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Beijing im Kleinen

Eigentlich wollten wir zum letzten Mal in diesem Winter zum Skilaufen fahren, aber die Luftverschmutzung ist zu hoch für sportliche Betätigung. In der vorletzten Nacht war das Laternenfest, das letzte Event des Frühlingsfestes, und da wurde noch mal alles gegeben, was der Feuerwerksverkauf zu bieten hat. Dementsprechend ist die Luft mangels Wind. Ich kann nicht sagen, ob der Smog jetzt von den Böllern kommt, aber nehmen wir es mal an, dann bekommen wir im kommenden Jahr herrlich blauen Himmel jeden Tag. Heute abend wurden die Stände wieder abgebaut.X1000582

Das Alternativprogramm zum Sport heißt Beijing Planning Exhibition Hall und liegt gleich östlich der Qianmen-Metrostation. Unsere Kinder sind von der ersten Schulwoche nach den freien Tagen noch völlig groggy und bleiben zu Hause.

Für 30 ¥ Eintritt dürfen wir ein dreistöckiges Ausstellungsgebäude betreten, das es vor allem im obersten Stockwerk in sich hat: Auf 390 qm hat man ein Modell der Stadt im Maßstab 1:750 aufgebaut. Man betritt eine Glasfläche, die aus Satellitenbildern von Beijing besteht, so dass wir auch sprichwörtlich auf unseren Dachboden gehen können. Der Plan ist sogar bis in die letzte Ecke des Raumes durchgezogen.L1058017_CF

Im Dunkeln ist die Fläche hinterleuchtet, was alleine schon den Besuch wert wäre, aber das darin eingearbeitete Modell ist Hammer! Das hätten wir uns schon vor Monaten anschauen sollen, der Überblick über die Stadt gelingt einfach besser damit. L1058018_CF

Es gibt eine Empore, die leider an der interessantesten Stelle einen Bildschirm hat, so dass man nicht genau von oben auf die Verbotene Stadt blicken kann. Nichts ist vollkommen..L1058022_CF

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Im Treppenhaus hängt eine Bronzeplatte von 10 x 9 m Ausmaßen, die die Verbotene Stadt und die Außenstadt im Jahre 1949 zeigt. 118.000 Häuser und 60.000 Bäume sind hier eingegossen. Besonders gut kann man darauf die Achse erkennen, die sich fast 8 km durch die Stadt zog und in deren Mitte die Verbotene Stadt liegt. Heute endet die Achse noch mal verlängert am Olympiazentrum.

Überhaupt hat die Stadt mit dem Jahr 2008 einen enormen Sprung gemacht. Auch wenn beispielsweise darüber nachgedacht wird, die ikonografische  Olympiaschwimmhalle abzureißen, weil der Wartungsaufwand zu groß ist, hat die Olympiade Beijing auf eine neue Ebene gehoben, eine echte Weltstadt erzeugt. Ich hoffe, wir sind dabei nicht der Werbung des Stadtmarketings erlegen, die uns das glauben machen will.

Dumme Frage: Was macht der Flügel im Treppenhaus?L1058033_CF

Hier sieht man noch mal sehr schön, weswegen die schlechte Luft sich so gerne in Beijing aufhält: drei Seiten der Stadt sind von Bergen umgeben, so dass auch ein bisschen Wind nicht viel an der Situation ändern kann.L1058036_CF

Ein bisschen Multimedia-Werbung für China und dessen Bemühungen, die (Um-)Welt zu retten, wird neben der ansonsten weitgehend auf chinesisch beschrifteten Darstellung der Stadtentwicklung ebenfalls dargeboten.L1057990_CF_1

Eins kann ich nicht verstehen: Wir sind hier am Sonntag, es ist spektakulär, ein Sightseeing-Highlight, aber wir sind fast alleine. Woran liegt das bloß?

Tiananmen

Kälte, strahlend blauer Himmel, Wochenende.

Wir waren bisher nur am Rande des angeblich größten Platzes der Welt. Mich interessiert die Fläche ja als Architekt und Dithmarscher gleichermaßen, denn als ich in Heide zur Schule ging, galt der Heider Marktplatz als der größte innerstädtische Platz Europas; als wir in Iran lebten, besuchten wir mehrere Male den Naghshe Jahan in Esfahan, der der zweitgrößte Platz der Welt sein soll. Und jetzt ist Beijjing dran. Um noch ein paar andere Superlative zu zitieren: Iran das Land mit den zweitmeisten Hinrichtungen weltweit, China die meisten. Wo sich Dithmarschen dabei unterbringen lässt, sei mal dahingestellt.

Wir reisen also mit Bus und der U-Bahn an, was eine dumme Idee war, weil es über eine Stunde länger als mit dem Fahrrad dauert. Immerhin frieren wir nicht. Um auf den Platz zu kommen, müssen wir einen Zollstationen ähnlichen Checkpoint ablaufen. Das ist uns aus der U-Bahn schon bekannt, denn jeder Metro-Eingang hat einen Röntgenapparat wie auf dem Flughafen. Ohne Sicherheitscheck keine Reise im Untergrund.L1057876

Ich bin jetzt mal faul und zitiere aus dem Bericht von Steffi von der Internetseite ihrer ehemaligen Schule:

„Nach dem Tod Maos wurde für seinen Leichnam auf dem Platz ein riesengroßes Mao-Soleum errichtet. So bebaut kann man die wahre Größe des 39,6 ha großen Platzes nicht ganz so wahrnehmen, wie ich es erwartet hatte. Beeindruckend war es trotzdem!Pano_Tiananmen

Auf dem Bild oben stehe ich schon auf dem Platz und schaue nach Norden auf das Tor des Platzes des Himmlischen Friedens. Dieses Tor ist auch der Haupteingang zur Verbotenen Stadt, dem Kaiserpalast in Peking. Es ist der Ort, von dem aus Mao Zedong am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China proklamierte. Deshalb erscheint das Tor auch im Staatswappen der Volksrepublik China.

Das Tor wurde während der Bauarbeiten an der Palastanlage im Jahr 1417 erbaut und am Ende der Ming-Dynastie niedergebrannt. Während der Qing-Dynastie wurde es erneut aufgebaut. Im Dezember 1969 wurde dann das originale, baufällige Tor komplett abgerissen. Es wurde bis April 1970 bis auf wenige Details originalgetreu nachgebaut. Von diesem Neubau ahnte allerdings kein Mensch etwas, weil die chinesische Regierung es geheim hielt. Bis zum Jahr 2000 dachten alle in der Welt, das Tor sei nur renoviert worden. So lange konnte der Abriss geheim gehalten werden.

Ich stehe also nur vor einem Nachbau. Schade, was? …aber mit dem Erhalt historischer Gebäude haben es die Chinesen viele, viele Jahre nicht so gesehen wie wir in Europa. Leider sind dadurch viele bis dahin erhalten gebliebene alte Gebäude unwiederbringlich verschwunden. So gesehen ist es doch ganz gut, dass sie dieses Tor wenigstens wieder nachgebaut haben!

Das Tor hat eine Gesamthöhe von 33,7 Metern und spielt eine zentrale Rolle in der chinesischen Geschichte. Am Tor des himmlischen Friedens wurden Proklamationen des Kaisers verlesen und hier brachte der Kaiser Opfer dar, wenn er den Palast verließ. Man sagt, dass die kaiserliche Seele vor seiner Geburt vom Himmel durch dieses Tor in die „Verbotene Stadt“ schwebte.“L1057896

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Vorne ist das Qianmen, das Südtor zu sehen, das aus 1419 datiert und zur ersten Stadtmauer gehörte. Hindurchgehen kann man tagsüber noch, die angrenzenden Mauern sind durch mobile weiße Zäune, die das Gesamtstraßenbild dominieren, ersetzt worden. Der Platz soll 1.000.000 Menschen bequem Platz bieten, wenn er es denn dürfte. Man könnte eine solche Menschenansammlung sogar relativ bequem in Schach halten, wie wir von 1998 wissen. L1057900

Schön ist der Platz allenfalls an seinen altertümlichen Toren, mit dem Konkurrent aus Esfahan kann er lange nicht mithalten, denn er ist nicht als durchgehende Fläche erlebbar (hier zwei Parolen-Videowände, dort das Mausoleum, da eine Siegessäule.) Wahrscheinlich hatte Mao angeordnet, seinen Leichnam zu verbrennen, um ein Bauwerk hier zu verhindern, aber höchstwahrscheinlich nicht. Auf seinen Wunsch gehört hat man jedenfalls nicht.

