Kategorie-Archiv: Iran

Blauer Himmel! Auf den Dachboden!

Meine Augen glauben nicht, was sie schlaftrunken am Himmel erblicken: Blau! „Steffi! Steh auf, wir müssen nach oben.“ Unsere Dachterrasse wurde mal aus Versehen Dachboden genannt und jetzt ist dieser Ausdruck zum Running Gag geworden. Wie wir gleich am ersten Tag lernen mussten, wohnen wir gar nicht im 26. Stock, und der Dachboden ist nicht der 27.

Die Zählweise geht so: Das Erdgeschoss ist der 1. Stock, 2 und 3 sind noch normal, aber danach werden alle ausgelassen, die die chinesische Unglückszahl 4 enthalten und, Hommage an den Westen, auch die 13. Also sind es insgesamt 22, Martje und die Pflanzen wohnen im 23. Nach deutscher Definition liegt unsere Wohnungstür im 21.

Die Lage gefällt uns total gut, da niemand uns in unsere Fenster kucken kann (aus 2 km Entfernung geht es doch) und wir vom Dachboden aus beinahe einen 180° -Blick nach Nord-Osten haben.DSCF7302

Ein paar Quellwölkchen ziehen über den klaren Himmel, am Horizont können wir sogar die fernen Berge sehen.D7K_5776

Pano Beijing east

Und nach Süd-Westen erkennen wir den CCTV, die „große Unterhose“.Pano Beiing Southwest

Die Pflanzen auf dem Dachboden gehen bei der Hitze ohne Wasser natürlich ein, also haben wir (zur Zeit eher Steffi) richtig zu tun.D7K_5787

Unser Dachboden leidet etwas unter charmanten Verfallserscheinungen:D7K_5784

D7K_5783Unser Vermieter ist Israeli, der mit einer Chinesin verheiratet ist und mit ihr und den Kindern in Israel lebt. Die Dachterrasse gehört eigentlich gar nicht zu unserer Wohnung, die Nutzung wird aber geduldet unter der Auflage, dass die Satellitenschüsseln stehen bleiben dürfen. Ironischerweise gehören diese IRNA. Das ist DER iranische Nachrichtendienst wie dpa bei uns. Naja, so ähnlich irgendwie vielleicht eventuell.DSCF7197

IRNA hat in diesem Haus vier Etagen gemietet. Werden wir von Iran verfolgt? Oder verfolgen wir?D7K_5782

D7K_5780

D7K_5778

D7K_5774 D7K_5750

Der linke obere Turm ist momentan das Zimmer von Martje. L1055828_1

Abschied von Tehran

Jetzt geht der Abschied von Teheran endgültig los. Wir versuchen, so viele Leute wie möglich noch mal zu sehen. Gestern waren wir bei Hasan und seiner Eisdiele, wo die Kinder sich nochmal mit italienischem Eis den Bauch vollschlugen.

DSC_8190

Das Baustellenloch neben unserem Haus ist inzwischen so tief, dass man Angst hat, dass unser Haus dort reinfällt.

Dass wir in der Residenz gewesen waren,um das Eröffnungsspiel der Frauenfußball-WM zu sehen, hatte ich ja schon geschrieben.

DSC_8014

 

DSC_8020

Ein letztes Mal wurde der Esel auf dem Reiterhof gewaschen.DSC_6723DSC_8039DSC_8049
Einkäufe für zu Hause sind auch weitgehend gemacht, wobei wir die verderbliche Ware natürlich nicht mitnehmen können.

DSC_8105

Benny zeigte uns noch mal seinen frischgebauten Pizzaofen in Aktion, eine Pizza ist in 2 Minuten fertig gewesen und war schweinelecker. Wer wissen will, wie man so´n Ding baut, der soll sich an mich wenden.

DSC_8114

Mit etwa 41 Grad Celsius ist es momentan so heiß, dass man es nur im Pool aushält, und auch da nur mit einem Magnum.


DSC_8124a
Die Stromkästen an den Straßen sind auf Bücherregal hübsch gemacht.

