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Chinese New Year 2018

Endlich wieder Ferien! Fast alle, die nicht offiziell in Peking wohnen, verlassen die Stadt und besuchen ihre Verwandten. Der Jahresurlaub wird dafür genommen und daher ist die Stadt so leer wie noch nie. Diesmal vielleicht noch leerer als sonst, denn die Wanderarbeiter sind auch alle nicht mehr in Beijing.
Am heutigen Tag ist der erste Tag mach CNY, an dem, übrigens wie im letzten Jahr schon, innerhalb des 3. Rings nicht mehr geballert werden durfte.
Daher hatten wir ein superruhiges „Silvester“ vor dem Jahr des Hundes.
Wenn man es belebt braucht, ist auch das kein Problem. Chinesen lieben ja ReNao – Hitze und Lärm. In einigen Parks und Tempeln gibt es Verkaufsmessen, sog. Temple-Fair, wo man hauptsächlich rote Dinge kaufen kann, die für das neue Jahr Glück bringen sollen. Und wenn man nichts kaufen möchte, ist wenigstens die Umgebung schön geschmückt.
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Viele Bäume hängen voller roter Laternen und ehrlich gesagt möchte ich mal wissen, wie viele Arbeiter das ganze Jahr über damit beschäftigt sind, Lampions herzustellen.
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Die Sage vom Affenkönig Sun Wukong wird immer wieder in animierten Filmen unter die Leute gebracht. Die Krone des Affen hat zwei Fasanenfedern, die auf den verkauften Kronen in Plastik nachgebildet wird. Nicht nur Kinder sind damit zu sehen. Ein bisschen erinnert es an Fasching, was grade ein paar Tage her ist. Da fragte ich mich, was die Chinesen wohl über die Deutschen denken, die sich verrückt anziehen. Jetzt ist es umgekehrt.
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Affenkönig
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Affenkönig
Affenkönig
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Prinz
Alles, was rot ist, bringt Glück und so isst man gerne kandierte Mehlbeeren oder neuerdings auch Erdbeeren am Spieß.
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Auch wenn der Houhai-See noch etwas vereist ist, sind die Temperaturen schon häufig über Null. Die ersten zarten Blätter kommen bereits an die Luft.
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R.I.P., Michelinmann!

Wer sich in Beijing bewegt, sieht überall neben den Straßen Bemühungen, das Straßenbild schön oder wenigstens interessant zu machen. Manchmal auch einfach nur bequem.
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Stuhl
Manche Möbel sind zugleich Skulpturen. Womit ich beim beabsichtigten Thema bin.
Sessel
Kunst entsteht durchaus auch zufällig. Dies ist allerdings erstmal nur eine Parkplatzabsperrung.
Schaufensterpuppe
Seit wir in Peking sind, begegnete ich immer wieder dem Michelinmännchen, nein Michelinmann. Mit fast 2 Metern Größe stand er am Straßenrand, immer mal wieder an einer anderen Stelle. Wer ihn da hin gestellt hat und ihn immer wieder umstellte, kann ich nicht sagen. Aber als Werbeträger hatte er sein Rentenalter bereits erreicht gehabt.
Michelinmann
Michelinmann
Aber jemand muss ihn gern gehabt haben, denn er war immer angekettet. Jetzt ist er wohl einem schweren Unfall oder gar Verbrechen zum Opfer gefallen. Denn beim letzten Vorbeifahren lag er im Straßengraben, kopflos und seiner Extremitäten beraubt. Weh geschrieen! Wer tut so etwas? Ob er die Beijing-Beautification nicht überstanden hat? Hatte er kein HuKou, die Aufenthaltsgenehmigung für Beijing, die auch die zahlreichen Wanderarbeiter nicht bekommen, leistete Widerstand und wurde von seinem Platz geprügelt?
Michelinmann
Michelinmann
Seine letzte verbliebene Hand habe ich dann aufgesammelt und auf unseren Wohnzimmerschrank gestellt, wo dem Michelinmann wenigstens noch ein halbwegs würdiges Andenken bewahrt wird.
Michelinhand

In search of the Holy Camera

Dies ist der Bericht über das nicht enden wollende Bemühen, die richtige Kamera zu besitzen und zu benutzen.

Das Fazit vorab: Eine solche wurde noch nicht gefunden. Aber es gibt Anwärter. Und ich habe oder hatte sie alle!

2006 wurden die 6-Megapixel-Kameras bezahlbar. Davor war das digitale Bildermachen nichts als Knipsen. Nicht, dass die Fotos schlecht waren, aber man sah ihnen das Digitale an. Ich weiß den Preis nicht mehr genau, aber etwas um die 300 € war uns eine Fujifilm S6500fd Bridgekamera wert. 28mm-Weitwinkel, Zoom bis 300mm, Makro, Video, Gesichtserkennung, eine Kamera für jedes Motiv. Selbst 2 Jahre in Iran habe ich damit alles um mich herum mit schönem Ergebnis abgelichtet. Auch Belichtungen bis 50×70 cm Größe sehen fast so aus wie von 35mm-Film.DSCF8615Aber das Fotografieren fühlt sich eben nicht so an wie mit meiner Nikon FM Film-Spiegelreflex.

2010 nahm ich 12.000.000 Iranische Rial (damals etwa 900 €)  in ein Fotogeschäft in der Khiabane Taleghani mit und erstand mit Hilfe meines persischen Freundes Alireza eine Nikon D90 mit 18-105mm-Zoom.DSC_1209Solch eine schöne Kamera, damit machte das Knipsen wieder richtig Spaß. Sogar Videos lassen sich damit drehen, 2010 ein von Canon vorgemachtes Novum an DSLR. Leider konnte ich meine alten Objektive nicht daran benutzen.

Die nächste Ergänzung des Fuhrparks war ebenfalls in Teheran ein gebrauchtes 12-24mm Weitwinkelzoom für 7.000.000. Das war knapp mein Halbtags-Monatslohn. Ich hab noch gedacht: Jetzt drehst du durch, mehr als halb so viel wie für die Kamera ausgeben, und dann benutzt du es vielleicht kaum. Aber für enge Straßen und Gebäudeinnenaufnahmen ist das ein klasse Objektiv. DSC_0245

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Ein 35mm-Objektiv mit großer Lichtöffnung kam als (vor-)letztes.

Als wir nach Deutschland zurückkehrten, kam der Nachfolger mit Namen D7000 auf den Markt. Mehr Pixel (16MP), mehr Knöpfe, mehr Gewicht und der Möglichkeit, alle Objektive seit den 80er Jahren mit manuellem Fokus zu verwenden. Haben wollen! Als klar war, ich würde noch 500 € für die „alte“ D90 mit 18-105er bekommen können, schlug ich für 450 € Aufpreis zu. Dass meine Frau mich nicht schlug, freute mich. Also der Riesen-Sprung war das jetzt nicht, aber es ist eine Kamera, mit der man auch in ein paar Jahren noch ausreichend gute Fotos machen kann.Denn ich habe Bilder mit 24 MP gesehen, die scheißer aussehen als 12 MP-Dateien.

Ach ja, inzwischen wollte ich mehr Reichweite, also „holte“ ich mir das 18-200mm Zoom von Nikon.D7K_9822-002

Das dicke, lange und schwere Zoom, das schon ausfährt, wenn man es nur zum Erdboden richtet, ist auch nicht schlecht, aber natürlich mit Kamera nicht grade leicht und so kam es mir gelegen, dass ich gebraucht eine Fujifilm X100, auf die ich schon Monate lang geschielt hatte, für 700 € erstehen konnte. In der ersten Woche merkte ich, dass die Farben so komisch sind und das Ding repariert werden muss. Machte fast nix, denn ich hatte ja den Kaufbeleg vom Mediamarkt und damit Garantieanspruch mitgekauft. Nach drei Wochen beschwerte ich mich, und man stellte fest, dass kein Begleitschreiben dabei gewesen war und die Kamera deshalb ereignislos in der Werkstatt rumgelegen hatte. Sie hatte das Sticky-Shutter-Problem, eine Kinderkrankheit, die auf Garantie durch Austausch des  Objektivs beseitigt wurde. Aber als sie wiederkam, konnte ich endlich sehen, was für ausgezeichnete Bildqualität sie liefert – vor allem für Personenfotos, aber auch alles andere. Nur Zoom-Zoom kann sie nicht. Und sie ist absolut lautlos, selbst nicht schwerhörige Omas fragen: „Wann machst du denn endlich?“ Dabei hab ich schon 5 zauberhafte Portraits im Kästchen…

