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Myanmar 2.0 #1, Müll und Gold

Dieses Land lässt uns nicht los: Myanmar ist magisch.
Dieses Mal ist es ein Urlaub zur Familienzusammenführung, diesmal sind wir sogar zu sechst, weil Martje´s Freund Mo dabei ist.
Wir treffen uns in Yangon, wo wir wieder im selben Sky View Hotel wie im letzten Jahr 2 Nächte bleiben.
Am nächsten Tag wollen wir noch mal mit der Circle Line fahren, leider hat die Bahn den Betrieb eingestellt. So können wir nur eine Stunde in Richtung Westen fahren und dann wieder zurück. Auf der Fahrt lernen wir Htoo Htoo kennen, der ein ausgezeichnetes Englisch spricht und seit 3 Jahren als Reiseleiter arbeitet. Hier ist er auf Facebook zu finden.
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Auf dem Bahnhof kann jeder sein Telefon laden. Seit 5 Jahren gibt es bezahlbares mobiles Internet und selbst Mönche laufen damit herum. Ich hab aber keine Bettler mit Smartphone gesehen. Das Bezahlen per Telefon ist hier auch noch nicht wirklich eingeführt.
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Am folgenden Morgen stehen wir schon um 4 Uhr auf, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf der Shwedagon-Pagode sein zu können.
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Es ist ruhig und noch leer, erst langsam füllt sich der Platz um die Hauptpagode mit Menschen, die das Morgengebet sprechen wollen.
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Am Abend gehen wir auf den Nachtmarkt an der Pagode, wo Karussels und Wurfbuden auf Kunden warten. Auch Mönche sind ganz versessen darauf, etwas zu gewinnen.
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Auch wenn die Stadt sich an Stellen modern gibt und man die meisten Dinge des täglichen Bedarfs bekommt, ist es keine weit entwickelte Stadt. Besonders abends sieht man in den Abwasserkanälen überall Ratten und Kakerlaken. Die Leute schmeißen ihren Dreck aber leider auch alle einfach auf die Straße. Die Regierung versucht mit Plakatwerbung das Bewusstsein zu schärfen, aber bis das wirklich greift, dauert es bestimmt noch ewig. Es gibt eine Müllabfuhr, aber die Straßenränder sind trotzdem voller Abfälle.
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Das Erbe der Kolonialzeit ist downtown noch besonders gut zu spüren.
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Das religiöse Leben ist wie selbstverständlich in den Tagesablauf integriert. Mönche und Nonnen laufen von Geschäft zu Geschäft, um Reis und Geld zu erbetteln. Opfergaben liegen auf den Gehsteigen und fast jeder Baum, der etwas besonders aussieht, hat einen Minialtar.
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Manche sind sogar golden angemalt. Die spinnen, die Burmesen.
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Fahrräder haben in der Regel kein Licht. Wozu auch, wenn man mit Buddha fährt?
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Deutschlandurlaub 2019

Deutschland ist für uns ja seit Jahren schon nur Urlaubsland. So ganz ist auch das nicht richtig, denn wir haben zu Hause natürlich die Steuererklärung abzugeben und uns um Bankgeschäft zu kümmern. Den Blick auf Deutschland nur einmal im Jahr zu richten, bringt mich jedenfalls zum Nachdenken. Was ist anders geworden? Was ist wie früher?
Es ist einfach ein viel bunteres Straßenbild, immerhin sind wir vor der Flüchtlingskrise nach China umgezogen.
Die Umgebung ändert sich nicht sehr, Neubaugebiete werden bebaut, Menschen werden älter oder sterben.
Trotzdem stelle ich fest, dass sich mein Blick auf Deutschland ändert. Mich nervt, dass man sonntags nicht einkaufen kann, dass Obst und Gemüse nur in geringer Vielfalt zu bekommen ist.
Wenn ich abends ohne Licht fahre (weil mein Licht einen Wackelkontakt hat), fürchte ich die Polizei. Und wenn ich bei Rot über die Kreuzung gehe, auf der weithin keine Autos kommen werden, muss ich mir dumme Sprüche von Passanten anhören. Zum Glück hat mir diesmal kein Rentner versucht, einen Stock in die Speichen zu pieksen, weil ich auf der falschen Seite des Radweges fahre. All das ist in China undenkbar. Dafür darf man vieles auch in Peking nicht. Mein Sohn musste schon einmal 20 RMB (ca 3€) bezahlen, weil er in Sanlitun mit dem Rad über eine rote Ampel gefahren ist. Aber das sind noch Ausnahmen.