DSC_8133
Die Zeugnisse waren entgegen den gezeigten Mienen super. Lauter Einsen und Zweien, jeder Zwilling hat nur eine Drei und Martje eine Vier im Übergangszeugnis.DSC_8136

Vom Verkauf unseres Autos gibt es positives zu berichten: Nach langem Hin und Her hat sich mit Alirezas Hilfe ein Käufer gefunden, der bereit ist, 3 Mio. Toman zu bezahlen. 2 Mio sind bereits auf unserem Konto und heute war ich den ganzen Tag auf der Zulassungsstelle, um mein Nummernschild loszuwerden und das vom Käufer montieren zu lassen. Er kam mit dem Auto seines Vater getrennt gefahren, war weiß gekleidet mit Badelatschen und 7/8-Hosen. Als er ein wenig mit mir am Schalter gestanden hatte, kam jemand zu ihm, der ihm sagte, so geht das aber nicht, er müsse sich an die Kleiderordnung halten und entweder umziehen oder im Auto Platz nehmen. Was anderes hatte er nicht mit, also musste ich die Sache allein erledigen. Leider hatte er auch kein Einfahrtsbillet gelöst, und konnte, nachdem wir nach 5 Stunden dort fertig waren, nicht wieder vom Gelände fahren, ohne seinen Personalausweis kopieren zu lassen. In der letzten Zeit steht die Polizei wieder mit Bussen an Verkehrsknotenpunkten und greift sich die Frauen aus den Autos, die Lippenstift tragen oder lackierte Fuß- oder Fingernägel haben. Das kostet dann eine Geldstrafe und die Frauen werden erniedrigt, indem sie wie Verbrecher in den einschlägigen Filmen abfotografiert werden. Aber von Männern hatte ich das noch nicht gehört. Hier redet man am Schalter grad darüber und die ordnungsgemäß gekleidete Sachbearbeiterin lacht sich schlapp.
DSC_8202
Xodahafez, rahbar! Auf Wiedersehen, Führer!
DSC_8131

Downtown Tehran

Nein, dies ist noch nicht Downtown, im Gegenteil, dies nagelneue Buchgeschäft ist schon in Betrieb, obwohl noch lange nicht alles fertig ist. Die Stromleitungen hängen offen aus der Decke – egal.DSC_6563

Bevor wir unser Auto hoffentlich verkauft bekommen, mussten wir ja noch mal tanken. Dieser Motorradfahrer mit Bart gehört mit Sicherheit zur Sepah, der Revolutionsgarde, sonst würde er kaum eine Goldwing erlaubt hier fahren können. Von Anmelden kann übrigens keine Rede sein: ein Nummernschild haben solche Motorräder nicht, kein Verkehrspolizist kann gegen solche Leute etwas machen.

Gegen solche Art von Transportunternehmen kann die Polizei auch nichts machen – solange der Fahrer einen Helm trägt und Führerschein und KFZ-Schein dabei hat.

DSC_6564

DSC_7093

DSC_7747Motori

Jetzt ist grad die Zeit von Pfirsichen, Aprikosen, Kirschen, Mango und natürlich Melonen. Vor allem an Autobahnauffahrten stehen die Händler und weit vorher wird schon angekündigt, was es alles gibt.DSC_8074DSC_8081DSC_7118

Direkt neben einem Obstgeschäft ist es natürlich sinnvoll, eine Motorradwerkstatt zu haben.DSC_7125

Weil Energie so teuer geworden ist, kommen die Leute auf unehrliche Ideen, der Besitzer des Restaurants, in dem ich mit Freund Benny einen Abend verbrachte, erzählte uns stolz, er hätte die Stromleitung so modifiziert, dass das meiste nicht gezählt wird. (Für Gas gibt es auch spezielle Geräte, die für 100.000 Toman in die Leitungen eingebaut werden.) Das nennt man dann Barq-e emami, Strom des Emams (Khomeini). Der hatte nämlich zu Zeiten der Revolution versprochen, dass öffentlicher Transport und Energie für alle umsonst sein würde. Von dem Versprechen ist nicht viel übergeblieben, also holen sich die Menschen, von dem sie glauben, dass ihnen zusteht.DSC_7129

Jetzt aber Bilder von der Unterstadt:

Der Besitzer dieses Autos hatte mal vor langer Zeit einen VW aus Deutschland überführt, daher die ovalen Kennzeichen vom Zollhafenamt Hamburg. Die Verehrung für D ist beinahe grenzenlos.DSC_7148

In dieser Werkstatt werden aus Ton Öfen für die traditionelle Brotherstellung gemacht. 4 Tage werden die riesigen Töpfe noch im Brennofen gebacken und dann in alle Welt in iranische Restaurants exportiert.DSC_7338DSC_7341DSC_7598

Der Motorradfahrer hilft seinem Kollegen mit dem Fuß etwas nach.DSC_7351

Fast 30 Jahre fährt dieser LKW bereits durch Iran und auch außerhalb des Landes (Transitkennzeichen war vorhanden).

DSC_7522DSC_7344aDSC_7999

Zementverkauf:

DSC_7532

Unter all diesen Nummern ist der Ladenbesitzer erreichbar:

 

 

 

DSC_7533

Und jetzt kommen wir wieder mal nach Shush, wo der Boden quietscht, weil er so mit Motor- und Getriebeöl getränkt ist.

DSC_7538DSC_7556

Sackgasse:

DSC_7557DSC_7561DSC_7564a

Ich war dort mit Benny am Donnerstag, wenn vor fast jedem Geschäft Datteln ausliegen, von denen man sich nehmen kann. Vor dem Verspeisen führt man die Hand an Stirn und Brust (bekreuzigen ohne Querbalken) und gedenkt der Toten.

DSC_7572

Und dies Schaf muss noch schnell zu einem Fest, das es nicht überleben wird.DSC_7583

Eine der letzten Messerschmieden in THR.

DSC_8006

Die Rückreise rückt immer näher, bald müssen wir dies Gesicht wieder öfter sehen. Dies war am Tag des Frauenfußball-Eröffnungsspiels in der Residenz des Botschafters.DSC_8026

Zirkus in der Schule

Wie schon vor 2 Jahren organisierte Annette, die 3 Kinder an der DBST hat, seit etwa einem halben Jahr den “größten Kinderzirkus in Iran”. (ich bezweifle, dass es hier überhaupt einen Zirkus gibt, gehört habe ich jedenfalls von keinem) Steffi und ich waren mit 6 anderen Helfern u.a. für das Training zuständig.

Vor und am letzten Wochenende fanden nun die 3 Aufführungen statt, die mit einigen hundert Besuchern ganz gut besucht waren. Die Turnhalle musste dafür wieder zum Zirkuszelt umgebaut werden, was 5 Erwachsene 2 komplette Nachmittage Zeit kostete (der Abbau war in etwa einer Stunde erledigt).

DSC_7362

Aber das Ergebnis konnte sich echt sehen lassen.

DSC_7639

Die Kinder waren alle aus der Grundschule rekrutiert, lediglich die Roadies waren aus der 6. Klasse. Hier bringt Martje die Säge, mit der das in der Kiste steckende Kind durchgesägt werden wird.DSC_7479

Es gab eine Raubtiernummer,

DSC_7418

Pferde (und Esel-) Dressur

DSC_7653

Zauberer, Luftseilakrobatik, Clowns, Cowboys und Indianer im Schießwettbewerb, Gewichtheber, Hellseher, ein Fakir, Akrobaten am Trampolin, wobei ich als Verantwortlicher dafür froh war, dass der ganze Zirkus ohne Halsbruch vorbei ging. JanIngmar trat mit 2 Mädchen als Skater auf.

DSC_7446

Solveigh schießt auf eine Pappwand und platziert die Zielscheibe hinterher über dem danebengegangenen Pfeil.
DSC_7831DSC_7836
Und sie ist auf dem Einrad sehr sicher geworden.