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Bevor die X100 ins Haus kam, hatte ich bei einem Freund schon mal eine Leica M8.2 in die bebenden Fingerchen bekommen. Er hütete sie (zu Recht) pedantisch vor seinen Kindern und auch ich hatte Respekt vor seinem Metallklotz im Werte von 2000 €. Aber wenn man auf den Auslöser drückt, was für ein Gefühl, welch Klang! Was ich noch nicht wusste: die Objektive sind auch noch mal um die 1000 € aufwärts teuer – pro Stück. Ich befand damals, das bräuchte ich nicht. Aber immer wieder musste ich an die Kamera meiner Tante, die als Fotografin innerhalb der Familie sogar den Namen Photo bekommen hatte, denken: eine M3 von Leica, gekauft 1959, die sie noch immer besitzt und bei der gerade erst der Verschluss erneuert wurde.

Und beim so durch die Gegend surfen stolperte mein Auge über die Annonce einer M8 für 1.290 €. Ich hatte grade Geld aus einem Fond auf der Bank liegen. Warum soll Geld nutzlos sein? Angeschrieben, telefoniert, für schließlich 1.150 hatte ich sie dann.

Als ich das Geld überwiesen hatte und meiner Frau den Kauf beichten musste, hüpfte ich trotzdem noch vor Freude auf und ab. Sie konnte mir nicht böse sein.

Nur waren Leica und ich ohne Objektiv. Meinen Leica-Freund C. angerufen, nur um mich zu bedanken, zu informieren oder zu beschweren, dass er mich infiziert hatte. Und zu fragen, was denn als erstes Objektiv sinnvoll sei. Da bot er mir eine seiner Linsen für die Übergangszeit zur Leihgabe an. Welch edle Tat! Er gab mir sogar 2 mit: ein 3.8/24mm Leica-Objektiv und eines von Voigtländer mit extremem Winkel: 15mm, Blende 4,5. Das Leicaglas kostet gebraucht noch 1.800 €. Ich war froh, es wieder heil zurückgeben zu können. Meine Hände gehorchten allerdings nur mühsam. Nur wer so was mal selber in der Hand hatte, weiß, was für ein schönes Stück Handwerkskunst das ist.

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Zum Glück gab es mal von Minolta Objektive für Leicas, die den echten in der Qualität nicht nachstehen. Daher habe ich jetzt je ein 40 mm und ein 28 mm M-Rokkor, das 15 mm Voigtländer von meinem Leica-Freund und ein 21 mm Voigtländer, Blende 4, das ein Spanier wohl wegen der Finanzkrise billig loswerden musste. Ich hab keine Endrechnung gemacht – vorsichtshalber. Aber es ist weniger als ein gebrauchtes M9-Gehäuse von Leica (der nächste Traum Albtraum meiner Frau).

Im Grunde sind die digitalen Leicas Scheiß-Kameras (die neueste M 10 für 6200 € mag besser sein). Die Automatik ist mit Einschränkung zu gebrauchen, das manuelle Fokussieren dauert ziemlich lange, wenn man es denn schafft. Videos kann man schon gar nicht damit drehen. Ich denke manchmal: „Ob das Bild denn wohl was geworden ist?“ Beurteilen kann man nämlich an der Kamera nicht viel, denn der Bildschirm auf der Rückseite  ist kaum zum Bilderkucken geeignet (meiner hat auch noch einen Fleck, der aussieht wie ein Kaffeerand). Aber wenn ich die Bilder dann im Rechner betrachte und etwas bearbeite, dann staune ich, dass 10 Megapixel besser sein können als 12 MP von der Fujifilm und 16 MP aus der Nikon. Es liegt wohl hauptsächlich an den Objektiven. So kommt  es vor, dass ich mich öfter frage, wann ich denn endlich wieder mal mit der M8 ein Bild machen kann, weil es so ist wie einen Film zu belichten.

Da steh ich nun, ich armer Tor, mit 3 Kameras, zwischen denen ich mich nicht entscheiden kann. Aber alle drei haben ihre eigenen Einsatzgebiete. Die, welche in jedem Licht die besten Bilder macht, ist die Fujifilm X100. Für das schnelle Scharfstellen und Auslösen ist die D7000 zuständig. Die, mit der ich am liebsten fotografiere, ist die Leica.

Ich weiß, dass ich nicht ganz schier bin (denn ich verdiene kein Geld mit dem Equipment), aber es gibt immer noch Leute, die verrückter sind, oder?

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