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Iran-Rundreise #4 – Insel Qeshm

In Bandar-e Lengeh kamen wir um die Mittagszeit an, unser Auto sprang auf den ersten Schlag an und am Kababstand auf dem Weg DSC_8203

überlegten wir uns, dass es nett wäre, das gute Wetter (in THR regnete es und war schweinekalt) auszunutzen und noch ein paar Tage auf die nächste Insel zu fahren. Da Qeshm viel größer als Kish ist, macht es Sinn, mit dem Auto rüberzufahren. Zumal etwa 8 € für das Ticket für die Fähre nicht viel ist. Komischerweise kostet es zurück nur die Hälfte. Die Fahrzeuge müssen alle rückwärts auf die Fähre und werden auf Millimeter geparkt. Der blaue Mack-Truck im Hintergrund ist 2 Jahre älter als unser Laster und verbraucht 90 Liter Sprit am Tag, erzählte der Fahrer. Dann fährt er aber auch nur 200 km, denke ich.DSC_8223a

Auf unserer Reise gingen eigentlich alle Gespräche irgendwann einmal über die Energiepreise. Am Abreisetag wurden die Subventionen für alles gestrichen: Benzin, Gas, Strom, Brot. Also kostet Benzin statt 100 T/l jetzt 400 Toman. Und wenn man keine Chip-Karte für den Benzinbezug hat, statt 400 T –> 700 T/l. Angeblich sollte es Streiks oder wenigstens Proteste von LKW-Fahrern gegeben haben, da für eine Strecke von 2000 km 250.000 Tooman (ca. 170 €) übrig bleiben, von dem Fahrer, LKW und Sprit bezahlt werden müssen. Und die Strecke ist an einem Tag nicht zu schaffen. Jedenfalls ist während unseres Urlaubs alles deutlich teurer geworden.DSC_8243DSC_8238DSC_8654

Im Ort Qeshm kamen wir neben einem Hummer H3 zu parken und waren uns einig, dass wir das coolere Auto haben. DSC_8268DSC_8267ö

Das Grüne unterhalb der von Überlandleitungen gefangenen Wolke ist ein Mangrovenwald, der größte des Mittleren Ostens. Er befindet sich zwischen Qeshm und dem Festland und man kann mit Booten durch das für Wasservögel wichtige Biotop hindurchfahren.DSC_8209a Was in Deutschland nicht möglich wäre: einer vermietet im Wasserschutzgebiet Jetski für 100.000 Toman/h. Eine halbe Stunde konnten wir uns leisten und die Kinder hatten ihren Heidenspaß.DSC_8639DSC_8591

Das Bekleidungsfachgeschäft des Ortes Bandar-e Pohl (war grad Siesta):DSC_8216

Mit den schönsten Sonnenuntergang hatten wir in Laft, einer Stadt, die noch sehr ursprünglich geblieben ist, und einen Hafen für die alten Lenj-Boote hat.PanoLaftHafen2PanoLaftHafen1DSC_8447

Auch in den Zelten läuft der Fernseher dauernd.DSC_8481

Dies ist das Tal der gefallenen Sterne, eine von Wasser ausgewaschene Schlucht, wo wir ein paar Stunden herumwanderten. Hunderte von Stummeln stehen hier herumPanoSetarehOftadehDSC_8519DSC_8512DSC_8253

Iran-Rundreise #3 – Insel Kish

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Nach dem herzlichen Abschied fuhren wir von Shiraz aus durch die Berge des Zagrosgebirges an den persischen Golf. Die Straßen sind in der Regel sehr gut. Wenn es eine Autobahn gibt, dann führt eine zweispurige Straße in die eine Richtung und in manchmal 500 m Entfernung eine andere zurück. Wenn man umdrehen muss, nimmt man eine Ausfahrt auf der linken Seite und per U-Turn kehrt man um. Platz ist selten das Problem in diesem Land.PanoEbene DSC_7887DSC_7922DSCF0338AWenn es noch etwas in diesem Land reichlich gibt, dann ist es Plastik. Auf dem Weg kommt man an riesigen landwirtschaftlichen Flächen vorbei, wo mit Plastikschläuchen versucht wird, die wertvollen Pflanzen vorm Austrocknen zu schützen.DSC_7885

Abends erreichten wir den persischen Golf. An der letzten Möglichkeit, ans Wasser zu gelangen, ließen wir die Salzluft auf uns wirken, denn danach..DSC_7944

..führt die Straße für etwa 50 km an Raffinerieanlagen vorbei, die Entgasungsschornsteine tragen haushohe Flammen und alles ist hell erleuchtet. Die Raffinerie in Hemmingstedt, die ich für riesig hielt, ist ein Kinderspielzeug dagegen.DSC_7945

