Schlagwort-Archiv: Iran

Schulfahrt Dizin – ein Wintermärchen

Wir sind mittendrin im Schlamassel  – und kriegen nix mit. In der Innenstadt sind wieder Demos gewesen, die Solidarität mit den ägyptischen und tunesischen Protestaktionen zeigen sollten. Mit Tunes tunest, Iran natunest (Tunesien konnte es, Iran konnte es nicht) ging ein ironisches Sprichwort um. Auch folgender Witz macht die Runde: “Kommt ein Perser mit einem Zelt zum Azadi-Platz und will dort übernachten…” – allgemeines Gelächter macht die Runde . (Gemeint ist: Die Perser sind solche “Weicheier” – nicht einmal sie selbst trauen es sich zu, wie die Ägypter auf ihrem Platz der Freiheit zu übernachten. Der Frust ist groß.)

Gestern sagte mir ein Perser: “Wir sind nicht in Ägypten. Bei uns braucht das mehr Zeit.” Ein anderer ergänzte: “Es ist auch ein schlechter Zeitpunkt. Du weißt doch wie wichtig uns Nowruz ist.” Der Druck innerhalb der Familien sei wegen der dreiwöchigen Vorbereitungszeit und der 13 Tage andauernden Feierlichkeiten so groß, dass keiner zu den Demos gehen könne.

Vergangene Woche aber, als die Demos wieder begannen, war die halbe Schule war nach Dizin gefahren, um dort Skilaufen zu lernen. Natürlich war in 3.000 m Höhe nicht viel von Politik zu hören – trotzdem wussten die Skilehrer auch einiges zu berichten. Ganz ahnungslos waren wir also nicht. Im Mittelpunkt stand aber das Ski Fahren:

Und so sieht es aus, wenn man aus der obersten Liftstation (ca.3500 m ü. NN) aussteigt: Der dreieckige Berg im mittleren Hintergrund ist der inaktive Vulkan Damavand, Irans höchster Berg mit 5761m. Die Stille ist ohrenbetäubend – schwer zu beschreiben.CIMG3929

Etwas weiter unten ist die Mittelstation, die wir am häufigsten anfuhren. Dies war ein glücklicher Moment, in dem ich Solveigh (2. v. re.) einmal sehen konnte – sonst sauste sie nur immer wie der Blitz an mir vorbei und rief: “Huhu, Mama!!!”CIMG3904

Hier ist Jan Ingmar (3. v. re.) mit einem Teil seiner Ski-Gruppe. Am nächsten Tag wurde er wegen guter Fortschritte in die nächste Skigruppe befördert. Von Martjes Gruppe gibt es kein Bild. Die waren so schnell, dass wir sie nirgendwo antreffen konnten…CIMG3944

Nach 2×2 Stunden Ski-Kurs am Tag musste unsere Rasselbande dann auch noch bespaßt werden. Filme kucken fanden wir blöd, also sind wir zu ganz alten bewährten Dingen wie Singen am Kaminfeuer zurückgekehrt.DSCF0727

Auch kleine Pantomime-Ratespiele fanden Anklang.DSCF0748

Einer der Höhepunkte war eine Art “Dizin sucht den Superstar”. In Kleingruppen bereiteten die Kinder kurze Aufführungen ohne weitere Vorgaben  vor. Es ist immer wieder erstaunlich, wie vielfältig die Ergebnisse sind, wenn man den Kindern Freiraum lässt. Martjes Gruppe trat als “Club der Invaliden” auf – vielleicht dachten sie sorgenvoll an mögliche Skiunfälle.CIMG3989

DSCF0771

Die Disco am letzten Abend war für die Kinder der absolute Höhepunkt. Der ausgelassene Abend wurde dankenswerter Weise in Mitten des islamischen Gottesstaates ohne Einschränkungen vom Hotel geduldet. Die achte Klasse organisierte dieses Event von Anfang bis Ende, und am nächsten Morgen war unser Gruppenraum sauberer als wir ihn zu Beginn unseres Aufenthaltes übernommen haben. Wenn die doch bloß auch in der Schule so ordentlich wären…DSCF0836