Ich versuch mal, die Dinge, die ich für Deutschland typisch finde, zu zeigen.
Dieses Gaststättenklo wird vermutlich auch in 20 Jahren noch so aussehen:
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Am selben Ort:
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Straßen, auf denen Fahren Spaß macht.
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Mein Elternhaus:
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Gäste sind herzlich willkommen.
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Graffiti ist überall.
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Viele Leute machen auch Bilder auf ihre Haut.
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Siloballen liegen auf den Feldern.
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Hier macht alles Spaß.
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Man kann alles machen. Beinahe.
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Manchmal ist das nicht gut.
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Die Menschen treiben die Zeit mit PokemonGo davon.
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Manche kennen das gar nicht.
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Sperrmüll wird auf Bestellung abgeholt.
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Meine Laufstrecke.
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Manche Wortspiele sind nicht für jeden verständlich.
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Züge fahren nicht.
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Dann streift man eben länger durch das Schöne Hamburg.
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Ein chinesisches Dreirad hat auch das schöne Leben gesucht.
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Und wir haben es gefunden.
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ZhangJiaJie oder so – Avatarberge

Wer weiß schon, wo ZhangJiaJie ist? Der Ort in Hunan gibt dem Park, dessen Landschaft dem Avatar-Film als Inspiration diente, seinen Namen. Der Park an sich heißt WuLingYuan. Im Ort gleichen Namens hatten wir uns eingemietet.
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Für 4 Tage bezahlt man ein relativ hohes Eintrittsgeld (etwa 40 €), darf dafür aber auch die Busse im Park benutzen.
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Was man hauptsächlich sehen möchte, sind die spektakulären Ausblicke von oben. Dort muss man erstmal hinkommen, wofür es verschiedene Möglichkeiten gibt: per Kabinenseilbahn, per Aufzug oder man wandert stundenlang bergauf. Die strombetriebenen Wege sind natürlich extra zu bezahlen und mit 10 € pro Richtung auch nicht ganz billig.
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Ach ja, man kann sich auch von 2 Trägern wie ein Kaiser in Bambusstühlen hochbringen lassen:
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Wir hatten super Wetter, nicht zu kalt, nicht zu warm, die Sicht war ganz ok.
Martje hatte uns zu der Reise geraten; sie war auf der Klassenfahrt schon hier gewesen und hatte die gegenüberliegenden Berge vor lauter Nebel nicht sehen können.
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Im Fahrstuhl, der einen in einer Minute die knapp 300 m nach oben bringt:
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Der Fahrstuhl in der APP:
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Der Ausblick von oben, wenn man ein so hübsches Mädchen dabei hat.
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Damit die Berge nicht zusammenbrechen, haben die Chinesen an den entsprechenden Stellen kleine Stöcke zur Abstützung angebracht. Ganz schön schlau!
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Rat befolgen: Do watch! Da wang!
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Wenn man genug von der Natur an sich gesehen hat, kann man das auch auf im Park verteilten Bildschirmen tun ;-))
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Chinese New Year 2018 revisited

während des chinesischem Neujahr sind wir noch nie woanders als in Beijing geblieben. Es ist ruhig, fast gespenstisch, aber dort, wo Touristen normalerweise hingehen, sind noch mal mehr Chinesen als während der Wochenenden.
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Auf den Märkten wurde vorher noch mal eingekauft, was das Zeugs hält. Schließlich will niemand darben müssen, wenn die meisten Geschäfte geschlossen haben, weil alle in ihre Heimat fahren, um die Familien zu besuchen. Leider schließt auch unser Obst- und Gemüsemarkt für mehr als eine Woche.
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Manche Sachen gibt es nur in dieser Jahreszeit wie dieses Gebäck.
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Auch Glückssymbole bekommt man nicht das ganze Jahr über.
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Bevor man für einen Monat sich nicht mehr die Haare schneiden lassen soll, geht man auf dem Rückweg noch schnell beim Putzer vorbei.
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Und in den Hutongs ist es ganz normal, sich noch mal schnell die Zähne auf der Straße zu putzen.
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Neue Autos und Möbel werden besonders häufig zum Neujahr angeschafft.
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Und die Kinder bekommen alle reichlich Geschenke. Normalerweise Geld. Aber auch die Erwachsenen gehen nicht leer aus. Es ist ein bisschen wie ein 13. Monatsgehalt. Jeder Angestellte bekommt von seiner Firma einen Hongbao = Rotes Paket, ein Umschlag mit Geld. Wir haben den Guards an der Haustür und unserer Putzhilfe ebenfalls etwas zugesteckt. Jetzt sind alle noch zuvorkommender, hab ich das Gefühl.
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Dann hängt der Himmel voller Lampions.
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Bücherei von TianJin

