Weihnachtsferien an Wüste und Wasser

Am 20.12. das Auto vom Mechaniker geholt, jetzt funktioniert die Heizung, immerhin haben wir Winter. Am nächsten Tag kamen wir mittags los und trafen nach 5 Stunden in Naraq bei unseren Bekannten, die wir in Kashan kennengelernt hatten, ein. Ach, hätten wir solche Herzlichkeit in Deutschland, das Leben wäre so viel einfacher.

8.000 Einwohner, aber es gibt eine Uni mit 5.000 Studenten.
Nein, dies sind nur die Grondschöler (Silvester haben wir die Feuerzangenbowle gekuckt).
Der Bazar ist etwa 200 Jahre alt, es ist schon für den Trauermonat Moharram geschmückt, die Flaggen schreiben Ya Hossein, den Imam, der vor 1000 Jahren für den Islam im Kampf gestorben ist. Viele Iraner trauern heute noch so, als wäre ein guter Verwandter gerade eben erst von ihnen genommen. Und ich muss sagen, die Sogwirkung der Massen hat eine große Kraft. Dieses Jahr fiel Weihnachten fast genau mit Ashura, dem heiligsten Tag nach Neujahr zusammen, und schon Tage vorher konnte man die Angespanntheit der Leute spüren. Immerhin muss für die Pilger alles vorbereitet sein. Die Straßen sind mit Toren aus Baugerüsten, die schwarze Tücher tragen, geschmückt.
Aber erstmal war für uns Heiligabend in Sicht. Dafür fuhren wir über Niasar, wo wir durch Zufall auf der Suche nach einem Wasserfall an jemanden gerieten, der uns Höhlengänge zeigte, die sich kilometerweit durch den Berg ziehen. (wir waren mit den Kindern mehr als eine Stunde unter der Erde, und die Gänge waren so, dass man teilweise nur kriechen konnte)
Von oben hat man einen herrlichen Blick über das Tal, von wo der schönste Blick des angrenzenden Parks im Sommer täglich 10.000 Personen anzieht.Aber Weihnachten wollten wir in Garmeh feiern, mit Kamelreiten und ´ner Plastikflasche selbstgezüchtetem Wein. Im Lonely Planet-Reiseführer steht drin: 260 Einwohner und 2 Kamele. Wegen Ashura (Familienfest) waren deutlich mehr Leute dort. Das recht teure Gasthaus (100 €/Nacht) ist ein etwa 300 Jahre altes Lehmhaus, das von einem Künstler und seiner Familie wieder schöngemacht wurde. Im Preis inbegriffen war allerdings neben dem excellenten Essen auch, dass er und sein Bruder uns besonders schöne Plätze in der Wüste zeigten. Der Dattelhain ist in den letzten Jahren leider mehrfach abgebrannt.Die Burg, von wo das Foto gemacht ist, soll mehr als 2000 Jahre alt sein, ist allerdings erst in den letzten Jahren so verfallen, seit die Besitzer vor 30 Jahren den Ort verlassen haben. Normalerweise springt man glückbringend Neujahr über das Feuer, die Kinder kamen von selbst drauf, dass dafür Heiligabend auch ein guter Zeitpunkt ist. Bäume zum Schmücken waren allerdings absolut keine in Sicht…Von Yazd wird gesagt, es sei die älteste dauerhaft bewohnte Siedlung der Erde, 7000 Jahre ununterbrochene Besiedelung sagt zumindest der LonelyPlanet. Das textilbespannte Gestell links ist ein Naql, der an Ashura von etlichen barfüßigen Männern durch die Stadt getragen wird, die damit die Leiden von Hossein nachempfinden. Wegen des riesigen Gewichts müssen sie sich ständig abwechseln. Kinder und Frauen machen auch fleißig mit, tragen aber nicht. Und trotz der Traurigkeit des Anlasses gleicht alles einem großen Volksfest. Erst später hörten wir von den religiösen Märschen in THR und anderen Städten, die von den Reg.-Gegnern als Protestkundgebungen benutzt wurden.