Als “die Kleinen” (Klasse 4, Jan Ingmar und Solli) um 21.20 Uhr von “den Großen” (bis 15 jährig) einfach rausgeschmissen wurden, flossen die Tränen. Da war das Versprechen “Nächstes Jahr dürft ihr länger bleiben!” nur ein schwacher Trost.DSCF0886

“Die Kleinen” trösteten sich mit ihren Kuscheltieren, die sie am nächsten Tag gut in ihrem Handgepäck für die Rückreise verstauten.DSCF0909

[Steffi]

Stadtimpressionen

Meine Kinder sind mit Steffi auf Schulreise für eine Woche nach Dizin gefahren und ich hörte, dass alle ganz toll Ski laufen. Daher gibt´s noch ein paar Bilder aus Tehran, die ich auf meinen Spaziergängen machte.

Die Fensterrahmen des  Chopard-Geschäfts auf der ValiAsr kriegen einen neuen Anstrich:DSC_0895

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

BusDSC_1063

Neue Busse fahren aber auch. Der Fahrer hat sich schon Wechselgeld bereitgelegt. Seit der Streichung der Subventionen für Benzin und alles andere kosten die Busfahrten nur noch 100 Tooman (ca. 7 Cent)DSC_1084

Unser Dachausblick gen Norden:DSC_0990Pano

Von meiner Sprachschule, die ich seit zwei Wochen besuche, sind es nur wenige Schritte bis zum FilmMuseum, das in einem Haus untergebracht ist, das Farah Diba für ihre Malerei benutzt haben soll. DSC_1078

Der Vorführraum ist in einem mit einer spektakulären Gipsdecke ausgestatteten Raum untergebracht.DSC_1074DSC_1076

Überhaupt ist jetzt grade der Zeitraum, in dem in der ganzen Stadt das Kulturangebot Irans seinen Höhepunkt hat: Beim Fajr-Festival gibt es überall Vorführungen von Film und Theater, sogar auf öffentlichen Plätzen.DSC_1104

Das Teatre Shahr – das Stadttheater bei Nacht – der rote Blobb ist ein riesiger Luftballon:DSC_1107

KinoDSC_1087

Dies gehört nicht ins Kulturprogramm – diese Jungs warten auf den nächsten Bus, in dem sie ein paar Augenblicke Musik machen und sich damit etwas Geld verdienen können.DSC_1012

Auch dieses Mädchen wird wohl kaum einen 1.000.000 Rial-Scheck in Händen halten. DSC_1110

Das, was als größtes Zahlungsmittel (ca. 75 €) bisher im Umlauf war, wurde jetzt wieder aus dem Verkehr gezogen. Die Regierung spricht davon, dass es zu viele Fälschungen davon gab, aber ich habe woanders gehört, dass die Staatsdruckerei keine Deckung über die herausgegebenen Scheine besessen haben soll. Selbst die 500.000-Rial-Schecks sollen wieder verschwinden. Dann ist der größte Geldschein 100.000 Rial wert, was etwa 7,50 € entspricht.

Stadtleben

Wir haben den Eindruck, der Winter sei vorbei, trotzdem brauchen wir noch warme Jacken für den einwöchigen Schulausflug nach Dizin. Dafür mussten Reißverschlüsse von verschiedenen Jacken ausgewechselt werden, also fuhr ich zum Bazaar, um Reißverschlüsse zu kaufen. Im Geschäft sagten sie dann, wozu brauchst du neue, die sind doch noch ganz gut. Also wurde kurzerhand die Zange genommen, der alte Zipper abgemacht, ein neuer aufgeschoben und eine neue Plombe befestigt, damit er nicht wieder abfällt. Kostenpunkt für vier Jacken: keine 2 Euro. Gibt´s so was in Deutschland?DSC_0881

Hier rauscht der Wildbach entlang der Prachtstraße ValiAsr, der nach dem Shahgeschlecht benannten ehemaligen Pahlavi. Alle Bäume stehen in dieser Zeit im Wasser und tanken Kraft für den Sommer.peykan valiasr

Das Straßenbild wird noch immer bestimmt vom alten englischen Hillman Hunter, hier Peykan genannt, von denen immer noch Pickups hergestellt werden. Wenn wir noch ein bisschen bleiben, besorgen wir für den Schulweg und die Stadtfahrten so ein Gefährt, nur ohne Taxibemalung.DSC_0885

Auf der Baustelle nebenan haben sie jetzt ein Loch, das 8 m tief ist, gebuddelt. Um an einem solchen Schaltkasten in Deutschland zu arbeiten, wäre der Elektriker mindestens angeleint gewesen.DSC_0712

Das ist allerdings noch gefährlicher, würde ich sagen. So was hab ich allerdings selber nicht gesehen; hat mir ein Freund geschickt.inam yejoreshe

Das Gebet hilft bei solchen Vorhaben bestimmt, und man kann es überall verrichten.DSC_7347b

Dies ist der Zaun von dem größten Wohltätigkeitsverein, den Iran zu bieten hat. Überall in der Stadt sind diese Geldboxen, und wenn man ein Fest hat, besorgt man für das eigene Grundstück und die Nachbarn kleine Spardosen, die nach ein paar Wochen wieder abgeholt werden. Der Erlös ist für Waisen und andere hilflose Kinder. Hoffentlich wandert das Geld wirklich dorthin.DSC_6256a

Endlich Schnee!

In Teheran war es schon empfindlich kälter als in Yazd und ein paar Tage, nachdem wir aus dem “Badeurlaub” wieder zurück waren, wurden wir morgens von einer weißen Schneedecke überrascht. Die Schule fiel natürlich aus, weil in den noch höher gelegenen Teilen der Stadt kein Auto fahren konnte. Endlich waren die Straßen mal ruhig.DSC_0544

So sehen die Trauerwimpel mal richtig schön aus.DSC_0602DSC_0521DSC_0547DSC_0597

In unserem Garten hängen noch ein paar Granatäpfel an den Bäumen, denen die Vögel nicht den Garaus gemacht haben.DSC_0582DSC_0588

Obwohl der Schnee in der Stadt fast wieder verschwunden ist, gingen wir am letzten Sonnabend Skilaufen, auf der nächstgelegenen Piste, die Teheran zu bieten hat. Das ist der Tochal-Gipfel, den man mit Taxi oder eigenem Auto und dann der Seilbahn erreicht. Er hat mit 3963 m Höhe das fünfthöchstgelegene Skigebiet der Erde, wo man von Dezember bis April sicher, manchmal sogar bis Juni Ski laufen kann. Wenn man die oberste Station erreicht hat, kann man sofort die Skier anschnallen und bis zum Hotel abfahren, wo die beiden Skilifte stehen, die einen wieder zur Station zurückbringen.DSC_0688

Links oben sieht man schemenhaft den Burj-e Milad, den Fernsehturm durch die Wolken durchscheinen. Der Rest der Stadt ist komplett versteckt.DSC_0645

Die Piste ist recht einfach, auch Kinder haben ihren Spaß, ohne in große Gefahr zu geraten. Und für Normalfahrer ist sie nicht zu langweilig.DSC_0677

Das Hotel bietet heiße Suppe und eine Erste-Hilfe-Station.DSC_0658

An der Suppen-Theke wird frau nochmal daran erinnert, dass sie, obwohl die Kleiderordnung etwas lockerer ist, nicht wie zu Hause gekleidet sein kann.DSC_0661

Unsere beiden Mädchen sind echte Skihasen, Solveigh fragte mich, ob wir mit Karacho zusammen runterfahren sollen, und ich hatte Mühe zu folgen. Jan Ingmar brauchte etwas Unterricht, um sich an das im letzten Jahr bereits Gelernte zu erinnern.DSC_0672

Nein, dies Auto hat kein Schnee in der Heckleuchte. Weil wohl noch eine Birne links funktioniert, hat der Monteur an dieser Stelle einen roten Spraydosendeckel in den Styropor eingearbeitet. DSC_0428

DSC_0708

Beim letzten Blick in Schaufenster kam ich an einem Uhrenladen vorbei, wo im Kasten eine Werbung den Lifestyle des potentiellen Käufers beschwört. Die nackten Beine der Boots-Eignerin soll man besser nicht sehen, darum wurden sie mit einem klitzekleinen Aufkleber versehen.DSC_0609

Dies sind vermutlich Männerhintern, da braucht man keine Jalousien oder Aufkleber… Welcome to Iran!DSC_6982b

Iran-Rundreise #10 – Yazd und Heimreise

Das war die Reiseroute in den letzten zweieinhalb Wochen. Sieht gar nicht nach so viel aus…
IranReiseKish2010
Vor Yazd hielten wir an dieser alten Karavanserai, PanoSaryazd

wo uns ein frecher alter Mann beinahe noch die frisch gekauften Pistazien als Geschenk abgenommen hätte. Oft geben wir kleine Almosen, und manchmal kommt es vor, dass die Bedürftigen mit dem Betrag nicht zufrieden sind, aber dieser wollte am liebsten unser ganzes Auto ausräumen. Im Vergleich sind wir natürlich reich und das weckt Begehrlichkeiten. DSC_0053

Die Türme des Schweigens hatte ich mit Alireza letztes Jahr schon besucht, aber das Licht war nicht so schön gewesen.DSC_0148DSC_0152DSC_0162

In Yazd kamen wir wieder im Silk Road Hotel unter, aber nicht im Hauptgebäude, sondern in einem neu restaurierten Haus ein paar hundert Meter Richtung Jam´eh-Moschee. Unser Auto stand hier im letzten Jahr schon.DSC_0374DSC_0285

Abendessen und Frühstück gab es aber in der Zentrale. Die Clientel, die hier absteigt, ist sehr international, so viele interessante Ausländer geballt auf einem Haufen sieht man in ganz Iran kaum. Da das Hotel mit WiFi-Verbindungn ausgestattet ist, sieht man abends fast alle an den Rechnern hocken. Wir natürlich auch. Wir lernten eine Familie aus Australien kennen, die uns in Teheran für ein paar Tage besuchen kam.DSC_0290

Vom Dach hat man einen guten Blick über die Stadt.DSC_0199

Das Restaurant eines anderen Hotels, das nicht unsere Kragenweite ist:DSC_0261

Und dann ließen wir uns einfach durch die Stadt treiben. Fast alles Sehenswerte ist vom Hotel aus zu Fuß zu erreichen.DSC_0245

Ein alter Wasserspeicher mit 4 Windtürmen zur Kühlung.DSC_0218

An Ashura werden diese Gestelle (Naql) durch die Stadt getragen, wenn sie nicht gebraucht werden, verzieren sie die Plätze.DSC_0221

Dies ist der Platz, zu dem der größte dieser Art getragen wird. Letztes Jahr kamen wir bei den Trauerfeierlichkeiten gar nicht hier her, weil es übervoll mit Menschen war.DSC_0268

Wenn jemand stirbt, wird oft von der Familie ein allen zugängliches Irgendwas gestiftet. Hier hat man einen Wasserspender gebaut. Immer wenn jemand hiervon trinkt, soll er an den Verstorbenen denken und einen Gruß schicken, dann wird es diesem im Jenseits besser gehen, sagt man.DSC_0247DSC_0257DSC_0266

Die Schulmädchen testen ihr Englisch an der deutschen Englischlehrerin.DSC_0276DSC_0280

Unsere Kinder machten mich auf die Rutsche aus Beton aufmerksam.DSC_0281

Im Bazaar:DSC_0238DSC_0306

In einer Bäckerei zeigten die Bäcker den Kindern, wie Brot gebacken wird.DSCF0531

und damit zogen wir zur Zuckerhutmanufaktur, von denen es in Yazd etliche gibt. Wir kauften auch vier Stück, weil wir in Minab Zuckerhammer und –zange gekauft hatten und jetzt unseren Würfelzucker selber machen können. Für Feuerzangenbowle soll er sich übrigens nicht eignen.DSCF0535DSC_0318DSC_0327

DSC_0394DSC_0398DSC_0403

In diesen Meilern, die aus ungebrannten Ziegeln bestehen, wird ein Feuer angezündet, das etwa zwei Wochen brennen muss.DSC_0404

Und dann ging es wieder nach Teheran zurück. Nach fast drei Wochen Reise freuten wir uns auf die eigenen Betten. Und die Kinder sich auf die Schule, sagten sie jedenfalls.DSCF0549

Iran-Rundreise #9 – Kerman und Zein-o-Din

Kerman ist bekannt für seine traditionellen Badehäuser, die in Zeiten von fließend warmem Wasser nicht mehr ausreichend genutzt werden. Daher konnten wir eines als Museum besichtigen, in einem anderen, das als Qahwexune (Kaffeehaus) eingerichtet wurde, uns mit Tee aufwärmen. DSC_0021Merkwürdigerweise heißen die Häuser, in denen man Wasserpfeife und Tee bekommt, Kaffeehäuser, obwohl man dort keinen Kaffee serviert.

Dieses hat im hinteren Bereich auch noch ein Restaurant, wo das nicht mehr benutzte Bassin mit einem Essplatz überbaut istDSC_0026

Im Hauptraum gibt es jeweils für die einzelnen Stände (Bauern, Handwerker, Mullahs, Kaufleute) Nischen, wo man gemeinsam, aber doch vom andern Stand getrennt, plaudern und sich auf die Waschung vorbereiten konnte. DSC_9988PanoKermanHamam

Von dort geht es in den eigentlichen Badebereich, wo man derbe abgeschrubbt, geschröpft, massiert oder einfach nur mit Wasser übergossen wurde. Die Museumswärter haben alle eine Ölheizung vor der Nase, weil es ziemlich frisch in den Gewölben ist. Das war mal anders: ein mit gut einem Meter Wasser gefüllter Raum so groß wie das Becken hier, wird vom Keller aus dauernd befeuert. Dort kann man dann das warme Wasser entnehmen. Die Restwärme der Luft wurde unter dem Fußboden durch Kanäle geleitet – Fußbodenheizung eben. Ein Besucher erzählte, die Stützen seien alle mit Bleifüllung hergestellt, damit in dieser erdbebengefährdeten Zone die Stützen die Energie nicht weiter an das Dach leiten.DSC_9997

So einen Topf hätten wir vom Bazaar ja gerne mitgenommen, aber dann hätten wir ein oder zwei Kinder in den Topf stecken müssen, um noch Platz im Auto zu haben.kupfer01

Ebenfalls im Bazaar gibt es eine Karavanserai, die grade wieder instandgesetzt wird. Die Hölzer, die aus der Wand des Eingangs rauskucken, sind Bewehrungsstangen, an denen die Gipsarbeiten dann befestigt werden.DSC_9958

So sieht das Tor von innen aus.DSC_9959

Hier ist der Gips zum größten Teil noch drangeblieben.DSC_9970

Auf dem Weg nach Yazd kamen wir an einer von 2 übriggebliebenen runden Karavanseraien vorbei und begehrten Einlass. Ein Spanier hat das 400 Jahre alte Gebäude wieder aufbauen lassen und betreibt es jetzt als Gästehaus. Nur Ausländer dürfen in Zein-o-Din übernachten und die Preise sind gesalzen: 48 € nimmt er pro Nacht/Person. In Yazd haben wir für die ganze Familie mit Frühstück etwa so viel bezahlt. Aber dafür bekommt man wohl sehr gutes Frühstück und Abendessen und schläft hinter Vorhängen wie vor Hunderten von Jahren. Und rundgeknüpfte Teppichläufer gibt es auch nur hier. Die Atmosphäre ist jedenfalls einzigartig.DSC_0060^DSC_0104DSC_0124

Zum Speisesaal:DSC_0127PanoZeinodin04PanoZeinodin01

Auf dem Dach:PanoZeinodin02

Iran-Rundreise #8 – Dashte Lut – Kalut

DSC_9472

Hamed aus Mahan empfahl uns seinen Freund Hossein aus Kerman, uns auf die Reise in die Wüste bis hinter Shadad zu begleiten. Dort soll es die besten Orangen Irans geben. Auf dem Weg bogen wir in Sirch ab, um eine 1000jährige Zypresse zu besichtigen. Irgendwo hier in der Gegend gibt es angeblich welche, die 4000 Jahre auf dem Knüppel haben, aber die kriegten wir nicht zu Gesicht. Von weit oben konnte man schon das grüne Ding sehen, was inmitten der braungrauen Dächer herausstach.PanoDeraxteSirch02

Obwohl es auf der Karte nur eine gerade Straße gibt, die dann weiter nach Birjand und Mashhad führt, sind wir recht oft abgebogen, an Kreuzungen, wo es kein Schild gibt; also alleine hätten wir uns gewiss verfahren und diese schönen Plätze nicht entdeckt. Außerdem war es total interessant, was Hossein erzählte.

Als erstes brachte er uns an einen Ausgrabungsort, wo Siedlungsspuren von vor 6000 Jahren gefunden wurden. Eine Betonmauer ist drumherumgezogen, wohl hauptsächlich gegen Sandstürme, und damit man nicht auf die wertvollen Mauerreste tritt, ist Nato-Draht rundum verlegt.DSC_9462

Auf dem Weg in die Wüste kamen wir gleich an mehreren KaravanseraienDSC_9581 vorbei, von denen diese am besten erhalten war. Ein Pulk Frauen war grade im Qanat Wäsche waschen. DSC_9497PanoKaravanserai01DSC_9510PanoKaravanserai02DSC_9514

Hossein zeigte uns dann, wo das Wasser herkommt. Diese Mauer ist nur dazu da, dass kein Kamel in das große Loch fällt. DSC_9577

Darunter ist nämlich der wasserführende Kanal, der von einer Quelle in den Bergen ausgehend gegraben wurde und alle sagen wir 50 bis 100 Meter gibt es ein Loch für den Abstieg und die nötige Beleuchtung, wenn der Qanat gewartet werden muss.

Hier gibt es aber einen bequemen Eingang:DSC_9545

und wir landen in einer Grotte, wo frisches klares Wasser gaaanz langsam den Berg hinabfließt. Und manchmal verstopft was, dann muss ein kleiner Mensch in den Tunnel und muss ihn bereinigen. Man sagt, die Qanate in Iran seien insgesamt so lang wie die Entfernung von der Erde zum Mond.PanoQanat01

An einer mondähnlichen Landschaft vorbei geht es zum Picnicplatz, nah bei der letzten Tankstelle für 250 km, wenn man weiterfahren will. DSCF0368

Hier beginnt die eigentliche Dast-e Lut, eine der unwirtlichsten, weil trockensten Wüsten der Welt. Im Sommer herrschen Temperaturen bis 65° C, und es gibt schlicht keine Lebewesen dort (ich habe gehört, nicht mal Bakterien)PanoPicnic

Die Sandsteingebilde, die hier herumstehen sind in den Wüsten dieser Welt einzigartig, und heißen Kaloots.DSC_9606DSC_9627DSCF0408DSC_9776DSC_9744DSC_9781

Schade, dass wir nicht mal eben fürs Wochenende hier herfahren können.

Iran-Rundreise #7 – Mahan

DSC_9373

Unser nächster Halt war Mahan, wo es eine große Moschee des Sufi-Ordens gibt, einer weiteren Spielart des Islam. Wir hatten im LonelyPlanet gelesen, dass wir in einer Karavanserai nächtigen könnten, fanden sie aber nicht, daher riefen wir den Herbergsvater an. Er teilte uns mit, dass die Karavanserai von Amts wegen keine Erlaubnis hätte und er uns aber zeigen könnte, wo ein gutes billiges Hotel ist. Er holte uns mit Frau und Kind ab, zeigte uns das Grabmal von Shah Nematollah Vali, der ein Zeitgenosse von Hafez war und lud uns danach zum Tee nach Hause ein.DSC_9409

Die Moschee ist von einer indischen Glaubensgemeinschaft gestiftet worden und im Lauf der Jahrhunderte erweitert worden. Der Meister dieser Glaubensrichtung hat hier meditiert und ist hier begraben.PanoMahan03

Am nächsten Morgen gingen wir bei Licht nochmal hin, um auch auf die Dächer zu können. Die Kinder hatten ihren Spaß beim Eislöcherhacken und die Erwachsenen konsumierten Kultur.DSC_9787DSC_9848

Da kann einem schon etwas mulmig werden, 40 m über der Erde in einem schmalen Türmchen.DSC_9806

Die Karavanserai von Hamed ist auch über die Dächer der Moschee zu erreichen.DSC_9847

Von der Moschee aus geht eine Achse einen halben Kilometer zu einem Haus eines reichen Kaufmanns, das Shotorgelou (=Kamelhals) genannt wurde, weil im zentralen Raum ein Springbrunnen ein Geräusch machte, das so klingt wie ein Kamel, das trinkt. Es war ziemlich verfallen, da in den letzten Jahren Drogenabhängige hier kampiert haben, wurde aber jetzt von der Stadt gekauft und soll wiederhergerichtet werden.DSC_9852DSCF0480DSC_9860

Arezu (stehend) hat uns morgens herumgeführt und alles erzählt. Sie arbeitet als Englischlehrerin in einem Institut, das als NGO (Non-Government-Organisation) ohne Gelder der Regierung auskommen muss und auf mehreren Gebieten kulturell tätig ist (Computerkurse, Stadtführungen etc.) Ihre Kollegin Maryam ist die Frau von Hamed, dem wir wünschen, dass er den Streit mit der Stadt gewinnt und er die Karavanserai als Gästehaus bald wieder eröffnen kann.DSC_9871

Wieder allein erkundeten wir danach den Prinzengarten, der Ende des 19. Jht. an einem natürlichen Wasserlauf gebaut wurde. Wenn der Shah zum persischen Golf gereist ist, hat er hier Rast gemacht. Unten ist das Eingangsgebäude zu sehen.DSC_9906DSC_9938DSC_9939

Der Hauptbau ist gegen den Eingang relativ schmucklos, aber im Innenbereich dagegen herrlich. Seit einigen Jahren ist der Garten der Öffentlichkeit zugänglich. Im linken Flügel ist ein Restaurant untergebracht und abends ist es rappeldickevoll, konnte Steffi berichten, die nämlich im Juni schon mal ohne uns hier war.DSC_9897

In den Nischen kann man auf Teppichen sitzen und speisen.PanoMahanBagh01

Obwohl nur 100 m weiter oben am Bachrand Eisklumpen hingen, war es zum Glück so warm, dass wir draußen essen konnten.DSC_9933

Und noch ein paar Straßenimpressionen:DSC_9867

Mit weniger Aufwand habe ich noch kein Auto komplett in die Höhe gehoben gesehen.DSC_9420

Hier wirbt der Schildermaler mit seiner Arbeit.DSC_9419

Iran-Rundreise #6 – Bam, Rayen

Auf dem Weg nach Kerman überlegten wir, ob wir noch nach Bam fahren sollte. Bam hatte 2003 dies sagenhafte Erdbeben, bei dem mind. 30.000 Leute umkamen. Quasi die halbe Stadt weg. Jeder hat irgendjemanden in der Familie, der unter den Trümmern begraben wurde. Man sagt, 80 % der Bevölkerung ist heute opiumabhängig. Also eigentlich wollten wir uns das Elend nicht anschauen. Und eine Freundin von uns waren letztes Jahr da, die hatte ein (kleines) Beben im Hotel unter der Dusche miterlebt und fand das gar nicht lustig. Etwa einmal im Monat soll die Erde wackeln.

Dummerweise war bei Einbruch der Dunkelheit noch 200 km bis nach Kerman, aber nur 50 bis Bam. Und durch die Berge wollten wir nicht im Dunkeln fahren. Also doch nach Bam. Wir fuhren zu weit. Ein Einheimischer brachte uns zum Hotel, lud uns zu sich nach Hause und zur Opiumpfeife ein. Wir winkten dankend ab.