Alles ist hier gemacht, um sich selbst wie eine kleine Wurst zu fühlen und von China als großartiger Nation zu denken. Damit haben die Chinesen uns gegenüber einen Riesenvorteil, denn sie sind Teil dieser überlegenen Nation. Ich komm da nur raus, indem ich auch groß denke. Als Weltbürger bin ich ja ebenfalls Teilhaber des menschlichen Kulturguts und kann mir wieder auf die Schulter klopfen.L1057906

Dieser Punkt am Qianmen, an der diese Plakette im Fußboden eingearbeitet ist, soll der Ursprung der Highways Chinas sein. Das werden wir bei Gelegenheit mal überprüfen. Ich glaube, uns wird da auch viel weisgemacht.L1057919

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Im Süden geht die Achse der Stadt mit der Qianmen Da Jie weiter, einer Straße, die mal zu einem Hutong-Stadtviertel gehörte und komplett abgerissen wurde, um im alten Stil errichtete Geschäftshäuser hinzuklotzen. Darin befinden sich jetzt Starbucks, H&M Zara und ähnliche Läden. Nur die alte Straßenbahn und lebensgroße Bronzefiguren erinnern noch an die vergangenen Zeiten.L1057946

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Konfus war der nicht: Konfuzius

Der Konfuzius-Tempel liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Lama-Tempel, aber lange nicht so überlaufen, vielleicht weil hier nicht so viel Räucherkerzen abgebrannt werden. Das Gelände ist jedenfalls mit einem Burggraben um den eigentlichen Tempel und vielen richtig alten Bäumen sehr schön anzuschauen. Eine Ausstellung flankiert links und rechts in Nebenpalästen das Hauptgebäude und zeigt das Leben und Wirken von Konfuzius. Der ist nämlich der eigentliche Urheber des Kant´schen Imperativs („Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“) und das schon 500 v.Chr.! Ich habe den Spruch das erste Mal in einem Micky-Maus-Heft aus dem Schnabel von Donald Duck gelesen. Und Kong Fu Zi hat ein wenig Ähnlichkeit mit mir selber, wenn über ihn gesagt wird: „Ist das nicht jener Mann, der weiß, dass seine Ideen nicht zu verwirklichen sind, aber dennoch nicht davon ablässt?“ Dies war und ist als positive Aussage gemeint…

Bildung für alle unabhängig vom Standesdenken war eines seiner Hauptthemen. Durch Bildung solle man zu einem Edlen Menschen werden und damit die Ordnung in der Gesellschaft herstellen. Es ist eine philosophische „Religion“, man verehrt ihn wie einen Heiligen. In der Zeit unter Mao waren seine Gedanken nicht erwünscht, vielleicht auch, weil er Abkömmling von Königen war. Zu Zeiten der Kulturrevolution gab es eine wahre Hetzjagd auf Lehrer, wenn ich richtig informiert bin.

Ein paar Bilder von einem Touristen:

Im Hutong hinter dem Tempelgelände:L1057622

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Steffi hat auch schon diese Handhaltung.L1057634

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Total viele Stelen aus dem 18. Jht., auf denen Artikel, die Konfuzius zugeschrieben werden, eingemeißelt sind. Die sind allerdings von 17 Hundert und.L1057644

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Man schreibt seinen Namen drauf und hängt es ans Geländer. Bringt Glück. Ich glaube, wenn ich alles machen würde, was Glück bringen soll, hätte ich keine Zeit mehr zum Blogschreiben.L1057664

Auch die Goldfische sind hier Rot.L1057665

 

Patengruppenausflug Lost in Beijing

Als einer von zwei Männern unter mehr als 70 xx-Chromosomen-Trägern mache ich einen Ausflug ungewissen Ziels mit. Organisiert wieder einmal von den Damen der Patengruppe, die uns alle in etwa gleich starke Gruppen aufteilen. Ein paar Freshwomen, ein paar mit 1-3 Jahren Chinaerfahrung, ein paar mit mehr als das und mit welchen, die gut Chinesisch sprechen können. Ich gehöre leider noch nicht zur letzteren Gruppe.

Dann werden wir mit Instruktionen und Utensilien (einzelnen Kuai-Scheinen, Feuerwerkskörper für den Fall, dass wir verloren gehen und Taschenwärmern) versehen und müssen Aufgaben lösen: Finde das Gebäude, das in einem alten, weichenden Hutong-Gebiet gebaut wurde, einer Höhe von 46 m und mit einem See von 20 cm Tiefe umgeben. Da war ich doch letztens erst: Das NCPA. Auf dem Weg dorthin sollen wir eine Tasse der Deutschen Schule gegen irgendeinen Gegenstand eintauschen, möglichst originell soll es sein. Andere Gruppen haben auch den Tassen-Tausch-Task, begeben sich aber an andere Plätze. 1-DSCF3626