DSC_7878

Die “lockersten Schuldirektoren des Mittleren Ostens” (von der deutschen und der englischen Schule) lieferten sich ein geFecht
DSC_7677


und spuckten anschließend mit dem grünen Drachen (der als einziges Kind noch nicht zur Schule geht) Feuer


.
DSC_7688
DSC_7958DSC_7988DSC_7709

Werbung, Wasser, Wärme, Wagen

Wir werden wirklich wiederholt Werbung wegwerfen, wenn wir wieder in Deutschland sind; ich habe es immer als wohltuend empfunden, dass der Briefkasten, von denen es hier sowieso kaum welche gibt, nicht vollgestopft wird.
DSC_5810DSC_5999

Das Wetter ist jetzt zuverlässig warm, und weil es so schön grün ist, mögen wir gerne rausgehen. Die Kinder überreden uns immer wieder dazu in den Feuer-und-Wasser-Park zu gehen, da können sie am meisten anfangen. Rosen laden dazu ein, ein paar Schnappschüsse von den Liebsten zu machen.

DSC_5892a
DSC_5923
DSC_5936b

..und wer sich ausgetobt hat, kann sich im begehbaren Springbrunnen abkühlen.

DSC_5968a
DSC_5902

Diese Kinder üben schon mal für den Straßenverkehr von Tehran, wenn sie groß sind. Selbst zukucken will gelernt sein.

DSC_5976b

In 15 Jahren, wenn sie 18 sind, werden sie von diesen Autos und Trucks (was den Benzinverbrauch angeht hoffentlich) kaum noch welche vorfinden. Trotzdem sitze ich lieber in einem Peykan (s.u.)als in einem Kia Pride, der wie aus Pappe gemacht scheint.

DSC_6000c

Diese Amitrucks aus den 70ern sind scheinbar nicht kaputtzukriegen, so viele fahren noch davon. Was sie sympathisch macht, ist, dass sie noch echte Kühlerhauben haben, auf denen eine kleine Chrom-Bulldogge zum Sprung ansetzt.
DSC_5430DSC_4644

Dies ist ein Volvo, der eigentlich gar keine Kühlerhaubenfigur hat, aber viele bedienen sich bei anderen Marken, so kommt wohl das Cadillac-Flugzeug dahin.
DSC_5631

Melonen gibt es einige Sorten, deren Namen ich mir auf Deutsch nicht merken kann: Dies ist Talebi
DSC_5903

dann gibt es noch Kharboze
DSCF9583

und hier sehen wir eine 14-Kilo-Wassermelone (Hendewune oder Hendune) beim Anschnitt. Diese wurde von 50 Grundschulkindern innerhalb kürzester Zeit verputzt, nachdem eine der Klassen im Wechsel für die gesamte Grundschule wieder mal ein gemeinsames Frühstück vorbereitet hatte.

DSC_6008DSC_6035

Martje ist inzwischen so groß geworden, dass sie (zwar nicht gern, aber ohne Murren) mit Kopfbedeckung in die Öffentlichkeit geht. Hier sind wir auf dem Weg in die Residenz gewesen, wo M. an einer Aufführung während der Abiturientenverabschiedung teilnahm. Es ist der erste Jahrgang seit 25 Jahren, der wieder Abiturprüfungen in Tehran abgenommen bekam. Alle 8 haben bestanden.DSC_5852a

Aprilwetter und Grundschulausflug

Das Wetter ist durchwachsen und Tehraner sagen, sie könnten sich nicht erinnern, es so in dieser Jahreszeit je erlebt zu haben. Meist regnet und gewittert es abends. Der Vorteil ist, dass es überall sehr grün ist. Und wirklich kalt ist es mit minimal 20 Grad auch nicht.


