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Toiletten

Natürlicherweise haben wir Menschen alle die gleichen Bedürfnisse, aber die Ausführung unterscheidet sich doch teilweise ganz erheblich.
Hocktoiletten werden von Frauen allgemein als hygienischer empfunden, was sicher auch richtig ist. Kontaktloses Bezahlen kommt ja daher auch immer mehr in Mode.
Ich versuche zu vermeiden, mein großes Geschäft auf öffentlichen Toiletten zu erledigen, aber pinkeln ist normal kein Problem – Pissoirs gibt es fast überall. Auch da muss mann nicht andocken.
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Wer eine schwache Blase hat, braucht in China überhaupt keine Angst zu haben, mal nicht rechtzeitig zum Örtchen zu kommen, es gibt buchstäblich an jeder Straßenecke eines.
Klo

Zu Hause versehen manche Chinesen vor allem für die kalte Jahreszeit die Toilette mit Schonbezügen. Wir haben noch keinen montiert.
Klopolster
Geschweige denn gekauft.
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In Deutschland hilft man mit aufgedruckten Fliegen oder Fußballtoren nach, um die Zielgenauigkeit zu erhöhen.
tor!!

Hier in China habe ich wirklich fantasievoll gestaltete Toiletten gesehen. Meine liebste ist in der Guijie, sie ist von außen komplett verspiegelt, so dass Frauen sich die Lippen auf der Straße nachziehen können.
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Schön ist auch der Toilettenschlauch im 798.
Klo

In Deutschland kommt man auf so fantasievolle Klopapiernamen wie „Happy End“ (bei Penny erhältlich), in China ist der Gebrauch entweder des Englischen oder des Zellstoffs nicht so geläufig. Merkwürdig, dass meine Kamera auf diesem Foto ein Gesicht erkannt haben wollte.
Klopapier

In Deutschland rühmt man sich, möglichst keine Bäume für die Herstellung von Papier zu verwenden, der Zellstoff hier in China ist aus 100% Holz.
Ich will mich nicht als Besserwisser aufspielen, immerhin sind die Deutschen die größten Plastikverbraucher pro Kopf, aber muss man denn Bäume fällen, um sich den Hintern zu wischen?

Tote Hose(n) in Beijing

Die Toten Hosen werden in Beijing spielen! Auf einem Festival, das an der Mauer stattfindet!
Steffi und ich hatten sie vor mehr als 20 Jahren in der Alsterdorfer Sporthalle gesehen. Der Ton war schlecht abgemischt und alle Jugendlichen vor uns waren einen Kopf größer als ich (lt. Pass 1 Meter 84)
Leider haben sie sich den wohl einzigen Tag in diesem Monat ausgesucht, an dem es kalt ist und durchgehend regnet. Sollte es also wieder so ein Reinfall werden?
Nicht, dass es nicht beeindruckend gewesen war. Wir freuten uns mal vorsichtshalber darauf, zumal wir es mit einem Haufen netter Menschen erleben durften.
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Wir kamen an, als die erste Band bereits begonnen hatte und mussten noch warten, da wir VIP-Armbänder zu bekommen hatten.
In der Zwischenzeit gaben sie Plastiktütenmäntel an uns aus, die wir bis dahin dem Wetterbericht geglaubt hatten, dass es besser wird.
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Als wir um die Ecke auf das Gelände kamen, fanden wir ein Gelände vor, das vielleicht 20.000 Leute bequem verkraften kann. Letztlich waren nachher nur 1.000 gekommen.
Wie man mit der Besucherzahl bei einem Preis von etwa 70 Euro pro Karte ein Festival dieser Qualität ausrichten kann, ist mir ein Rätsel. Allein die Reise der Hosen dürfte soviel gekostet haben. Na, wie Campino beim Konzert sagte, sie hätten 30 Jahre gebraucht, um endlich hier spielen zu dürfen; da haben sie vielleicht Geld mitgebracht.
Landschaftlich sehr schön gelegen, aber weil die Wolken so tief hingen, war die Mauer von Badaling nur einmal kurz bei der Anfahrt zu sehen gewesen.
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Macht nix, die Musik entschädigte voll dafür.
Die anderen Bands kannten wir allesamt nicht, aber gefallen haben sie uns alle.
Außer den Toten Hosen (D) spielten Tortoise (USA), Mouse on the Keys (JP), The Notwist(D), ReTros (CN).
Bevor die Hosen an die Reihe kamen, waren hauptsächlich Chinesen auf dem Gelände. Alle mit guter Laune.
Das Gelände war voll mit Sicherheitskräften, die den Sicherheitsgraben vom VIP-Bereich zur „normalen“ Wiese absperrten. Aber selbst die genossen, dort sein zu dürfen.
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Es hatte sogar jemand ein Regencape aus Wacken dabei!
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Nach und nach wurde alles durchnässter, aber die Laune sank nicht.
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Manch einer schaffte es, nicht vermatscht zu sein.
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Und mit der Dunkelheit kam der vermeintliche Hauptact. Der Sound war besser als in Hamburg und besser gesehen haben wir auch dank VIP-Bereich.
Die Toten Hosen in China
Es war wirklich schön.
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Der Schluss war so, wie Konzerte in China immer ablaufen. Zur festgesetzten Zeit werden alle höflich gebeten, zu gehen, wir setzten uns in den Bus und fuhren in die Stadt zurück. Kein Stress, aber auch kein Zögern. Organisieren können die Chinesen.