Nun, da Steffi während der Chinesischen Neujahrsferien in Deutschland ist und die Kinder nicht den ganzen Tag vor den amerikanischen Serien hängen oder über den Schulbüchern zusammenbrechen sollen, entschließen wir uns zu einem Ausflug nach TianJin. Dort hat u. a. das weltberühmte niederländische Architekturbüro MRDRV in einer Rekordzeit von 3 Jahren eine öffentliche Bücherei gebaut, die ihresgleichen sucht. Die Bilder im Internet sind spektakulär und wir erwarten ein eiförmiges Raumschiff, das in der nur etwa 120 km entfernten 12Millionenstadt Tianjin gelandet ist. Weit gefehlt.
Aber der Reihe nach.
Um 6 Uhr stehen wir auf, um rechtzeitig an der U-Bahn zu sein.
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In etwa einer halben Stunde sind wir dann am Südbahnhof, wo wir Karten für den nächsten Zug kaufen. Hier waren wir schon einmal nach Qingdao losgefahren.
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Normalerweise muss man immer lange im Voraus buchen und bekommt oft trotzdem nur schwer Fahrkarten, aber nach TianJin ist es einfach. Die Züge fahren im Halb- bis Viertelstundentakt. Eine Karte einfache Fahrt kostet 55 RMB.
Bis wir im Zug sitzen, ist es trotzdem nach Neun Uhr, denn wir müssen wie immer auf Bahnhöfen durch die Große Sicherheitskontrolle. Eine halbe Stunde später haben wir die 120 km bereits hinter uns gebracht. Es ist schon toll, mit 300 Stundenkilometern durch die Landschaft zu rasen.
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TianJin ist ein aufstrebendes Millionenstädtchen, angeblich nach nach BJ, Shanghai und GuangZhou (schon mal gehört?) die viertgrößte Stadt Chinas, was die Stadtbewohnerzahl betrifft. Etwas mehr als 12 Mio. Wir streifen erst durch die Innenstadt, die noch aus der Zeit um 1900 einige europäische Bauten aufweist Niederländer, Engländer, Franzosen, Deutsche, Österreich-Ungarn haben hier ihre Konzessionen gehabt und ganze Viertel aufgebaut.
Das Touristeninformationszentrum lassen wir aus.
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Andere Touristen genießen die kulinarischen Spezialitäten TianJins. Pfannkuchen.
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Oder gedämpften Nachtisch.
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TianJin hat einen Fluss und ist unweit des Meeres. Eine Bootsfahrt findet aus Klimagründen nicht statt.
Wir haben im Internet natürlich vorab recherchiert, wie man zu der im November 2017 eröffneten Bibliothek kommt, fanden aber nur lapidar die Ortsangabe „in Tianjin“.
Taxifahrer winken ab – zu weit. Passanten helfen, schließlich fahren wir mit DiDi, dem Ruftaxidienst für 100 RMB die 45 km nach Binhai. In dieser zu TJ gehörenden Trabantenstadt liegt etwas abseits das TianJin BeiHai New Area Cultural Center.
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Unter einem gemeinsamen Dach sind 5 Häuser in ebensolcher Geschwindigkeit errichtet worden wie unser Anziehungspunkt. Häuser ist ein schwaches Wort für die gewaltigen Hallen, in denen Kunstmuseen, Veranstaltungszentren und Kinos untergebracht sind.
So sieht es von der Nicht-Eingangsseite aus.
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10.000 Besucher sollen pro Tag kommen und einen Blick werfen. Die Schlange am Eingang bestätigt diese Zahl.
Nach 20 Minuten sind wir auch am Eingang und werden aufgefordert, erstmal unsere Kameras wegzuschließen. Fotografieren nicht erlaubt. Außer mit Handys natürlich.
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Die Bücher an den Stellen, wo man offensichtlich nicht hinkommt, sind auf Alu gedruckte Attrappen. Die Architekkten hatten vorgesehen, dass man von hinten an die Objekte der Begierde gelangt, aber irgendwelche (Sicherheits-)Bedenken haben wohl verhindert, dass man so Zugriff erlangt.
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Tianjin binhai library by MVRDV
Die Leseräume und angrenzenden Bücherregalräume sind noch etwas leer.
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Aber überall sieht man vor allem Familien, die ihren Kindern den Wert des gedruckten Buchs zeigen.
Die Zeit schreitet nunmal voran und so findet man solche und andere Medienkonsumenten.
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L E I C A M240 – Bin ich eigentlich doch verrückt?

Normalerweise frage ich mich bei Neuanschaffungen immer: Brauche ich das wirklich?
Und wenn ich mir überlege, wie lange ein neues Ding den Gebrauch voraussichtlich durchhält und wie oft ich es benutzen werde, stelle ich zumindest meistens fest: Brauch ich nicht.
Dazu gibt es ein wunderbares Video, in dem erklärt wird, was mit den Dingen passiert, bevor und nachdem sie hergestellt werden.
20 Minuten, die zum Nachdenken Anregen. Leider nur auf Englisch, aber man kann Untertitel einschalten.

Ich habe daraus gelernt, dass zumindest in den USA so viel Unnötiges gekauft wird, dass 6 Monate nach dem Kauf nur noch ein Prozent der Dinge in Benutzung ist.

Davon abgesehen bin ich ja meistens sparsam, manchmal auch geizig, aber wenn etwas so richtig Spaß macht, lasse ich auch schon mal mehr Geld den Besitzer wechseln. Man bringt teuren Dingen ja auch mehr Wertschätzung entgegen.

Vor ein paar Jahren schon hatte ich die Unvernünftigkeit besessen, mir eine gebrauchte Kamera zu kaufen, die ich gar nicht benötige. Es war eine Leica M8, die zweite digitale Messsucherkamera weltweit. Total viele Bilder, die mir was bedeuten, hatte ich damit gemacht.
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Forbidden City

Da sie mir für viele Fotogelegenheiten zu unflexibel war, habe ich sie nach eineinhalb Jahren wieder verkauft.
Immerhin war sie wertstabil. Der Verkaufserlös war nahezu genauso hoch wie der Kaufpreis, den ich bezahlt hatte.

Objektive dafür hatte ich behalten.

In all der seitdem vergangenen Zeit dachte ich oft, ach hättest du das doch nicht gemacht. Das war Fotografieren pur.
War aber für mich gut gewesen, denn 2 Monate nach dem Verkauf ging der Verschluss in den Händen des neuen Besitzers kaputt.

