Moharram – der Schein trügt

Im Trauermonat Moharram verändert sich das Gesicht der Stadt, Baugerüste werden über die Straße gebaut, die dann mit Bannern verkleidet werden („heyat“). Letztes Mal waren wir in Yazd, dort waren wir mittendrin, statt nur dabei; diesmal wollten die Kinder wegen der Straßenschlachtungen nicht.
Stände versorgen die Prozessierenden mit Tee und heißer Schokolade. Und dann werden mit Federn geschmückte Gestelle („Alam“) unter Trommelgetöse und gefolgt von mit Ketten auf sich einschlagenden Gläubigen durch die Straßen getragen. Ein Auto mit Riesenlautsprecher fährt mittendrin mit und besorgt die nötigen Trauergesänge. Meistens ist es allerdings ein Bazaarkarren, auf dem ein Stromaggregat für den nötigen Wumms sorgt, den der darübermontierte 30″-Lautsprecher verbraucht.Gedacht wird dem Tod von Emam Hossein in der Schlacht von Kerbala, dem Sohn von Emam Ali und Mohammads Tochter Fatemeh. Sein Pferd war beinah sein bester Freund. Weil er so nah an Gott ist, und Gott kein Gesicht hat, wird er auf Bildern immer geweißt gezeigt.Für die Kinder (und nicht nur die) sind diese Tage ein großer Spielplatz mit Feuer und Freunde-treffen. Und ich muss zugeben, dass die Stimmung eine große Sogwirkung hat. Trotzdem ist alles wie ein großes Volksfest und von der Trauer, die gewünscht wird, ist wenig zu spüren. Für die jungen Leute ist es im Gegenteil eine große Kontaktbörse. Abends gibt es Nazri, d.h. Essensgeschenke, die von Nachbar zu Nachbar getragen werden. In 21 Tagen gibt es wieder einen Termin, an dem mit Nazri Hossein und seinen Verwandten gedacht wird.
Während Papa das Schaf häutet, posiert der kleine Hossein gerne für mich, und drückt anschließend wild auf meiner Kamera rum, bis er im Bild hat, was er gerne von nah sehen wollte.
Wenn man Kerzen anzündet, gehen die dabei gedachten Wünsche in Erfüllung.Um dieses Bild irgendwie aussagekräftig zu finden, muss man es, glaube ich, im Vollbildmodus sehen und die Schilder beachten:
Und noch´n Suchbild – wo ist der Verkäufer? Lässt sich eigentlich nur finden, weil er nicht photogechopped ist – und trotzdem ganz was Besonderes.
Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch – wir fahren mit unserem Auto bis zur Insel Kish im Persischen Golf und sind in zwei Wochen wieder da.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert