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Fragen und ein paar Antworten zu Corona

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In den letzten Tagen haben sich doch bei Telefonaten mit der Heimat ein paar Fragen ergeben, die ich mal an alle beantworten möchte.
Nicht, dass in Deutschland über China ein falsches Bild entsteht.
Dies gilt natürlich nur für Beijing, über Wuhan kann ich nichts mitteilen, weil ich (zum Glück) nicht dort war.
Unsere Kinder sind letzten Freitag nach Deutschland ausgereist und wir sind ein bisschen traurig. Wir haben sie aber gehen lassen, weil ihnen hier in unserer Wohnung die Decke auf den Kopf gefallen ist. Ob es ihnen in Deutschland nun besser ergeht als in Beijing im Schoß der Familie glauben wir zwar nicht, aber manche Erfahrung muss man selber machen.

1. Konnten die beiden denn ohne Probleme aus China ausreisen?
– Sieht ganz so aus. Sie mussten ein paar Formulare ausfüllen (Waren Sie in letzter Zeit in Wuhan? – Sind Sie mit Erkrankten in Berührung gekommen? – Haben Sie in den letzten Tagen Fieber oder andere Beschwerden gehabt? Wie können wir Sie erreichen? etc.) Danach wurden sie nicht weiter behelligt.

2. Warum seid ihr nicht mit ausgereist?
– Steffi ist verpflichtet, in Beijing zu bleiben. Sie hat ja einen Arbeitsvertrag und administrative Arbeiten fallen auch bei ihr an. Die Ansage des Dienstherren ist: Sei in Beijing. Und ich hab noch keine Lust auf Deutschland. Leider ist es so, dass in Deutschland Reisende aus China nicht gerne gesehen werden. Wir haben schon gehört, dass jemand vom Zahnarzt nicht behandelt wurde. Und manche Freunde wollen einen auch nicht vor Ablauf von 14 Tagen Quarantäne sehen.

3. Sind wir in Beijing in Quarantäne?
– Nein, überhaupt nicht. Das Leben hier ist trotzdem nicht ganz normal. Inzwischen stehen an den Eingängen zu den Wohngebieten freiwillige Helfer, die Fieber messen, Besucher aufschreiben und Paketboten hindern, den Compound zu betreten. Ansonsten steht es uns frei, zu gehen, wohin wir wollen. Jedes Wohngebiet hat nur noch einen Eingang, durch den man eintreten kann. Alle anderen sind abgesperrt.
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4. Werdet ihr nicht verhungern?
– Auf keinen Fall. Die Regierung hat entschieden, dass Lebensmittel in gewohnter Weise nach Beijing geliefert werden können. Wenn man den Chinesen auch noch das Essen wegnimmt, ist Revolution sicher nicht weit. Viele Restaurants sind allerdings geschlossen und deren verderblichen Lebensmittel werden an davor aufgebauten Straßenständen abverkauft. Mehr als 30 Personen dürfen sich in Restaurants nicht aufhalten. Viele Menschen lassen sich Essen nach Hause liefern. Unser Lieblingsmarkt ist weiterhin geöffnet, allerdings etwas „abgespeckt“.

Vorgestern im Carrefour hab ich allerdings kurz gezuckt, weil ich halbleere Regale gesehen habe. Heute ist wieder alles voll.
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5. Wenn ihr euch frei bewegen könnt, könnt ihr ja richtig gut Sightseeing oder Shopping betreiben, oder?
– Mit Radio Eriwan gesprochen: Im Prinzip ja. Nur ist kein Museum, kein Kino, keine Konzerthalle, wenige Geschäfte geöffnet. Nichts, wo Menschenmassen sonst aufeinandertreffen. Auch hier gilt die 30-Personen-Regel. Im Zweifel bleibt der Laden gleich ganz zu.
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6. Wie sieht es denn auf den Straßen aus?
– Leer. Wenn man bedenkt, dass im Stadtgebiet etwa 16 Millionen Menschen wohnen, ist es gespenstisch leer. Auch Staus auf den Straßen gibt es faktisch nicht mehr.
Und selten sieht man unmaskierte Gesichter. Wir tragen Masken mehr aus Solidarität denn aus Angst vor Ansteckung.
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7. Kennt ihr Infizierte?
– Nein. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering. Rechne ca. 400 Infizierte in Beijing gegen 16.000.000 Einwohner, da ist es schon unwahrscheinlich. Falls wir ärztliche Hilfe brauchen, können wir zum Botschaftsarzt gehen, der uns in ein gutes Krankenhaus weiterleitet. Das wollen wir uns aber nicht ausmalen.