Wer sich von der Stimmung nicht beeindrucken ließ, war unser Auto. Vor einer Bank sprang der Wagen nur mit Stinkerei wieder an: Lager der Lichtmaschine im A… Es dauerte (im Dunkeln) keine 2 Minuten, da hielten zwei Leute auf einem Motorrad an, die fragten, ob sie helfen könnten. Einer entpuppte sich als Mechaniker, der den Keilriemen entfernte, vor uns herfuhr, bis wir das Hotel erreichten, und am nächsten Tag holte er die Lichtmaschine ab, brachte sie repariert eine Stunde später wieder, baute sie ein – und lehnte alle Versuche ab, ihm einen geldwerten Vorteil daraus zu verschaffen! Natürlich musste er bei Ashura mitlaufen, und kam doch am nächsten Tag, um (leider vergeblich) die marode Wasserpumpe zu ersetzen. Ein Zurxaneh, eine traditionelle Bodybuildingstätte, wo die Begleitmusik noch mit den Händen gemacht wird. Was am bekanntesten ist, ist das rythmische Keulenschwingen. Schwer sind die Dinger!! Diese Sportstätte ist über einem alten Wasserspeicher gebaut, der mal den größten Teil der Stadt versorgte. Die Breite, die man sieht, geht als Speicher wohl noch mal 15m in die Tiefe.
Dies ist das letzte Bild vom funktionierenden Auto, das 300 km später in Shahrak-e-Babak mit verbrannter Zylinderkopfdichtung und defektem Z.-kopf nur noch die nächsten 100 km bis zur Werkstatt in Sirjan schaffte. Dort waren wir schon nicht mehr allein, weil Freunde aus THR auf uns warteten. Zum Glück spricht D. perfekt Farsi, so dass die Abmachungen mit dem Mechaniker etwas leichter waren. Und zum weiteren Glück hat einer unserer Wüstenbekannten gleich zwei Cousins in Sirjan wohnen, wovon einer uns abends bei der Hotelsuche und morgens beim Mechaniker und der Taxisuche behilflich war. Jetzt bitte nicht denken, wir würden nur nehmen und nichts geben, aber es ist wirklich schwer, die Gefallen wieder aufzuwiegen.

Ich kenn hier einige Leute, die Iran doof finden, aber wir werden immer mit soviel Glück und Freundlichkeit überschüttet.
Bis Qeshm fuhrn wir mit dem Taxi weiter (ca. 25€=300 km).

„welcom to beautiful island ofqeshm“ winkt uns der Bagger. Ich hab hier schon schlechteres Englisch gelesen… Aber gelogen wars ausnahmsweise mal nicht.
Direkt am Strand dieser 120 km langen Insel hatten wir einen Reihenhaus-Bungalow im Charme der DDR-Ferienlager.

Wir sind ziemlich sicher, zeitweilig die höchste Dichte blonder Kinder im gesamten Nahen Osten geliefert zu haben.Auch im Angesicht einer aus den Emiraten angespülten Bohrinsel, für die der iranische Staat jährlich eine halbe Million Euro bekommt, bietet die Insel für 5 Tage Aufenthalt genug Attraktionen: Täler, in denen der Regen den weichen Stein aushöhlt, so dass man überall Gesichter sieht,
für die Kinder das schönste Erlebnis, Delfine in echt gesehen zu haben,die Kinder und Frauen freuten sich über Henna-Malereien auf Händen und Armen,
und alle genossen den Besuch einer Bootswerft, wo die Lenj-Boote seit Jahrtausenden in gleicher Bauart hergestellt werden. Viele der Frauen auf Qeshm und Umgebung tragen noch die trad. Gesichtsmasken, die teils als Schutz vor der Hitze, im 16. Jht. als Schutz der jungen Frauen vor den Portugiesen, die sich einfach über die jungen Mädchen hermachten. Nein, schön machen die Dinger nicht gerade.
Silvester 2010 unter Palmen – happy new year!
Der Himmel bei Yazd„Wenn Sie mitwollen, reicht eine Bootsfahrkarte nicht. Fürs Gepäck muss extra bezahlt werden.“
Zurück fuhren wir mit dem Zug, was zwar lange dauert, aber billig ist, und man kommt ausgeruht am Ziel an. Wir mieteten ein ganzes 1. Klasse-Abteil, wo wir 21 h verbrachten.
Komischerweise kann man Zugfahrkarten überhaupt nicht am Bahnhof kaufen. Man muss zu einer Agentur, die kilometerweit entfernt ist, gehen, wo die Tickets auf die Namen der Reisenden ausgestellt werden. Der Einfachheit halber gab ich gleich die Pässe ab, und eine Englischkundige übertrug die Namen ins Persische. Hinterher las ich, dass Steffi und die Kinder jetzt den Nachnamen Doitsch tragen.
Beim Einchecken wurden wir wie am Flughafen geprüft, mit Durchleuchten, Kofferaufmachen, Pass- und Kleiderkontrolle.
Steffi wurde von der Beamtin auf ihr loses Kopftuch hingewiesen, worauf Steffi es etwas graderückte und sie angrinste. Natürlich reichte es nach islamischen Gesichtspunkten noch lange nicht aus, aber die Polizistin gab kopfschüttelnd auf, obwohl der Hals und viel Haar zu sehen war. Ich-nix-verstehen ist manchmal ganz hilfreich…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert