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…und danach die ganze Welt

Jetzt ist die Grippe auch in dem Rest der Welt angekommen und in China sieht man zum Glück ein Abflachen der Krankheitskurve. Leider ist die Hysterie deswegen nicht zum Stillstand gekommen. Beinahe das Gegenteil ist der Fall. Jeder trägt auf der Straße eine Maske. Ich könnte fast das Rauchen wieder anfangen, nur damit ich das Ding mal ruhigen Gewissens abnehmen könnte.
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Der Zugang zu unserem Compound ist wie zu den meisten anderen auch, und das gilt in den Hutongs für ganze Straßenzüge, nur noch mit personalisierten Ausweisen möglich. Bei jedem Eintritt wird Fieber gemessen und jeder muss die Karte vorzeigen. Das gilt auch, wenn man nur mal zum Eierholen gegangen ist und vor 10 Minuten das Prozedere durchlaufen hat. Was können wir machen? Kannst du machen nix.
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Seit 2 Tagen ist eine neue Richtlinie raus, die uns auch schwer betreffen wird. Unsere Kinder sind ja noch 10 Tage in Deutschland und kommen dann zurück. Darauf haben wir uns schon lange gefreut, leider wird für das Wiedersehen noch mehr Zeit ins Land gehen. Denn nachdem es für Reisende aus bestimmten Ländern Ausnahmen geben sollte, sind neuerdings alle Ankömmlinge in China verpflichtet, zwei Wochen in Quarantäne zu gehen. Für unsere Beiden heißt das, dass sie nicht mal zum Müll runterbringen das Haus verlassen dürfen. Jemand vom Management wird das Essen bringen und den Müll abholen.
Dort oben werden sie 14 Tage ihres Lebens im Elfenbeinturm verbringen:
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Das bedeutet aber auch, dass wir Eltern weder zu Hause mit ihnen in einer Wohnung sein noch sie bei der Einreise sehen dürfen. Wie wir das logistisch bewerkstelligen, wissen wir noch gar nicht. Wahrscheinlich werden wir beide in ein Hotel umziehen und die Kids ziehen in die Wohnung, nachdem wir ausgezogen sind. Das hätte den Vorteil, dass ich alles das einkaufen kann, was die Beiden essen mögen. Ich liefere es dann am Tor unten ab und jemand vom Management bringt es an die Tür, klopft und verschwindet schleunigst wieder.
Diese Art der Sonderbehandlung wäre in Deutschland gar nicht möglich, fällt mir ein, weil diese abriegelbaren Wohngebiete so gar nicht vorhanden sind. Man muss wahrscheinlich ganze Stadtviertel und Dörfer dicht machen, wobei mir schleierhaft ist, woher die ganzen Leute kommen sollen, die die Überwachung übernehmen. Nicht mein Problem zum Glück.

Die Paketdienste sind zur Zeit die einzige Branche, die zu tun hat, und das nicht zu knapp. Jeder bestellt alles. Erstens haben die Leute zu viel Zeit und sind in der nutzlosen Zeit in den Onlineshops unterwegs, zweitens mag ja kaum noch einer rausgehen. Wasser, Klopapier, Gemüse, Fleisch, Küchengeräte werden geliefert. Weil kaum Restaurants aufhaben, kocht man wieder selber.
Pakete werden einfach auf der Straße sortiert und verteilt. Da auch die Boten nicht mehr in die Compounds kommen, gibt es an jeder Fiebermess-Station auch ein Regal, in dem das Bestellte aufbewahrt wird, bis der Besteller es abholt.
Pakete

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pakete und sessel

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Auch Pause muss mal sein.
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Autos werden bei der Einfahrt nicht nur desinfiziert, sondern auch auf illegal einreisende blinde Passagiere überprüft.
Desinfektion

Kofferraumkontrolle

Ich finde, gemessen an der kaum besser werdenden Situation sind die Menschen recht gefasst. Die zentral verwalteten Heizungen sollen eine weitere Woche angeschaltet bleiben, weil alte Menschen am gefährdetsten sind und sich ja nicht erkälten sollen. Auch chinesische Kinder gehen noch lange nicht wieder zur Schule. Immerhin beschäftigen die Eltern sich wesentlich mehr mit ihren Zöglingen. Sonst sind ja eher die Großeltern mit den lieben Kleinen beschäftigt. Da haben wir doch mal einen positiven Aspekt des ganzen Schlamassels.
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Ratten-DSP-Kunst