8. Wann fängt der offizieller Schulbetrieb denn wieder an?
– Keiner weiß nichts Genaues. Bis zum 17. 2. ist die Schule (und deutsche Betriebe) geschlossen. Kann sein, dass es noch weitere 2 Wochen dauert. Wahrscheinlich ist, dass unsere Kinder 2 Wochen zu Hause bleiben müssen, wenn sie wieder einreisen, auch wenn das keinen Sinn macht. Dann geht das Homeschooling in dieser Zeit weiter. Die Schule tut jedenfalls alles Mögliche, um den Unterricht zu ersetzen. Klassenarbeiten sollen nachgeholt werden oder durch andere Leistungsnachweise ersetzt werden. Die Abiklausuren sind auf nach den Osterferien verschoben.

Hier wäre normalerweise das Eisvergnügen.
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Ein ganz besonderes Chinese New Year

Dieses Jahr ist das Mondfest wieder was ganz besonderes. Feuerwerk darf in Peking ja schon lange nicht mehr in die Luft geschossen werden, obwohl ich vorgestern Nacht ein paar Böller gehört habe. Aber das kann der Wind auch von weit hergetragen haben. Diesmal könnte man es auch das Maskenfest nennen, denn ich sehe draußen und drinnen, wo viele Menschen zusammenkommen, nur ganz wenige ohne Maske gehen. Ich bin heute auch schon von Leuten angesprochen worden, ich trüge gar keine Maske, was denn los sein?
Ich bin noch nicht hysterisch genug, möchte ich antworten, wenn ich denn die chinesischen Worte dafür hätte. Ich halte mich an die Aussagen der deutschen Nachrichten, die sagen, es sei nicht sehr gefährlich. Außerdem mag ich es nicht, eine Maske zu tragen.
Ein neuer Trend, der auch zu der Hysterie passt, ist das Einschweißen von Lebensmitteln. Am Fleischstand mag es ja noch sinnvoll sein, bei Gemüse bin ich nicht so sicher. Dabei sind wir gerade dabei, die Verwendung von Plastiktüten auf das absolut notwendige Maß zu reduzieren. Wird wieder schwerer.
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Einer konnte entwischen:
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Andere Supermärkte, die vorher zur Selbstbedienung waren, sind jetzt auf Glastheke umgestellt worden und man kommt nur noch an die Ware, wenn man sich in die Schlange stellt und das Gewünschte ordert.
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Schöne neue Welt.

Der Schuster macht um diese Zeit immer Urlaub.
Der Schuster macht Urlaub

Der Eingang zur WangFuJing, dem Einkaufsboulevard Pekings. Tote Hose würde ich sagen.
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DongZhiMen an der U-Bahn-Station. Als bedeutender Verkehrsknotenpunkt sieht er ziemlich verwaist aus. Ab und zu fährt mal ein Auto.
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Geschmückt ist überall schön. Durch den leichten Smog kommt das Rot besonders gut zur Geltung.
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Die NanLuoGuXiang quillt normalerweise auch nur so über von Menschen.
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Der HouHai-See ist auch nicht zum Eisvergnügen freigegeben. Das war vorgestern noch anders.
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Auch in den Hutongs ist nicht viel los.
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Hier kann man sehen, was mit Verkehrssündern gemacht wird: Die Nummernschilder werden reihum als abschreckendes Beispiel auf LED-Tafeln angezeigt. Immerhin sind es keine abgeschlagenen Köpfe auf Fahnenmasten. Das Virus macht dem Staat natürlich einen gehörigen Strich durch die Rechnung: alle tragen Masken, also sind die Gesichtserkennungskameras zur Zeit wertlos.
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Ich bin heute auch noch zum Verbotenen Platz gefahren. Das Parlament liegt auf der Westseite.
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Ah, Peking ist doch nicht von der Grünen Wolke heimgesucht worden.
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Das TianAnMen und die Verbotene Stadt und auch einige Mauerabschnitte sind für Touristen geschlossen.
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Grounded – Hausarrest

