Nachdem in der letzten Zeit mein flickr-Konto quasi nicht benutzbar war, kann ich jetzt ein paar Bilder von der Nationalbibliothek zeigen, die ich im letzten Jahr noch besucht habe.
Sinnigerweise hat sie ein bisschen die Form eines Buches, und Lamellen an der Fassade deuten Buchseiten an.
Am überraschendsten ist der Lesesaal, den man von der Rolltreppe aus sehen kann, die einen in den noch öffentlichen Teil einer Empore bringt. Er geht fünf Stockwerke in die Tiefe und wenn man das Bild genau betrachtet, sieht man 30 Prozent der Besucher zusammengesunken über den Büchern – schlafen. Es erinnert mich ein bisschen an IKEA. Leider benötigt man dahinter einen Leseausweis, für den ich einen Pass hätte dabei haben müssen.
So langsam werden die Bestände auch digital verwaltet, aber es gibt noch Karteikarten, in denen ich stöbern kann. Auch etliche Bücher aus Deutschland sind zu finden.
Lange werden Karteikarten nicht mehr verwendet werden.
Nostalgisch wird einem zumute, wenn man die guten alten Mikrofilme sieht.
Ich komm wieder, vielleicht laufe ich ein paar Büchern über den Weg, die nicht hinter Glasscheiben zu sehen sind.
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Noch´n UFO
Da hab ich mich doch glatt geirrt: Das neueste Raumschiff war das gar nicht, das wir da am letzten Wochenende besichtigt haben. Von unserem Schlafzimmerfenster schauen wir auf das manchmal spektakulär erleuchtete andere von Zaha Hadid entworfene Soho-Monstrum, das auch erst kürzlich eingeweiht wurde. Es ist in Wangjing und heißt auch so: WangJingSoho.
Ich weiß nicht, ob so etwas wirklich mal genug Geschäfte und Kunden anziehen wird, auch wenn es toll anzuschauen ist. Die bauliche Qualität ist ziemlich gut, auch wenn manche Rolltreppe quietscht, als würde sie von Mäusen angetrieben.
Gerade im Gegensatz zu Microsoft, Daimler und Caterpillars Glaskuben ist die organische Form der 3 Riesenpöppel erfrischend.
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Das neueste Raumschiff am Ort
Bei schönstem, aber kaltem Wetter kämpfen wir uns durchs immer entlaubtere Peking und haben freie Sicht auf die Stadt.
Das GalaxySoho wollten wir schon immer mal von nahem sehen. Es ist noch nicht lange fertiggestellt und der Leerstand zeugt davon.
Sehr beeindruckend, was Zaha Hadid sich da mal wieder ausgedacht hat. Man denkt unwillkürlich an diese Holzscheiben mit Loch, die wir als Kinder dauernd auf einen Holzstab in der jeweils kleiner werdenden Größe stapeln mussten. Oder eben an Mr. Spock und Captain Kirk.
Wir hoffen mal, dass die Stadtväter die noch existierenden Hutongs in der Nähe behutsam aufhübschen und nicht auf den Gedanken kommen, an dieser Stelle ein weiteres Raumschiff zu landen.
Vogelnest
Schweren Herzens habe ich vor einigen Tagen die Leica verkauft, unter anderem, weil sie manchmal einfach zu manuell war. Jetzt hab ich für das erlöste Geld eine Fuji gekauft, die ein prima Stellvertreter ist, ohne allzu manuell bedient werden zu müssen.
Klar, dass ich meine Fotomodelle an die schönsten Stellen Beijings mitnehmen muss, um ein paar Aufnahmen zu machen.
Gerade als wir die Besichtigung machen, probt die Crew eines Musicals oder einer sonstigen Aufführung ihre Luftakrobatik.
Das Bird´s Nest, das Olympiastadion ist auch schon etwas heruntergekommen, weshalb man mit Kränen dem Rost am Außentragwerk zu Leibe rückt.
Wer hier Souvenirs verkauft, hat es auch nicht leicht.
Wir hoffen, dass dieser Schaubudenbetreiber mehr Zulauf hat als seine Kollegin.
Capital Museum
Die Kinder lernen seit einer guten Woche bereits wieder täglich Neues dazu und ich will auch nicht ohne Input bleiben, daher begebe ich mich mit Zhiyi nach MuXiDi, wo das monströse Hauptstadt-Museum steht. Keine Ahnung, von wem es ist, wann gebaut, aber dafür, dass es eigentlich eine Art Schuhschachtel ist, ist es atemberaubend.
Es beeindruckt vor allem durch seine schiere Größe, die Eingangshalle teilt die Ausstellungsräume in einen Klotz von 5 Geschossen und einen gekippt eingesetzten Zylinder, der außen als Keil durch die Fassade stößt. Darin werden ebenfalls auf 5 Geschossen Exponate gezeigt.