Letztes Jahr wollte ich mir dann wieder eine M kaufen. Hab ich aber nicht gemacht, weil das aktuelle Modell auch gebraucht noch zu teuer war.

In der Zwischenzeit hab ich mir zumindest eine Film-Leica von 1969 zugelegt.

Es ist die M4. Hier hab ich sie mal gemalt:
Leica M4

Natürlich fotografiere ich damit. Hier hatte ich aus Versehen eine Doppelbelichtung gemacht. Find ich aber gut.
Doppelbelichtung aus Versehen

Freunde Jan Ingmars:
Kumpel meines Sohnes

Im Red Brick Museum.
Red Brick Museum

Aber zurück zu meiner Nerdiness:
Dies Jahr sah ich im Netz eine digitale Gebrauchte, die etwa zum halben Preis verhökert werden sollte. Eine M240, wie sie etwas sperrig heißt. Sie ist eben nicht mehr das neueste Modell, wird aber immer noch bei Leicahändlern für 6500€ neu verkauft. Das neueste Modell (M10) ist noch mal 350 € teurer.

Also fragte ich meine Frau, was sie denn davon halten würde, wenn ich…

Die Antwort war, wenn du dann eine deiner anderen Kameras verkaufst…

Ich hab immer noch keine Fuji verkauft, aber es war ja nicht die Rede davon, dass ich das sofort machen soll, oder?

Was ist denn jetzt das Tolle an den Messsucherkameras von Leica?
1. Das Haptische.
Es ist, wie wenn man eine schöne Uhr oder ein gut gearbeitetes Schmuckstück sein eigen nennt. Man (ich) möchte sie immer in die Hand nehmen, einfach nur so. Sie ist mit 940g inkl. Objektiv schwer, jedenfalls schwerer als die Kameras, die ich bisher hatte.

2. Das Design.
Die Form existiert seit den 50er Jahren, als mit der M3 deren erste Kamera mit Bajonettverschluss auf den Markt kam.
Alle Objektive, die seit den 1950er Jahren von Leica gebaut wurden, können an der Kamera benutzt werden. Mit Adapter auch die von 1913.
Zum Glück gibt es auch noch Hersteller, die nicht ein Vermögen verlangen und trotzdem gute Objektive machen. Billig sind auch diese nicht, aber es gibt ja den Gebrauchtmarkt.(Zeiss, Voigtländer)
Also, ich kucke mir die Kamera einfach gerne an.
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Leica m240_Rückseite

3. kein Autofokus
Was mich an den anderen Kameras mit ihrem Autofokus nervt, ist, dass die Kamera sich zu oft falsch entscheidet, auf was sie scharfstellen soll. Ja, es gibt von Sony und Olympus und auch Fujifilm Modelle, die das ganz toll machen, aber was man da alles einstellen kann oder muss, bis man zu einem gutem Ergebnis kommt, hält einen fast vom Fotografieren ab. Und die Automatik ist auch unsportlich;-))
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Jetzt habe ich die M240 seit fast 2 Wochen und ich habe ganz viele unscharfe Bilder gemacht, weil ich noch manchmal vergesse, die Schärfe einzustellen oder einfach zu ungeübt bin.
Die zeige ich natürlich nicht. Was sich nicht bewegt, kann natürlich leichter fotografiert werden.
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4. Bildqualität.
Wenn ich es mit meiner Fujifilm XPro-2 vergleiche, stelle ich fest, dass die Bildqualität genauso gut ist. Bei sorgfältiger Aufnahme auch durchaus besser. Der Engländer würde sagen: Better be! Denn bei dem Preisnachteil sollte das wohl doch der Fall sein.
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Ein paar Bilder sind mir inzwischen schon gelungen und ich werde in Zukunft mehr davon zeigen.
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Jan Ingmar war so freundlich mir für ein paar Fotos zur Verfügung zu stehen.
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Für seine Model-Tätigkeit musste er sich die Haare schneiden lassen. Steht ihm aber gut, finde ich.
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JIQ Fotoshoot

Ich benutze im Wesentlichen zwei Objektive an der Leica, die beide nicht von Leica sind. Das eine ist ein Zeiss Planar mit 50 mm Brennweite. Das andere ist ein Minolta-M-Rokkor 28mm/2.8, das ich schon an der M8 benutzt hatte.

Alles in Allem hat mich das Setup 4000 EURO gekostet. Das Geld verdiene ich mit den paar Bildern, die ich verkaufe, nicht wieder rein. Aber vielleicht werden meine Bilder ja eines Tages so gut, dass ich damit reich werden kann. Selbstverständlich ist es mir peinlich, dass ich in meiner Tasche den Gegenwert fast eines Taxifahrer-Jahresverdienstes in Beijing herumtrage.

Die Art, damit zu fotografieren ist eine andere. Ich stelle die Kamera auf einen der Lichtmenge angepassten Wert an und variiere dann je nach Situation. Ich muss natürlich den Fokus anpassen. Es ist eindeutig keine Point-and-Shoot-Kamera. Aber wer hat gesagt, dass das Leben einfach sein muss, um schön zu sein?

