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Blauer Himmel! Auf den Dachboden!

Meine Augen glauben nicht, was sie schlaftrunken am Himmel erblicken: Blau! „Steffi! Steh auf, wir müssen nach oben.“ Unsere Dachterrasse wurde mal aus Versehen Dachboden genannt und jetzt ist dieser Ausdruck zum Running Gag geworden. Wie wir gleich am ersten Tag lernen mussten, wohnen wir gar nicht im 26. Stock, und der Dachboden ist nicht der 27.

Die Zählweise geht so: Das Erdgeschoss ist der 1. Stock, 2 und 3 sind noch normal, aber danach werden alle ausgelassen, die die chinesische Unglückszahl 4 enthalten und, Hommage an den Westen, auch die 13. Also sind es insgesamt 22, Martje und die Pflanzen wohnen im 23. Nach deutscher Definition liegt unsere Wohnungstür im 21.

Die Lage gefällt uns total gut, da niemand uns in unsere Fenster kucken kann (aus 2 km Entfernung geht es doch) und wir vom Dachboden aus beinahe einen 180° -Blick nach Nord-Osten haben.DSCF7302

Ein paar Quellwölkchen ziehen über den klaren Himmel, am Horizont können wir sogar die fernen Berge sehen.D7K_5776

Pano Beijing east

Und nach Süd-Westen erkennen wir den CCTV, die „große Unterhose“.Pano Beiing Southwest

Die Pflanzen auf dem Dachboden gehen bei der Hitze ohne Wasser natürlich ein, also haben wir (zur Zeit eher Steffi) richtig zu tun.D7K_5787

Unser Dachboden leidet etwas unter charmanten Verfallserscheinungen:D7K_5784

D7K_5783Unser Vermieter ist Israeli, der mit einer Chinesin verheiratet ist und mit ihr und den Kindern in Israel lebt. Die Dachterrasse gehört eigentlich gar nicht zu unserer Wohnung, die Nutzung wird aber geduldet unter der Auflage, dass die Satellitenschüsseln stehen bleiben dürfen. Ironischerweise gehören diese IRNA. Das ist DER iranische Nachrichtendienst wie dpa bei uns. Naja, so ähnlich irgendwie vielleicht eventuell.DSCF7197

IRNA hat in diesem Haus vier Etagen gemietet. Werden wir von Iran verfolgt? Oder verfolgen wir?D7K_5782

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Der linke obere Turm ist momentan das Zimmer von Martje. L1055828_1

Alte Bekannte

Gestern saß ich mit Martje im Auto auf der Rückfahrt von HH, wo wir auf einem Konzert waren, als sie erzählte, dass jemand, der in Teheran ihr Klassenkamerad war, sie gerade angefacebooked hat. Und dass er die nächsten 4 Jahre Peking unsicher machen würde. Sie schrieb kurz und knapp zurück: Ich auch.
Ob es jetzt tatsächlich 4 Jahre werden, wissen wir ja noch nicht, aber 2 auf sicher. Und da die ganze Familie zu dem Jungen total nett ist und sie die ersten waren, die sich in der Fremde etwas um uns gekümmert haben, freuen wir uns natürlich noch etwas mehr auf Peking.
Wie das Leben manchmal spielt! Klein ist die Welt.

Downtown Tehran

Nein, dies ist noch nicht Downtown, im Gegenteil, dies nagelneue Buchgeschäft ist schon in Betrieb, obwohl noch lange nicht alles fertig ist. Die Stromleitungen hängen offen aus der Decke – egal.DSC_6563

Bevor wir unser Auto hoffentlich verkauft bekommen, mussten wir ja noch mal tanken. Dieser Motorradfahrer mit Bart gehört mit Sicherheit zur Sepah, der Revolutionsgarde, sonst würde er kaum eine Goldwing erlaubt hier fahren können. Von Anmelden kann übrigens keine Rede sein: ein Nummernschild haben solche Motorräder nicht, kein Verkehrspolizist kann gegen solche Leute etwas machen.

Gegen solche Art von Transportunternehmen kann die Polizei auch nichts machen – solange der Fahrer einen Helm trägt und Führerschein und KFZ-Schein dabei hat.

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Jetzt ist grad die Zeit von Pfirsichen, Aprikosen, Kirschen, Mango und natürlich Melonen. Vor allem an Autobahnauffahrten stehen die Händler und weit vorher wird schon angekündigt, was es alles gibt.DSC_8074DSC_8081DSC_7118

Direkt neben einem Obstgeschäft ist es natürlich sinnvoll, eine Motorradwerkstatt zu haben.DSC_7125

Weil Energie so teuer geworden ist, kommen die Leute auf unehrliche Ideen, der Besitzer des Restaurants, in dem ich mit Freund Benny einen Abend verbrachte, erzählte uns stolz, er hätte die Stromleitung so modifiziert, dass das meiste nicht gezählt wird. (Für Gas gibt es auch spezielle Geräte, die für 100.000 Toman in die Leitungen eingebaut werden.) Das nennt man dann Barq-e emami, Strom des Emams (Khomeini). Der hatte nämlich zu Zeiten der Revolution versprochen, dass öffentlicher Transport und Energie für alle umsonst sein würde. Von dem Versprechen ist nicht viel übergeblieben, also holen sich die Menschen, von dem sie glauben, dass ihnen zusteht.DSC_7129

Jetzt aber Bilder von der Unterstadt:

Der Besitzer dieses Autos hatte mal vor langer Zeit einen VW aus Deutschland überführt, daher die ovalen Kennzeichen vom Zollhafenamt Hamburg. Die Verehrung für D ist beinahe grenzenlos.DSC_7148

In dieser Werkstatt werden aus Ton Öfen für die traditionelle Brotherstellung gemacht. 4 Tage werden die riesigen Töpfe noch im Brennofen gebacken und dann in alle Welt in iranische Restaurants exportiert.DSC_7338DSC_7341DSC_7598

Der Motorradfahrer hilft seinem Kollegen mit dem Fuß etwas nach.DSC_7351

Fast 30 Jahre fährt dieser LKW bereits durch Iran und auch außerhalb des Landes (Transitkennzeichen war vorhanden).

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Zementverkauf:

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Unter all diesen Nummern ist der Ladenbesitzer erreichbar:

 

 

 

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Und jetzt kommen wir wieder mal nach Shush, wo der Boden quietscht, weil er so mit Motor- und Getriebeöl getränkt ist.

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Sackgasse:

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Ich war dort mit Benny am Donnerstag, wenn vor fast jedem Geschäft Datteln ausliegen, von denen man sich nehmen kann. Vor dem Verspeisen führt man die Hand an Stirn und Brust (bekreuzigen ohne Querbalken) und gedenkt der Toten.

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Und dies Schaf muss noch schnell zu einem Fest, das es nicht überleben wird.DSC_7583

Eine der letzten Messerschmieden in THR.

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Die Rückreise rückt immer näher, bald müssen wir dies Gesicht wieder öfter sehen. Dies war am Tag des Frauenfußball-Eröffnungsspiels in der Residenz des Botschafters.DSC_8026

Zirkus in der Schule

Wie schon vor 2 Jahren organisierte Annette, die 3 Kinder an der DBST hat, seit etwa einem halben Jahr den “größten Kinderzirkus in Iran”. (ich bezweifle, dass es hier überhaupt einen Zirkus gibt, gehört habe ich jedenfalls von keinem) Steffi und ich waren mit 6 anderen Helfern u.a. für das Training zuständig.

Vor und am letzten Wochenende fanden nun die 3 Aufführungen statt, die mit einigen hundert Besuchern ganz gut besucht waren. Die Turnhalle musste dafür wieder zum Zirkuszelt umgebaut werden, was 5 Erwachsene 2 komplette Nachmittage Zeit kostete (der Abbau war in etwa einer Stunde erledigt).

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Aber das Ergebnis konnte sich echt sehen lassen.

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Die Kinder waren alle aus der Grundschule rekrutiert, lediglich die Roadies waren aus der 6. Klasse. Hier bringt Martje die Säge, mit der das in der Kiste steckende Kind durchgesägt werden wird.DSC_7479

Es gab eine Raubtiernummer,

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Pferde (und Esel-) Dressur

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Zauberer, Luftseilakrobatik, Clowns, Cowboys und Indianer im Schießwettbewerb, Gewichtheber, Hellseher, ein Fakir, Akrobaten am Trampolin, wobei ich als Verantwortlicher dafür froh war, dass der ganze Zirkus ohne Halsbruch vorbei ging. JanIngmar trat mit 2 Mädchen als Skater auf.

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Solveigh schießt auf eine Pappwand und platziert die Zielscheibe hinterher über dem danebengegangenen Pfeil.
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Und sie ist auf dem Einrad sehr sicher geworden.

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Die “lockersten Schuldirektoren des Mittleren Ostens” (von der deutschen und der englischen Schule) lieferten sich ein geFecht
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und spuckten anschließend mit dem grünen Drachen (der als einziges Kind noch nicht zur Schule geht) Feuer


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Qeshm 3 – vielleicht der letzte Urlaub in Iran

Drei Tage am Stück schulfrei, das kommt wohl nicht noch einmal wieder. Also ins Portmonee gegriffen und schnell noch einen Inlandsflug gebucht. Von Freunden hatten wir von einer NGO (Non-Government-Organization) gehört, die einem die eierlegenden Meeresschildkröten zeigen können. Für das Beobachten der schlüpfenden Jungen ist es leider noch zu früh im Jahr. Bei einer Familie, die bei der Eiablage Hilfestellung gibt, mieteten wir telefonisch ein Haus nah am Strand, aber abseits des Ortes Shibderaz.

Der Flug war nicht so reibungslos, wie wir uns das gedacht hatten: nach einer halben Stunde in der Luft über Tehran landeten wir dort wieder und mussten auf ein anderes Flugzeug warten. Das Druckausgleichgerät und die Klimaanlage waren defekt. Statt um drei kamen wir um 23 Uhr auf dem Qeshmer Flughafen an. Das Taxi, das uns zur Unterkunft brachte, war mal kein Peykan oder Kia.DSC_4058aQeshmHausPanoDSC_4093QeshmMasjedShibderazPano

Der alte Swimmingpool am Strand wird nicht mehr nur von der jungen (natürlich männlichen) Bevölkerung genutzt.DSC_4112DSC_4107

Und wenn Ebbe ist, finden die Reiher hier ihren Nachtisch. Keine Ahnung, was sie alles fressen, aber es schien reichlich zu sein.DSCF1490DSCF1478DSC_4079

Und dann hatten wir das Glück, tatsächlich der Eiablage von je Schildkröte etwa 80-100 Eiern zuschauen zu können.DSC_4153

Eiablage

Sie sind etwa so groß wie Pingpongbälle, kriegen aber etwas leichter Dellen und sollen nicht gut für Spiegelei geeignet sein (enthalten zu viel Fett). Die Turtle-Ranger, die diese Arbeit seit etwa 15 Jahren als freiwillige Arbeit machen, klauben die Eier unter der Schildkröte aus dem Sand und vergraben sie an vor Füchsen und Hunden gesicherter Stelle. Kleine oder hell gebliebene Eier sind nicht befruchtet und werden auch nicht ins Gelege gebracht.DSC_4164DSC_4157

Die Schildkröten kriegen nicht mit, dass sie beraubt wurden und brauchen noch mal etwa eine halbe Stunde, um das Loch wieder zuzuschaufeln.DSC_4176

Dies ist der Eierfriedhof, bis nach etwa zwei Monaten ein Kreißsaal draus wird.DSC_4391

Am nächsten Tag weideten eine Menge Schildkröten auf den Seetangwiesen unseres Badestrandes.DSC_4248DSC_4233

Außer die 36° im Schatten und das warme Wasser zu genießen, machten wir einen Ausflug nach Laft, das für seine Vielzahl von Windtürmen bekannt ist. Eine weitere Besonderheit sind die 30 – 40 noch intakten Wasserlöcher, mit deren Hilfe die Bevölkerung auf dieser trinkwasserlosen Insel Regenwasser sammelten und aufbewahrten. Es gab mal für jeden Tag im Jahr ein Wasserloch. Heute wird Trinkwasser mit Tankschiffen vom Festland gebracht.DSC_4295DSCF1404DSC_4335QeshmBadgirLaftPano DSC_4306DSC_4310DSC_4312DSC_4316DSCF1441QeshmHafenLaftPanoDSC_4360DSC_4371DSC_4364DSC_4380

Die Schildkröten waren nicht die einzigen, die ihre Nester füllten, auch der Osterhase war fleißig gewesen und hatte mit Gecko´s Hilfe sogar deutsche Naschis im Haus verteilt.DSC_4409a

Solch einen schönen Wartesaal hab ich auf noch keinem Flughafen gesehen – direkter Blick auf den Flieger.DSC_4433a