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Smog

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Dezember ist leider Heizzeit und wenn dann kein Wind kommt, ist Beijing wegen der dreiseitigen Kessellage im Dunst verschwunden.
Am 1. 12. war es besonders heftig und in den Nachrichten in Deutschland wurden alarmierende Zustände geschildert. Dabei fanden wir es noch nicht mal katastrophal. Na doch, es war schon schlimm. Die Werte, an denen wir uns orientieren, standen auf 580 oder so. Da hab ich auch mal wieder Maske getragen. Am nächsten Tag war wieder Wind angekündigt und siehe da, etwas mehr als 24 Stunden später war wieder alles schön. Der Wert ging auf 25 zurück. Ist für uns Luftkurortqualität. Paris wird glaube ich für den Autoverkehr ab 50 ppm gesperrt.

Leider kommt diese Situation immer wieder und auch die Regierenden haben die Zeichen gesehen. Deshalb wurde am Montag für die drei darauffolgenden Tage „Red Alert“ ausgerufen. Das bedeutet, dass alle Schulen geschlossen werden, dass nur jedes zweite Auto fahren darf und noch weitere Maßnahmen. So viele Leute hab ich lange nicht mit Masken auf der Straße gesehen.
Die Kinder haben natürlich gejubelt, als sie morgens um halb sieben erfuhren, dass sie wieder ins Bett können. Leider müssen die Fehltage wieder nachgeholt werden, was bedeutet, dass z. B. an drei Samstagen Unterricht stattfinden wird.
Zum Glück kann die Schule einen Tag vorher wieder den Schulbetrieb aufnehmen. Morgen geht es also wieder los.
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Smog ahoi!

Letztens:
Living in Beijing
Heute:
SmogaufDach
Auf schlechte Luft können wir eigentlich genauso gut verzichten wie auf Pickel am Hintern.
Es ist gar nicht so einfach, Bilder wie diese zu machen, denn ich muss während des Trampolinspringens die Kamera bedienen und den Ausschnitt treffen. Bei Smog soll man ja tunlichst keinen Sport ausüben. Aber mit Maske ist selbst das Radfahren unerfreulich: Die Feuchtigkeit der Atemluft sammelt sich unter allen wirksamen Masken, die wir ausprobiert haben.
Gestern war selbst in der Schulsporthalle die Luft etwas vernebelt. Die gemessenen Werte in der Halle waren 170ppm bei knapp 400ppm draußen. Wegen des großen Volumens ist die Halle nicht an das Lüftungssystem angeschlossen.
Mittagsbetreung in der DSP
Ab 300ppm ist es laut Schulanordnung nicht erlaubt, die Pausen draußen zu verbringen. Jetzt gibt es Bestrebungen aus der Elternschaft, den Grenzwert auf 250 zu senken.
Aber wenn die Kinder sich nicht austoben können, ist es für sie bestimmt gesundheitlich ähnlich schädlich.
Seit den Sommerferien gab es glücklicherweise nur wenige Tage, an denen es nicht möglich war, die Pausen draußen zu verbringen.
Smog kann auch durchaus seinen ästhetischen Reiz haben. Wir sehen hier die Sonne, nicht den Mond durch den Staub linsen:
Smog am Liangma

Wind

Am Abend dieses furchtbaren Tages mit schneidbarer Luft, kommt Wind auf. Zugleich regnet es, zum ersten Mal seit Monaten. Es dauert etwa eine Stunde, bis der Himmel in klarstem Blau erstrahlt. Genau 24 Stunden nach meinem letzten Foto mit der grauen Suppe sieht es wieder schön aus in Beijing.

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Beweg dich nicht!

Am Sonntag war ich mit den Kindern wieder mal in Nanshan, diesmal zum Snowboardfahren. Steffi bleibt zu Hause, denn ihrer Erkältung geht es noch zu gut. Außerdem fahren wir anderen nur, weil es vielleicht die letzte Gelegenheit ist. Das Skigebiet schließt Mitte März. Die Luftwerte sind so, dass die Schüler in der Pause gerade noch rausgehen dürften.

Ich leihe mir auch ein Snowboard aus. Steffi sagt hinterher: „Jaja, wenn der Esel aufs Eis geht…“ Am Anfang auf der Babypiste läuft es noch ganz gut und ich freu mich, dass ich so schön sportlich bin, aber als ich die nächste Schwierigkeitsstufe ein paar mal gefahren bin, haut es mich auf den verlängerten Rücken, dass ich glaube, ich kann nie wieder aufstehen. Solveigh ist zum Glück sofort bei mir und hilft mir hoch. Ein Pistenhelfer ist aber auch nach einer halben Minute da, um sich zu überzeugen, dass kein Motorbob geholt werden muss. Irgendwie schaffe ich es ins Tal, aber der Tag ist für mich gelaufen.

Der deutschsprachige Arzt im Krankenhaus stellt am nächsten Tag fest, dass wohl die Bandscheiben gestaucht sind, und die Muskeln gezerrt, aber röntgen braucht er nicht. Beweglich sei ich ja noch, ich solle mich schonen. Gute Rede, ich kann sowieso nichts anderes. Ich bin froh, wenn ich meine Strümpfe alleine anbekomme.

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So wie auf dem Berg sieht es auch in der Stadt aus. Man sieht das nächste Hochhaus kaum. Wir haben es auch schon mal noch undurchsichtiger gehabt, aber die Tage ohne Sonne sind nun mit zwei Wochen schon zu zahlreich. In der Schule ist meine Familie mit bester Luft versorgt, nur der Weg hin und zurück ist gesundheitlich schädlich. Wie die meisten setzt Steffi ihre Maske auf. Die Luft schmeckt nach Ofen. Ich war nie in Bitterfeld, aber so ähnlich soll es dort gewesen sein.

Auf den einschlägigen Internetseiten kann man es besser nachlesen (und ich habe auch keine anderen Informationen): Alarmstufe zwei oder orange, es werden nicht genug Zement- und Stahlwerke geschlossen, die Proteste werden zahlreicher, die Regierung wiegelt ab. Offene Kritik wird sogar in der China Daily geübt.

Ein Sechstel Chinas soll unter Smog leiden. Schön ist was anderes. Hoffnungsschimmer ist der Wind, der für Donnerstag angekündigt ist.

Beijing im Kleinen

Eigentlich wollten wir zum letzten Mal in diesem Winter zum Skilaufen fahren, aber die Luftverschmutzung ist zu hoch für sportliche Betätigung. In der vorletzten Nacht war das Laternenfest, das letzte Event des Frühlingsfestes, und da wurde noch mal alles gegeben, was der Feuerwerksverkauf zu bieten hat. Dementsprechend ist die Luft mangels Wind. Ich kann nicht sagen, ob der Smog jetzt von den Böllern kommt, aber nehmen wir es mal an, dann bekommen wir im kommenden Jahr herrlich blauen Himmel jeden Tag. Heute abend wurden die Stände wieder abgebaut.X1000582

Das Alternativprogramm zum Sport heißt Beijing Planning Exhibition Hall und liegt gleich östlich der Qianmen-Metrostation. Unsere Kinder sind von der ersten Schulwoche nach den freien Tagen noch völlig groggy und bleiben zu Hause.

Für 30 ¥ Eintritt dürfen wir ein dreistöckiges Ausstellungsgebäude betreten, das es vor allem im obersten Stockwerk in sich hat: Auf 390 qm hat man ein Modell der Stadt im Maßstab 1:750 aufgebaut. Man betritt eine Glasfläche, die aus Satellitenbildern von Beijing besteht, so dass wir auch sprichwörtlich auf unseren Dachboden gehen können. Der Plan ist sogar bis in die letzte Ecke des Raumes durchgezogen.L1058017_CF

Im Dunkeln ist die Fläche hinterleuchtet, was alleine schon den Besuch wert wäre, aber das darin eingearbeitete Modell ist Hammer! Das hätten wir uns schon vor Monaten anschauen sollen, der Überblick über die Stadt gelingt einfach besser damit. L1058018_CF

Es gibt eine Empore, die leider an der interessantesten Stelle einen Bildschirm hat, so dass man nicht genau von oben auf die Verbotene Stadt blicken kann. Nichts ist vollkommen..L1058022_CF

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Im Treppenhaus hängt eine Bronzeplatte von 10 x 9 m Ausmaßen, die die Verbotene Stadt und die Außenstadt im Jahre 1949 zeigt. 118.000 Häuser und 60.000 Bäume sind hier eingegossen. Besonders gut kann man darauf die Achse erkennen, die sich fast 8 km durch die Stadt zog und in deren Mitte die Verbotene Stadt liegt. Heute endet die Achse noch mal verlängert am Olympiazentrum.