Zhiyi hat im Vorwege Karten für uns bestellt. Wie in allen staatlichen Museen ist der Eintritt frei, aber um die Besucherzahl zu begrenzen, muss man sich tags zuvor im Internet registrieren. Pro Tag werden 4000 Menschen hineingelassen. Zhiyi grinst, als wir uns treffen und sagt, es werde nicht voll. Wir haben die Ticketnummern 76 und 77.
Ein paar Schulklassen kommen noch dazu, Großeltern mit ihren Enkelkindern und ein paar Liebespärchen.
In dem Zylinder kann man glauben, einen hätte plötzlich eine Hornhautverkrümmung heimgesucht, denn ein Weg nach oben führt über eine Rampe an den Ausstellungsräumen vorbei.
Zwei Untergeschosse lassen diesen Riesen noch gewaltiger erscheinen.
Die Exponate sind hauptsächlich aus dem „Glorreichen Beijing“, wie man nicht müde wird, uns zu erzählen. 3000 Jahre alte Töpfe, porzellane und hölzerne Kopfkissen (echt jetzt), Mingvasen Münzen mit rechteckigen Löchern, Kaisergewänder, Gartenhocker aus Porzellan aus dem 15. Jht. und alte Tore aus Beijing. Selbstverständlich wird auch Mao noch etwas in Szene gesetzt. Diese Räume werden aber nicht besonders gut besucht.
Ein Kästchen fanden wir besonders skurril: Dort hatte jemand vermutlich als Spielzeug eine Art Maikäfer als Kunden und Mitarbeiter eines Wellness-Studios benutzt und auf winzige Möbel gesetzt.
Wie ein Besucher ins Gästebuch schrieb: „Das Museum ist sehr interessant, die Räume sind sehr schön, aber im zweiten Stock fehlen Becher am Wasserspender.“
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Beijing im Kleinen
Eigentlich wollten wir zum letzten Mal in diesem Winter zum Skilaufen fahren, aber die Luftverschmutzung ist zu hoch für sportliche Betätigung. In der vorletzten Nacht war das Laternenfest, das letzte Event des Frühlingsfestes, und da wurde noch mal alles gegeben, was der Feuerwerksverkauf zu bieten hat. Dementsprechend ist die Luft mangels Wind. Ich kann nicht sagen, ob der Smog jetzt von den Böllern kommt, aber nehmen wir es mal an, dann bekommen wir im kommenden Jahr herrlich blauen Himmel jeden Tag. Heute abend wurden die Stände wieder abgebaut.
Das Alternativprogramm zum Sport heißt Beijing Planning Exhibition Hall und liegt gleich östlich der Qianmen-Metrostation. Unsere Kinder sind von der ersten Schulwoche nach den freien Tagen noch völlig groggy und bleiben zu Hause.
Für 30 ¥ Eintritt dürfen wir ein dreistöckiges Ausstellungsgebäude betreten, das es vor allem im obersten Stockwerk in sich hat: Auf 390 qm hat man ein Modell der Stadt im Maßstab 1:750 aufgebaut. Man betritt eine Glasfläche, die aus Satellitenbildern von Beijing besteht, so dass wir auch sprichwörtlich auf unseren Dachboden gehen können. Der Plan ist sogar bis in die letzte Ecke des Raumes durchgezogen.
Im Dunkeln ist die Fläche hinterleuchtet, was alleine schon den Besuch wert wäre, aber das darin eingearbeitete Modell ist Hammer! Das hätten wir uns schon vor Monaten anschauen sollen, der Überblick über die Stadt gelingt einfach besser damit.
Es gibt eine Empore, die leider an der interessantesten Stelle einen Bildschirm hat, so dass man nicht genau von oben auf die Verbotene Stadt blicken kann. Nichts ist vollkommen..
Im Treppenhaus hängt eine Bronzeplatte von 10 x 9 m Ausmaßen, die die Verbotene Stadt und die Außenstadt im Jahre 1949 zeigt. 118.000 Häuser und 60.000 Bäume sind hier eingegossen. Besonders gut kann man darauf die Achse erkennen, die sich fast 8 km durch die Stadt zog und in deren Mitte die Verbotene Stadt liegt. Heute endet die Achse noch mal verlängert am Olympiazentrum.
Überhaupt hat die Stadt mit dem Jahr 2008 einen enormen Sprung gemacht. Auch wenn beispielsweise darüber nachgedacht wird, die ikonografische Olympiaschwimmhalle abzureißen, weil der Wartungsaufwand zu groß ist, hat die Olympiade Beijing auf eine neue Ebene gehoben, eine echte Weltstadt erzeugt. Ich hoffe, wir sind dabei nicht der Werbung des Stadtmarketings erlegen, die uns das glauben machen will.