Die deutsche Schule übrigens schlägt sich ganz wacker mit Unterricht online. Per OneDrive von Microsoft und Cisco WebEx sowie WeChat und einem eigenen System der DSP gibt es reichlich Kanäle, über die die Schüler mit ihren Lehrern verbunden sind und Hausaufgaben und andere Unterrichtsersatzleistungen austauschen. Anfangs stöhnten die Schüler und Eltern sehr über die überreichlichen Aufgaben, aber inzwischen hat sich das Pensum eingepegelt. Immerhin ist es das erste Mal im deutschen Schulwesen, dass Schüler, Eltern und Lehrer vor einer solchen Aufgabe stehen. Es werden Videos gemacht, Hausaufgaben abfotografiert, Videokonferenzen anberaumt, so wie man es aus Sciencefiction-Filmen kennt und vieles mehr. Auch ich habe meine Turn-AG schon online abgehalten und vorgeturnt, während die Kids auf der anderen Seite brav mitgemacht haben. Ich fand es allerdings ungewohnt und da selbst in China die Internetleitung nicht immer für Videokonferenzen von 30 Kindern geeignet ist, habe ich das wieder aufgegeben. Also hab ich auch ein Video gemacht. Wen es interessiert, ich habs bei Youtube hochgeladen.
Vielleicht mach ich ja noch meinen eigenen Channel…

Ausstellung der Foto-AG

Während Steffi sich bei Frau Merkel auf dem Empfang in der Botschaft befindet, schreibe ich mal, was ich in der letzten Zeit so gemacht habe.
Da das Sommerfest der DSP anstand, wollte ich unbedingt die Bilder, die ich mit der Foto-AG erstellt habe, dort zeigen, denn dann kommen bestimmt 1000 Personen zum Reden, Zuhören, Schauen und eine gute Zeit haben in der Schule zusammen.
Plakat Doppelhauthälfte
Es handelt sich um 18 Bilder. Auf jedem ist eine Mitarbeiter (ich gehe damit mal diesem unsäglichen MannFrauInnen-Geschreibe aus dem Weg) zu sehen, links im Dienst, rechts in Freizeitkleidung.
Hier kommt ein Teil des Textes zur Ausstellung:
Wir haben 18 “Models” aus dem Mitarbeiterstab der Deutschen Botschaftsschule Peking gefunden, die bereitwillig vor der Kamera gestanden haben und Einblick in ihr Privatleben erteilt haben. Der Gedanke zu diesem Projekt kam nach der letzten Mitarbeiter-Weihnachtsfeier, auf der nicht nur von den Reinigungskräften Tänze vorgeführt wurden, sondern auch der Gärtner ein selbst komponiertes Loblied auf die Schule sang. Das zeigt uns, dass die Schule ein lebendiger Ort ist, in dem nicht nur Schüler, Lehrer und Eltern sich wohlfühlen können. Trotz allem nehmen viele von uns die emsigen Helfer kaum wahr.

Unsere Absicht war, die Menschen, die unsere Schule in einem gepflegten Zustand halten und das mit der kleinstmöglichen Störung des laufenden Betriebes tun, allen Anderen ins Bewusstsein zu bringen.

Jeder von uns hat eine private Seite, Wünsche, Träume, Familie, Sorgen.
Dies zu zeigen und den Blick auf den Menschen, der unseren Müll aufhebt, abwäscht, das Essen zubereitet oder die Schulveranstaltung vorbereitet, ist uns hoffentlich gelungen.

Manche der Leute, die die Bilder im Voraus gesehen haben, konnten kaum glauben, dass einige Personen auf einem Foto die selben waren. Und tatsächlich verändert die Uniform oder ein geringfügig geänderter Haarschnitt einen Menschen um ein Beträchtliches. Auch wenn der Unterschied bei Manchem nicht groß ist, kommen einem “Des Kaisers neue Kleider” in den Sinn.

Ein Fragebogen, der von allen Fotografierten beantwortet wurde, lässt weitere Rückschlüsse auf die Person zu. Dabei fällt auf, dass die meisten ähnlich antworten. Kaum einer ist einer Religion angehörig. Das ist den Chinesen in den Jahren unter Mao weitgehend abgewöhnt worden. Und das in einer Stadt, die noch immer zahlreiche Tempel hat, die das Stadtbild prägen.

“Ein gutes Leben”, “eine Wohnung oder Zuhause in Beijing” sind die Wünsche, die immer wieder genannt werden, und auf vielen Quadratmetern wohnt eigentlich keiner. Natürlich handelt es sich um eine andere gesellschaftliche Schicht als die, aus der die meisten Betrachter kommen. Uns allen gemein wird vermutlich das Wichtigste im Leben sein: Familie, Kinder und die Eltern. Und so kann jeder für sich beantworten, wovon Glück abhängig ist – dem Bankkonto oder den Menschen um uns herum.