Dieser blöde Corona-Virus. Da will man mal im ruhigen Peking ein paar schöne Tage verbringen, denn nur an Chinese New Year ist es hier so schön menschenleer, da kommt diese Krankheit aus Wuhan um die Ecke.
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Wir sind zwar nicht in Quarantäne so wie die inzwischen über 60 Millionen Menschen in der Provins Hubei, aber es fühlt sich ein bisschen so an. Es geht fast kein Mensch mehr ohne Maske aus dem Haus. Tempelmärkte sind abgesagt. Museen geschlossen. Wir können froh sein, dass noch Geschäfte des täglichen Bedarfs offen sind. Hausarrest im Paradies.
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Seit der Virus nach Silvester ausbrach, sind wir wenig beunruhigt gewesen, denn allein in Deutschland sterben an der Grippekrankheit jedes Jahr 20.000 Menschen. Aktuell sind es in China knapp 50, die durch Corona den Tod gefunden haben. Aber China ist insofern natürlich besonders, weil so viele Menschen auf einem Fleck leben. Die Reiselust der Chinesen ist auch ein Problem. Die chinesischen Behörden reagierten gegenüber 2002 mit dem SARS-Virus rasend schnell und wie in den Nachrichten zu lesen ist, bauen sie bereits das 2. Krankenhaus in der Rekordzeit von 14 Tagen.

Die Verwandte eines Kollegen von Steffi arbeitet in Wuhan in dem Krankenhaus, in dem die meisten Infizierte behandelt werden. Als das Virus bekannt wurde, verließen alle Ayis, die Reinigungskräfte und sonstigen Helfer ihren Arbeitsplatz. Seitdem müssen die Verwaltungsmitarbeiter im Krankenhaus wohnen und dort auch Dienst am Patienten tun.

Die Chinesen haben eigentlich Glück, dass gerade nationale Feiertage sind. Das ganze Land ist sowieso im Ausnahmezustand und die wenigsten müssen arbeiten. Aber in 10 Tagen ist der Zustand wieder vorbei – was dann? Die Krankheit ist dann bestimmt noch nicht besiegt.
Ich selber leide abkliingend seit unserem Myanmar-Urlaub an einer Erkältung und muss noch oft husten. Auch mein Sohn quält sich noch etwas damit. In der Öffentlichkeit trauen wir uns schon nicht mehr, uns zu räuspern, damit wir nicht von maskierten Gesichtern böse angeschaut werden.
Wir können nur hoffen, dass das Virus möglichst schnell ausgerottet wird, selbst wenn wir nicht in Gefahr sind, daran zu erkranken.