PS: Ich habe mich entschieden, die Fujifilm X-Pro1 mit 18mm-Objektiv Blende f/2 und komfortablem Handgriff zu verkaufen. Gut geeignet für Streetfotografie.
Oder mit 18-55mm/2.8-4-Zoom statt des 18mm.
(Bei der Kamera ist der Blitzschuh nicht nutzbar, aber über den integrierten PC-Anschluss kann man mit Kabel einen Blitz anschließen.)
VB 500EUR komplett mit Objektiv, 2 Batterien und 3rd-Party-Ladegerät.
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PPS: Ich bin zur Zeit in Peking, daher würde ich das Set lieber hier verkaufen.

Sommerpalast

Mit Ingrid und ihrer angereisten Verwandtschaft darf ich bei hochherrschaftlichem Wetter zum Sommerpalast mitfahren, wo ich auch noch nicht gewesen bin, obwohl man ihn ganz einfach mit der U-Bahn erreichen kann. Ingrid ist ganz stolz, mit dem eigenen Auto, das sie erst seit etwa einer Woche haben, fahren zu können. Das ist natürlich ein schöner Luxus, den wir uns nicht leisten werden. Na, wer weiß. Um wenigstens mal ein Auto leihen zu können, mache ich ja jetzt den chinesischen Führerschein. Wie das geht, schreibe ich, wenn ich ihn bestehen sollte.

Um einen riesigen See herum angelegt liegt der Palast da, an den Berg herangebaut. Von ganz oben hat man einen schönen Blick über den See und Beijing.L1058574_CF

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Ganz besonders ist es, mit einem frisch zur Welt gekommenen Erdenbürger unterwegs zu sein. Dauernd muss man anhalten, weil jemand streicheln oder anfassen will und vielleicht ein Foto als Erinnerung. Hat mich sehr an unsere Erfahrung in Iran erinnert, auch wenn unsere nicht mehr so klein waren.

Es ist übrigens ganz modern, Brillen zu tragen, die keine Gläser haben. Modisches Accessoire eben. Ich frage mich, wann dieser Trend nach Europa kommt.L1058545_CF

Von so nah bekommt man die Dachreiter selten zu sehen. Nur Gebäude, die des Kaisers sind, dürfen alle 7 Figuren tragen, gewöhnliche Häuser müssen sich meist mit 5 oder 3 begnügen, wenn sie denn überhaupt welche haben. Auch die Hakenkreuze sieht man hier sehr schön.L1058530

Irgendwie kann ich diesmal nur Postkartenbilder machen, es ist alles so schön hier. Der Drache ist gegen das Angefasstwerden so begittert, Sonst wäre er wohl komplett blank gerieben. L1058526

Und hier haben wir noch mal einen Camouflage-Baum, es scheint also doch keine Neuzüchtung zu sein.L1058520

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Die Prinzessin war auch da.L1058512

Antikmarkt BaoGuoSi

Mehr als eine Stunde Fahr(rad)zeit entfernt ist ein Tempel, der offenbar für die Religion nicht mehr gebraucht wird. In den Häusern sind Shops untergebracht und auf der Freifläche bieten Händler ihre antiken und auch nicht so alten Habseligkeiten zum Kauf an. Ich wär ja nicht so bald dahin gefahren, hätte Sandra von der Fotogruppe diese Örtlichkeit nicht entdeckt und uns nahegebracht.

Er hier spricht ein bisschen Englisch und wich uns eine Weile nicht von der Pelle.L1058173

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Die blauen Dinger an seinen Ärmchen sind Ärmelschoner. Häufig sieht man Leute, die auf der Straße arbeiten müssen, damit. Wer kann sich schon leisten, den Mantel oder das Jäckchen immerzu waschen zu lassen? Abends wird der Überzug abgemacht und alles ist (fast) noch wie neu.L1058182_1

„Bevor das Spiel verkauft wird, spielen wir noch schnell ne Runde.“ Muss ein tolles Spiel sein, wenn es von hunderttausenden Menschen jeden Tag gespielt wird, oder? Im Ernst, ich wollte eines dieser chinesischen Schachspiele kaufen, aber die Steine sollten umgerechnet 100 € kosten. Ich finde bestimmt noch welche für 10 € in unserem ZuoJiaZhuang-Markt um die Ecke. Oder ich druck mir erstmal Steine Papiere aus und lern die Regeln.L1058190_1

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Überhaupt sind die meisten Sachen schwer überteuert, aber ein paar Hinstellchen ergattere ich doch. Diese Minikürbisse für 5 ¥ das Stück sind Handschmeichler und Glücksbringer in einem:L1058193_1

Mao und MickeyMouse können gut nebeneinander koexistieren.L1058195_1

Mao ist in diesem Tempel überall zu sehen. Ob er sich als Atheist und Religionsabschaffer vorgestellt hat, mal in einem Tempel als Vollpfosten ausgestellt zu werden?L1058200_1

Ernsthaft kaufen Leute diese Scherben. Wer weiß, welche Qing-, Ming- oder Ling-Dynastie mit diesem Ding anfing, mag einen Wert darin sehen. Ich habe zum Glück keine Ahnung davon.L1058202_1

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Das Rote Buch ganz oft und die einzige Schallplatte (wahrscheinlich die Nationalhymne).L1058220_1

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Und zum Mittag gibt es Bratnudeln mit Spinat. Dies ist der Nachbarstand, an dem es Essen in Styroporboxen zum Mitnehmen gibt.L1058233_1

Unser Essen kommt auf Tellern. Wie an vielen Ständen, die keine Möglichkeit zum Abwaschen des Geschirrs haben, ist der Teller in eine Plastiktüte eingepackt. Die wird dann einfach weggeschmissen und der Teller kann vom Nächsten benutzt werden.L1058242_2

Tiananmen

Kälte, strahlend blauer Himmel, Wochenende.