Überhaupt hat die Stadt mit dem Jahr 2008 einen enormen Sprung gemacht. Auch wenn beispielsweise darüber nachgedacht wird, die ikonografische  Olympiaschwimmhalle abzureißen, weil der Wartungsaufwand zu groß ist, hat die Olympiade Beijing auf eine neue Ebene gehoben, eine echte Weltstadt erzeugt. Ich hoffe, wir sind dabei nicht der Werbung des Stadtmarketings erlegen, die uns das glauben machen will.

Dumme Frage: Was macht der Flügel im Treppenhaus?L1058033_CF

Hier sieht man noch mal sehr schön, weswegen die schlechte Luft sich so gerne in Beijing aufhält: drei Seiten der Stadt sind von Bergen umgeben, so dass auch ein bisschen Wind nicht viel an der Situation ändern kann.L1058036_CF

Ein bisschen Multimedia-Werbung für China und dessen Bemühungen, die (Um-)Welt zu retten, wird neben der ansonsten weitgehend auf chinesisch beschrifteten Darstellung der Stadtentwicklung ebenfalls dargeboten.L1057990_CF_1

Eins kann ich nicht verstehen: Wir sind hier am Sonntag, es ist spektakulär, ein Sightseeing-Highlight, aber wir sind fast alleine. Woran liegt das bloß?

Es wird ungemütlich

Noch vorgestern konnte man nur mit T-Hemd bekleidet nach draußen gehen, ohne zu frieren, aber gestern war der erste Kälteeinbruch, der zu Jacken und Schals im Straßenbild führte. Nun sprechen wir von 16-17°, also wird noch keiner erfrieren, wenn keine Winterausrüstung mitgeführt wird. Von jetzt bis zum 15.11., dem Tag, an dem alle Heizungen angeschmissen werden sollen, wird es jedoch beständig kälter werden. Martje kam heute schon von ihrem Elfenbeinturm herab und beklagte ihre eisige Bude. Wenn geheizt wird, werden wir Tage wie diese öfter erleben: Werte der Feinstäube über 400 ppm und Sicht bis zum eigenen Daumen. Bei diesen Werten kommt es vor, dass ich ein leichtes Kratzen im Hals verspüre. Wenn es unerträglich wird, müssen wir wohl in die Schule gehen, wo seit Anfang des Schuljahres die modernste Luftreinigungsanlage Pekings in Betrieb ist. Screenshot_2013-10-04-23-47-28

D7K_6296Es gibt Kollegen von Steffi, die sagen, die schlechte Luft vor allem im Winter sei der einzige mögliche Kündigungsgrund.

Bisher haben wir Glück gehabt, die Tage waren auch vom Wetter her überwiegend schön. Oder ist das nur unserer positiven Einstellung zuzuschreiben? Unsere Kinder sagen, es sei anstrengend, aber klasse, und wir Großen wollen es hier auch weiterhin mögen. Meistens sah es ja auch so aus:D7K_6556

Ich habe mich letztens mit einem Raucher unterhalten, der seinem Bruder und Familie mit kleinen Kindern abgeraten hat, ihn besuchen zu kommen. „Aber du hast doch hier die doppelte Belastung durch Zigaretten und die schlechte Luft“, versuchte ich seine Meinung zu hinterfragen. Er behauptete aber allen Ernstes, seine Atemwege seien schon an die Schadstoffe gewöhnt und könnten besser damit umgehen als ein unbelasteter Körper. Ich glaube das nicht: Wenn du einen Ballon hast, in den du doppelt so viel Dreck reinpustest wie in einen anderen, wird er doch auch doppelt so schmutzig. Und das Flimmerepithel, das die Schadstoffe wieder aus dem Körper befördert, ist bei Rauchern doch auch geschädigt, so dass der Unbelastete zwar mehr husten muss, aber effektiv weniger inhaliert. Oder trügt mich mein analytisches Denken?

Wenn jemand wissenschaftlich fundiert hier etwas beisteuern kann, möge er/sie sich die Zeit für einen Kommentar nehmen.