Myanmar 2.0 #1, Müll und Gold

Dieses Land lässt uns nicht los: Myanmar ist magisch.
Dieses Mal ist es ein Urlaub zur Familienzusammenführung, diesmal sind wir sogar zu sechst, weil Martje´s Freund Mo dabei ist.
Wir treffen uns in Yangon, wo wir wieder im selben Sky View Hotel wie im letzten Jahr 2 Nächte bleiben.
Am nächsten Tag wollen wir noch mal mit der Circle Line fahren, leider hat die Bahn den Betrieb eingestellt. So können wir nur eine Stunde in Richtung Westen fahren und dann wieder zurück. Auf der Fahrt lernen wir Htoo Htoo kennen, der ein ausgezeichnetes Englisch spricht und seit 3 Jahren als Reiseleiter arbeitet. Hier ist er auf Facebook zu finden.
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Auf dem Bahnhof kann jeder sein Telefon laden. Seit 5 Jahren gibt es bezahlbares mobiles Internet und selbst Mönche laufen damit herum. Ich hab aber keine Bettler mit Smartphone gesehen. Das Bezahlen per Telefon ist hier auch noch nicht wirklich eingeführt.
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Am folgenden Morgen stehen wir schon um 4 Uhr auf, um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf der Shwedagon-Pagode sein zu können.
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Es ist ruhig und noch leer, erst langsam füllt sich der Platz um die Hauptpagode mit Menschen, die das Morgengebet sprechen wollen.
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Am Abend gehen wir auf den Nachtmarkt an der Pagode, wo Karussels und Wurfbuden auf Kunden warten. Auch Mönche sind ganz versessen darauf, etwas zu gewinnen.
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Auch wenn die Stadt sich an Stellen modern gibt und man die meisten Dinge des täglichen Bedarfs bekommt, ist es keine weit entwickelte Stadt. Besonders abends sieht man in den Abwasserkanälen überall Ratten und Kakerlaken. Die Leute schmeißen ihren Dreck aber leider auch alle einfach auf die Straße. Die Regierung versucht mit Plakatwerbung das Bewusstsein zu schärfen, aber bis das wirklich greift, dauert es bestimmt noch ewig. Es gibt eine Müllabfuhr, aber die Straßenränder sind trotzdem voller Abfälle.
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Das Erbe der Kolonialzeit ist downtown noch besonders gut zu spüren.
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Das religiöse Leben ist wie selbstverständlich in den Tagesablauf integriert. Mönche und Nonnen laufen von Geschäft zu Geschäft, um Reis und Geld zu erbetteln. Opfergaben liegen auf den Gehsteigen und fast jeder Baum, der etwas besonders aussieht, hat einen Minialtar.
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Manche sind sogar golden angemalt. Die spinnen, die Burmesen.
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Fahrräder haben in der Regel kein Licht. Wozu auch, wenn man mit Buddha fährt?
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Immer wieder Hutongs

Hutongs haben es uns allen angetan. Die kleinen Gassen, in denen die meisten Häuser keine sanitären Enrichtungen haben außer vielleicht einen Wasserhahn, ziehen einen magisch an. Wie auch nicht, geben sie uns doch einen Einblick in das Leben von vor 50 Jahren oder mehr. Sicher haben auch hier Smartphones Einzug gehalten, aber wichtig ist etwas anderes. Zusammenleben.
Zuletzt habe ich die Hutongs nordöstlich des Himmelstempels „entdeckt“. Wenn man so mit dem Fahrrad hier herumfährt, kann man sich durchaus verfahren. Man findet immer auch wieder heraus, denn das Gebiet, das zwischen 20- und mehrstöckigen Häusern liegt, ist nicht riesig, und die Himmelsrichtung verliert man durch den zumeist rechtwinkligen Straßenaufbau auch nicht so leicht.
Im Stadtentwicklungsmuseum kann man erahnen, wie viele dieser niedrigen Bauten es im Innenstadtbereich noch gibt. Viele werden abgerissen und originalgetreu wieder aufgebaut. Der orangerote Teil ist die Verbotene Stadt, das Zentrum Beijings.
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Man muss sich wundern, wie viele Autos in diesen schmalen Gassen noch Platz finden. Ich würde jedenfalls nicht gerne hier einparken müssen. Man ist mit einem elektroberiebenem Dreirad meist besser bedient.
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Hier ein Bild aus dem WuDaoYing-Hutong von vor zwei Jahren.
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Die Leute hier machen es sich schon ganz nett. Überall gibt es kleine Gärten, Sitzecken oder Taubenställe.
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Die Farbe Grau muss man allerdings mögen.
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Ein anderer Hutong, den viele gar nicht kennen, liegt unweit der Deutschen Schule hinter der Amerikanischen Botschaft. An einem See gelegen, wo man für 40 RMB einen Platz zum Angeln mieten kann, liegt ein zur westlichen Lebensart krass gegenteiliger Wohnort. Teile davon werden schon seit einiger Zeit abgerissen. Es ist nur noch eine Frage von einigen Jahren, bis es das hier nicht mehr geben wird.
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Wie gesagt, ein großer Teil des Lebens findet draußen statt.
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Hutong an der DSP

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Die Menschen sind in der Regel freundlich und versuchen auch schon mal, ihren Unmut über die Stadtverwaltung oder die Regierung mit uns zu teilen. Leider komme ich mangels Sprachfertigkeiten nicht in tiefere Gesprächsgewässer. Hier wurde mir Opa gezeigt, der grade beim Essen einer Suppe mit Plastikschürze beschäftigt war.
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Wie verbringt man 10 Tage in Beijing?