Wir mussten die Ausstellung in zwei Teilen zeigen:
1. Tag
Als ersten Ausstellungsraum konnten wir die Aula der DSP nutzen. Auch wenn während des Sommerfestes die Aula von Veranstaltungen begleitet wurde, kamen die Bilder an den Wänden gut zur Geltung. Zuerst bekam ich einen kleinen Schreck, denn die immerhin 1,10 x 1,35m großen Fotos wirkten etwas verloren.
DoppelHautHälfte
Das Aufhängen dauerte trotz Steffis und Hannahs Hilfe eigentlich einen halben Arbeitstag. Angefangen haben wir etwa um 10:30, um 14:30 waren wir fertig.
DoppelHautHälfte
Aber das sah dann wieder besser aus, als alle hingen und von einem Rundgang aus betrachtet werden konnten.
DoppelHautHälfte
Von oben konnte man bereits im Überblick sehen, was einen erwartet, so dass auch Leute, die nur mal hineinlugten, sich die Ausstellung ansahen. Am schönsten war, zu sehen, wie die Fotografierten selber sich freuten, dass die Bilder ausgestellt wurden.
DoppelHautHälfte

2. Tag
Jetzt hängen die Bilder in der Mensa und dort, (der Raum, in dem ich sie zuerst zu hängen geplant hatte), sehen sie richtig gut aus.
Das neuerliche Aufhängen dauerte noch mal länger. Zu zweit waren wir von 10 bis 18:00 beschäftigt, bis wir zufrieden und glücklich sein konnten. Und kein Bild mehr schief hing.
DoppelHautHälfte

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Am meisten freut mich immer, wenn das Projekt von den Schülern angenommen wird, denn für die ist es eigentlich am meisten gemacht. Die Fragebögen werden gelesen, es wird mit den eigenen Lebensumständen verglichen und beurteilt.
Doppelhauthälfte

Und hier sind wir von der Foto-AG noch mal:
FotoAG

Klassenfahrt 2014

Alle Fünf sind wir diese Woche auf Klassenfahrt unterwegs.
Solveigh und JanIngmar sind mit den 7. Klassen nach ChengDe in den Norden gefahren, Martje ins Bierbraustädchen Qingdao (auf den Flaschen steht Tsingtao) und wir Erwachsenen ins beschauliche BeiDaiHe. Pro Quadratkilmeter wohnt in diesem Bezirk 280 km von BJ entfernt etwa 1 Person, also sind 80.000 Leute dauerhaft hier. Im Sommer ist es bestimmt schrecklich hier, weil überfüllt, und im Winter auch, weil leergefegt.
Wir wohnen im Resort for the Foreign Experts, was mal in den 50er Jahren angelegt wurde, als Russland und China noch politische Freunde waren. Alle Beschriftungen sind auf chinesisch und kyrillisch. Damals brauchten die Landwirtschafts- und Fünfjahresplanexperten auch mal Urlaub am Meer und sind hier untergekommen. Auch wenn es ewig dauert, bis Warmwasser aus den Leitungen kommt, sind doch die Zimmer in gutem Zustand und das Essen viel und vielseitig.
BeiDaiHe
Die Arrangements zeugen von lustigen Parties, die den Grundschülern noch verwehrt bleiben.
BeiDaiHe
Wir wohnen mit 47 Schülern in drei Häusern und es wird unter einer offenen Überdachung mit Blick aufs Grün gespeist.
BeiDaiHe
Leider ist das Wetter erst am letzten Tag richtig strandreif, daher machen wir mit Regenjacken Erkundungen der Gegend.
BeiDaiHe
Bekannt ist BeiDaiHe für den Abschnitt der Chinesischen Mauer, der im Meer endet. Wir haben uns das etwas anders vorgestellt, aber es hat auch so seinen Reiz.
BeiDaiHe
Na gut, etwas mehr Postkartenidylle geht auch:
BeiDaiHe
BeiDaiHe
Besonders beeindruckend finde ich dieses Stück Wurzelholz, das am Eingang des Mauerparks steht.
BeiDaiHe
Am Strand sind wir mit dem Haufen blonder Kinder die Attraktion und es wird auch schon mal in die Wange gekniffen vor lauter Begeisterung. Man kennt das ja aus Iran.
BeiDaiHe
Interessant finde ich besonders die Fußduschen. Die sind so im prüden Iran nicht denkbar.
BeiDaiHe
Man kann sagen, dass nicht mehr so viel los ist und vielleicht sind wir die letzen Gäste in diesem Jahr.
BeiDaiHe
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