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Kambodscha #3

Von Phnom Penh aus haben wir uns zum Runterkommen ein paar Tage Landluft verordnet: Kampung Cham ist ein paar Busreisestunden (200 km) entfernt und klein und ländlich. Am Mekong, einem der 12 längsten Flüsse der Welt gelegen, sind in der Umgebung ein paar wunderschöne Tempel anzusehen.
Hier blicken wir vom Frauenhügel auf den benachbarten Phnom Pros. Der Sage nach stritten sich Männer und Frauen darum, wer denn um wen anhalten solle, wenn es ans Heiraten geht und vor allem, wer das Ganze bezahlt. Also gab es einen Wettstreit, mit dem Ziel, den höchsten Berg aufzuschichten, bei dem die hinterlistigen Frauen des Nachts eine Lampe an einem Pfahl aufhängten, um vorzutäuschen, der Morgenstern sei aufgegangen und die Arbeit könne als beendet angesehen werden. In Wirklichkeit arbeiteteten sie natürlich weiter und gingen als Sieger hervor.
Cambodia
Jan Ingmar ist tatsächlich die ganzen Treppenstufen und noch viel mehr auf Krücken hoch- und runtergekraxelt.
Eine bewundernswerte Energie hat der Krüppel Kleine.
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Eine Gummiplantage und -Fabrik war auch ganz sehenswert.
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Cambodia
Von den Tanks der LKW werden die festgewordenen Kautschukklumpen runtergeschmissen und gewaschen, kleingehäckselt und gewaschen und gesäubert und gewaschen und noch irgendwie behandelt und schließlich in unterschiedlichen Qualitäten zu Quadern gepresst. Und Eine-Tonne-Gewicht-weise verkauft.
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Die Männer arbeiten nahezu nackt, die Frauen haben Schutzkleidung.
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Der Vorarbeiter erklärt uns ganz geduldig alles und lässt uns mitten durch den Arbeitsprozess laufen.
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Eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten ist jedoch die Bambusbrücke, die aus 140.000 Bambusstangen in 3-4 Wochen jedes Jahr auf und wieder abgebaut wird. Die Hälfte der Stangen werden wiederverwendet. Pferdefuhrwerke und natürlich unser Tuktuk kann dort für $1/pers. auf die im Mekong gelegene Insel fahren.
Bambusbrücke
Bambusbrücke
Auch hier ist ein Tempel zu besteigen.
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Den Baum hätte Martje gerne mitgenommen. Eingepflanzt selbstverständlich.
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Die Snacks an den Raststätten lassen wir ebenfalls zurück.
Cambodia

– to be continued –

Kambodscha #2

Phnom Penh (endlich weiß ich, wo die h´s hingehören) ist ganz erstaunlich.