Was kann man alles sehen, wenn man nur 10 Tage in Beijing zur Verfügung hat? Reicht es für die meisten Sehenswürdigkeiten aus?
Ich weiß, dass japanische Touristen in 10 bis 14 Tagen ganz Europa bereisen und damit ganz zufrieden sind. Beijing ist dagegen ja klein, auch wenn dessen Bevölkerungszahl immerhin 1/30 von Europa beträgt. Wieviel kann man nun schaffen, wenn man bei einer Familie wohnt, die schon 6 Jahre in Beijing lebt? So, dass man es trotzdem noch als Urlaub erlebt und nicht als Hetzerei?
Tag 1:
Wieder einmal verstehe ich am Flughafen nicht, warum der Wartebereich immer in Milchglas ausgeführt ist, so dass man nicht frühzeitig sehen kann, wer kommt.
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Angekommen morgens um 9 darf man sich nicht verleiten lassen, sich ein wenig auf dem Bett auszuruhen, weil man dann womöglich den Tag verschläft und die Nacht über wach durch die Wohnung tigert. Also nach der obligatorischen Anmeldung bei der Polizei, die ich diesmal in etwas einer Stunde rekordverdächtig schnell erledigte, kann ich mit den Gästen die nähere Umgebung zu Fuß erkunden.
polizeianmeldung
Jedes chinesische Kaufhaus hat im Dachgeschoss oder im Keller einen Imbissbereich, wo man sich aus einer Vielzahl von Essensvarianten seinen persönlichen Liebling aussuchen kann.
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Danach fahren wir mit dem Bus zum 798, dem zu einem Kunst/Kommerzgebiet umgewandeltes Indutriegelände, auf dem einst Radiobauteile gefertigt wurden.
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Auch für mich ist es nie langweilig, hier durchzulaufen, weil sich immer etwas neues finden lässt. Hier haben uns die riesenhaften Fotos von Leila Alaoui aus ihrer marokkanischen Heimat beeindruckt.
798 Leila Alaoui
Tag 2:
Der beste Einstieg in das noch unbekannte Peking ist ein Besuch in der Beijing Planning Exhibition Hall, die in den meisten Reiseführern nur erwähnt wird.
Hier hatte ich vor Jahren schon mal meine Begeisterung geteilt. man bekommt gut einen Überblick über die Riesenhaftigkeit der Stadt und sieht gut, wie sie organisiert ist. Für mich immer fast die erste Attraktion mit Neuankömmlingen.
Danach geht es durch die QianmenDaJie, die Dashilar und die LiuLiCheng, ein zwar renoviertes, aber in Teilen noch ursprüngliches Gebiet südlich des Verbotenen Platzes.
Dashilar Seitenstraße
Der letzte Punkt ist das National Center for Performing Arts, das von Wasser umgebene Ei, in dem Opern und Konzerte stattfinden. Manchmal kann man es von innen besichtigen, ohne eine Veranstaltung zu besuchen. Das Glück hatten wir nicht.
Am Abend ging es zur Feier anlässlich der Deutschen Einheit.
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Tag 3:
Diesen Tag verbringen unsere Gäste alleine. Die Verbotene Stadt schließt für die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag. Ich kann gerade noch morgens Eintritts-Karten online für den letzten Tag ergattern.
Am Abend die Besichtigung der Deutschen Schule bei der Lesung von zwei Titanic-Redakteuren.