Und endlich waren wir in Bandar-e Lengeh, wo es am Nachmittag des darauffolgenden Tages mit der norwegischen Personen-Fähre auf die Insel ging.PanoSchiffKishDSC_8032DSC_8057 Kish ist klein, man kann an einem Tag mit gemieteten Fahrrädern die Insel umrunden, wenn man nicht auf halbem Weg mit einem Platten liegenbleibt, wie es uns passiert ist. So kamen die Kinder noch mal zum Baden. Steffi durfte als Frau natürlich nicht. Machte sie aber trotzdem, als keiner kuckte. Es gibt nah dem Hauptstrand ein abgeteiltes Stück Strand, wo Frauen fern von Männerblicken sogar oben ohne baden können.DSC_7992

Zum Glück hatte unser erster Taxifahrer uns seine Nummer gegeben, so dass zwei von uns mit Rädern im Auto zurückfahren konnten. Die Reifenreparatur mussten wir natürlich auch bezahlen.DSC_8063

Und am nächsten Tag war Weihnachten! Geschenke gab es nur kleine Sachen (Spielkonsole für die Hand, MP3-Player und Playmobil).

Kish ist eine zollfreie Zone und die Stadt ist vollgestopft mit mehrstöckigen Passagen, in denen man alles, was Dubai auch zu bieten hat, kaufen kann. Die Preise sind dennoch nicht besonders günstig, das Essen vor allem ist etwa doppelt so teuer wie in Tehran. Das Weihnachtsessen bestand leider statt aus Ente mit Maronen aus Hähnchenkebab.

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Am nächsten Tag nutzten wir die Dienste unseres Fahrers noch mal, um die Insel komplett zu umrunden und uns das vor Jahrzehnten gestrandete griechische Schiff anzuschauenDSC_8078

und die alten Bäume in Baghu zu besichtigen.DSC_8110

Gebaut wird eine Hotelanlage neben der nächsten, die Stützen für die Deckenschalung bestehen wie vor 50 Jahren aus Baumstämmen.DSC_8134

Im Hafen von Bandar-e Lengeh wurde uns nochmal deutlich, dass wir ganz nah an Saudi-Arabien sind, die Menschen sind deutlich dunkler als im Norden Irans.DSC_8166DSC_8162DSC_8168

Schön war es schon, aber nochmal müssen wir nicht nach Kish. Es ist uns einfach zu künstlich und zu kommerziell.DSC_8175

Iran-Rundreise #2 – Besuch bei den Qashqai

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Von Shiraz aus wollten wir gerne einmal echte Nomaden von nahem erleben und bekamen erzählt, dass sie sich zur Zeit etwa 120 km südlich von Shiraz bei Firuzabad aufhalten. Also fuhren wir mit M. los, kauften in Firuzabad noch ein paar Gastgeschenke ein (Reis, Zucker, Süßigkeiten und Tee) und fanden abseits der Straße einige Winterlager der Qashqai. Außer ihnen gibt es noch den Stamm der Baxtiari, die im Nordwesten beheimatet sind (in der Nähe von Khoramabad bis zur türkischen Grenze). Wenn es Winter wird, suchen sie ihre festen Lager auf, die aus Steinwällen bestehen, die dann mit Wolldecken (und neuerdings Plastikplanen) zu Zelten ausgebaut werden. DSC_7684

 

 

 

 

 

 

 

Heutzutage reisen viele von ihnen auch mit Autos, und die jungen Leute finden Arbeit in den Städten. Dieser junge Mann war aber wiedergekehrt, um seinem alten Vater zu helfen.

Weil der jüngste Sohn Hossein das Down-Syndrom hat, DSC_7700

kann der Vater die ganze Arbeit nicht allein tun. Hätten wir doch nur daran gedacht, Schmerzmittel dabeizuhaben, da Papa unter heftigen Kopfschmerzen litt. DSCF0275

Hossein machte mit meiner Kamera wohl an die 100 Fotos und sagte, wenn wir wiederkommen, soll ich ihm auch so eine mitbringen.

Die älteste Tochter ist verheiratet und hat eine kleine Tochter (links), die jüngere macht noch seinen Haus-, nein ZelthaltDSCF0220.