Mitte bis Ende der 70er Jahre wüteten die Roten Khmer, eine von Mao instruierte komunistische Partei unter Pol Pot, um alle Intellektuellen und Querdenker zu entfernen. Schlimmer noch als sie nur aus dem Land zu schicken, wurden ganze Familien unter schlimmsten Umständen gefoltert und schließlich ermordet. Wir haben uns das nicht angeschaut, weil uns allein die Vorstellung reicht, aber wenn einen der Horror reizt: Eine ehemalige Schule wurde damals kurzerhand zu einem Gefängnis umgebaut. Klassenräume wurden Zellen, Sportgeräte Folterinstrumente. Allein in dieser Einrichtung wurden in den vier Jahren der Herrschaft mehr als 17.000 Menschen inhaftiert und ermordet. Von denen, die das Gebäude als Häftlinge betraten, kamen nur sechs lebend davon. Wenn ich mir vorstelle, dass die Schule mitten im Stadtgebiet liegt und die Schreie der Gefangenen auf der Straße zu hören gewesen sein mussten,  schüttelt es mich vor Grauen. Immerhin ist das von den Vietnamesen schließlich eroberte Gefängnis fast wie vorgefunden zum Museum umgewidmet worden. In der Zeit der Roten Khmer wurde Phnom Penh fast komplett evakuiert, um Kambodscha in einen Bauernstaat zu verwandeln. 4 Jahre lang war es nahezu eine Geisterstadt.
Genocid Museum
Heute wird in Cambodia zum Glück nicht mehr gefoltert.
Cambodia
In der Stadt gibt es mehrere große Märkte, Paläste, Tempel und überall Tuktuks.
jeder Tag ist Markttag
Cambodia
Palastgebäude Phnom Penh
Cambodia
Alles kann per Motorrad transportiert werden.
Baustahl-Transport
Kinder lernen das sehr früh.
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Die Menschen können sich, glaube ich, gar nicht vorstellen, dass man mal zu Fuß gehen möchte.
Kaum hat man das Hotel verlassen, wird man zum ersten mal angesprochen: „Tuktuk, Sir? Want to go Killing Fields? See palace?“ für unter 2 Dollar kommen wir als Ausländer eigentlich nirgendwohin. Überhaupt Dollar:
Bezahlt wird in Dollar. Wir hatten ausreichend amerikanisches Bargeld mitgebracht. Es gibt zwar auch eine lokal gültige Währung, den Riel. Der wird munter mit den Dollars gemischt. 4000 Riel sind ein Dollar, also bezahlt man für $1,25 entweder 5.000 Riel oder $1 und 1.000 Riel. Bis zum Schluss der Reise kam ich durcheinander, weil auch ein paar größere Scheine in Riel in Umlauf sind (der größte war 20.000 Riel wert). Beschissen wird man eigentlich fast nicht. Überall gibt es Bettler und Kinder, die Dinge verkaufen, um etwas Geld zu machen. Wie viele davon gar nicht zur Schule gehen, haben wir nicht herausgefunden. Dieser junge Mann sammelt Müll und verkauft es dann als Wertstoff.
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Die Analphabetenrate soll jedoch um die 25% liegen. Englisch wird hingegen zumindest in der Hauptstadt viel verstanden. Zumeist findet sich jemand, der zur Hilfe eilt. In schriftlichem Englisch ist man nicht so sicher.
Cambodia
Das Klima hab ich ja schon als angenehm beschrieben. Steffi hat mir heftigst widersprochen und gesagt, 30 Grad im Schatten während der kühlen Jahreszeit sei nicht angenehm. Aber ich schwitze ehrlich gesagt lieber, als dass ich bibbere. Und auf dem Land war es nicht mehr so heiß.
Auf dem Wat Phnom
– to be continued –

Kambodscha u. a. auf Krücken

Da wir relativ lange Weihnachtsferien haben, können wir 17 Tage lang in Kambodscha herumreisen. Weil die Winterzeit in Beijing immer sehr schadstoffbelastet ist, kommt uns die lange freie Zeit natürlich gelegen. Wir hatten ein wenig Bedenken, ob wir mit der Verletzung von Jan Ingmar denn überhaupt würden reisen können, denn sein Fußbruch ist gerade erst 2 Wochen her. Zum Glück darf er wieder Krücken benutzen, denn der Bruch im Handgelenk ist grade eben so verheilt.
Wir haben uns Cambodia ausgesucht, weil es nicht soo weit weg von China liegt, weil die Menschen freundlich sein sollen und weil es nicht so furchtbar teuer sein soll. (Na ja, am Ende war es doch nicht billig). Und natürlich wegen der reichen Kulturschätze und des Urwalds.
Wir waren vor Ferienbeginn derart eingespannt in Arbeit, dass keiner daran gedacht hat, noch mal nachzuschauen, ob man ein Visum benötigt. Am Tag vorher stellte sich heraus, dass man natürlich eines (sprich 5) braucht. Man kann es online bestellen, aber das dauert 3-4 Tage. Zum Glück kann man auch am Flughafen ein Visum „on arrival“ erhalten. Dafür braucht es lediglich ein Passbild 5x5cm (3 mal 4,5 hätte es auch getan) und Geld.
Wir kamen mitten in der Nacht an, aber die Schalter in Phnom Penh waren natürlich offen. Nach dem Ausfüllen der Formulare stellte sich heraus, dass wir mit unseren roten Dienstpässen zum ersten Mal eine diplomatische Sonderbehandlung erfahren: die Visa sind ruckzuck fertig und „no money needed“ höre ich vom freundlich lachenden Zollbeamten.
Ich habe kein Bild von unserem ersten Kontakt mit der Welt außerhalb des Flughafens gemacht, aber der Eindruck ist unvergesslich. Am auf den Parkplatz führenden Absperrgitter warten buntgekleidete Familien in Flipflops hockend auf Ankömmlinge und lassen uns fühlen wie Stars auf dem roten Teppich.
Es ist ähnlich laut wie in Vietnam, die mit kleinen Hondas überzogenen Straßen machen einem Bienenstock Konkurrenz. Die Tuktuks, die Motorradtaxis sind 110-Kubik-Moppets mit einachsigem Anhänger, in dem man alleine und zu zweit bequem, zu fünft etwas gedrängt (die arme Martje musste immer auf einer Pobacke sitzen) und zu zehnt nicht gerne unterwegs ist.
Der Verkehr ist langsam, alle passen gut auf die anderen Verkehrsteilnehmer auf, aber die Augen bekommen keine Ruhepause, denn es ist immer etwas los.
Luxus-TukTuk
Man kann mit Motorrädern buchstäblich alles transportieren.
Cambodia
Cambodia
Cambodia
Cambodia
Cambodia Tankstelle
Tankstellen gibt es zwar auch, aber da der Tuktukfahrer im Allgemeinen von der Hand in den Mund lebt, hat sich ein anderes, ähnlich altes System als die gute alte Zapfsäule etabliert: die Cola-Glasflasche.
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Manchmal wird Benzin auch in Plastikwasserflaschen serviert.
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Phnom Penh ist mit eineinhalb Mio. Menschen grade etwa so groß wie Hamburg, aber man hat das Gefühl, diese sind stets alle auf der Straße. Jetzt ist Winter und das Klima ist recht angenehm. Nur selten war uns richtig heiß.
In die Höhe wird erst seit kurzem gebaut, denn bis vor ein paar Jahren war es verboten, höher zu bauen als der Palast des Königs hoch ist.
Dies ist eine Stupa vom Palastgelände. Der Palast kuckt links am Bildrand hindurch.
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Überhaupt gibt es gefühlt überall Tempel und Altäre. Tatsächlich steht vor jedem Haus ein kleiner Altar, die verkleinerte Version eines Tempels, in dem ein Buddha sitzt und die vor ihm geopferten Räucherstäbchen und Früchte bewacht.
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Innere Mongolei – Wüste

Nach einem mongolischen Frühstück mit Hirse in Milchtee, süßem Joghurtbrot und anderem Gebäck geht es im Bus 3 Stunden Fahrt entfernt in die Wüste.
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Wir werden auf Wüstenschiffe verfrachtet und schaukeln mehr als eine Stunde durch die Dünen, ehe wir an unserer Oase ankommen.
Auf dem Weg sehen wir, dass die Chinesen mit allem Geld machen, selbst mit reichlich vorhandenem Sand.
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Am Anfang lachen alle noch, aber alle bekommen Aua im Allerwertesten. Ich steige vor dem Ziel und den Schmerzen ab und laufe nebenher wie der Karawanenführer. Der weiß schon, warum er nicht auch auf einem Kamel sitzt.
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HuHeHaoTe
Begrüßt werden wir von Brian, der sich und die bereits eingetroffenen Franzosen mit rosa Sandschützern für die Füße ausgestattet hat.
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Wüste ist es eigentlich nicht ganz, denn es wachsen noch viele Pflanzen dort, wo unsere Zelte stehen.
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Aber ein kleiner Fußmarsch bringt uns auf die Dünen zurück, wo vor allem die niemals erwachsen werdenden Jungs mit zwei Schlitten den Abhang heruntersausentrudeln. Macht trotzdem Spaß.
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HuHeHaoTe
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Abends gibt es zwar nur Nudelsuppe aus Pappbechern, aber am Morgen bekommen wir ein ausgiebiges Frühstück mit Toast, Tomaten und salzigem Milchtee. Der gehört so, angeblich kann man davon mehr trinken als von süßem. Und wenn der Mongole auf dem Pferd oder Kamel schwitzt, braucht er schließlich reichlich Elektrolyte.
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Der vorüberziehende Schafhirte hat am Tag vorher diese Kochstelle ausgehoben.
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Am Ende werden wir von einem alten, umgebauten Militärfahrzeug abgeholt. Nach dem Ritt wissen wir, warum es den Namen Surfcar hat, denn es fühlt sich so an, als würde man auf den Dünen wellenreiten.
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Es ist besser als eine Achterbahnfahrt, denn die Geschwindigkeit führt dazu, dass alle aus den Sitzen gerissen werden. Brandon aus Alabama sagt hinterher lapidar:“That was the most interesting ride on a watermelon I ever had.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Leider haben wir für die Rückfahrt nach Beijing nur einen am Tag fahrenden Zug bekommen. Im Schlafwagen. Machen wir nicht noch mal, denn man kann kaum etwas von der Gegend sehen, durch die wir fahren.
Und die ist durchaus sehenswert.
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Nach sechseinhalb Stunden hat uns Beijing wieder. Endlich raus aus den Klamotten, aus denen der Sand rieselt. Schön war´s!
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Innere Mongolei – Grasland

