An- und Entspannung

So, der Umzug ist gemacht und wir hausen in unserer wunderschönen Wohnung im nördlichen Tehran-Mitte. Der Umzug ging ruck-zuck von statten: in 2,5 h waren wir fertig. Das Umzugsunternehmen schickte 5 statt 4 bestellten Packern, die mit Wagen für 3 h 90.000 T bekommen sollten. Es ging ja etwas schneller, dann fingen die Verhandlungen an: der Freund, der uns die Verabredung gemacht hatte, hatte erzählt, jeder Packer bekäme 10.000 T Trinkgeld. Beim Bezahlen hielt ich ihnen großzügige 150.000 T hin, was der Chef durch abweisendes Grinsen ablehnte. Jeder bekäme 50.000 T. Das fanden wir jetzt frech, auch wenn sowohl Waschmaschine als auch 180cm Kühlschrank auf dem Rücken einer Person in unsere neue Wohnung kam. Unser Bekannter war inzwischen fort, ein Anruf bei ihm führte jedenfalls dazu, dass wir bei 20.000 pro Mann klein beigaben und noch 10.000 für die runde Summe von 200.000 T drauflegten. Naja, wenn wir mal umrechnen, sind das etwa 140 € – wir wollen nicht undankbar sein. Aber von meinem Chef weiß ich, dass z.B. ein Elektrofacharbeiter etwa 30.000 T, wenn er richtig gut ist, 50.000 T bekommt – pro Tag! (immer geteilt durch z.Zt. 1450 entspricht €)Heute war nun das Ende von Ramazan: Eid-e Fetr, das endgültig durch den Blick in den Mond durch den obersten Führer Chamenei festgelegt wird. Alle haben frei und endlich darf auf offener Straße wieder gegessen und getrunken werden. Wie so viele unternahmen wir einen Ausflug in die Berge nach Dizin.
Der Wagen, der in der letzten Woche eine neue Kupplung bekommen hat, wofür der Motor ausgebaut werden musste,machte zwar mal wieder etwas Probleme mit einem Benzinschlauch (die wir selbst lösen konnten), aber schließlich kamen wir heil und gesund in unserem neuen Zuhause an. Atemberaubende Landschaft. Oben an der höchsten Station,wo im Winter die Abfahrtsprofis wie Martje starten, gibt es heiße Suppe zu kaufen. Bei der Schiebkarre ist der nicht so wohlhabende, in dem Zelt dahinter der „stationäre“ Händler. Da es schon recht kalt ist, verkriechen sich die Verkäufer, wenn keine Kunden da sind, in ihre Zelte (oder wie man die Lappen mit Bretterverschlag sonst nennen mag).
Das wird ab morgen der Vergangenheit angehören. Dann müssen Steffi und die Kinder mit dem Taxi zur Schule. Ich fand durch Fragen beim Blumenhändler heraus, wo eine Taxi-Agence in der Nähe ist, und schaffte es immerhin für den folgenden Tag ein Taxi zu bestellen. Auch wenn ich noch nicht alles verstehe, bin ich schon etwas stolz auf meine Persisch-Kentnisse. Wir sind sozusagen hier angekommen.

Einschulung, Autobazaar und Vollkommenheit

Jetzt ist es schon ein Jahr her, dass JanIngmar und Solveigh eingeschult wurden (ging dies Jahr vielleicht schnell rum!); diesmal waren sie diejenigen, die das Programm für die zukünftigen Erstklässler mitbestritten. Solveigh wartet hier mit ihrer Ansage darauf, dass endlich alle still sind.

Mit 19 Kindern ist die erste Klasse die größte an der Schule, Solveighs und JanIngmars Klasse hat 10 Kinder, die vierte hat 8 Kinder und hier sieht man die Aufführung der dritten.
Ich war 2 Tage vorher mit 2 Bekannten in der Innenstadt, tagsüber, weil der Vergaser unseres Autos Probleme machte. Dorthin darf man aber nur mit einer Umwelt-Plakette, die unser Auto leider nicht hat. So fuhr ich auf der Spur, wo an der „Grenze“ grad kein Polizist stand. Babak hinter mir sagte die ganze Zeit: „Don´t stop, gaz bedeh!“ Ums Aufschreiben kamen wir damit trotzdem nicht rum, das ist dann unser erstes Ticket, was wohl 20 € kosten wird. Während die Dichtungen des Vergasers gewechselt wurden, konnte ich dann den ganzen Nachmittag auf dem Großen Bazaar für Autoteile verbringen.
Meine Begleiter schätzten, dass vielleicht 10% bei Ramazan mitmachen, wir gingen mittags ins Hotel, wo es sogar Kabab zum Mitnehmen oder auch Dortessen gab.
Die Straßen sind so dermaßen voll, man kann den ganzen Tag dort stehen und dem Treiben zuschauen, nie wird es mir langweilig, abgesehen davon, dass dauernd jemand kommt, um mir die Hand zu schütteln, zu fragen, woher ich komme, meine spärlichen Sprachkenntnisse zu loben (haha) und ein paar Brocken Englisch oder Deutsch loszuwerden.
Noch ein paar iranische Merkwürdigkeiten zum Schluss:
Dies ist nicht in der Stadt, sondern aus dem Norden (Tajrish). Und hier sind Blumenbeetübergänge für Fußgänger abgeladen worden, die nicht ganz passten – egal!
So sieht das Ende einer Kondensatleitung für die Klimaanlagen oft aus. Man wusste ja bei der Planung noch nicht, dass hier Wasser anfällt.
Auch bei diesem Neubau war wohl noch nicht klar, dass es drinnen mal heiß werden würde…Aber es ist auch nicht überall so wie bei diesen Beispielen – oft genug staunen wir über die Geschicklichkeit der Handwerker. Aber es hat fast nie den Eindruck des Perfekten. Ist aber auch etwas gewollt: In die Teppiche z.B., für die die Perser ja berühmt sind, werden absichtlich Fehler eingearbeitet – damit soll signalisiert werden, dass nur Gott zur Vollkommenheit fähig ist.