DSC_4706

Wir waren überrascht, dass die Maulbeeren schon reif sind und sind zu A. zum Mittag und zur Ernte gefahren. Himbeeren schmecken kaum besser.DSC_5495DSC_5503

Wie traurig waren wir zu hören, dass sein 75jähriger Vater 3 Tage später in einer schmalen Gasse nach dem Bankbesuch von zwei Motorradfahrern überfallen, niedergeschlagen und um 4 Millionen Toman (ca. 3.000 €) erleichtert wurde. Davon kann die Familie locker 3 Monate lang leben. Abgesehen davon hat er jetzt noch Krankenhaus- und Behandlungskosten wegen seines lädierten Auges. Es ist das zweite Mal, dass wir von solch einem Überfall gehört haben. Vermutlich wird es unter den schwierigeren finanziellen Verhältnissen in Zukunft öfter vorkommen.

Weil die Schule Abiturprüfungen hatte und die Kleinen nur stören, wurde der jährliche Grundschul-Ausflug ins Ahar-Tal auf diesen Termin gelegt. Der “Mann der Lehrerin” (so steht es in meinem Pass) kam auch mit. Auf dem Weg eine Bergbaustelle, vielleicht für eine Villa:DSC_4940

Der Weg zum Picknickplatz war wegen der vielen Regenfälle völlig vermatscht. Die Kinder in ihren feinen Schühchen (hätte noch gefehlt, dass die Eltern ihren Kindern Lackschuhe angezogen hätten) schimpften wie die Rohrspatzen, hatten am Wasser aber doch ihren Spaß. Esel, Maulesel und Pferde bringen alles mögliche, meist aber Baumaterial nach oben.
DSC_5731

Manches wie dies Wasserrohr wird auch mit menschlicher Muskelkraft nach oben gebracht.

DSC_5675DSC_5718

JanIngmar fing einen der unzähligen Geckos. Dabei ist erstaunlich, wie wenig die persischen Mitschüler an Tiere gewöhnt sind. Es gibt Kinder, die vor Fliegen im Klassenraum in Panik ausbrechen. Und eine Haustierkultur mit Streicheln und Tierpflege gibt es sowieso nicht.

DSC_5710

DSC_5721

DSC_5728

Culture gap:

DSC_5738DSC_5739

Toben auf dem Schulgelände

DSC_5761

Diese beiden sind nicht von der Polizei, wie man denken könnte, werden aber trotzdem keinen Strafzettel für diese Art von Transport bekommen.

DSC_5525

Und noch ein Aufeinanderprallen von Kulturen, in unserer Lieblingspizzeria:


DSC_5456a

Straßenszenen aus Tehrans Zentrum:

DSC_5398

DSC_5802

Dies hatte ich schon mal gezeigt, inzwischen haben die Maler die schon etwas verblichene Propaganda wieder neu gemalt.

DSC_5395marg bar amrika

Kaum einer nimmt das wirklich ernst, aber es ist wie in der DDR, irgendwann sickert doch etwas davon in das Unterbewusstsein.

DSC_5408

Und Ahmadinejad versteigert seinen Peugeot mit nur etwa 37.000 km auf dem Tacho. Mint condition. Der Erlös soll einem Wohnungsbauprogramm dienen. 1.000.000 $ sollen schon geboten worden sein… Wir bieten nicht mit.

peugeot504

Maranjab – Wüste

Wir müssen die Wochenenden ausnutzen, solange wir noch hier sind. Zum Glück hatten Freunde von uns Zeit, so dass wir mit insgesamt 4 Autos in die Wüste fuhren. Leider hatte unser Auto wieder Hitzeprobleme, so dass wir wegen der Pausen relativ lange brauchten. Bis Maranjab sind es etwas mehr als 300 km. Um halb 10 waren wir auf der Straße, um 3 Uhr nachmittags trafen wir auf eine Schäferschutzhütte mit Qanat (=Wasserlauf), von wo es nur noch eine halbe Stunde Sandpiste bis zum Rastplatz war.