Wir waren bisher nur am Rande des angeblich größten Platzes der Welt. Mich interessiert die Fläche ja als Architekt und Dithmarscher gleichermaßen, denn als ich in Heide zur Schule ging, galt der Heider Marktplatz als der größte innerstädtische Platz Europas; als wir in Iran lebten, besuchten wir mehrere Male den Naghshe Jahan in Esfahan, der der zweitgrößte Platz der Welt sein soll. Und jetzt ist Beijjing dran. Um noch ein paar andere Superlative zu zitieren: Iran das Land mit den zweitmeisten Hinrichtungen weltweit, China die meisten. Wo sich Dithmarschen dabei unterbringen lässt, sei mal dahingestellt.

Wir reisen also mit Bus und der U-Bahn an, was eine dumme Idee war, weil es über eine Stunde länger als mit dem Fahrrad dauert. Immerhin frieren wir nicht. Um auf den Platz zu kommen, müssen wir einen Zollstationen ähnlichen Checkpoint ablaufen. Das ist uns aus der U-Bahn schon bekannt, denn jeder Metro-Eingang hat einen Röntgenapparat wie auf dem Flughafen. Ohne Sicherheitscheck keine Reise im Untergrund.L1057876

Ich bin jetzt mal faul und zitiere aus dem Bericht von Steffi von der Internetseite ihrer ehemaligen Schule:

„Nach dem Tod Maos wurde für seinen Leichnam auf dem Platz ein riesengroßes Mao-Soleum errichtet. So bebaut kann man die wahre Größe des 39,6 ha großen Platzes nicht ganz so wahrnehmen, wie ich es erwartet hatte. Beeindruckend war es trotzdem!Pano_Tiananmen

Auf dem Bild oben stehe ich schon auf dem Platz und schaue nach Norden auf das Tor des Platzes des Himmlischen Friedens. Dieses Tor ist auch der Haupteingang zur Verbotenen Stadt, dem Kaiserpalast in Peking. Es ist der Ort, von dem aus Mao Zedong am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China proklamierte. Deshalb erscheint das Tor auch im Staatswappen der Volksrepublik China.

Das Tor wurde während der Bauarbeiten an der Palastanlage im Jahr 1417 erbaut und am Ende der Ming-Dynastie niedergebrannt. Während der Qing-Dynastie wurde es erneut aufgebaut. Im Dezember 1969 wurde dann das originale, baufällige Tor komplett abgerissen. Es wurde bis April 1970 bis auf wenige Details originalgetreu nachgebaut. Von diesem Neubau ahnte allerdings kein Mensch etwas, weil die chinesische Regierung es geheim hielt. Bis zum Jahr 2000 dachten alle in der Welt, das Tor sei nur renoviert worden. So lange konnte der Abriss geheim gehalten werden.

Ich stehe also nur vor einem Nachbau. Schade, was? …aber mit dem Erhalt historischer Gebäude haben es die Chinesen viele, viele Jahre nicht so gesehen wie wir in Europa. Leider sind dadurch viele bis dahin erhalten gebliebene alte Gebäude unwiederbringlich verschwunden. So gesehen ist es doch ganz gut, dass sie dieses Tor wenigstens wieder nachgebaut haben!

Das Tor hat eine Gesamthöhe von 33,7 Metern und spielt eine zentrale Rolle in der chinesischen Geschichte. Am Tor des himmlischen Friedens wurden Proklamationen des Kaisers verlesen und hier brachte der Kaiser Opfer dar, wenn er den Palast verließ. Man sagt, dass die kaiserliche Seele vor seiner Geburt vom Himmel durch dieses Tor in die „Verbotene Stadt“ schwebte.“L1057896

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Vorne ist das Qianmen, das Südtor zu sehen, das aus 1419 datiert und zur ersten Stadtmauer gehörte. Hindurchgehen kann man tagsüber noch, die angrenzenden Mauern sind durch mobile weiße Zäune, die das Gesamtstraßenbild dominieren, ersetzt worden. Der Platz soll 1.000.000 Menschen bequem Platz bieten, wenn er es denn dürfte. Man könnte eine solche Menschenansammlung sogar relativ bequem in Schach halten, wie wir von 1998 wissen. L1057900

Schön ist der Platz allenfalls an seinen altertümlichen Toren, mit dem Konkurrent aus Esfahan kann er lange nicht mithalten, denn er ist nicht als durchgehende Fläche erlebbar (hier zwei Parolen-Videowände, dort das Mausoleum, da eine Siegessäule.) Wahrscheinlich hatte Mao angeordnet, seinen Leichnam zu verbrennen, um ein Bauwerk hier zu verhindern, aber höchstwahrscheinlich nicht. Auf seinen Wunsch gehört hat man jedenfalls nicht.