Die Goldene Woche, der Tag um den 1. Oktober, die Ausrufung der VR China ist 65 Jahre her, hat auch uns ein paar freie Tage beschert, die wir in der inneren Mongolei verbringen. Der Rest, der nicht innen ist, liegt außerhalb Chinas und dafür benötigt man ein Visum.
Also innere. Alle Chinesen haben frei (außer den Dienstleistern mal wieder) und die Wochenenden vor und nach den eigentlich nur drei freien Tagen werden umarrangiert, so dass alle 7 Tage am Stück haben, um Verwandte und Freunde zu besuchen.
Wir schlafen im Wagen eines Zuges, bis wir morgens um 5 in HuHeHaoTe, so der chinesische Name für die innermongolische Hauptstadt Hohhot, von einem Fahrer unseres per Internet ausgesuchten Hostels in Empfang genommen werden. Dort dürfen wir erstmal weiterschlafen.
Die Kinder bekommen ein 4-Bed-Dorm, das mit einer Stoffbespannung verkleidet ist. Man fühlt sich in ein Bild versetzt, das durch unscharfes Kucken 3D-Bilder im Hirn zeigt.
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Aber wir schlafen im Anda-Hostel nur und besuchen am Tag das brutal große Museum der Inneren Mongolei.
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Von außen sieht es wie das Grasland aus, in das wir am nächsten Tag fahren, nur dass es hier aus Kunststoff ist.
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Wenn es auch lange nicht so bergig ist, erinnert es entfernt an das, was man von Bildern aus Tibet kennt. Die Stupas aus Steinen sind mit ähnlichen Fahnen verziert, nur dass oben die Standarte der Mongolenfürsten Kublai und Dshengis Khan stecken. Sie erinnert an Feuer, das heiligste Element der Mongolen, in das nichts geworfen werden darf, um es nicht zu verunreinigen. Blau ist die Farbe der Mongolei.
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Unsere Reise machen wir mit etwa 20 Leuten aus mehreren Nationen, Italienern, Kanadiern, Amerikanern, Franzosen, HK-Chinesen, und wir heben den Altersdurchschnitt trotz unserer Kinder und einer Schulfreundin von Martje nicht unwesentlich.
Hier sind einige mit dem Kuhscheiße-Sammeln für das Lagerfeuer bereits fertig.
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Und hier unser Sohn beim Kuhscheiße-Schmeißen mit einem der andern „Jungs“.
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Am Nachmittag geht es erst zum Reiten. Für unsere mit etwas Erfahrung ausgestatteten Kinder ist die Stunde etwas langweilig.
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Wir Erwachsenen erkunden die Gegend und finden ein paar Feriendörfer für die chinesischen Touristen.
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Selbstverständlich wird heutzutage nicht in Holzstangen gebaut, sondern mit Stahl. Verziert wird schließlich doch mit Holz.
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Das Wohnmobil Dshengis Khans mag so ähnlich ausgesehen haben.
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Am Nachmittag gibt´s Bogenschießen für alle.
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Das wohlverdiente Abendbrot – HotPot. Hammel und Hühnchen in Kohl und Tofu mit Nudeln.
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Nach dem Sonnenuntergang lassen wir uns von der gesammelten Kuhscheiße einräuchern und steigen dann in die Jurten, die von unten mit demselben Brennstoff beheizt werden. Trotz eigens mitgebrachter Schlafsäcke frieren wir etwas.
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Leider müssen wir dich hierlassen, du kleiner Fisch, morgen geht es in die Wüste, dort hast du noch viel weniger Überlebens-Chance als hier.
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3. Oktober 2014

Kaum von der Klassenfahrt zurück geht es gleich auf das nächste Event.
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Der Botschafter hat Frau Grundschulleiterin und Begleitung auf die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit eingeladen. Immerhin gibt es in der Botschaft für über 3000 Leute zu Essen und zu Trinken.
3. Oktober 2014
Ist das nicht? Ist er doch, oder? Ja, ist er. Letztes Jahr waren wir zu spät, da war er schon wieder weg.
Lange diskutieren wir, ob man das denn macht, als Deutscher, einfach hingehen und fragen, ob man mal ein Foto…? Nee, wir sind doch nun mal bekannt als zurückhaltend und tugendhaft. Steht sogar in unserem chinesischen Namen, Land der Tugend. Ach egal, wenn doch die meistverkauften Magazine in Deutschland Bunte und Gala sind.
3. Oktober 2014

Alles Lüge!