Für Solveigh waren die Zicklein schon genug, um ihr Nervenkostüm wieder gradezurücken.DSC_4933DSC_4947DSC_4940

Nach dem Kuscheln wurden sie in eine Satteltasche gestopft DSC_4960

und die Esel machten sich allein auf den Weg zum Stall. Der Schäfer sagte, die kennen den Weg.DSC_4943PanoMaranjab11c

Wir waren erstaunt, wie grün es fast überall war. Das Wetter war für die fortgeschrittene Jahreszeit sehr erträglich. In einem Monat kann man es hier nicht mehr aushalten. Meist waren Wolken vor der Sonne, so dass wir nicht braten mussten, auch nachts konnte man gut ohne Zelt draußen schlafen. Ich hatte die Zeltstangen von einem Zelt vergessen einzupacken, also gab es auch keine andere Wahl.  DSC_4912DSC_4975DSC_4995DSC_4993DSC_5014DSC_5052

Der schwarze Punkt in der Mitte ist Steffi, die die Dünen mehrmals hochkraxelte, um wieder aufzutanken.SQuoß u JSchneider_2DSC_5057DSC_5188aDSC_5251DSC_5173DSC_5178a

Annette ließ die 7 Kinder (und wer wollte von den 10 Erwachsenen) wieder Feuerspucken.DSC_5081

DSC_5096a

Am Morgen war der Himmel immer noch in Brand.DSC_5123aDSC_5148aDSC_5126DSC_5125DSC_5279DSC_5265

Vor allem die Kinder profitierten von der kleinen Reise. Alle Kinder durften Autolenken und dabei gestand Solveigh, dass, wenn sie noch ein bisschen fahren dürfte, ihre Nervenkammer wieder gefüllt wäre.

Paiin-e shahr – Unterstadt

In letzter Zeit mache ich ein wenig das untere, ursprüngliche Tehran unsicher. Unser Mechaniker bedauerte, dass ich meinen Vater, da er doch so an Eisenarbeiten interessiert sei (ich hatte ihm Bilder, die wir von Schraubengeschäften gemacht hatten, gezeigt), nicht in die Straße Shoush gebracht hätte. Da war ich selber aber noch nicht gewesen. Also nichts wie ab in die Metro und dorthin gereist, natürlich nicht mit dem Waggon, der nur für Frauen vorgesehen ist. Dort drin soll frau am günstigsten an Schminkutensilien kommen, die von fliegenden Händlerinnen angeboten werden.DSC_4713

Die Metrostation

DSC_4694

Die Bebauung ist weitgehend noch ein-, eventuell zweigeschossig,DSC_4642a

inzwischen baut man an einigen wenigen Stellen auch höher – der Fortschritt ist auch hier nicht aufzuhalten.DSC_4686DSC_4693

Haushaltsartikel

DSC_4650a

Jetzt weiß ich auch, woher die ganzen gebrauchten Blattfedern und anderen Ersatzteile kommen, die bei unserem Auto schon gewechselt werden mussten.

DSC_4665DSC_4666

Grün hat es hier etwas schwer, sich gegen Rostbraun durchzusetzen.DSC_4669DSC_4673a

Von der Hauptstraße bis in die Gassen wird alles noch mit Handkarren befördert.DSC_4674DSC_4678

Auch Kinderwagen kommen zum Einsatz.

DSC_4658a

Für etwas längere Strecken gibt es Lastmotorräder.

DSC_4656

Die Busse fahren hier mit Stromleitungen.

DSC_4690

Neben den Altreifen kann man gegrillte Leber oder Nierchen zu Mittag bekommen.DSC_4680DSC_4681 copyDSC_4688

Heute war ich an einem anderen Ort – Monirieh und Molavi. In dieser Tischlerei erstand ich zwei Keulen für den traditionellen Sport im Zurxuneh.

DSC_4765DSC_4766

Damit keine echten Brote als Werbung vor der Bäckerei aufgehängt werden müssen, hat man hier einmal tiefer in die Tasche gegriffen und Nun-e felezak – Metallbrot, hergestellt.

nun-e-felezak

Die Glücksbringer, die vor vielen Läden hängen, sind Singvögel, von denen einer hier zu seinem neuen Zuhause gebracht wird.

