So ein Theater!

Am Donnerstag Abend waren wir das erste Mal in Iran im Theater, im Kindertheater, und weil das mit dem Theater ja mehr meine Sache ist, schreibe ich mal wieder und Jochen hat Pause.

„Sultan und Kotzbrocken“ sollte es geben; ein Theaterstück nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Claudia Schreiber wurde in Teheran uraufgeführt, und wir waren dabei!!! Den Aushang hatte ich vormittags bei uns an der Schule am Schwarzen Brett entdeckt.Zu Hause haben wir dieses Kinderbuch als Hörspiel, gesprochen von Katharina Thalbach, und sind ganz begeistert davon. Die Kinder kennen das Hörspiel gut und lieben es. Und weil es für Kinder hier ja nur selten kulturelle Angebote gibt, da haben wir gleich zugegriffen.

Karten konnte man telefonisch nicht vorbestellen, also waren wir eine Stunde vorher da – wollten wir wenigstens. Unser Freund A. kam auch mit, und er rief kurzer Hand seinen Freund an, der aus dem Süden der Stadt in den Norden kommen sollte, um wieder nach Süden ins Theater zu fahren. Das ist typisch persisch. Bis dann der Film wieder zurückgedreht war, wir ein Taxi gerufen hatten und am Theater A.s Freund trafen, war eine halbe Stunde vergangen… Wir kamen also sehr spät – dachten wir.
Das ist das Theater. Ziemlich unscheinbar und klein. Von Außen kaum als Theater zu erkennen, was prompt dazu führte, dass wir erstmal vorbeigefahren sind. Noch eine halbe Stunde vor angekündigtem Beginn war das Foyer war fast leer. So waren wir ganz schnell als Ausländer ausgemacht und der Chef kam persönlich zu uns, um uns mitzuteilen, sie eigentlich ausverkauft waren. „Wartet aber mal ein bisschen. Vielleicht ergibt sich da noch ´was…“, machte er uns Hoffnungen. Wenig später kam der deutsche Regisseur zu uns und freute sich mächtig über unsere deutschen Zwillinge. Sie waren die einzigen deutschen Kinder. So würden die deutsch gesprochenen Textstellen tatsächlich Sinn machen, freute er sich. „Das mit den Karten wird schon klappen!“, versprach er. Wir bekamen dann tatsächlich sechs Karten in der ersten Reihe (Mitte)!!!!

Beim Kartenkauf trafen wir auf den in Iran berühmten Schauspieler Amir Ja´affari. A. veranlasste gleich ein Foto…

Der Regisseur stellte sich danach im Foyer auch gleich wieder zu uns und so kamen wir ins Gespräch: Gestern hatten sie ihre Aufführung vor den zehn Herren von der „Sitte“. Ein Hemd musste höher geschlossen werden, bei der Badeszene des Sultans durfte nicht so viel männliche Haut zu sehen sein und eine geschlagene halbe Stunde haben die Herren über die Lautstärke des kaiserlichen Pupses vor der Theateröffentlichkeit diskutiert. Glücklicherweise wurde man sich einig und so wurde das Stück zur Aufführung freigegeben.

Endlich durften wir rein! Vielleicht ist das ja hier normal und die meisten Leute sind deswegen auch später gekommen – jedenfalls durften wir erst eine Stunde nach angekündigtem Aufführungsbeginn in den Theatersaal.
Diese Dame war die Erzählerin in persischer Sprache, die auch mal zwischendurch sang. Ich war verblüfft, weil Frauen doch hier höchstens im Chor singen dürfen. Wie schön, dass sich die „Sitte“ daran nicht gestört hatte!
Das Stück war prima , die Kinder kamen voll auf ihre Kosten! Text, Bühnenbild und Maske waren professionell.

Die Initiative ging von einer dt. Theatergruppe aus Ludwigshafen aus, die seit 4 Jahren Kontakt nach Iran hat und hier schon mehrfach in Esfahan, Shiraz und Yazd aufgetreten sind. In diesem neuen Projekt haben sie sich in Iran ein Theater gesucht, das mit ihnen ihr Stück zweisprachig als Gemeinschaftsproduktion entwickeln, einstudieren und aufführen wollte. Sie entwickelten insgesamt 6 Inszenierungen mit unterschiedlichen Besetzungen und sprachlichen Schwerpunkten. Die Aufführung am Donnerstag war überwiegend auf farsi mit deutschen Einwürfen.
Jan Ingmar hatte gleich wieder die technische Seite im Blick und ließ sich alles genau zeigen.

Martje war wegen Krankheit alleine zu Hause geblieben. Jochen wollte bei ihr bleiben, aber sie schickte ihn fort. Mehrere Versuche unternahmen wir, um sie umzustimmen, sie wollte es partout. Leider hat sie sich dann Essen gekocht, ihr wurde schlecht und sie musste brechen. Das war blöd – gut war, dass das erst am Ende der Vorführung geschehen war. Wie gut, dass es handys gibt: Sie rief nämlich gleich an und ließ sich coachen. Auf der Rückfahrt unterhielten wir sie dann abwechselnd via handy, munterten sie auf und erzählten ihr alles haarklein. Kurz vor zu Hause legten wir auf, und als wir wenig später in die Wohnung kamen, schlief sie schon.
(Steffi)

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