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Nicht jeder Restaurantier kann sich Löwen oder gar Drachen leisten…7-L1057355

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Unsere Tasse landet in einem Restaurant, dessen Eigentümerin aus Guilin kommt. Der Schnaps, den sie uns zum Tausch anbietet, ist aus ihrer Heimat. Einige Visitenkarten und eine Schnapsflasche (52%) reicher ziehen wir weiter. Die nächste Aufgabe ist – wie passend – eine Packung Aspirin aus der ältesten Apotheke Beijings. Die normalen chinesischen Kopfschmerztabletten haben 25 mg Acetylsalizylsäure, die starken 40 mg. Die von Bayer immerhin 100. Wie man da seine Kopfschmerzen loswerden soll, weiß ich nicht, denn in D sind ein halbes Gramm Standard.6-DSCF3622

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Immer wenn eine Aufgabe gelöst ist, schickt frau ein Beweisfoto per WhatsApp an die Ausrichter der Schnitzeljagd und bekommt die nächste Aufgabe genannt. Schließlich treffen sich alle in einem Restaurant nahe der Verbotenen Stadt, dem Lost Heaven, wo der Weihnachtsmann (auch y-Chromosomen-los) wartet und es lecker Essen gibt.3-DSCF3634

Ich gestehe, mich inmitten von einem derart großen Haufen Frauen ein wenig disloziert gefühlt zu haben, aber Spaß hat es gemacht.

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Dieser arme Soldat schaut den ganzen Tag (immerhin) auf das NCPA.D7K_7120a

Das National Centre for Performing Arts direkt am Ausgang der Metrostation  Tian´anmen Xi Zhan wird allgemein das Ei genannt. Wieso wohl? Ach ja, das Ei ist nicht das weiße Ding vorne.D7K_7097D7K_7083

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Außen ist das Ei von einer Wasserfläche umgeben, die im Eingangsbereich teilweise einen Glasboden hat, so dass man durch den See den Himmel sehen kann.DSCF3511

Auch innen sind alle Fußböden auf Hochglanz poliert, so dass man den Eindruck bekommt, alle anderen könnten übers Wasser gehen.D7K_7152

Leider kann unsereins in die Opernsäle nur hinein, wenn man Karten für eine Veranstaltung hat. Ich war mit ein paar Leuten im Rahmen einer privat organisierten Fotoexkursion da. Danke für´s Mitnehmen, Sandra!D7K_7142_1

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Pano ncpa2Ich kann mir nicht helfen: ich fühlte mich klein.

 

Ritanpark

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Sonntag und so ein Wetter schon morgens um halb sieben! Es bleibt uns nicht anderes übrig, als unsere Kinder mit einem Ausflug zu quälen. Am Tag vorher habe ich bereits den der Sonne gewidmeten Ritan-Park gesehen und trotz der Lautstärke der Sänger und des üblichen Durcheinanders als sehr beruhigend empfunden. Die Kinder können auch etwas für ihre Interessen finden und so gehen wir nach eineinhalb Stunden trotz der Kälte gutgelaunt zum Einkaufsmall-Bummeln.DSCF3301

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Ihr habt keine Ahnung, wie schlimm die Früchte des Gingko-Baumes stinken können, wenn man drauftritt. Kotze ist dagegen ein Wohlgeruch.DSCF3325

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Gibt es einen schöneren Platz, um die Welt an seinem Klavierspiel teilhaben zu lassen?L1057102

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Die Bodenmosaiken sind toll. Alte Dachziegel im Kreis sortiert umringen die Bäume vor dem Steinschiff-Café und auch woanders haben die Steinsetzer nicht mit Fantasie gespart. Aus hellen und dunklen Kieseln erstellte Wege sieht man in der ganzen Stadt verteilt.L1057107

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Kohlehügel

Heute ist alles traumhaft – blauer Himmel, Sonntag und keiner von uns hat etwas vor. Unser selbstauferlegtes Pensum für diesen Tag: Sightseeing und Shopping

Unser Besuch letztens hat´s bereits vorgemacht: wenn man nur wenig Zeit hat, eine Sehenswürdigkeit soll auf keinen Fall fehlen: Auf den Kohlehügel steigen. Mit dem Rad ist die Verbotene Stadt, an deren Nordgrenze er liegt, in etwas mehr als 30 min von unserem Zuhause erreichbar, wenn man keinen Platten hat. Steffi hat einen. Zum Glück ist der bicycle repairman nur 50 Schritt weit entfernt. Das Restaurant 10 Schritte weiter. Eine Stunde und ein Mittagessen später fahren wir weiter.L1056938

Der Aussichtsberg liegt im Jing Shan Park, der 2 Kuai (etwas mehr als 20 ct) Eintritt kostet und am Sonntag natürlich voller Leute ist. Der Aushub des Burggrabens um die Verbotene Stadt war das Material für diesen Berg mit fünf Gipfeln, alles mit Menschen- und Tierkräften aufgeschüttet.

