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Fragen und ein paar Antworten zu Corona

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In den letzten Tagen haben sich doch bei Telefonaten mit der Heimat ein paar Fragen ergeben, die ich mal an alle beantworten möchte.
Nicht, dass in Deutschland über China ein falsches Bild entsteht.
Dies gilt natürlich nur für Beijing, über Wuhan kann ich nichts mitteilen, weil ich (zum Glück) nicht dort war.
Unsere Kinder sind letzten Freitag nach Deutschland ausgereist und wir sind ein bisschen traurig. Wir haben sie aber gehen lassen, weil ihnen hier in unserer Wohnung die Decke auf den Kopf gefallen ist. Ob es ihnen in Deutschland nun besser ergeht als in Beijing im Schoß der Familie glauben wir zwar nicht, aber manche Erfahrung muss man selber machen.

1. Konnten die beiden denn ohne Probleme aus China ausreisen?
– Sieht ganz so aus. Sie mussten ein paar Formulare ausfüllen (Waren Sie in letzter Zeit in Wuhan? – Sind Sie mit Erkrankten in Berührung gekommen? – Haben Sie in den letzten Tagen Fieber oder andere Beschwerden gehabt? Wie können wir Sie erreichen? etc.) Danach wurden sie nicht weiter behelligt.

2. Warum seid ihr nicht mit ausgereist?
– Steffi ist verpflichtet, in Beijing zu bleiben. Sie hat ja einen Arbeitsvertrag und administrative Arbeiten fallen auch bei ihr an. Die Ansage des Dienstherren ist: Sei in Beijing. Und ich hab noch keine Lust auf Deutschland. Leider ist es so, dass in Deutschland Reisende aus China nicht gerne gesehen werden. Wir haben schon gehört, dass jemand vom Zahnarzt nicht behandelt wurde. Und manche Freunde wollen einen auch nicht vor Ablauf von 14 Tagen Quarantäne sehen.

3. Sind wir in Beijing in Quarantäne?
– Nein, überhaupt nicht. Das Leben hier ist trotzdem nicht ganz normal. Inzwischen stehen an den Eingängen zu den Wohngebieten freiwillige Helfer, die Fieber messen, Besucher aufschreiben und Paketboten hindern, den Compound zu betreten. Ansonsten steht es uns frei, zu gehen, wohin wir wollen. Jedes Wohngebiet hat nur noch einen Eingang, durch den man eintreten kann. Alle anderen sind abgesperrt.
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4. Werdet ihr nicht verhungern?
– Auf keinen Fall. Die Regierung hat entschieden, dass Lebensmittel in gewohnter Weise nach Beijing geliefert werden können. Wenn man den Chinesen auch noch das Essen wegnimmt, ist Revolution sicher nicht weit. Viele Restaurants sind allerdings geschlossen und deren verderblichen Lebensmittel werden an davor aufgebauten Straßenständen abverkauft. Mehr als 30 Personen dürfen sich in Restaurants nicht aufhalten. Viele Menschen lassen sich Essen nach Hause liefern. Unser Lieblingsmarkt ist weiterhin geöffnet, allerdings etwas „abgespeckt“.

Vorgestern im Carrefour hab ich allerdings kurz gezuckt, weil ich halbleere Regale gesehen habe. Heute ist wieder alles voll.
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5. Wenn ihr euch frei bewegen könnt, könnt ihr ja richtig gut Sightseeing oder Shopping betreiben, oder?
– Mit Radio Eriwan gesprochen: Im Prinzip ja. Nur ist kein Museum, kein Kino, keine Konzerthalle, wenige Geschäfte geöffnet. Nichts, wo Menschenmassen sonst aufeinandertreffen. Auch hier gilt die 30-Personen-Regel. Im Zweifel bleibt der Laden gleich ganz zu.
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6. Wie sieht es denn auf den Straßen aus?
– Leer. Wenn man bedenkt, dass im Stadtgebiet etwa 16 Millionen Menschen wohnen, ist es gespenstisch leer. Auch Staus auf den Straßen gibt es faktisch nicht mehr.
Und selten sieht man unmaskierte Gesichter. Wir tragen Masken mehr aus Solidarität denn aus Angst vor Ansteckung.
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7. Kennt ihr Infizierte?
– Nein. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering. Rechne ca. 400 Infizierte in Beijing gegen 16.000.000 Einwohner, da ist es schon unwahrscheinlich. Falls wir ärztliche Hilfe brauchen, können wir zum Botschaftsarzt gehen, der uns in ein gutes Krankenhaus weiterleitet. Das wollen wir uns aber nicht ausmalen.