Kein Beben unter der Dusche.

Am nächsten Morgen stand ein Polizeiwagen mit 2 Mann Besatzung und Kalashnikow vor der Tür. Wo wir hin wollten? – Zur Burg von Bam. – Dann fahren Sie mal schön hinter uns her. DSC_9146

Als Reiseführer taugten sie zwar nicht ganz, immerhin brauchten wir niemanden nach dem Weg zu fragen.DSC_9028DSC_9029DSC_9040

Es war wirklich alles etwas frustrierend anzuschauen, weil die Burg, die vor dem Beben ein Platz des täglichen Lebens war, so großflächig kaputt ist, dass sich kaum vorstellen lässt, dass sie in den nächsten 20 Jahren wieder aufgebaut werden kann. Dies ist die Seite, die schon etwas fertig ist. Das Beben ist schon 7 Jahre her.PanoBam03

Die Stadt verließen wir wieder unter Polizeischutz. Es ist nicht etwa, weil wir so gefährlich für den neugebauten Teil der Burg waren, sondern weil immer mal wieder Entführungen passieren sollen. Die Leute hier sind so arm, dass es wohl wirklich besser ist, dass Ausländer vor den Bammern geschützt werden. Die Hauptgefahr besteht aber wohl vor Drogenhändlern/-schmugglern.DSC_9148

In 50 km Entfernung von Kerman befindet sich eine ähnliche Burg wie in Bam, die aber noch gut erhalten ist (und mit 22.000qm Größe die zweitgrößte Lehmstruktur nach der Arg-e Bam). Der Ort ist Rayen, und liegt am Rande eines schönen Bergmassivs, wo man Wasserfälle und Meteorkrater besuchen kann. Da sind wir aber wegen Zeitmangel nicht hin.PanoRayen15

von außenPanoRayen01DSC_9201

Die Wachen auf Auskuck (falsche Seite)DSC_9267

Dieser Teil ist nur die Burg in der Burg, in der der Gouverneur von Rayen seinerzeit wohnte. Vier Innenhöfe mit umgebenden Zimmern in unterschiedlichen Farben auf vielleicht 600 qm – Luxus pur für damalige Verhältnisse.PanoRayen07

Von hier oben sprach der Vertreter zum gemeinen Volk vermutlich – man musste ihn gegen die Sonne ansehen.DSC_9320

Das hat natürlich weh getan, was auf dieser Propaganda im Innenhof einer Moschee in Rayen vom Iran-Irak-Krieg zu sehen ist. Aber Au! steht da nicht, sondern Allah.DSC_9363

Iran-Rundreise #5 – Minab

Im Reiseführer lasen wir vom Donnerstags-Bazar in Minab, der so besonders farbenfroh und urig sein soll. Es war Mittwoch und nicht weit weg, also nichts wie hin.

Mehr als Dreibettzimmer gabs nicht, aber wir sind mit Iso-Matten und Schlafsäcken inzwischen darauf eingestellt.PanoMosaferxuneh

In der Hotellobby stand noch der Karton vom Staubsauger rum. Eins ist sicher: von Panasonic ist der nicht. DSC_8662

Eine Besonderheit in dieser Gegend ist, dass viele Frauen noch die Gesichtsmasken tragen, die zu Zeiten der portugiesischen Besatzung von den Frauen getragen wurden, um die Schönheit der jungen Frauen für die sexuell ausgehungerten Soldaten nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Ob´s geklappt hat, wissen wir nicht.DSC_8670DSC_8684

Erstaunlich war, dass die Zwiebeln und Kartoffeln teilweise einfach auf den Boden gekippt wurden, die teureren Stände haben Tücher oder gar Tabletts darunterliegen.DSC_8692

Das gibt Hühnerkabab DSC_8717mit ReisDSC_8695

und zum Nachtisch Wassermelone.DSC_8713

Und hier gibt´s den Tabak für die Wasserpfeife danach.DSC_8702