Als meine Eltern zum letzten Mal nach China zu Besuch kamen, wollte ich ihnen etwas bieten, was nicht hinterher als zu abenteuerlich in Erinnerung bleibt. Wir waren ja schon mal zur Terrakotta-Armee nach Xi´An gereist, daher schien mir das als sichere Bank. Karten für die Schnellzüge hatte ich Wochen vorher schon besorgt. Vor 5 Jahren waren wir noch mit einem Bummelzug unterwegs gewesen, weil die Highspeedtrasse noch nicht in Gänze fertig war. Zumindest konnte man in Pingyao noch nicht den neuen Bahnhof nutzen.
Bevor man den Bahnhof betreten und dann mit 310 km/h durch das Land rasen darf, wird jeder Reisende auf korrekte Pässe, passende Fahrkarten und Ungefährlichkeit geprüft. Fast ganz so wie bei einer Flugreise; ein Taschenmesser und eine Schere darf ich indes bei mir führen..
Weil wir um etwa 6 Uhr fast die ersten Reisenden im Bahnhof sind, ist die Wartehalle unseres Bahnsteigs noch recht leer.
Die Drehkreuze werden erst eine halbe Stunde vor Abfahrt geöffnet, dann geht es auf den Bahnsteig und auf die Sekunde geht es los. Ich habe noch nie eine Zugverspätung miterlebt.
Ich habe kaum Zeit, ein Foto vom Zug zu machen.
Mit 310 km/h geht es dann an Gewächshäusern und wachsenden, noch unbedeutenden Millionenstädten vorbei.
Endlich weiß ich jetzt, woher die Märkte in Peking und anderswo so schön gefüllt sein können.
In Xi`An besuchen wir die Stadtmauer, die die „Altstadt“ einfasst und wandern dort soweit die Füße uns tragen. Man kann in einer Stunde mit dem Rad die Runde machen, aber das gab die Gesundheit meiner Eltern diesmal nicht her.
Von oben hat man einen guten Überblick.
Abends reicht die Kraft trotz allem noch für einen Gang durch das Muslimische Viertel, dass Tourimagnet No.2 zu sein scheint. Es ist noch nicht einmal Saison!
Am nächsten Morgen nehmen wir uns für etwa 100 EURO zzgl. Eintrittsgeldern einen Führer und Fahrer zu den Terrakotta-Kriegern.
Auf dem Weg zur Ausgrabungsstätte halten wir an einer Fabrik für Tonkrieger an. Hier kann man sich auf Basis einer 3D-Vermessung als Tonkrieger nachbilden lassen. Eine lebensgroße Büste soll etwa 1000 EURO kosten.
Der Kopf von Trump ist wohl schon ausgeliefert worden.
Unsere Köpfe sollen so bleiben wie sie sind.
Das Gelände der Ausgrabung ist neu gestaltet und sehr auf Massen von Menschen ausgerichtet. Wer wie mein Vater nicht gut zu Fuß ist, kann in eine E-Karre steigen und sich zum Hauptgebäude bringen lassen. Zurück fährt einen aber niemand, da jeder durch die Souvenir-Straße flanieren soll. Behindertengerecht ist das nicht.
Wir dürfen kurz Herrn Yang die Hand schütteln. Er hat 1976 beim Graben eines Brunnens den ersten Krieger gefunden und sitzt jetzt jeden Tag hier und begrüßt Besucher.
Ich kann mir nicht helfen, aber der Mann, der uns vor 5 Jahren als Entdecker vorgeführt wurde, sah anders aus.
Da wo das Schild steht, war die erste Grabung.
Man kann sich vorstellen, wie groß das hier ist, oder? Es sind übrigens nicht nur eine, sondern gleich 3 Hallen, durch die man durch muss. Eine ist kleiner, aber die Ausgrabung ist dort tiefer.
Nach dem Besuch der Ausgrabung machen wir den Fehler, noch am Ort der Empfehlung unseres Reiseführers zu folgen und im Restaurant am Parkplatz zu essen.
Knochen mit ein bisschen Fleisch dran für 10 Euro war dann noch zusätzlich eine schlechte Entscheidung. Dem Bild nach war es etwas ganz anderes.
Abends gehen wir zum Essen ins Einkaufszentrum, in dessen 13. Stockwerk sich unser Appartment befindet.
Ein ganzes Stockwerk dort ist für Alles rund um das Kind.
Während die Eltern oder Großeltern die Smartphones bedienen, müssen die Kinder Sport machen.
Der Deutsche Tierschutzbund hätte seine helle Trauer mit dieser Art Kindervergnügen: Fische werden von Kindern mit Keschern gejagt und in Plastikschüsseln gehortet, bis die Stunde um ist.
Aber auch die Heranwachsenden bekommen ihr Vergnügen. Der Gang zur Fluchttreppe ist hübsch gestaltet.
Die U-Bahn sieht in fast jeder chinesischen Stadt gleich aus. Peking ist mit der Menge an Linien aber Sieger. Xian als kleine Millionenstadt hat nur 2 Strecken.
Vom Bahnhof aus reisen wir nach 2 Nächten weiter nach Pingyao.
Überraschend kalt war es noch.
…Fortsetzung folgt…