Olafur Eliasson im RedBrickMuseum

Eine der schönsten, wenn nicht die schönste Ausstellung (O-Ton Steffi), die wir jemals gesehen haben, ist die seit Ende März bis August zu sehende Ausstellung von Werken Olafur Eliassons im Red Brick Museum. 2 der Exponate hatte ich vor etwa 2 Jahren schon mal gesehen, aber jetzt sind noch mal einige Kunstwerke dazugekommen. Und die Location ist wie gemacht, seine Installationen in rechtem Licht zu zeigen. Das ist nicht ganz richtig formuliert, denn das richtige Licht bringt Eliasson meistens gleich mit. Die Werke spielen mit Wasser, Licht und Farbe auf eine Art, wie man sie selten zu sehen bekommt. Alles ist relativ technisch, aber geheimnisvoll zugleich und die Elemente, die man auf Island zu sehen erwartet, sind hier bestens präsentiert und verwandelt. Die einfache und effektvolle Architektur des Museums komplettiert den Eindruck.
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Eliasson in Beijing
Gleich im ersten Raum ist ein ca. 10 Meter messender Halbkreis, der unter einem Spiegel in 7 Metern Höhe hängt. Von innen strahlt ein Lichtband und taucht den ganzen Raum in ein schwer zu ertragendes oranges Licht. Mein etwas ungenaues Panorama des Raums gibt den Eindruck nur schlecht wider.
Eliasson in Beijing
Kugeln, die teilweise überkopf spiegeln, Wände aus Regen, der so fein ist, dass man glaubt, so etwas noch nie erlebt zu haben (selbst in Norddeutschland nicht), Schattentheater in einem runden Riesenraum und mehr. Ich kann es nur empfehlen. Bis 25. August 2018. Leider ist es relativ teuer: 160 RMB für Erwachsene und 120 RMB für Schüler. Auch am ersten Donnerstag im Monat ist nicht wie üblich freier Eintritt.
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Eliasson in Beijing
Eliasson in Beijing
Eliasson in Beijing
Eliasson in Beijing
Eliasson in Beijing

Ausflug zur Mauer (JianKou nach MuTianYu)

Raucher
Das Wetter und vor allem die Luftreinheit am letzten Wochenende waren herrlich und Steffi hatte Geschäftsbesuch ihrer Kollegen aus der Ostasienregion. Perfekter Tag für einen Ausflug zur Mauer. Sogar Martje wollte mit. Eigentlich wollten wir nach Jingshanling, wo wir vorletztes Jahr schon mal bis Simatai gewandert waren. Leider ist dieser Abschnitt nicht geöffnet. Auf Anraten des Fahrers ließen wir uns nach JianKou bringen. Dort waren wir noch nicht, also konnten alle überrascht werden. Am kleinen Parkplatz sahen wir, dass auch dies keine offizielle Route ist.
nicht öffentlich
Der Aufstieg geht auf einem kleinen steilen Pfad an lauter Gestrüpp entlang.
Strauchwerk in JianKou2
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Es gab auch farbiges Strauchwerk.
Jiankou Unterholz
Man kann schon sehen, dass es Freude macht, mal in die Natur zu verschwinden. Bis man etwas anderes als Gebüsch sieht, dauert etwa eine Stunde Aufstieg.
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Von hier präsentierte sich die Mauer in bestem Licht.
Mond über JianKou
Ein bisschen noch, dann lehnt eine Holzleiter an Der Mauer. Eventuell soll man pro Person 5 RMB Leiterbenutzungsgebühr zahlen, aber es war kein Eintreiber dort. Trotz Wochenende war es nicht voll, so dass es sich wohl nicht lohnt, in der Kälte auf zahlende Kunden zu warten.
Aufgang JianKou
Dann wurde das Laufen einfacher. Aber trotzdem hatte ich am Ende einen Muskelkater, der sich gewaschen hat. Noch heute, 5 Tage nach dem Ausflug, spüre ich meine Waden schmerzhaft. Dabei bin ich nicht einmal hier hochgelaufen, sondern habe die Abkürzung benutzt.
JianKou Mauer
JianKou Mauer
JianKou Mauer
Turm X
So sah es auf der Mauer aus. Mit ein bisschen Arbeit in Photoshop (bzw. Affinity Photo) kann man erkennen, dass die Bäume noch Farbe haben.
Winter
Herbst
Es ist teilweise sehr steil.
Steil
Abstieg nach Mutianyu
Je näher wir MuTianYu kommen, desto mehr Personen begegnen uns. Hier ist die Stelle, an der es für von MuTianYu Kommende nicht weitergeht. Außer, wenn man das zugemauerte Tor umklettert.
Grenze
Zeit für Selfies.
Selfiezeit
Beziehungsweise Helfies.
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Zurückblickend kann man sich freuen, was man geleistet hat.
Kuck mal
Am Ende landet man in MutianYu, wo man entweder eine Seilbahnkapsel oder eine Rutsche besteigen kann, um nach unten zu kommen. Ein Stück davon kann man auch in einer Rikscha befördert werden.
Mutianyu
Oder Laufen. Das dauerte noch mal eine halbe Stunde. Am Ende kann man im Burger King oder anderen Restaurants was essen. Davon gibt es kein Bild.

Vernissage von Albrecht-Dürer-Drucken

Als Künstler muss es einen mit großer Freude erfüllen, wenn über 500 Jahre alte Druckwerke von Albrecht Dürer öffentlich in Beijing zu sehen sind. Ganz öffentlich zwar nicht, denn die Bilder hängen im Atrium der Residenz des Botschafters, sozusagen in seinem erweitertem Wohnzimmer. Diese Räume werden häufig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zuletzt sind wir dort gelustwandelt, als die Feier zum Tag der Deutschen Einheit begangen wurde. Für uns mit der Deutschen Schule Verbundenen hatte es noch größere Anziehungskraft, weil in der Kunst-AG der 3. und 4. Klassen, die unsere Freundin Carola als Kunstlehrerin betreut hatte, fast monumentale Gemälde entstanden waren, die dort einem größeren Publikum vorgestellt wurden.
Botschaft
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Ich hatte Glück, über Beziehungen für die Dürer-Ausstellung eine Einladung zu bekommen.
Außer mir kamen noch mehr Leute mit Hunger und Durst Rang und Namen. Man hatte „sündhaft teure“ Intercom-Geräte ausgegeben, um die jeweils in unbekannter Sprache gehaltenen Reden verfolgen zu können. Man bat vor den Reden darum, die Mickeymäuse aufzusetzen, erst danach würden Rettungsringe und Schwimmwesten ausgegeben. Na dann.
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Der Botschafter Michael Clauß und Frau Daniela:
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Die Sammlerin Annabel Yang und der Kurator Thomas Eller:
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Die Kunstwerke :
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Die meisten der ausgestellten Drucke waren nicht größer als Postkarten. Dafür von einer außergewöhnlichen Qualität, sprich Detailreichtum. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich wie beworben Holzschnitt-Drucke sind, dazu sind sie einfach zu fein. Aber wer weiß. Ich wollte den Kurator noch fragen, aber dann war er zu beschäftigt. Und schließlich gab es Essen, was ich gar nicht erwartet hatte, was mich aber freute, weil es grad Zeit fürs Abendbrot war.
Vertreibung aus dem Paradies:
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Es gab nicht Hasenbraten, wie bei Dürers vermutet, sondern Pekingente.
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Und andere feine Speisen.
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Die Ausstellung ist erst ein Teil einer größeren Ausstellung, bei der auch chinesische zeitgenössische Künstler ausgestellt werden sollen. Einer hatte einen recht großen Druck, der einen Jungbrunnen darstellen sollte, beigesteuert. Das war das einzige Bild eines anderen Künstlers. Es war im Stile von Lucas Cranach als digital art gestaltet.

An der notwendigen Zusammenstellung der Kunstwerke für die große Ausstellung arbeite man noch; ein Flyer wurde trotzdem schon mal verteilt. Dieser in zwei Sprachen, Englisch und Chinesisch. Warum nicht auch in Deutsch, zumal das Goethe-Institut und die Deutsche Botschaft Haupt-Sponsoren sind und die Sammlerin angab, Deutsch gelernt zu haben?

Ich habe daraus gelernt: Alle kochen nur mit Wasser. Und das, bevor alles gar ist.
Und: Kunst alleine zieht noch keine Massen an. Nur wenn es auch Essen gibt.

Ein Dank gilt dem Botschafter/Frau und der Deutschen Botschaft Peking. Für Kunst und Essen.

Ausfahrt.

Nachdem wir für eine Reise ins ferne Chengdu beileibe keine (günstigen) Tickets mehr bekommen konnten, wollten wir wenigstens noch eine kleine Reise unternehmen, um mal aus Peking herauszukommen und um Steffis Mama noch ein bisschen China zu zeigen. Uns war Shijiazhuang empfohlen worden, die kleine Provinzhauptstadt von Hebei mit etwa 2,5 Mio Einwohnern. Schnellzüge verbinden Peking mit Shijiazhuang in 1,5 Stunden.
Der Beijinger Westbahnhof bei Nacht ist eine Augenweide.
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Mit dem Schnellzug zu fahren finde ich immer wieder spannend: etwa 10 Minuten vor der Abfahrt werden wir aus der Wartehalle aufs Gleis gelassen, dann muss man Express-einsteigen und wenn man gemütlich sitzt geht es schon los. Die Sitze verfügen über reichlich Beinfreiheit, alle sitzen in Fahrtrichtung und während der Fahrt wird Müll abgeholt und gewischt, weil zwischen den Einsätzen des Zuges keine Zeit ist.
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Leider mussten wir abends spät fahren, um dann um Mitternacht am Hotel festzustellen, dass dort Ausländern das Übernachten versagt ist. Nur für Festlandchinesen! Das NUR stand auf der booking.com-Seite allerdings nicht. Zum Glück fand sich in wenigen Gehminuten ein vom Preis her noch akzeptables HolidayInn. Am nächsten Morgen ging es mit DiDi zum Busbahnhof und dann nach einer Stunde Fahrt von der Busstation in JingXing ins Steindorf ShiTouCun, das offiziell YuJiaCun heißt. Die Gegend lebt noch vom Kohleabbau und es sieht alles grau und heruntergekommen aus.
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Das Steindorf selber ist niedlich. Der Tempel am Dorfeingang ist angeblich in 16 Jahren von einem nur nachts bauenden Laien errichtet worden, der von der Spitze seines Bauwerks bis nach Beijing schauen wollte. Ohne Fundament und aus total unterschiedlich großen Steinen zusammengesetzt. Steht aber jetzt auch schon 550 Jahre.
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Wir dürfen in viele Innenhöfe hinein.
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Auf den Dächern trocknet man Mais und Erdnüsse.
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Junge Leute wohnen hier, glaube ich, nicht. Aber es kommen viele zu Besuch her.
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Am nächsten Tag machen wir uns mit Bus auf nach Zhaoxian, wo die älteste Steinbogenbrücke der Welt stehen soll. Leider ist ausgerechnet an dem Tag der Park, durch dessen Eintrittskartenerwerb man berechtigt ist, die Brücke von nahem zu sehen und zu betreten, geschlossen. Es wird nämlich ein Film auf der Brücke gedreht. Wenigstens sehen wir ein Modell im Ausstellungsraum nahebei und können nach einer kleinen Wanderung die Brücke hinter einer weiteren überdachten Brücke erahnen. Die Schauspieler in ihren bunten Kostümen sind im Hintergrund zu sehen.
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Die Leute hier sind aber nett – viel netter als die Pekinesen.
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Sind auch lustiger angezogen.
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Eigentlich wollten wir noch etwas mehr sehen, aber das sparen wir uns wohl für den nächsten Besuch auf. Abends geht es aus dem beschaulichen Städtchen mit dem beeindruckenden Bahnhof zurück nach Peking. Einer der Bahnhofsvorplätze, der abschnittsweise gefeudelt wird.
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Die drei Fussel da unten sind drei meiner Mädels.
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Nationalfeiertag in China

Wir hatten so viel Besuch, dass ich einfach nicht dazu kam, den Blog zu befüttern. Heute ist der erste freie Tag.

Er kommt jedes Jahr: der Nationalfeiertag der Chinesen. Am 1. Oktober sind alle buchstäblich aus dem Häuschen. Der Tag wird flankiert von den wenigen arbeitsfreien Tagen, die ein Chinese hat. Dann ist Beijing voller Touristen und alle drängen sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens (der eigentlich „Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens“ heißt, aber wer kann das schon jedesmal aussprechen?). Mit Steffis Mutter mischten wir uns unter die Leute.
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Bevor man sich unters Volk mischen darf, muss man aus der U-Bahn kommend durch die Sicherheitskontrolle. Vom Ausgang der U-Bahn bis zum Röntgengerät reichen mehrere Schlangen. Die Abfertigung dauert etwa eine halbe Stunde.
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Komischerweise müssen die Chinesen an einigen Kontrollpunkten ihre ID-Karte vorzeigen, und das neuerdings an Automaten, wobei trotzdem noch Aufpasser gebraucht werden, die zeigen, wie man es macht. Die Kontrollwut des Staates ist grenzenlos. Woanders kommt man ohne persönliche Untersuchung hinein.
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Überall werden Fähnchen und Fahnen-Aufkleber zu kleinen Preisen (Fahne 1 RMB) verkauft.
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Die Stadt ist mit viel Bäumen geschmückt. Ein stolzer Gärtner inmitten seines Werks:
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Die Eltern sind stolz auf ihre Kinder. Wie schon mal erwähnt, rühmt man sich, dass die Kinder schneller trocken werden, wenn sie keine Windeln tragen, sondern mit Schlitzhosen überall ihr Geschäft verrichten.
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Auch ältere Kinder dürfen ohne Schelte noch den Weg zur nächstgelegenen Toilette unterlassen, wenn es drängt.
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Wenn man keine Zeit hat für die Verbotene Stadt, dann ist der östlich des Eingangs gelegene Park mit fast ebenso beeindruckenden Gebäuden ausgestattet. Nur die Menschenmassen vom GuGong findet man hier nicht.
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Die größte Errungenschaft der Chinesen, die ich für mich entdeckt habe, ist die Benutzung der DiDi-App. Ich kann, Internet unterwegs vorausgesetzt, überall ein freies Taxi bestellen, das mich an mein Ziel bringt. Ich brauch nicht den Arm hochhalten und bezahlt wird per Elektronischem Bezahlsystem wie AliPay oder WeChatPay.
Da hinten kommt unser Fahrzeug. Das Nummernschild kenn ich schon; die App sagt auch, welches Fahrzeug, welche Farbe und wie der Fahrer heißt.
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Zum Schluss noch etwas Fashion:
Papierhüte
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What the F
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NeuNuhr Kunst!