Tag 4+5:
Wir fahren mit einem Taxi nach HuangHuaCheng, genau genommen nach XiShuiYu, wo wir in dem kleinen Gasthaus DeRunJu 3 Zimmer belegen. Der Park, in dem sich einige Mauerabschnitte befinden, ist ganz neu ausgebaut und für das 70jährige Bestehen der Volksrepublik herausgeputzt worden.
XiShuiYu
Am Abend sitzen die Gäste auf der Dachterrasse und singen Karaoke.
Karaoke an der Mauer
Morgens ruft uns der Tofu-Mann aus dem Bett.
Der Doufu-Mann
Auf der Mauer ist es voll. Viele Gruppen haben hier ihre Treffen und müssen Aufgaben bewältigen.
Teambuilding
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Die Mauerlandschaft sieht in jedem Licht gut aus.
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Es gibt einiges Skurriles zu sehen und zu hören. Die Schreie, die durch die Landschaft gellen, sind von Leuten, die für eine überdimensionale Trompete eine App bemühen und damit, je nachdem wie laut und wie lange sie hier hereinschreien, eine Fontäne im See in die Höhe zu treiben. Das war es dann mit der Ruhe im Paradies.
Trompete treibt Fontäne an
Die Mauer besetzt den Bergkamm wie ein Drache.
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Im Ort hat neben der Tradition auch Innovation einen Platz.
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Das Wichtigste bleibt jedoch der Mensch. Selten hatten wir so aufmerksame Gastgeber wie in unserer Unterkunft.
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Das Wetter blieb die ganzen Tage gut. Wir essen ja auch immer alles auf.
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Tag 6:
Weil Brillen in Peking unschlagbar günstig sind und eine Ersatzbrille schnell (3 Tage für eine Gleitsichtbrille) gemacht ist, begeben wir uns mit Fahrrädern zum PanJiaYuan. Dort ist das Brillenzentrum Beijings und ganz in der Nähe ein Trödelmarkt.
Auch hier ist schwer geschmückt.
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Serien-Ölbilder kann man für ca. 30 Euro erstehen. Wahrscheinlich kann man den Preis noch drücken.
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Und Maoplastiken allerorten in Plasig und hinter Glas.
Mao in Alabaster und Plastik
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Hmm.
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Im 80.Stock im CBD.
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Tag 7:
Ein Tag im Lama-Tempel und den Hutongs.
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Gerade ist die Gegend um den Lamatempel renoviert worden mit breiten Bürgersteigen und neuen Fassaden.
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Mittags esen wir im Dali-Restaurant. Hier gibt es gutes Essen ohne Speisekarte. Einfach überraschen lassen.
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Danach schauen wir uns die Hockney-Ausstellung im XiaoLiang-Hutong an. Sie ist mit fast 25 Euro zwar ziemlich teuer, aber eine Jahreskarte ist nur unwesentlich teurer. So können wir noch öfter im MWoods-Museum kucken gehen. Er hat sich auch mit der Verbotenen Stadt beschäftigt.
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Tag 8:
Einen ganzen Tag kann man im Himmelstempel verbringen. Inklusive Tennis-Spielen.
Und zuschauen wie andere Sport machen.
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Himmelstempel

Tag 9:
Ein Ausflug ins CAFAM, das Museum der Kunsthochschule ist immer interessant, allein schon wegen des Gebäudes.
Die Kunst ist natürlich auch ganz schön.
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Tag 10:
Abflug. Zaijian!

Das war es, was in 10 Tagen in etwa machbar ist. Besuch ist für mich immer ein Ansporn, die Stadt noch besser kennenzulernen. Beijing ist nie langweilig.
Um die Frage am Anfang zu beantworten: Nein, 10 Tage reichen nicht.

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Immer schon seit wir in Peking sind wollte ich das wie ein gläsern-metallener Donut an der südöstlichen Ecke des ChaoYangParks liegende Gebäude besichtigen. Leider war es nie für die Öffentlichkeit geöffnet. Jetzt gab sich doch die Möglichkeit. Ein Skulpteur hat zur Zeit hier seine große Ausstellung. Bei weiterhin laufendem Betrieb kann man die heiligen Hallen und nebenbei noch die Bronzen eines chinesischen Künstlers besichtigen.
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Donut

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Am Tresen kauft man eine Karte für 100 RMB. Vielleicht ist es der relativ hohe Ticketpreis, weswegen wir fast alleine dort waren. Peking hat so viel zu bieten, man kann auch nicht überall hin.
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Herr Zhang führte uns durchs Haus und zeigte uns die coolsten Spots zum Fotografieren.
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Es ist, als wäre man im Himmel.
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Auch der innere Außenraum ist wunderschön, unter anderem weil man vom Straßenlärm abgeschottet ist. Nicht dass Beijing eine sehr laute Stadt wäre; jetzt, wo die Elektroautos gefühlt schon 25% aller Fahrzeuge ausmachen, erst recht nicht.
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Deutschlandurlaub 2019

Deutschland ist für uns ja seit Jahren schon nur Urlaubsland. So ganz ist auch das nicht richtig, denn wir haben zu Hause natürlich die Steuererklärung abzugeben und uns um Bankgeschäft zu kümmern. Den Blick auf Deutschland nur einmal im Jahr zu richten, bringt mich jedenfalls zum Nachdenken. Was ist anders geworden? Was ist wie früher?
Es ist einfach ein viel bunteres Straßenbild, immerhin sind wir vor der Flüchtlingskrise nach China umgezogen.
Die Umgebung ändert sich nicht sehr, Neubaugebiete werden bebaut, Menschen werden älter oder sterben.
Trotzdem stelle ich fest, dass sich mein Blick auf Deutschland ändert. Mich nervt, dass man sonntags nicht einkaufen kann, dass Obst und Gemüse nur in geringer Vielfalt zu bekommen ist.
Wenn ich abends ohne Licht fahre (weil mein Licht einen Wackelkontakt hat), fürchte ich die Polizei. Und wenn ich bei Rot über die Kreuzung gehe, auf der weithin keine Autos kommen werden, muss ich mir dumme Sprüche von Passanten anhören. Zum Glück hat mir diesmal kein Rentner versucht, einen Stock in die Speichen zu pieksen, weil ich auf der falschen Seite des Radweges fahre. All das ist in China undenkbar. Dafür darf man vieles auch in Peking nicht. Mein Sohn musste schon einmal 20 RMB (ca 3€) bezahlen, weil er in Sanlitun mit dem Rad über eine rote Ampel gefahren ist. Aber das sind noch Ausnahmen.

Ich versuch mal, die Dinge, die ich für Deutschland typisch finde, zu zeigen.
Dieses Gaststättenklo wird vermutlich auch in 20 Jahren noch so aussehen:
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Am selben Ort:
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Straßen, auf denen Fahren Spaß macht.
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Mein Elternhaus:
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Gäste sind herzlich willkommen.
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Graffiti ist überall.
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Viele Leute machen auch Bilder auf ihre Haut.
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Siloballen liegen auf den Feldern.
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Hier macht alles Spaß.
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Man kann alles machen. Beinahe.
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Manchmal ist das nicht gut.
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Die Menschen treiben die Zeit mit PokemonGo davon.
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Manche kennen das gar nicht.
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Sperrmüll wird auf Bestellung abgeholt.
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Meine Laufstrecke.
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Manche Wortspiele sind nicht für jeden verständlich.
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Züge fahren nicht.
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Dann streift man eben länger durch das Schöne Hamburg.
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Ein chinesisches Dreirad hat auch das schöne Leben gesucht.
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Und wir haben es gefunden.
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Luo Hong „Art“ Museum