Alles ist hier gemacht, um sich selbst wie eine kleine Wurst zu fühlen und von China als großartiger Nation zu denken. Damit haben die Chinesen uns gegenüber einen Riesenvorteil, denn sie sind Teil dieser überlegenen Nation. Ich komm da nur raus, indem ich auch groß denke. Als Weltbürger bin ich ja ebenfalls Teilhaber des menschlichen Kulturguts und kann mir wieder auf die Schulter klopfen.L1057906

Dieser Punkt am Qianmen, an der diese Plakette im Fußboden eingearbeitet ist, soll der Ursprung der Highways Chinas sein. Das werden wir bei Gelegenheit mal überprüfen. Ich glaube, uns wird da auch viel weisgemacht.L1057919

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Im Süden geht die Achse der Stadt mit der Qianmen Da Jie weiter, einer Straße, die mal zu einem Hutong-Stadtviertel gehörte und komplett abgerissen wurde, um im alten Stil errichtete Geschäftshäuser hinzuklotzen. Darin befinden sich jetzt Starbucks, H&M Zara und ähnliche Läden. Nur die alte Straßenbahn und lebensgroße Bronzefiguren erinnern noch an die vergangenen Zeiten.L1057946

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In search of the Holy Camera

Dies ist der Bericht über das nicht enden wollende Bemühen, die richtige Kamera zu besitzen und zu benutzen.

Das Fazit vorab: Eine solche wurde noch nicht gefunden. Aber es gibt Anwärter. Und ich habe oder hatte sie alle!

2006 wurden die 6-Megapixel-Kameras bezahlbar. Davor war das digitale Bildermachen nichts als Knipsen. Nicht, dass die Fotos schlecht waren, aber man sah ihnen das Digitale an. Ich weiß den Preis nicht mehr genau, aber etwas um die 300 € war uns eine Fujifilm S6500fd Bridgekamera wert. 28mm-Weitwinkel, Zoom bis 300mm, Makro, Video, Gesichtserkennung, eine Kamera für jedes Motiv. Selbst 2 Jahre in Iran habe ich damit alles um mich herum mit schönem Ergebnis abgelichtet. Auch Belichtungen bis 50×70 cm Größe sehen fast so aus wie von 35mm-Film.DSCF8615Aber das Fotografieren fühlt sich eben nicht so an wie mit meiner Nikon FM Film-Spiegelreflex.

2010 nahm ich 12.000.000 Iranische Rial (damals etwa 900 €)  in ein Fotogeschäft in der Khiabane Taleghani mit und erstand mit Hilfe meines persischen Freundes Alireza eine Nikon D90 mit 18-105mm-Zoom.DSC_1209Solch eine schöne Kamera, damit machte das Knipsen wieder richtig Spaß. Sogar Videos lassen sich damit drehen, 2010 ein von Canon vorgemachtes Novum an DSLR. Leider konnte ich meine alten Objektive nicht daran benutzen.

Die nächste Ergänzung des Fuhrparks war ebenfalls in Teheran ein gebrauchtes 12-24mm Weitwinkelzoom für 7.000.000. Das war knapp mein Halbtags-Monatslohn. Ich hab noch gedacht: Jetzt drehst du durch, mehr als halb so viel wie für die Kamera ausgeben, und dann benutzt du es vielleicht kaum. Aber für enge Straßen und Gebäudeinnenaufnahmen ist das ein klasse Objektiv. DSC_0245

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Ein 35mm-Objektiv mit großer Lichtöffnung kam als (vor-)letztes.

Als wir nach Deutschland zurückkehrten, kam der Nachfolger mit Namen D7000 auf den Markt. Mehr Pixel (16MP), mehr Knöpfe, mehr Gewicht und der Möglichkeit, alle Objektive seit den 80er Jahren mit manuellem Fokus zu verwenden. Haben wollen! Als klar war, ich würde noch 500 € für die „alte“ D90 mit 18-105er bekommen können, schlug ich für 450 € Aufpreis zu. Dass meine Frau mich nicht schlug, freute mich. Also der Riesen-Sprung war das jetzt nicht, aber es ist eine Kamera, mit der man auch in ein paar Jahren noch ausreichend gute Fotos machen kann.Denn ich habe Bilder mit 24 MP gesehen, die scheißer aussehen als 12 MP-Dateien.