Nicht um NeuNuhr, sondern schon um 8 ging es los, DER Event des Jahres: Dieter Nuhr war von der Botschaft eingeladen worden, sein Buch (Autobiografie – Die Rettung der Welt) vorzustellen.
Da man feststellen musste, dass die Botschaft nicht über die ausreichenden Räumlichkeiten verfügt, wurde die Schule als Veranstaltungsort ausgewählt. Man stellte dann fest, dass selbst die Aula nicht ausreicht, da sie nur 400 Personen fasst. Also wurden draußen Stühle und Bänke aufgestellt und ein Beamer gemietet. Als Doris Dörrie kam oder Volker Schlöndorff, war die Aula nur knapp voll geworden, weil ein Haufen Chinesen aufs Gelände gelassen wurden. Martin Walsers Auftritt gar wurde nur mit der Zwangsverpflichtung von Deutschklassen halbwegs belebt.
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Da kann man mal sehen, wenn jemand durch das Fernsehen berühmt ist, kommen alle. Und wollen sich um ihn scharen. Die Aura des Stars atmen.
neunuhr
Eigentlich ist er ja nur in Beijing, weil er als Fotograf bei seinen Reisen Fotos gemacht hat, die in einer Ausstellung in CaoChangDi gezeigt werden. Es sind respektable Bilder, wie wir uns heute überzeugen konnten. Mir waren zu wenig Menschen drauf.
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Schließlich gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft noch mehr Kunstgalerien. In einer war grade Vernissage (Ink-Studio) bei der ein international bekannter chinesischer Künstler (Dai GuangYu) ausstellt. Es war nicht so trocken wie es sonst sein kann: Ein Bild war in Quadrate aufgeteilt und jeder, der wollte, konnte ein Stück des Bildes nachmalen. Na klar wollte ich auch. Bin ja schließlich Künstler!
Dai-GuangYu
Das hat Spaß gemacht. Schade, dass unsere Kinder mal wieder dachten, die Alten machen was Langweiliges und nicht mitgekommen waren.
Nachher ging ich noch Wände schieben.
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3. Oktober 2014

Kaum von der Klassenfahrt zurück geht es gleich auf das nächste Event.
3.Oktober
Der Botschafter hat Frau Grundschulleiterin und Begleitung auf die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit eingeladen. Immerhin gibt es in der Botschaft für über 3000 Leute zu Essen und zu Trinken.
3. Oktober 2014
Ist das nicht? Ist er doch, oder? Ja, ist er. Letztes Jahr waren wir zu spät, da war er schon wieder weg.
Lange diskutieren wir, ob man das denn macht, als Deutscher, einfach hingehen und fragen, ob man mal ein Foto…? Nee, wir sind doch nun mal bekannt als zurückhaltend und tugendhaft. Steht sogar in unserem chinesischen Namen, Land der Tugend. Ach egal, wenn doch die meistverkauften Magazine in Deutschland Bunte und Gala sind.
3. Oktober 2014

Wasserschreiber

„Warum machen die das?“, ist die Frage, die meiner Tochter spontan über die Lippen fährt. Es geht um die meist alten Herren, die in Parks oder auch mal auf der Straße mit Schaumstoffpinsel und Wassereimer bewaffnet, Gehwegplatte um Gehwegplatte beschreiben, bis das Gedicht fertig ist.

Mit dem letzten, den ich getroffen habe, bin ich etwas ins „Gespräch“ gekommen und hab mich dann selbst mal an Schönschrift mit Wasser versucht. Gar nicht einfach. Ich wollte mal zeigen, was so richtige Schreibschrift in Deutschland ist und hab das Wort „Deutschland“ geschrieben. Schön wurde das nicht, ich bin voll aus dem Ruder gelaufen und als ich den Pinsel zurückgab, schrieb der Meister in perfekter lateinischer Schönschrift erst seinen Namen (Geng Zhen Shan) und dann auf Chinesisch „De Guo Peng You Ni Hao“, was „Deutscher Freund Hallo“ bedeutet.

Living in BJ

Living in BJ

Solche Erlebnisse kann man jeden Tag haben, und um zur Eingangsfrage zurückzukommen, die machen es, weil sie Freude daran haben und weil sich oft um die Schreiberlinge eine Traube bildet, und wenn ein Gedicht besonders gut gelungen ist, wird geklatscht oder Schulter geklopft.