 

 

 

 

 

 

 

Die Rollen sind klar verteilt, die Männer kümmern sich um die Tiere und die Frauen machen alles andere. DSC_7659

Die Tochter bot uns Essen an, das aus Brot, Datteln, Eiern und einer Sesampaste bestand. Die Eier schmeckten nach Schaf, weil sie mit Hammelfett gebraten waren. Schließlich brachte sie noch einen Edelstahlbecher mit frischem Wasser, was zeigt, wie wichtig das kühle Nass ist. Da die Gegend in den letzten Jahren so vertrocknet ist, kommt einmal in der Woche ein Tankwagen und macht den Vorratsbehälter voll. DSC_7735

 

 

 

 

 

 

 

Unsere Kinder halfen dabei, die Schafe nach draußen zu bringen und fast hätten wir noch ein Lämmlein oder eine kleine Ziege mitbekommen.DSCF0236

 

 

 

 

 

 

 

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Wir waren froh, nicht in einem stylischen neuen Landcruiser aufgetaucht zu sein, obwohl ich denke, dass uns auch dann diese unglaubliche Gastfreundschaft zuteil geworden wäre.DSCF0269DSC_7692

Iran-Rundreise #1

Endlich Weihnachts-Ferien!
Unser Auto war noch mal in der Werkstatt, bevor wir uns auf den Weg in den Süden machten.
Mohamad brachte die Bremsen in Ordnung und eine gebrochene Blattfeder musste ersetzt werden. Weil so viele Feiertage waren und die Ersatzteile erst beschafft werden mussten, konnten wir erst zwei Tage später als gehofft losfahren.

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Martje hatte ja in der Sommerfestlotterie der Schule 3 Nächte für 2 Personen im Hotel auf der Insel Kish gewonnen. Eltern von einem Klassenkameraden gehört die Anlage, deshalb war es auch kein Problem, dass wir als ganze Familie anreisten und trotzdem nichts extra zahlen mussten.
Aber erstmal mussten wir hinkommen, und knapp 1500 km kann man nicht in einem Rutsch bewältigen. Ein paar Stunden Pause in Esfahan. Es ist vermutlich die schönste Stadt Irans, aber die Leute sind etwas zu geschäftstüchtig. Man muss jedoch zugeben, dass Teppichhändler in der Türkei weitaus nerviger sind.DSC_7428DSC_7429

 

 

 

 

 

 

In diesem Restaurant kamen wir uns vor wie Liliputaner. Die Portionen waren aber eher normal. Retaurant EsfahanDSC_7391

Shiraz ist die Stadt, die uns bisher am besten gefällt, die Leute sind relaxt, es ist auch im Winter nicht sehr kalt und die Gärten und Gebäude sind spektakulär. In Persepolis waren wir letztes Jahr schon, daher mussten wir dort nicht nochmal hin. Das Stadttor heisst Qorantor, weil obendrin praktischerweise ein Qoran untergebracht ist. Wenn man verreist, soll man nämlich unter einem Koran durch gehen. Qorantor ShirazWir wohnten 3 Nächte bei den Eltern eines guten Freundes. Die letzte Nacht war shab-e yal-dar, die längste Nacht des Jahres. Man trifft sich mit Familie und Freunden, erzählt Geschichten und muss, um Glück zu haben, unbedingt Wassermelone essen. 
Xosh amadid! Befarmaid!DSC_7777

Den Eram-Garten hatten wir noch nicht gesehen, eine riesige Anlage mit Palmen und Granatapfelbäumen und einem Palast aus der Qajarenzeit. DSC_7462DSC_7468DSC_7486

 

 

 

 

 

 

 

Ein trauriges Bild waren die Granatapfelbäume, die fast alle im letzten Sommer vertrocknet sind.
An der Seitenwand des Palastes trifft Neu auf Alt: wo sollen die Mobiles denn sonst hin?DSC_7454DSC_7561

Im zum Audi umgebauten Peykan DSC_7473

sitzt man immer noch bequemer als in den neuen Kia´s.DSC_7505

In Iran bin ich schon einige Male Hitlers “Mein Kampf” begegnet, meistens auf der Straße verkauft. Auf Nachfrage, ob man Hitler wegen seinem Antisemitismus gut finden würde, bekam ich als Antwort, nein, weil er sich gegen England so ins Zeug gelegt hätte. Das persische Wort für Propaganda und Werbung ist übrigens das gleiche…DSC_7512

Der Bazaar in Shiraz ist einer der schönsten in Iran. Noch hängen die schwarzen  Fahnen von Moharram und auf Festen darf nicht getanzt werden. DSC_7519

Wir sind noch nicht so lange wieder zu Hause, und hatten noch Australier mit Kindern zu Besuch, so dass ich etwas hinterherhinke mit dem Schreiben…

Rest folgt!