Ach ja, inzwischen wollte ich mehr Reichweite, also „holte“ ich mir das 18-200mm Zoom von Nikon.D7K_9822-002

Das dicke, lange und schwere Zoom, das schon ausfährt, wenn man es nur zum Erdboden richtet, ist auch nicht schlecht, aber natürlich mit Kamera nicht grade leicht und so kam es mir gelegen, dass ich gebraucht eine Fujifilm X100, auf die ich schon Monate lang geschielt hatte, für 700 € erstehen konnte. In der ersten Woche merkte ich, dass die Farben so komisch sind und das Ding repariert werden muss. Machte fast nix, denn ich hatte ja den Kaufbeleg vom Mediamarkt und damit Garantieanspruch mitgekauft. Nach drei Wochen beschwerte ich mich, und man stellte fest, dass kein Begleitschreiben dabei gewesen war und die Kamera deshalb ereignislos in der Werkstatt rumgelegen hatte. Sie hatte das Sticky-Shutter-Problem, eine Kinderkrankheit, die auf Garantie durch Austausch des  Objektivs beseitigt wurde. Aber als sie wiederkam, konnte ich endlich sehen, was für ausgezeichnete Bildqualität sie liefert – vor allem für Personenfotos, aber auch alles andere. Nur Zoom-Zoom kann sie nicht. Und sie ist absolut lautlos, selbst nicht schwerhörige Omas fragen: „Wann machst du denn endlich?“ Dabei hab ich schon 5 zauberhafte Portraits im Kästchen…

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Bevor die X100 ins Haus kam, hatte ich bei einem Freund schon mal eine Leica M8.2 in die bebenden Fingerchen bekommen. Er hütete sie (zu Recht) pedantisch vor seinen Kindern und auch ich hatte Respekt vor seinem Metallklotz im Werte von 2000 €. Aber wenn man auf den Auslöser drückt, was für ein Gefühl, welch Klang! Was ich noch nicht wusste: die Objektive sind auch noch mal um die 1000 € aufwärts teuer – pro Stück. Ich befand damals, das bräuchte ich nicht. Aber immer wieder musste ich an die Kamera meiner Tante, die als Fotografin innerhalb der Familie sogar den Namen Photo bekommen hatte, denken: eine M3 von Leica, gekauft 1959, die sie noch immer besitzt und bei der gerade erst der Verschluss erneuert wurde.

Und beim so durch die Gegend surfen stolperte mein Auge über die Annonce einer M8 für 1.290 €. Ich hatte grade Geld aus einem Fond auf der Bank liegen. Warum soll Geld nutzlos sein? Angeschrieben, telefoniert, für schließlich 1.150 hatte ich sie dann.

Als ich das Geld überwiesen hatte und meiner Frau den Kauf beichten musste, hüpfte ich trotzdem noch vor Freude auf und ab. Sie konnte mir nicht böse sein.

Nur waren Leica und ich ohne Objektiv. Meinen Leica-Freund C. angerufen, nur um mich zu bedanken, zu informieren oder zu beschweren, dass er mich infiziert hatte. Und zu fragen, was denn als erstes Objektiv sinnvoll sei. Da bot er mir eine seiner Linsen für die Übergangszeit zur Leihgabe an. Welch edle Tat! Er gab mir sogar 2 mit: ein 3.8/24mm Leica-Objektiv und eines von Voigtländer mit extremem Winkel: 15mm, Blende 4,5. Das Leicaglas kostet gebraucht noch 1.800 €. Ich war froh, es wieder heil zurückgeben zu können. Meine Hände gehorchten allerdings nur mühsam. Nur wer so was mal selber in der Hand hatte, weiß, was für ein schönes Stück Handwerkskunst das ist.

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Zum Glück gab es mal von Minolta Objektive für Leicas, die den echten in der Qualität nicht nachstehen. Daher habe ich jetzt je ein 40 mm und ein 28 mm M-Rokkor, das 15 mm Voigtländer von meinem Leica-Freund und ein 21 mm Voigtländer, Blende 4, das ein Spanier wohl wegen der Finanzkrise billig loswerden musste. Ich hab keine Endrechnung gemacht – vorsichtshalber. Aber es ist weniger als ein gebrauchtes M9-Gehäuse von Leica (der nächste Traum Albtraum meiner Frau).

Im Grunde sind die digitalen Leicas Scheiß-Kameras (die neueste M 10 für 6200 € mag besser sein). Die Automatik ist mit Einschränkung zu gebrauchen, das manuelle Fokussieren dauert ziemlich lange, wenn man es denn schafft. Videos kann man schon gar nicht damit drehen. Ich denke manchmal: „Ob das Bild denn wohl was geworden ist?“ Beurteilen kann man nämlich an der Kamera nicht viel, denn der Bildschirm auf der Rückseite  ist kaum zum Bilderkucken geeignet (meiner hat auch noch einen Fleck, der aussieht wie ein Kaffeerand). Aber wenn ich die Bilder dann im Rechner betrachte und etwas bearbeite, dann staune ich, dass 10 Megapixel besser sein können als 12 MP von der Fujifilm und 16 MP aus der Nikon. Es liegt wohl hauptsächlich an den Objektiven. So kommt  es vor, dass ich mich öfter frage, wann ich denn endlich wieder mal mit der M8 ein Bild machen kann, weil es so ist wie einen Film zu belichten.

Da steh ich nun, ich armer Tor, mit 3 Kameras, zwischen denen ich mich nicht entscheiden kann. Aber alle drei haben ihre eigenen Einsatzgebiete. Die, welche in jedem Licht die besten Bilder macht, ist die Fujifilm X100. Für das schnelle Scharfstellen und Auslösen ist die D7000 zuständig. Die, mit der ich am liebsten fotografiere, ist die Leica.

Ich weiß, dass ich nicht ganz schier bin (denn ich verdiene kein Geld mit dem Equipment), aber es gibt immer noch Leute, die verrückter sind, oder?

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