Von oben haben wir mit tausenden anderen Menschen einen wunderbaren Blick über die Dächer der Palaststadt. L1056955

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Aber viel interessanter ist das Gewusel von Menschen um uns. Hier oben sind Touristen von überallher, aber unten im Park wird von Beijingern wild durcheinander Musik gemacht, getanzt, Stretching oder TaiQi praktiziert, Drachen steigen gelassen oder einfach nur die Sonne genossen. Die Musiker stehen nur 5 m auseinander trotzdem spielt jeder sein eigenes Lied. Manche sind auch in Orchestern organisiert und benutzten ihre Hackenporsches als Notenständer. Hier kann ich meinen Kindern anschaulich erklären, was Kakophonie bedeutet.

Für uns Deutsche eröffnet sich jeden Tag in Beijing eine neue Welt, aber die Parks am Wochenende sind fremde Planeten. L1057000

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Zurück fahren wir durch Gulou, wo noch mehr abgeht, Geschäft reiht sich an Geschäft, Restaurant an Imbissbude und fliegende Händler bieten Gestricktes und anderes Selbstgemachtes, aber auch industriell gefertigte Chinascheiße, wie wir manchmal abfällig über die Dinge. die nach einem halben Jahr bereits im Müll gelandet sind, sagen. (Wer den Film Story of Stuff noch nicht kennt, investiere diese 20 min bitte und frage sich beim nächsten Kauf, ob alles im Einkaufswagen WIRKLICH nötig ist. Im Original)L1057018

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Joghurtgläser, die an Ort und Stelle leergetrunken werden müssen, da sie wiederverwendet werden. Überhaupt ist die Recyclingrate durch die viele Vorsortierung von Hand in China mit Sicherheit wenigstens genauso hoch wie in den europäischen Ländern. Trotzdem werden in der Regel viel zu viele Plastikverpackungen „umsonst“ mitgekauft.L1057042

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Besuch aus D

Unser erster Besuch aus D ist gerade wieder abgereist. C. und M. waren genau 5 Tage hier – natürlich viel zu kurz für eine Riesenstadt wie Beijing. Übrigens habe ich jetzt die Erklärung gefunden, warum in D von Peking gesprochen wird und überall sonst Beijing gesagt wird: Peking ist eine frühe lautschriftliche Beschreibung des Namens, der wie Be-i-dsching mit weichem dsch gesprochen wird. P wird danach wie B, K wie das englische J gesprochen. Also kann man im Deutschen gerne Peking schreiben, aber soll dann Beijing sprechen. [besserwiss]

Wenn Besuch von woanders ins Haus kommt, lernt man „seine“ Stadt erst richtig gut kennen. Ein bisschen zeigt man, was man selber schon kennt, aber vieles ist aus anderer Perspektive gesehen auch für uns neu.

Immerhin sind wir morgens meist so pünktlich draußen, dass wir die Einstimmung der Restaurantsmitarbeiter und Frisöre auf einen weiteren Arbeitstag miterleben. DSCF0289

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Diese sind natürlich keine Mitarbeiter von irgendwas, sondern haben unsere Kinder nur gefragt, ob sie mal mit ihnen posieren können. Ich musste auch mal mit aufs Bild.L1056839

In letzter Zeit ist es oft stürmisch:L1056859

Die Gigantomanie der Chinesen bekommen wir im Olympischen Park zu sehen, dort wird auch jetzt noch gebaut, diesmal ein fünfsäuliger Turm von furchtbarer Höhe, den wir meistens auch von unserem Zuhause aus gut erkennen können. Die Säulen beinhalten nichts als Technik und Tragstruktur; Pekings höchster Aussichtsturm.DSCF3122

Die Verbotene Stadt ist in Nord-Süd-Achse ausgerichtet. Der Olympia-Park liegt in einiger Entfernung genau in dieser Achse und ist damit konzeptionell völlig in die Stadt integriert. Am äußeren Ende befindet sich ein eigens angelegter Waldpark mit See, dessen Bäume sich gerade im kurzen Spätherbst in allen möglichen Farben präsentieren. Am südlichen Ende befindet sich das 90.000 Menschen fassende Olympia-Stadion, das wegen seiner Struktur Bird´s Nest genannt wird. Die Flaniermeile davor steht dem Tian´an men-Platz in seiner Größe beinah in nichts nach. Auf der anderen Seite liegt die Schwimmhalle mit ihrer  transparente Hülle, deren Muster an Seifenblasen in einer Badewanne erinnert. Nichts ist hier klein gedacht.

Da gibt es die Eintrittskarten für das Stadion:L1056887

Das Bird´s Nest lässt sich für 80 Kuai erklimmen, am höchsten Punkt war 2008 die Fackel aufgestellt, die jetzt wieder am Boden steht. Außer der Tragkonstruktion ist alles in Rot gehalten. Leider leidet die Konstruktion nach nur 5 Jahren unter massivem Rostangriff, und auch die Nutzung ist nicht so stark wie man sich erhofft hatte. Im Hintergrund die „Fackel“ von IBM.DSCF3022

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TaiQi im Olympia-Stadion? Nein! Die buddhistischen Mönche sind nicht mehr nur mit einer Bettelschale ausgestattet. Ein Smartphone gehört inzwischen zur Grundausstattung.DSCF3062

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Am Sonnabend ist die Luft wie zum Schneiden, mit Werten (400+), die mich überlegen lassen, ob es nicht Zeit ist für eine Feinstaubmaske, am Sonntag wachen wir auf mit Blick auf einen blauen Himmel und Werten von 25 ppm. Eigentlich wollen wir alle (außer Steffi, die arbeiten muss) zur Mauer fahren, aber der einzige Bus nach Jingshanling fährt Punkt 8:00 ab Dongzhimen-Fernbusbahnhof, ein Taxifahrer erbietet sich, an einen anderen Abschnitt zu fahren, hat aber nur 2 Plätze frei. Also mache ich was mit den Kindern allein. Wir erkunden die Gegend, und haben viel Spaß in den Straßen nördlich der verbotenen Stadt. L1056806

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Ein Zuckertiermodellierer lässt die Kinder in den schnellhärtenden Sirup pusten und formt so Schwein und Katze.L1056829

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Im Ditan-Park:D7K_6754

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Alles, was Spaß machen könnte, ist natürlich verboten, aber insbesondere darf niemand hier Radfahren und auch nicht „abergläubische Handlungen und andere illegale Aktivitäten“ durchführen.D7K_6751

 

Noch´n Tempel

Heute ist das Wetter nach einem versmogten Tag, an dem die Kinder in der Pause nicht mal nach draußen durften, herrlich und Werte um 50 ppm lassen einen mal wieder guten Gewissens durchatmen. Bei der fast waagerecht eintreffenden Sonne sehe ich jeden Staubkrümel auf unserem Glastisch und werde während deren fachmännischen Beseitigung von Ingrid angerufen: „Was machst du denn bei dem Wetter drinnen? Ich will gleich zum Himmelstempel fahren. Kommst du mit?“ Na logisch komm ich mit. Auch wenn die Fahrt 45 min dauert, ist die Entscheidung, das Rad zu nehmen, perfekt, denn dadurch entdecken wir wieder einen der ursprünglichen Obst- und Gemüsemärkte. Der Hutong (=altes niedrig gebautes Wohngebiet) daneben ist leicht charmant heruntergekommen, aber die Leute sind total freundlich und neugierig, was denn die Langnasen in ihrer Gegend wollen. Kaum zu glauben, dass wir gerade noch zwischen spiegelglitzernden Hochhauswelten im Strom der Tausend Busse und Autos mitschwimmen mussten.L1056667_CF2

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Die Tempel selber liegen in einem riesigen Park, der mit 15 Kuai relativ viel Eintritt kostet. Eine einst dem Kaiser allein vorbehaltene 30 m breite, 800 m lange Brücke verbindet die verschiedenen Tempel, in denen er dann für die Erfüllung einer reichen Ernte Opfergaben ablegte. Auf dem Weg zu den Tempeln werden Strick- und Häkelwaren angeboten, es werden Karten gespielt, Drachen steigen gelassen und irgendwo plärrt türkische und chinesische Musik zu kostümiertem Tanz oder Jazzdance.L1056691

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Zur Abwechslung mal ein kööönstlerisches Foto:DSCF0238

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Für so ein Foto sind alle hier:L1056705

Oder für so eins;-))DSCF0271