Noch 5 Tage, dann ist Sommer. Das wurde uns versprochen. Wer war das nur nochmal? Nix da, gestern waren die fünf Tage um, aber heute musste ich ein T-Shirt UND ein Hemd anziehen, damit ich auf dem Fahrrad in der früh nicht fröstle. Ist nicht so schlimm, man kann es absehen, dass bald die Sandalenzeit kommt. Und dann stöhnen wir andauernd: Zu heiß!

In den Parks trifft man sich schon jetzt zum Singen in Fischer-Chöre-Massen oder mit den Freunden im Pavillon. Man geht einkaufen, und vorher trifft man sich zum gemeinsamen Singen oder zum Zeitlupensport. Die Chinesen kennen keine Noten wie wir. Es werden Zahlen geschrieben und Bögen darüber und Striche darunter gelegt, ganz nach unten kommen die Schriftzeichen. X1006625

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Und am Nachmittag kann man im Park noch mehr Remmidemmi erleben. Oder einfach nur mit den Kindern seinen Spaß haben. Oder sitzen. Oder sein Zelt aufbauen und dösen. Die meisten Parks kosten Eintritt, bis zu 5 Kuai, das sind 60 ct.X1006811

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Die Sonne sticht schon so stark, dass es schwer wird, seine SMS ohne Schatten zu lesen.X1006822

Jetzt ist die Zeit der Fotosessions gekommen. Wir sind ja keine Ausnahme, wenn es um die Erinnerungsbeweise geht: Wir waren da, und es war soo schön.X1006817

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Die Professionellen können das natürlich viel besser. Soll ich mir meine Kinder als Assistenten heranzüchten? Ach was, so viel besser fotografieren die Profis auch nicht.X1006823

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Die beiden Schreihälse im letzten Wagen sind unsere Süßen.X1006853

Solch ein Messer haben wir jetzt auch in der Schublade liegen. Ich hab gefragt, wo man die Messer kaufen kann, da zeigt der Ananasschnitzer wortlos auf eine Styroporplatte, in dem drei Messer pieken und verlangt 5 Kuai.X1006904

Für Fahrräder ist freie Fahrt. Und für Ostereier sowieso. Dies ist sogar ein Glücksei. So viele 8en hat kein Auto im Nummernschild. E-Bikes, und ein solches ist das Gefährt, brauchen keine Zulassung – glaube ich. Aber wehe, die Polizei kontrolliert, dann wird konfisziert. Von dieser Art Willkür hab ich schon gelesen. Im Bekanntenkreis allerdings noch nie gehört. Dieses weiße Fahrzeug, das kein Nummernschild hat, braucht selbstverständlich eines. Aber konfisziert wird es deshalb bestimmt nicht. Wer Geld hat…X1006907

Unterwegs geht Steffi mit mir in den Drum-Tower, der in mittelalterlicher Zeit die Zeit verkündete.  Die Treppe ist abenteuerlich, ohne Podest, 45° steil, 20 m hoch. Die Holzkonstruktion, die das Dach hält, ist so oft schon übermalt worden,dass die Metallbeschläge nur noch zu erahnen sind. Von oben hat man einen guten Blick über die Gulou-Straße ud die angrenzenden neuen Hutongs.X1006912

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Als Touristenattraktion wird heute noch getrommelt, fast jede Stunde (außer Mittags) zu den Öffnungszeiten. Dafür kommen 5 Mönchhausener und trommeln sich auf den Spanplattenschränken warm, um dann ein kleines feines Konzert zu geben. Ich hatte befürchtet, auch noch Ohrstöpsel zu der Sonnenbrille und der Feinstaubmaske zu tragen zu müssen, aber so laut wird es dann gar nicht. Listen to the music, raise your handys in the air…X1006947

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Bis in den Park, in dem die schöne Kirschblüte zu sehen ist, schaffe ich es mit Steffi nicht mehr, denn es sind so viele Einkaufsmöglichkeiten unterwegs zu sehen. Im Tianyi-Markt, den ich schon zur Weihnachtszeit gesehen habe, müssen wir einen Blick wagen. Die Weihnachtsmänner stehen nur noch vor der Tür, die Verkaufsräume sind nicht mehr ganz so vollgestellt. Aber immer noch sieht es hier aus, als hätte Disneyland ein Ladengeschäft aufgemacht.