Moharram – der Schein trügt

Im Trauermonat Moharram verändert sich das Gesicht der Stadt, Baugerüste werden über die Straße gebaut, die dann mit Bannern verkleidet werden („heyat“). Letztes Mal waren wir in Yazd, dort waren wir mittendrin, statt nur dabei; diesmal wollten die Kinder wegen der Straßenschlachtungen nicht.
Stände versorgen die Prozessierenden mit Tee und heißer Schokolade. Und dann werden mit Federn geschmückte Gestelle („Alam“) unter Trommelgetöse und gefolgt von mit Ketten auf sich einschlagenden Gläubigen durch die Straßen getragen. Ein Auto mit Riesenlautsprecher fährt mittendrin mit und besorgt die nötigen Trauergesänge. Meistens ist es allerdings ein Bazaarkarren, auf dem ein Stromaggregat für den nötigen Wumms sorgt, den der darübermontierte 30″-Lautsprecher verbraucht.Gedacht wird dem Tod von Emam Hossein in der Schlacht von Kerbala, dem Sohn von Emam Ali und Mohammads Tochter Fatemeh. Sein Pferd war beinah sein bester Freund. Weil er so nah an Gott ist, und Gott kein Gesicht hat, wird er auf Bildern immer geweißt gezeigt.Für die Kinder (und nicht nur die) sind diese Tage ein großer Spielplatz mit Feuer und Freunde-treffen. Und ich muss zugeben, dass die Stimmung eine große Sogwirkung hat. Trotzdem ist alles wie ein großes Volksfest und von der Trauer, die gewünscht wird, ist wenig zu spüren. Für die jungen Leute ist es im Gegenteil eine große Kontaktbörse. Abends gibt es Nazri, d.h. Essensgeschenke, die von Nachbar zu Nachbar getragen werden. In 21 Tagen gibt es wieder einen Termin, an dem mit Nazri Hossein und seinen Verwandten gedacht wird.
Während Papa das Schaf häutet, posiert der kleine Hossein gerne für mich, und drückt anschließend wild auf meiner Kamera rum, bis er im Bild hat, was er gerne von nah sehen wollte.
Wenn man Kerzen anzündet, gehen die dabei gedachten Wünsche in Erfüllung.Um dieses Bild irgendwie aussagekräftig zu finden, muss man es, glaube ich, im Vollbildmodus sehen und die Schilder beachten:
Und noch´n Suchbild – wo ist der Verkäufer? Lässt sich eigentlich nur finden, weil er nicht photogechopped ist – und trotzdem ganz was Besonderes.
Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch – wir fahren mit unserem Auto bis zur Insel Kish im Persischen Golf und sind in zwei Wochen wieder da.

Geschäfte

Geschäfte machen kann man fast überall, dieser Schneider hat seine Schneiderei im Supermarkt nah bei unserem Haus. Rechts ist die Joghurt-Theke, links der Wurststand. Wenn´s ihn nicht stört…Dieser Auto-HiFi-Laden sollte sich nach einer guten Werbedruckerei umsehen. Die jetzige hat die lateinischen Buchstaben genau wie Farssi von rechts nach links gelesen und entsprechend von oben nach unten umgesetzt. Oder ist das das neue Werbekonzept?
Zwischen dem Shopping lässt man sich hier nieder. Es ist tatsächlich der einzige Imbiss, den ich kenne, wo man draußen sitzen und speisen kann. Sonst verbietet die Stadtverwaltung solche Straßencafés. Dieser Besitzer muss jeden Monat 100.000 Toman (80 €) bezahlen, um die Stühle und Tische zu behalten. Apropos behalten: Ein Bekannter ist mit einem Freund in dessen Auto mit einer Studienkollegin durch die Gegend gefahren, bis die Polizei das Auto anhielt. Die Beamten wollten partout nicht glauben, dass es sich hier nicht um ein zu ahnendes Delikt handelt (Frau nicht mit einem der beiden verheiratet). Deshalb wurde das Auto für eine Woche in ein Parkhaus gesperrt. Mit Motorrädern, die keine Versicherung haben oder der Fahrer keinen Führerschein verhält es sich genau so. Die Polizei wartet immer öfter schon mit Kleinlastern, um all die Motorräder aufzuladen, die sich „daneben benommen“ haben.
Dieser Torso müsste eigentlich auch auf den Laster, so freizügig, wie er sich benimmt. Er steht am Eingang der Straße für Frauenbekleidung.
Gekauft wurde er vielleicht hier, eine ganze Passage nur mit Schaufensterpuppengeschäften.

