Zurück vom Badestrand erkunden wir Saigon, die lauteste Stadt, die ich je gehört habe. Wir besuchen einen Waterpark, der auch ohne Motorräder den Lärmpegel der Straßen erreicht. So viele Kinder! Viele sind in Gruppen hier, aber es geht alles ordentlich zu, in Schlangen geht es hinein und hinaus.
Wieder auf der Straße wird meinem Bruder die griffbereite Kamera von einem vorbeifahrenden Motorrad-Sozius aus der Hand gerissen. Auf Badelatschen sind wir leider nicht schnell genug gewesen, den Dieb zu stellen. Die Kamera war jetzt nicht das neueste Modell, aber so was vermiest einem den ganzen Urlaub.
In Saigon hatte er sowieso Pech. Unser aus der Ferne gebuchtes Hotel hatte Frühstück im Untergeschoss, und während wir eine halbe Stunde beim Brötchen saßen, müssen die Hotelangestellten Bescheid gesagt haben, dass die Luft in den Zimmern rein ist. Aus den Portemonnais fehlten dann Beträge, die nicht wirklich auffielen, an einem Tag 80 €, am nächsten wieder ein Drittel des vorhandenen Bargelds. Wir waren am Abreisetag auch so hektisch zum Frühstück gegangen, dass wir unsere chinesischen Kuai nicht im Zimmersafe lagerten. Auch davon fehlte etwas. Natürlich gehen wir dort nicht wieder hin und eine schlechte Bewertung bekommt das Hotel (Saigon Zoom Hotel) auch von uns. Der materielle Schaden ist gar nicht mal so schlimm, mehr wiegt noch der Vertrauensverlust an diesem sonst so freundlichen und fleißigen Volk. Kleiner Trost: Wir sind gesund und munter und lassen uns die Laune nur kurz verderben.
Der Mekong gehört zu den längsten und größten Flüssen der Welt und die Wassermassen wollen wir uns nicht entgehen lassen. Eine zwei Tage dauernde Tour ins Mekongdelta bringt uns wieder zu den schönen Dingen im Leben zurück. Mit dem Bus sind es 5 Stunden Fahrt, etwa 130 km. Wir haben bei der Fahrt durch dieses Land das Gefühl, an einer nicht enden wollenden Ladenzeile vorbeizufahren. Die Restaurants am Rande haben fast alle Hängematten neben den Tischen, so dass man sich noch mal 10 Minuten langmachen kann, bevor es weiter geht.
Erst fühlen wir uns wie auf einer Butterfahrt, wo uns Honig und Gelee Royale, Reisnudeln, Coconut-Candy, Reispapier und Puffreis vorgeführt werden, aber irgendwie ist alles auch ganz interessant, wieviel Arbeit die Herstellung noch immer macht. Von industrieller Fertigung sind sie noch weit entfernt. Und Maschinen können die meisten Arbeiten gar nicht ausüben, beim Reisanbau angefangen.
Wie in ganz Asien, soweit wir es kennen, gibt es auch in Vietnam keine Arbeitspause, nur weil irgendjemand mal Sonntag! gerufen hat.
Unser Mekongführer Lanh erklärt uns groß-gestisch, wie die dünnen Reisscheiben über Tüchern, die von Feuern aus Reisspelze bedampft werden, garen, dann trocknen und anschließend in dünne Scheiben geschnitten werden, um als Reisnudeln im Supermarkt zu landen. Der Teig besteht aus Maniok und Reis zu gleichen Teilen.
Als wir auf den Booten durch die Kanäle schippern, ist sowieso alles wieder gut. Satellitenschüsseln haben wir unterwegs keine gesehen.
Am besten ist es morgens auf dem schwimmenden Markt von Can Tho, wo wir eigentlich schon um Stunden zu spät ankommen. Es ist eben eine Touri-Fahrt. Aber wir sind mitten drin und kaufen Kaffee, Ananas und Melone von den an unsere Fähre andockenden Booten.
Was auf jedem Schiff verkauft wird, hängt jeweils am Fahnenmast.
Der Heimweg führt an Reisfeldern und Obstplantagen vorbei. Die Familiengräber sind direkt auf den Feldern angeordnet. Den Toten soll es an nichts mangeln.