Diese Aschenbecher würde es in Disneyland natürlich nicht geben. Dazu ist Amerika vermutlich zu prüde.X1006972

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Die Blüten machen einfach gute Laune.X1006998

In unserer Nachbarschaft ist ein neuer Park entstanden, der zur Zeit fast unter Wasser steht. Der freie Platz, der durch die aufgeständerten Stadtautobahnen vakant wird, hat man hier für den Erhalt der Lebensqualität genutzt. Obwohl, ich bevorzuge eine Möglichkeit der Entspannung, bei der ich nicht direkt vor Augen habe, wovon ich mich entspannen muss.X1007005

Frisör

Wie man unschwer erkennen kann, ist mein Gang zum Haarschneider längst überfällig. Die Leute lachen schon.DSC_1445

Dieser Gang ist für mich stets wie einst der von Heinrich IV. Meine Friseursitzungen kann man beinahe an einer Hand abzählen. Als ich Kind war, hat mein Vater das immer gemacht, als ich groß wurde, waren die Haare schulterlang, da konnte es jeder mit ´ner Schere schneiden. Und seit Martje ein Jahr ist, sind meine Haare auf zeit- und shampooschonender Länge – bei Schnitt durch meine Frau meist 13mm. Seitdem wir in China leben, kann ich ihr das nicht auch noch abverlangen, nicht, wenn jedes zweite Ladengeschäft ein Friseursalon ist.

Schwierig ist es nicht wirklich, alle Haare auf einheitliche Länge zu kürzen, also kann das auch jemand aus dem Frisörpark machen. Gestern und vorgestern war kein Coiffeur da, heute ist aber alles gerappelt voll, sowohl von Frischluftgenießern als auch von Händlern und Dienstleistern.X1006265

Es wird zwar etwas zu kurz, aber wenn ich nicht gut genug Chinesisch spreche, kann ja nichts anderes dabei raus kommen. Mein Frisör ist in Rente und verdient sich im Park etwas dazu. 12 ¥ macht das dann für die Viertelstunde Arbeit, etwa 1,50€. X1006255

Eine Motorradbatterie versorgt den Rasierer mit Energie. Der Rest ist fingerbetrieben.X1006261

Der Meister der Schere zeigt nach dem Feintuning, dass er auch etwas aus Deutschland besitzt: zwei Rasiermesser aus Solingen, von denen das eine 80 Jahre alt ist. Er hat es von seinem Meister bekommen, und der wiederum von seinem. Da wird doch noch mal was wertgeschätzt!X1006263

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Apropos Frischluft: In letzter Zeit sieht man wieder kleine Kinder draußen, die mit Schlitzhosen rumlaufen. So können sie überall hinpinkeln oder -kacken, ohne dass gleich eine Windel schmutzig wird. Der Nebeneffekt ist, dass sie innerhalb eines Jahres trocken sein sollen. X1006247

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Weißes Beijing

Es kommt nur selten vor, und viel kommt nicht vom Himmel, doch heute nacht hat es geschneit. Die Welt wirkt dann ja immer besonders friedlich. Die Autos fahren extrem langsam, schließlich gibt es keine Winterreifen. In der Schule reicht es sogar für ein paar Schneeballschlachten.X1000481a

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Pano_Beijing Schnee

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In Teheran war es ähnlich: wenn es regnet oder schneit, bricht alles zusammen. An solchen Tagen wünscht man sich, man habe keinen Flug für heute gebucht. An Tagen wie diesen kann man auch mit einem Auto, das Odyssey heißt, nicht schlechter zum Ziel kommen.X1000491

Abflüsse kommen mit den Wassermassen nicht zurecht; da die Straßenfeger kaum Papierschnipsel finden, kümmern sie sich um das Schieben von Wasser bis zum nächsten Gully, der etwas höher als auf Straßenniveau liegt.X1000485

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Vietnamurlaub #6

Jetzt ist unser Urlaub vorbei und wir sind schon wieder in Beijing. Mann ist das ruhig hier im Vergleich mit HoChiMinhCity!

Silvester war Remmidemmi im Quadrat, wir sahen aber doch eine Gruppe, der alles noch nicht reichte und die sich bei Youtube ein Feuerwerk runterluden, um sich einzustimmen auf 0:00 Uhr. Um halb eins waren wir im Bett.

Nachts um 2:30 ließen wir uns wecken und zum Flughafen kutschieren, wodurch wir den ganzen Tag über nicht zu gebrauchen waren. In Beijing ist es, als wenn der heiligste Feiertag ever wäre. Kaum Autos, kaum Menschen. In einer Millionionenstadt!

Jetzt aber noch ein paar Eindrücke von Vietnam.

Erst mal der Markt um die Ecke:11-DSCF5449

Der letzte Aal vor Feierabend.12-DSCF5462

Als Marmeladenfrühstücker ist das hier nicht mein Land, aber wenn man sich darauf einlässt, ist man für den Tag gut gerüstet. Hier habe ich mir ein Gemüseomlett geordert, das in Salatblätter eingewickelt verspeist wird. Und dazu einen Eiskaffee.13-DSCF5489

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Die verschrumpelte Gurke im Vordergrund ist Bittermelone. Manche Leute mögen das, mir ist es zu bitter.16-DSCF5497

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Schmale Häuser sind der Normalfall. Mit einem Geschoss wird angefangen, ob es eine Höchstanzahl gibt, ist mir nicht bekannt.22-DSCF5547

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Im Historischen Museum wird vor allem für Kinder ein Wasserpuppentheaterstück aufgeführt. Es ist wie Kasperletheater, Hauptsache jemand kriegt eins auf den Kopf und der Kleine gewinnt gegen die Großen. Ein lautes Getrommel begleitet die Aufführung.24-DSCF5726

Das Vietnam-Kriegsmuseum besuchten wir ohne Kinder. Zu schrecklich sind die Eindrücke, die die Fotos und Bombenfragmente liefern. Ein Wunder, dass wir Langnasen überall so freundlich begrüßt werden. Als ich in einer offiziellen Schrift jedoch über die Geschichte von Vietnam (Kurzfassung) lese, findet sich neben der Besatzung durch die Franzosen und die Befreiung durch Ho Chi Minh kein Wort über den Vietnamkrieg. Es ist, als würde die Erinnerung daran nicht erlaubt sein. Dabei leidet die Bevölkerung heute noch durch die Verwendung von Entlaubungsmitteln an diesem schrecklichen Krieg, in dem die USA mal wieder neue Waffen ausprobieren konnten. Es heißt, etwa 180 Kilo Dioxin sind über ganz Vietnam versprüht worden. Klingt wenig. Aber wenn man weiß, dass Dioxin das giftigste Gift ist, das die Menschheit kennt, bekommen die Zahlen eine andere Bedeutung. 85 Gramm gleichmäßig verteilt sind in der Lage eine Stadt von 8 Millionen Einwohnern auszumerzen. Kann sein, dass da noch ein gewisser Propaganda-Faktor eine Rolle spielt, aber auch ein Zehntel würde mich erschrecken. Oft sieht man Bettler mit schweren Verkrümmungen oder Unterentwicklung der Gliedmaßen. Sonst knipse ich ja alles, aber das wäre mir doch unangenehm gewesen. Nun soll man vor allem bettelnden Kindern kein Geld geben, da diese dann nicht mehr zur Schule gehen. Und andere Bettler verstümmeln sich angeblich selbst oder werden vom Chef des Bettlerrings verkrüppelt, um bessere Einnahmen zu erzielen. Was soll man nur tun? Ich gebe, wenn ich das Gefühl habe, es hilft.25-DSCF5519

Auf dem Weg zu einer Beerdigung.03-DSCF5424

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Ich könnte noch ewig so weitermachen, aber ich will ja auch niemenden langweilen, deshalb nur noch ein Bild zum Freuen. Die Jungs haben mir gezeigt, wie man aus Dosen und Luftballonhaut schreckliche Geräusche herstellt.2-DSCF3934