Nach dem Shopping kann man in diesem Tischtuchhaus (Sofre-xune) essen und eine Pfeife rauchen. Wir waren nur auf Klo und haben was getrunken.
Und wenn alle Einkäufe erledigt sind, geht´s mit dem Motorrad nach Hause.
Heute hab ich einen guten Kauf getätigt: an der Straße stand einer, der Poshti (Kissen) loswerden wollte, das Stück für 1.000 T (80 Cent). Er hatte acht Stück und ich war zum Glück mit dem Auto. Müssen gewaschen und z. T. genäht werden, aber selbst dann dürften sie noch günstig sein. Ach ja, die da vor unserer Haustür mit der Krücke Teppich klopft, ist seit einer Woche Invalide, weil sie vor drei Wochen vom Pferd gefallen war und das rechte Knie vor einer Woche plötzlich dick wurde. Davor hatte Martje nur leicht geklagt und auf das Inline-skaten usw. nicht verzichten wollen. Der Orthopäde sprach von 2 Monaten, bis es wieder gut wird.

Das Leben ein Fest!

Im nahgelegenen Park, der Wasser und Feuer zum Thema hat, halten wir uns jetzt öfter auf. Für die Kinder ist es eins der wenigen Paradiese in dieser von Straßen durchzogenen Stadt. Dort ist der Bodenbelag so glatt, dass Inlineskating richtig Spaß macht.
Trotzdem ist von hier viel Natur zu sehen und man bekommt von Tehran einen ganz anderen Eindruck, als man von Straßenniveau kennt. Die Pärchen verziehen sich ins Grün, um sich mal zu beschnuppern. Im Tal verläuft eine Stadtautobahn.
Der Bewegungsdrang unserer Kinder hatte auch nach Sonnenuntergang keine Grenze.
Die St.-Martinsfeier in der Schule:
Als Norddeutschem sagt mir ja diese Tradition nichts, aber um den Winter zu begrüßen, war es ganz nett. Die Kinder trugen ihre im Kunstunterricht gefertigten Laternen übers Schulgelände. Im Hintergrund sind die Müllberge vom Umbau/Renovierung der Schule zu sehen. Es ist ziemlich schwierig, die Materialien aufs Grundstück zu bekommen und für den Weg raus gilt das gleiche. Die DiplomaticPolice erlaubt es schlicht nicht. Eines Tages wird es wohl schon noch was werden.Ein paar Tage später war ich (alleine) auf eine Hochzeitsfeier eingeladen. Es gibt für diesen Zweck eigens eingerichtete prunkvolle Gebäude.
Kaum zu fassen: die Männer feiern für sich und die Frauen auch. Bei denen durfte ich natürlich nicht kucken. Auf dieser Feier war es so: Lauter Techno wechselt sich mit traditioneller Musik ab und ein paar engagierte Freunde des Bräutigams klatschen, tanzen, und werfen mit Geldscheinen um sich. Wenn der Bräutigam erscheint, läuft er durch die Reihen und gibt jedem die Hand. Irgendwann geht er zu dem Salon, in dem die Frauen feiern, um sich zu zeigen. Zu meinem Bedauern zeigt sich die Braut nicht den Herren der Schöpfung. Dabei hat sie bestimmt 5 Stunden im Schönheitssalon gesessen…
Zu Essen gab es in dieser Reihenfolge: Obst und Kuchen. Irgendwann wurde ein Salat und ein orangener Wackelpudding (pro Tisch einer) auf den Tisch gestellt. Dann mit etwas Abstand zwei Platten von unterschiedlichem Reis mit Hühnchen. Zu trinken Cola und Fanta in Dosen, wers festlich wollte, nahm einen Strohhalm. Ich war noch nicht fertig mit Essen, da gingen plötzlich alle. Auf der Treppe trafen wir auf die Frauen, die oben gegessen und getanzt hatten.
Insgesamt waren vielleicht 300 Personen eingeladen.
Die Ausbeute des Festes.
Im Stadtzentrum gibt es ein uraltes Cafe/Hotel/Restaurant (Hotel Naderi), wo man nicht billig, aber exclusiv sitzen kann. Das Essen wird einem von den Kellnern, die alle jenseits der 65 Jahre sind, vor die Nase geknallt oder, wenn sie gute Laune haben, vorgesetzt. Genauso lieblos ist es zubereitet. – Aber wenn der Schah hier schon mal gesessen hat… Und man bekommt einen echten italienischen Espresso.
So sehen die Restaurants aus, in denen man richtig lecker essen kann: Wie bei Vatern zu Hause.

