir in den Genuss eines Schlafwagens. Wir werden an Ort und Stelle platziert, so dass wir direkt auf unsere Plätze können und fahren auf die Minute ab. Aus Kostengründen habe ich nicht die Softsleeper-, sondern Hardsleepertickets gekauft. Ich hatte gelesen, dass sie sich nur darin unterscheiden, dass die Softsleeper über Rollos(statt Vorhänge) und über Türen verfügen. Vielleicht sind sie auch noch etwas weicher.
Heißes Wasser wird bereit gestellt, so dass man sich Tee und Nudelsuppe machen kann. Am Ende der Waggons gibt es Boiler, die zur freien Verfügung stehen, Thermoskannen stehen unter den Abteiltischen und Wägelchen mit Essen werden in regelmäßigen Abständen durch die Gänge geschoben. Eine Suppe kostet 5,5 ¥.
Um 20:47 sind wir in PingYao losgefahren, um 7:12 kommen wir in Xi´An an. Mit einem Sammel-Taxi lassen wir uns in die Nähe des Hotels bringen, das leider an Komfort vermissen lässt. Die Stadt fasziniert aber, denn die Stadtmauer ist beeindruckend. Wir sind im muslimischen Viertel untergebracht und haben alles vor der Haustür, was das Herz begehrt. Abends pulsieren die Straßen mit Straßenverkäufern und Shops, an denen sich Touristen und Einheimische entlang schieben und ihren Spaß haben. Wer am liebsten an einem schwedischen See sitzt und angelt, ist hier fehl am Platze.
Unser erstes Frühstück besteht aus Pfannkuchen, der aus Stalaktiten und Stalagmiten hergestellt wird. Jian Bing ist lecker und enthält Salat, Ei, Frühlingszwiebeln, eine braune Soße und ein Knäckebrot ähnelndem crunchmunch.
Der Nachrichten-Raucher braucht kein Zigarettenpapier. Eine Zeitung reicht ihm:
Martje´s Mobile erfährt eine Touchscreenerneuerung für 200 Kuai.
Es zieht uns am ersten Tag auf den Glocken- und auf den benachbarten Trommelturm, die im Stadtzentrum liegen.
Am Süßigkeitengeschäft:
Der Vogelbauer-Bauer:
Der türkische Eisverkäufer macht sich einen Spaß mit unseren Kindern und lockt so neue Kunden an.
Am kommenden Tag befahren wir die imposante Stadtmauer. Mit mehr als 16 km ist sie nicht ohne weiteres zu Fuß zu erkunden, also leihen wir Fahrräder und schaffen es gerade, in den erlaubten 100 Minuten einmal gemütlich die Runde zu fahren. Die Stadt innerhalb der Mauern ist nicht so ursprünglich wie die von PingYao, aber es gibt immer wieder schöne Ausblicke.
Der tibetische Lama-Tempel:
Die Kleine Wildganspagode ist 14 Stockwerke hoch und bietet einen zauberhaften Ausblick über die Stadt und den angrenzenden Park.
Weswegen wir eigentlich nach Xi´An gekommen sind, ist aber die Terrakotta-Armee. Wir buchen eine geführte Tour, weil sie kaum teurer ist als der Eintrittspreis zur Ausgrabungsstätte. Dort kann man sich gegen Geld in dem 3D-Bild der Tonkrieger fotografieren lassen.
Die flächenmäßig riesigen Ausgrabungsstätten sind schon sehr beeindruckend.
Und Jan Ingmar und Solveigh haben dem Entdecker der archäologischen Stätte die Hand geschüttelt.
Am Tag unserer Abreise fängt es an zu regnen. Wir müssen sogar Regenschirme kaufen, weil wir gedacht haben, 1000 km südlich von Beijing gibt es Wärme und blauen Himmel.
Die Große Moschee, eine Besonderheit im sonst buddistisch-konfuzianischen China:
Und im Xi´An-Museum finden wir die Tonkrieger noch einmal von ganz nahem zu sehen. Am Kartenschalter ärgern wir uns ziemlich: Um Eintritt zu erlangen, muss man in der Reihe anstehen und Karten erwerben. Die kosten nichts, aber man muss seinen Pass vorzeigen. Die Chinesen haben es noch einfach, sie zeigen ihre ID-Karte vor, die auf einen Scanner gelegt wird und fertig. Wir Langnasen müssen uns mit Namen und Passnummer eintragen. Ich denke, ich trage meinen Namen ein und bekomme 10 Karten. Nein, alle müssen IN DER REIHE stehen. Die, die nicht zwischen der Absperrung stehen, sollen sich wieder hinten anstellen. Das hat alleine schon 20 Minuten gedauert und unser Zug fährt bald. Fast werde ich laut, aber ich weiß, es bringt nichts. Also schreibe ich Passnummern und unsere Vornamen in die Liste und heimlich steigen alle über die Absperrung in die Reihe. Ich hätte auch MickyMaus und 12345678 hinschreiben können, es hätte keinen Unterschied gemacht.
Schande über den Bürokratismus der Chinesen!
Auch während der Besuchszeit wird Staub gewischt.
Am Bahnhof werden wir wieder mehrfach kontrolliert, fast als würden wir einen Kontinentalflug unternehmen. Der Warteraum ist ein Saal, und die Pforten werden 30 Minuten vor Abfahrt geöffnet. Dann werden die Tickets ein weiteres Mal kontrolliert (ohne wären wir nicht mal in den Bahnhof gekommen) und wir dürfen mit dem Strom die Treppe rauf zum Bahnsteig schieben. Es geht ganz gesittet ab, aber es ist doch aufregender als würde man zum Flugzeug gehen. Rolltreppe, Koffertransportband Fehlanzeige.
Die Fahrt von Xi´An bis Shanghai dauert 17 h.