DSC_4643

Qeshm 3 – vielleicht der letzte Urlaub in Iran

Drei Tage am Stück schulfrei, das kommt wohl nicht noch einmal wieder. Also ins Portmonee gegriffen und schnell noch einen Inlandsflug gebucht. Von Freunden hatten wir von einer NGO (Non-Government-Organization) gehört, die einem die eierlegenden Meeresschildkröten zeigen können. Für das Beobachten der schlüpfenden Jungen ist es leider noch zu früh im Jahr. Bei einer Familie, die bei der Eiablage Hilfestellung gibt, mieteten wir telefonisch ein Haus nah am Strand, aber abseits des Ortes Shibderaz.

Der Flug war nicht so reibungslos, wie wir uns das gedacht hatten: nach einer halben Stunde in der Luft über Tehran landeten wir dort wieder und mussten auf ein anderes Flugzeug warten. Das Druckausgleichgerät und die Klimaanlage waren defekt. Statt um drei kamen wir um 23 Uhr auf dem Qeshmer Flughafen an. Das Taxi, das uns zur Unterkunft brachte, war mal kein Peykan oder Kia.DSC_4058aQeshmHausPanoDSC_4093QeshmMasjedShibderazPano

Der alte Swimmingpool am Strand wird nicht mehr nur von der jungen (natürlich männlichen) Bevölkerung genutzt.DSC_4112DSC_4107

Und wenn Ebbe ist, finden die Reiher hier ihren Nachtisch. Keine Ahnung, was sie alles fressen, aber es schien reichlich zu sein.DSCF1490DSCF1478DSC_4079

Und dann hatten wir das Glück, tatsächlich der Eiablage von je Schildkröte etwa 80-100 Eiern zuschauen zu können.DSC_4153

Eiablage

Sie sind etwa so groß wie Pingpongbälle, kriegen aber etwas leichter Dellen und sollen nicht gut für Spiegelei geeignet sein (enthalten zu viel Fett). Die Turtle-Ranger, die diese Arbeit seit etwa 15 Jahren als freiwillige Arbeit machen, klauben die Eier unter der Schildkröte aus dem Sand und vergraben sie an vor Füchsen und Hunden gesicherter Stelle. Kleine oder hell gebliebene Eier sind nicht befruchtet und werden auch nicht ins Gelege gebracht.DSC_4164DSC_4157

Die Schildkröten kriegen nicht mit, dass sie beraubt wurden und brauchen noch mal etwa eine halbe Stunde, um das Loch wieder zuzuschaufeln.DSC_4176

Dies ist der Eierfriedhof, bis nach etwa zwei Monaten ein Kreißsaal draus wird.DSC_4391

Am nächsten Tag weideten eine Menge Schildkröten auf den Seetangwiesen unseres Badestrandes.DSC_4248DSC_4233

Außer die 36° im Schatten und das warme Wasser zu genießen, machten wir einen Ausflug nach Laft, das für seine Vielzahl von Windtürmen bekannt ist. Eine weitere Besonderheit sind die 30 – 40 noch intakten Wasserlöcher, mit deren Hilfe die Bevölkerung auf dieser trinkwasserlosen Insel Regenwasser sammelten und aufbewahrten. Es gab mal für jeden Tag im Jahr ein Wasserloch. Heute wird Trinkwasser mit Tankschiffen vom Festland gebracht.DSC_4295DSCF1404DSC_4335QeshmBadgirLaftPano DSC_4306DSC_4310DSC_4312DSC_4316DSCF1441QeshmHafenLaftPanoDSC_4360DSC_4371DSC_4364DSC_4380

Die Schildkröten waren nicht die einzigen, die ihre Nester füllten, auch der Osterhase war fleißig gewesen und hatte mit Gecko´s Hilfe sogar deutsche Naschis im Haus verteilt.DSC_4409a

Solch einen schönen Wartesaal hab ich auf noch keinem Flughafen gesehen – direkter Blick auf den Flieger.DSC_4433a