Hier haben wir drei typische Transportmittel auf einem Bild versammelt. Der blaue Pickup ist eigentlich nur in dieser Farbe zu sehen, kann bis zu drei Tonnen transportieren und wird oft noch deutlich überladen.
Das Taxi davor kommt auch mal in Gelb oder Weiß daher. (Die Autofarben werden in den Fahrzeugbrief eingetragen, daher ändert man die Standardlackierung nicht mal so eben.)
Und das typische Bazaargefährt ist im Vordergrund zu sehen, damit kommt man auch in schmalste Gassen und es kann bestimmt auch eine Tonne Last ab.Ich kann nicht anders, Bilder von vollbeladenen Motorrädern kann man jeden Tag etliche machen.

Hiob oder „das wäre ihr Preis gewesen“

Woran es wohl liegt, dass momentan vieles nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen? Sar-nevesht sagt man im Persischen. Bedeutet in den Kopf geschrieben.
Vor etwa sieben Monaten hatte uns unser Vermieter angeboten, wir könnten in ein anderes Haus ohne Baustelle nebenan umziehen. Wir packten umgehend, weil am kommenden Wochenende bereits der Umzug sein sollte. Leider verkaufte die Vermieterfamilie das betreffende Haus innerhalb dieser Zeit. Dann boten sie uns ein anderes Appartment an, das in einem Neubau liegt. Nur die Schränke müssten noch gestrichen werden und die Wände nachgearbeitet werden. So übten wir uns in Geduld. Doch die Arbeiten dauerten länger als gedacht, weil die Einbauschränke komplett erneuert werden sollten und es dann Ärger mit dem Tischler und anderen Handwerkern gab – sagte man uns. Jedenfalls lebten wir seitdem von Vertröstung zu Vertröstung, bis wir uns am letzten Wochenende die fast fertige Wohnung nochmal anschauen durften. Das ist nur die Küche der 320 qm:Am übernächsten Tag gab es dann einen Anruf vom Schwager, sie wären in Geldnöten, und weil sie für den Fabrikneubau dringend Bargeld bräuchten, müssten sie auch diese Wohnung verkaufen. Ich denke, das wars von unserem Traum von einem Zimmer pro Kind.
Ein paar Tage vorher waren wir noch im Garten von dem Familientreffpunkt eingeladen – man ist angesichts des Reichtums ohne Worte. Aber glaub nicht, dass die Leute glücklicher sind.Warum die Wespe sich hier gerade JanIngmar ausgesucht hat – sar-nevesht.
Immerhin, es ist lange keiner mehr vom Pferd gefallen.
Oder von der Zimmerdecke.
Für meine derzeitige Baustelle wollte ich nicht auf einen anständigen Teebereiter verzichten und ging nach Feierabend auf den Bazaar, um einen Samovar zu besorgen. Am nächsten Morgen füllte ich Wasser ein, schaltete an – nichts passierte, außer dass das Wasser unten wieder rauslief. In der Mittagspause fuhr ich wieder hin (ich frag mich heute noch, wie ich den Laden wiederfinden konnte). Ersatz hatten sie nicht im Geschäft, also musste ich zwei Stunden warten, bis sie mir aus der Fabrik einen neuen besorgt hatten. Die Zeit bis dahin verbrachten wir im Katakomben Restaurant. Solche Orte findet man als Fremder gar nicht, weil die Eingänge so klein und die Treppen gefährlich steil sind. Und die Werbung ist auch nicht grade riesig so wie hier:Es gab Dizi, auch Ab-gusht=Fleischwasser, das mit Schaffleisch, Kichererbsen, Kartoffeln, Tomaten und dem Schwanzfett vom Schaf fast immer eine gute Wahl ist. Es kommt meist knalleheiß im Steinpott, so dass man zum Umschütten der flüssigen Bestandteile Brot als Topflappen zweckentfremden muss. Dann wird das Brot in die Suppe gebröckelt und als zweiten Gang zerkleinert man den festen Teil mit dem gusht-kub, dem Stößel zu Brei.
Wenn man Zeit hat, kann man noch ne Wasserpfeife nehmen, in den schlauchförmigen Teehäusern an der Straße dürfen meines Wissens nur Männer sitzen.
Immer wenn man etwas kauft und nach der Qualität des in Iran hergestellten Artikels fragt, kriegt man stolz zu hören, das ist Estandard! So was ähnliches wie Tüv-geprüft.
Jetzt prüfe ich immer alles noch im Laden.
Ob der iranische Tüv dieses alte Gefährt regelmäßig prüft, weiß ich nicht. Der Briggs&Stratton aus Milwaukie hatte in den letzten 35 Jahren seines Daseins offensichtlich keine seiner 16 Pferdestärken eingebüßt.
Aus den ungeliebten USA kommt auch dieses Ding, das in dem nahe unserer Wohnung gelegenen Wasser-und-Feuer-Park zur Miete steht. Auch wenn Martje noch sehr konzentriert ist, das Fahren damit schockt.
Jeden Abend wallen riesige Gasflammen stichartig aus den Türmen, die um in den Boden eingelassene Springbrunnen angeordnet sind. Für Inlineskater und Kinder ein Paradies – wir haben jetzt immer Wechselklamotten dabei.
Wir richten uns jetzt in unserer Wohnung wieder ordentlich ein. Um einen Schrank und andere Dinge zu besorgen, war ich mit Martje und A. auf seinem Motorrad unterwegs in die Innenstadt. Nachdem wir alles besorgt beziehungsweise bestellt hatten, passierte das Unglück, dass an einer Ausfahrt ein Auto von scharf rechts ankam, um noch schnell abzubiegen. Ein Ausweichen war beim besten Willen nicht mehr zu schaffen, wir knallten auf die Straße. Zum Glück war die Geschwindigkeit nicht hoch, aber es reichte, um A. einen Bruch der Schulter zu bescheren. Wir hatten nur ein paar kleine Schürfwunden zu beklagen. Es waren nur etwa 100 m bis zum nächsten Krankenhaus. Martje fragte dort, wo wir die nächsten zwei Stunden verbrachten, wieviele Krankenhäuser noch in ihrer Liste fehlen würden.
Da die Unfallverursacher Fahrerflucht begangen hatten, aber Augenzeugen das Kennzeichen notiert hatten, waren wir eine weitere Stunde auf der Polizeiwache. Aus verständlichen Gründen habe ich davon keine Bilder…
Und allen, die jetzt den Zeigefinger hochheben, sei gesagt, wir machen so was nicht wieder, das nächste Mal fahren wir mit dem Taxi.
Wenn schon sar-nevesht, dann doch bitte mit dem Pinsel und nicht mit dem Meißel…