Dumme Frage: Was macht der Flügel im Treppenhaus?
Hier sieht man noch mal sehr schön, weswegen die schlechte Luft sich so gerne in Beijing aufhält: drei Seiten der Stadt sind von Bergen umgeben, so dass auch ein bisschen Wind nicht viel an der Situation ändern kann.
Ein bisschen Multimedia-Werbung für China und dessen Bemühungen, die (Um-)Welt zu retten, wird neben der ansonsten weitgehend auf chinesisch beschrifteten Darstellung der Stadtentwicklung ebenfalls dargeboten.
Eins kann ich nicht verstehen: Wir sind hier am Sonntag, es ist spektakulär, ein Sightseeing-Highlight, aber wir sind fast alleine. Woran liegt das bloß?
Blaue Stunde
Abriss
Abriss und Neubau in Peking ist ja schon fast sprichwörtlich. Es kann sein, dass man in ein Restaurant gehen will, das man erst vor 2 Wochen noch zwecks Essenaufnahme besucht hat, aber an dessen Stelle tut sich eine Baugrube auf.
China ist bei allem Fortschritt und Annäherung an den Westen immer noch ein kommunistisches Land und somit gibt es keinen Privatbesitz von Boden. In vom Staat gebauten Wohnhäusern werden die Wohnungen für 70 Jahre verpachtet. Auch wenn die Qualität der Gebäude es nicht vermuten lässt, sollen die Wohnungen für diesen Zeitraum bewohnbar bleiben. Man kann dieses Recht natürlich weiterverkaufen. Geschäftshäuser werden von Investoren auf für 100 Jahre gemietetem Grund errichtet.
Die grün eingepackte Baustelle in direkter Nachbarschaft ist mal ein Hotel gewesen, das … abgerissen? … umgebaut? … renoviert? wird. Ich habe Widersprüchliches gehört. Nachts wird geschweißt, tagsüber Betonschalungen aufgebaut, aber auch Balkone abgerissen. Manchmal macht es den Eindruck, eine Person würde alles alleine machen. In einem Jahr wissen wir mehr.
CAFA – noch so´n kryptischer Name
Gleich hinter IKEA liegt ein Viertel, in dem die Hochschule für bildende Künste sitzt und im Anschluss ist das Museum, das zuletzt Joseph Beuys und Andy Warhol zeigte. Momentan werden zeitgenössische Künstler ausgestellt. Das Gebäude an sich ist nicht mehr jung, was man an den Rostspuren sehen kann, und hat eine fast abweisende Fassade. Im Inneren wird man von Rampen bis unter die lichtspendende Dachöffnung geleitet, wo die größten „Schinken“ hängen. Die staatlichen Museen kann man nur besichtigen, wenn man einen Ausweis vorzeigt, sie kosten allerdings auch nichts. Im CAFA bezahlt man günstige 15 ¥ pro Person.
Etwas verstörend waren die Skulpturen, die den auf der Straße liegenden Müllsäcken gleichen, nur dass hierin menschliche Körper erahnbar sind. Ob ein staatliches Museum diese Installation durchgehen lassen hätte?
Eigentlich wollten Steffi und ich nur nach Klebestiften und Papier im benachbarten Künstlerbedarfsmarkt schauen. Hier verloren wir uns trotz beginnendem Hunger ebenfalls, so dass wir schnell fünf Stunden hinter uns gebracht hatten. So viel Papier, Pinsel, Schreibutensilien, Tinten, Farbtuben! Und alles in Gängen, die so eng sind, dass nicht 2 Personen aneinander vorbei kommen und ich mit meinem Rucksack ständig hängenbleibe.
NCPA
Dieser arme Soldat schaut den ganzen Tag (immerhin) auf das NCPA.
Das National Centre for Performing Arts direkt am Ausgang der Metrostation Tian´anmen Xi Zhan wird allgemein das Ei genannt. Wieso wohl? Ach ja, das Ei ist nicht das weiße Ding vorne.
Außen ist das Ei von einer Wasserfläche umgeben, die im Eingangsbereich teilweise einen Glasboden hat, so dass man durch den See den Himmel sehen kann.
Auch innen sind alle Fußböden auf Hochglanz poliert, so dass man den Eindruck bekommt, alle anderen könnten übers Wasser gehen.
Leider kann unsereins in die Opernsäle nur hinein, wenn man Karten für eine Veranstaltung hat. Ich war mit ein paar Leuten im Rahmen einer privat organisierten Fotoexkursion da. Danke für´s Mitnehmen, Sandra!
Ich kann mir nicht helfen: ich fühlte mich klein.