Ich war letztens mit einem Freund in einem ganz besonderen Museum. Der Name kommt von dem Besitzer.
Aber fangen wir anders an: Luo Hong ist fast mein Jahrgang, 1967. Schon immer hat ihn Fotografie interessiert, aber auch das Backen. Soweit sind wir uns schon mal ähnlich.
In den letzten Jahren war er damit beschäftigt, zwei Konditoreiketten aufzubauen, die Holiland- und die Black Swan-Bäckerei. Von der Erstgenannten gibt es inzwischen 160 Filialen, von der Schwanenbäckerei weiß ich es nicht genau, aber die teuersten Torten dort hören bei 100.00 EURO noch nicht auf. Als Luo Hong sich überlegte: Was mach ich mit der ganzen Kohle, kam ihm in den Sinn, von dem, was ihm am liebsten ist, Fotos zu machen. Die teuersten Kamerasysteme und die ausgefallensten Orte waren ihm nur gut genug. Das klingt jetzt nach Neid und Missgunst, aber es gibt Leute, die mit ihrem Reichtum Schlechteres anfangen.
Also flog er mit Hubschrauber und was sonst noch nach Namibia, Kenia, die Antarktis, Is- und Grönland und Südamerika, um spektakuläre Aufnahmen zu machen.
Ich gebe zähneknirschend zu, die meisten sind nicht schlecht. Manche kitschig, aber es gibt schlimmere.
Damit möglichst viele Leute seine Bilder anständig bewundern können, baute er sich vor ein paar Jahren ein eigenes Museum in Peking und pflasterte zur Eröffnung die Pekinger U-Bahn mit seinen Fotos, ohne den Urheber zu nennen. (Das sprach sich auch so herum, war also auch perfekte Werbung für seine Konditoreiketten).
In ShunYi gibt es jetzt also ein Gebäude, das seine Bilder beherbergt. Alles ist chinesisch wie nur was: riesig, luxuriös, parkähnlich. Ein Klotz von Gebäude, Hügel, die vorher nicht da waren mit Bäumen, die vorher nicht da waren und Koi-Karpfen, die vorher nicht da waren in Seen, die nicht existierten.
Natürlich gibt es Konditoreien und Verkaufsräume für Bücher und Kuchen.
So, hier kommt mein Eindruck in Bildern:
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Die Fotos hängen natürlich nicht kleinklein, hier wird geklotzt:
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Ich stand noch nicht mal am Ende des Raumes.
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Wer will, kann am Ende für ca. 3 Euro klitzekleine Kuchen erstehen oder mit Töchterchen am Familienportfolio arbeiten.
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Das ist für mich China pur: machen, was machbar ist, egal, ob es sinnvoll ist. (Am Wochenende ist es voller, während der Woche waren wir über die Mittagszeit vielleicht 30 Besucher.)
Wenn es nicht funktioniert, wird es nach einer angemessenen Zeit wieder abgerissen.

Reise nach Xi´An und Pingyao #2

Von Xi´An bis Pingyao sind es ca. 2,5 h mit dem neu eingerichteten Schnellzug. Der Bahnhof war vor 5 Jahren noch in Bau, daher kannten wir den für 2 Gleise errichteten Monsterbau noch nicht. Zum Glück führt eine Rampe nach unten.
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Bahnhof Pingyao

Die mit ca. 50000 Einwohner recht kleine Stadt hat sich nicht viel verändert. Noch immer gibt es keine Autos innerhalb der Stadtmauer, noch immer darf nicht mit Neon-Reklame geworben werden, nur die E-Bikes haben an Zahl zugenommen.
Ein traditionelles 400 Jahre altes Haus ist für eine Nacht unser Zuhause.
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Unsere kleine Reisegruppe beim Rundgang durch den Ort.
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Die Zuckerbäcker machen Kunststücke, um Kunden anzulocken.
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Auch nicht geändert hat sich, dass man ca. 20 Sehenswürdigkeiten durch den Erwerb einer Eintrittskarte begehen kann. Dazu gehören die alten Bank-Gebäude und Wachleute-Heime und natürlich die Stadtmauer. Die ist zur Zeit aber nicht rundum begehbar, weil sie in Teilen renoviert wird. Macht aber nichts, man kann sehen, dass uns sowieso zu kalt war.
Pingyao Stadtmauer

Wenn die Sonne mal rauskommt, kann es sogar ganz kuschlig werden. In der Nacht haben wir allerdings erst bitterlich gefroren, bis wir rausfanden, dass die steinernen Betten von unten beheizbar sind.
Sonnenbadende Katze in Pingyao

Sicherheit wird auch in Pingyao ganz groß geschrieben. Wir hatten nicht das Gefühl, in Gefahr zu sein.
Pingyao Police

Ein Bild erst machen, nachdem du einen Pfannkuchen gekauft hast, steht auf dem Fächer.
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So sehen die Straßen abseits der Hauptstraßen aus. Alles wirkt antiquiert.
Gasse in Pingyao

Naja, fast.
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In der Schatzkammer einer der Banken.
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Morgens, als die Geschäfte öffnen.
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Der Zug zurück nach Peking braucht etwa 5 Stunden. Fährt auch nicht schneller als 260 km/h. Und hält etwa alle 30 – 60 km gefühlt an JEDER Millionenstadt.
Ein schöner Ausflug, den man gerne mal über 3 Nächte machen kann.