Back in the I.R.IRAN.

Jetzt sind wir schon wieder eine ganze Woche zurück in Iran und der Alltag hat uns (fast) wieder. Fast, weil die Schule noch nicht angefangen hat, jedenfalls nicht für die Kinder, für die das Schulgelände momentan zu gefährlich wäre. Vor 2 Wochen wurde angefangen, die maroden Gebäude der DBST umzubauen, und zwar mit vollem Einsatz von mehr als 30 Arbeitern.
Dies ist unser Baubüro – nett, nicht wahr?
Den Arbeitern muss man eigentlich alles an Arbeitsutensilien mitbringen – nur selten haben sie ihr Werkzeug dabei. Der Gips wird noch in echter „Handarbeit“ angerührt und auch aufgetragen. Presslufthammerahmed hat auch meistens keinen Gehörschutz. Aber selbst wenn man Arbeitsschutzgeräte mitbringt, werden diese oft anders genutzt. Seufz.

Weil das Geld aus D zunächst nicht bereitstand, dauert es diese Woche noch, in der Steffi die plötzlich bekanntgegebene „Ganztagsschule“ (jeden Tag bis 16:00) mit ihren Kollegen mit vorbereiten muss. Wie man hört, hat der neue Schulleiter das Visum schon bewilligt bekommen. Die Kinder haben frei.
Auch ist der Alltag nur fast eingekehrt, weil wir noch im Fastenmonat sind. Das heisst, nicht essen, nicht trinken von Sonnenaufgang bis -untergang. Die Jungs warten darauf, endlich essen zu können. Offensichtlich haben sie genug Kraft geschöpft, denn am Tag darauf war die ganze ehemalige Leinwand samt Stütze abgebaut. Abgeschlossen wird der Tag dann mit dem Iftar, dem Fastenbrechen, den die Familien unter sich gemeinsam feiern. Wir waren dennoch bei A. und seiner Familie eingeladen. Vor allem für die, die fasten (und davon gibt es gar nicht mal so viele in der islamischen Republik) wird heißes Wasser mit Nabat (´ne Art Safran-Zuckerwasser) gereicht, um den Magen zu beruhigen. Dann gab es Suppe und Datteln mit Schafkäse und Walnüssen, und als wir schon fast satt waren, raunte A. uns zu, das wäre gerade die Vorspeise gewesen, und nach dem Obst gäbe es dann Abendessen…Da die Kinder schon genug stillgesessen (und fast nix gegessen) hatten, machten wir uns vorzeitig auf den Weg nach Hause, nicht ohne noch genug für die nächsten Tage eingepackt mitzubekommen.
Noch im Haus von A. und seiner Mutterknallte JanIngmar mit dem Zeh gegen ein Stuhlbein, den er sich am Tag vor dem Abflug umgeknickt hatte. Die Mutter von 9 Kindern wusste, was zu tun ist und befahl mir, am kommenden Tag zum Arzt zu gehen. Wir gingen.Natürlich kam dabei raus, dass ich einen Jungen mit Gips nach Hause bekam.
Das läuft hier ja so: Erst kommt man rein ins Krankenhaus. Zur Information. Dort sagt man uns wo der Empfang ist. Schreib mal eure Namen hier auf diesen Zettel. Dann geht ihr mit diesem neuen Zettel zum Sandugh, der Kasse. Dort wird der Gang zum Doktor bezahlt. 