8. Wann fängt der offizieller Schulbetrieb denn wieder an?
– Keiner weiß nichts Genaues. Bis zum 17. 2. ist die Schule (und deutsche Betriebe) geschlossen. Kann sein, dass es noch weitere 2 Wochen dauert. Wahrscheinlich ist, dass unsere Kinder 2 Wochen zu Hause bleiben müssen, wenn sie wieder einreisen, auch wenn das keinen Sinn macht. Dann geht das Homeschooling in dieser Zeit weiter. Die Schule tut jedenfalls alles Mögliche, um den Unterricht zu ersetzen. Klassenarbeiten sollen nachgeholt werden oder durch andere Leistungsnachweise ersetzt werden. Die Abiklausuren sind auf nach den Osterferien verschoben.

Hier wäre normalerweise das Eisvergnügen.
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Schon wieder Schnee

Selten haben wir in Beijing Schnee erlebt. Und meistens sind es kleine Mengen, die am nächsten Morgen schon wieder weggetaut sind oder von den Straßenfregern weggebürstet wurden. Wir können nicht nach dem Corona-Ausbruch auf eine weitere Katastrophe blicken, aber man kann schon froh sein, dass die weiße Pracht in diese Zeit des Wartens und der Unsicherheit fällt.
Ich mag es ja, wenn alles von der pudrigen Schicht zugedeckt wird. Ich finde, alles wirkt dann so friedlich. Da vergesse ich sogar das Virus.
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Auf den Straßen sieht es auch nicht grad belebt aus.
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Uns geht es aber zur Zeit ganz gut. Wir haben zu essen und zu trinken.
Unsere Kinder werden wir allerdings in den nächsten 2 Wochen vermissen. Weil Steffis Arbeitgeber (und das Auswärtige Amt) die Ausreise der Angehörigen genehmigt hat, haben unsere Kinder gebettelt, bis zur Schulwiedereröffnung nach Deutschland fliegen zu dürfen. Heute nacht geht es los. Steffi ist in Peking dienstverpflichtet, und ich werde für Essen und Wohlbefinden sorgen.

Corona

So langsam wird es wirklich nervig. Die Decke fällt uns auf den Kopf. Regulär finge übermorgen die Schule wieder an, aber die Behörden haben den öffentlichen Schulbetrieb bis auf weiteres untersagt. Jetzt kommen wir endlich näher in Richtung eLearning und Digitalisierung.
Unsere Kinder sollen in den nächsten Wochen ihre Hausaufgaben und Abiturvorbereitungen über das Internet bekommen und bearbeiten.

Auf den Straßen ist weiterhin nicht viel los.
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Natürlich können wir das Haus verlassen, aber in den Malls und Märkten wird am Eingang darauf hingewiesen, dass Masken zu tragen erwünscht ist. Machen wir. Ich fände ja auch nicht gut, wenn mich einer aus Wuhan anhustet.
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Auch mit Maske rauchen viele Leute, vor allem Männer können es nicht lassen.
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An den Eingängen zu den Wohngebieten und Compounds stehen seit 2 Tagen Wächter mit Thermometerpistolen und Schreibtischen, wo sich jeder Besucher mit Namen und Unterschrift eintragen muss. Stichprobenmäßig wird gemessen, ob man Fieber hat.
Manche Eingänge sind komplett geschlossen, damit die Anwohner effektiver kontrolliert werden können.
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Da viele Geschäfte nicht geöffnet sind, aber trotzdem Fleisch und Gemüse zu den Menschen kommen muss, öffnen einige Geschäfte nur kleine Fenster und verkaufen von dort oder richten einen Stand auf der Straße ein.
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Ich kann mir vorstellen, dass das Virus aus dieser Bar kommt. Dieses Wissen nützt nur nichts, tot ist tot.
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Bevor man verzweifelt, bleibt einem nur der Alkohol.
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Also: Live easily – Alkohol bringt dich zu Dir selbst.