Dass wir nach PingYao gefahren sind, ist reiner Zufall. Erstmal liegt es auf dem Weg nach Xi´an, und zweitens schreibt der LonelyPlanet-Reiseführer, dass es faszinierend ist. „Das China deiner Träume, so wie es vor Jahrhunderten war, findest du hier.“
Glauben wir, und dass wir das TianYi-„Hotel“ mit seiner reizenden Betreiber-Familie gebucht haben, hat es uns als Gruppe noch einfacher gemacht, einen gemeinsamen Anfang für die Reise zu finden. Drei unserer Zimmer haben nämlich ein Gruppenzimmer mit Sofas, in das sich die Kinder in Decken gehüllt einkuscheln, denn es ist wesentlich kälter 700 km weiter südlich als in Beijing. Fast kaufen wir uns Pullover, aber immer wenn es ernst wird, kommt die Sonne raus und glüht uns einmal durch.
PingYao hat einen intakten, von einer ebenfalls unzerstörten Mauer umgebenen Stadtkern. Selbst Leuchtreklame kommt hier nicht zum Einsatz. Am Morgen des folgenden Tages steht ein Pferdeanhänger mit Holzbottichen vor unserer Tür und der Kloakenentsorger trägt Eimer für Eimer nach draußen. Brot und andere Lebensmittel werden nach jahrhundertealten Techniken hergestellt. Es ist wie ein Freilichtmuseum, aus dem man abends nicht rausgeschmissen wird. Autos sind auch nicht erlaubt, so dass es schön ruhig ist.
Grund für den guten Erhalt des Städtchens mit 280.000 Einwohnern ist, dass es früher als Bankenzentrum mit viel Macht ausgestattet, durch den Börsencrash an Bedeutung verlor und bei der Revolution 1911 von den Revolutionären als nicht wichtig erachtet und sozusagen links liegen gelassen wurde.
Schön für die Nachwelt und für uns. Die 10 m hohe Mauer kann man für 120 ¥/Person betreten, was uns erst teuer vorkommt, wir haben aber auch Eintritt in die meisten anderen Attraktionen wie Bankhäuser und Tempelanlagen.
Viel Kunsthandwerk, aber auch viel Blödsinn wird angeboten. Als kleines Bonbon setzen wir uns in ein neumodisches Fish Kiss Pedicure und lassen uns von hungrigen Fischen die Hornhaut abknabbern. Ist natürlich alles Quatsch, immerhin haben wir hinterher saubere Füße und können sagen, wir haben es ausprobiert.
Am Abend geht es wieder zum Bahnhof, diesmal verpassen wir nicht den Zug und wir bekommen richtige Betten als Schlafplatz.