11.500 T, etwa 9 € (wie die Praxisgebühr in D), dann diagnostiziert der Doktor mit einem Griff, es ist die Wachstumsfuge angeknaxt. Ob JanIngmar ein Shejtun wäre? Rennt er viel rum? – Ja, antworte ich wahrheitsgemäß. Also bekommt er einen Gips. Woher kriegen wir den? Kaufen wir aus der Apotheke. Die liegt außerhalb des Krankenhauses, immerhin auf gleichem Gelände. Dort bezahlen etwa 12.000 T. Und werden wir wieder mal fotografiert. Also fotografieren wir zurück.Danach zurück zum Empfang, wo jemand wartet, der den Gips macht. Der bekommt auch Geld, seltsamerweise mehr als alle anderen zusammen, 36.000 T. Also müssen wir noch mal zur Kasse. Aber schließlich sind wir wieder zu Hause, und JanIngmar hat einen Fiberglas“gips“ vom feinsten. Am nächsten Tag war er damit sogar baden.Die Plastiktüte war nachher nutzlos, das wäre mit Klebeband wohl haltbarer gewesen. Egal, in 2 Wochen soll er eh wieder ab.Auch für unsere Mädchen gab es viel Spaß am Pool der Kulturbeauftragten, wo wir zwecks Kennenlernens der deutschen Neuankömmlinge mit Kindern eingeladen waren.
Das Wetter ist noch über 30 Grad am Tag, aber es ist recht erträglich. Die Granatäpfel sind in THR fast reif, jedenfalls in unserem Garten,und man bemüht sich, fröhliche Graffitis und Mosaike an den Wänden der Stadt zu befestigen.
Der nahezu tägliche Gang der Kinder führt in den nahegelegenen Park, wo die neu kennengelernte Katze gefüttert werden will.Und vom Grabmal Khomeinis hab ich bei unserer Ankunft aus dem fahrenden Bus (denn 11 Koffer und Handgepäck von 5 Menschen kann nicht im Kleinwagen transportiert werden) ein halbwegs anständiges Foto machen können. Bei Nacht sieht es wirklich nett aus. Man sieht dann nämlich die Baukräne nicht, die seit 20 Jahren die Ruhestätte belagern.

„Sommer“ in Deutschland

In Iran sind wir es ja gewohnt, wegen unserer Andersartigkeit schnell bekannt zu sein. Jetzt werden wir auch noch in Deutschland berühmt!
Nachdem ich in Iran im letzten Jahr eigentlich nur hinten auf Kleinmotorrädern drauf gesessen hab, durfte ich mal ein „echtes“ Moppet probefahren. 130 PS und in gefühlten 4 Sekunden auf 100 km/h machen schon Spass. Wenn man bedenkt, dass die FJ schon 20 Jahre alt ist – wie isses dann erst mit aktuellen Motorrädern?
Igelbisse können Spaß machen – Ich weiss nicht, wo die Natur mehr in Ruhe gelassen wird, aber ich habe den Eindruck, dass in Deutschland viel mehr Tierarten wieder zu sehen sind gegenüber der Zeit, als ich aufwuchs. Allerdings sind auf dem Schulhof in Teheran auch z. B. Füchse zu sehn – mitten in der Stadt. Was das Umweltbewusstsein angeht, sind die Perser wenigstens 30 Jahre zurück. (Da, wo Autowerkstätten sind, liegen immer auch Ölfilter im Jub [dem Kanal neben der Strasse, in dem das Wasser für die Bäume der Stadt fließt].)
In Hamburg kommt das Wasser von oben, und zwar fast ständig. Und leider ist die Luft nur um die 20° C.
Solveigh erlebt das Wasser von unten auf der Elbe:Dafür ist der Himmel in Norddeutschland, wenn es nicht regnet, unerreicht.
Wenn das Wetter gut ist, machen wir auch in unserer alten Heimat Picknick auf dem Teppich..…oder auf der Anhängerkupplung…
…und trinken dazu alten iranischen Whiskey.