Iran-Rundreise #1

Endlich Weihnachts-Ferien!
Unser Auto war noch mal in der Werkstatt, bevor wir uns auf den Weg in den Süden machten.
Mohamad brachte die Bremsen in Ordnung und eine gebrochene Blattfeder musste ersetzt werden. Weil so viele Feiertage waren und die Ersatzteile erst beschafft werden mussten, konnten wir erst zwei Tage später als gehofft losfahren.

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Martje hatte ja in der Sommerfestlotterie der Schule 3 Nächte für 2 Personen im Hotel auf der Insel Kish gewonnen. Eltern von einem Klassenkameraden gehört die Anlage, deshalb war es auch kein Problem, dass wir als ganze Familie anreisten und trotzdem nichts extra zahlen mussten.
Aber erstmal mussten wir hinkommen, und knapp 1500 km kann man nicht in einem Rutsch bewältigen. Ein paar Stunden Pause in Esfahan. Es ist vermutlich die schönste Stadt Irans, aber die Leute sind etwas zu geschäftstüchtig. Man muss jedoch zugeben, dass Teppichhändler in der Türkei weitaus nerviger sind.DSC_7428DSC_7429

 

 

 

 

 

 

In diesem Restaurant kamen wir uns vor wie Liliputaner. Die Portionen waren aber eher normal. Retaurant EsfahanDSC_7391

Shiraz ist die Stadt, die uns bisher am besten gefällt, die Leute sind relaxt, es ist auch im Winter nicht sehr kalt und die Gärten und Gebäude sind spektakulär. In Persepolis waren wir letztes Jahr schon, daher mussten wir dort nicht nochmal hin. Das Stadttor heisst Qorantor, weil obendrin praktischerweise ein Qoran untergebracht ist. Wenn man verreist, soll man nämlich unter einem Koran durch gehen. Qorantor ShirazWir wohnten 3 Nächte bei den Eltern eines guten Freundes. Die letzte Nacht war shab-e yal-dar, die längste Nacht des Jahres. Man trifft sich mit Familie und Freunden, erzählt Geschichten und muss, um Glück zu haben, unbedingt Wassermelone essen. 
Xosh amadid! Befarmaid!DSC_7777

Den Eram-Garten hatten wir noch nicht gesehen, eine riesige Anlage mit Palmen und Granatapfelbäumen und einem Palast aus der Qajarenzeit. DSC_7462DSC_7468DSC_7486

 

 

 

 

 

 

 

Ein trauriges Bild waren die Granatapfelbäume, die fast alle im letzten Sommer vertrocknet sind.
An der Seitenwand des Palastes trifft Neu auf Alt: wo sollen die Mobiles denn sonst hin?DSC_7454DSC_7561

Im zum Audi umgebauten Peykan DSC_7473

sitzt man immer noch bequemer als in den neuen Kia´s.DSC_7505

In Iran bin ich schon einige Male Hitlers “Mein Kampf” begegnet, meistens auf der Straße verkauft. Auf Nachfrage, ob man Hitler wegen seinem Antisemitismus gut finden würde, bekam ich als Antwort, nein, weil er sich gegen England so ins Zeug gelegt hätte. Das persische Wort für Propaganda und Werbung ist übrigens das gleiche…DSC_7512

Der Bazaar in Shiraz ist einer der schönsten in Iran. Noch hängen die schwarzen  Fahnen von Moharram und auf Festen darf nicht getanzt werden. DSC_7519

Wir sind noch nicht so lange wieder zu Hause, und hatten noch Australier mit Kindern zu Besuch, so dass ich etwas hinterherhinke mit dem Schreiben…

Rest folgt!

Moharram – der Schein trügt

Im Trauermonat Moharram verändert sich das Gesicht der Stadt, Baugerüste werden über die Straße gebaut, die dann mit Bannern verkleidet werden („heyat“). Letztes Mal waren wir in Yazd, dort waren wir mittendrin, statt nur dabei; diesmal wollten die Kinder wegen der Straßenschlachtungen nicht.
Stände versorgen die Prozessierenden mit Tee und heißer Schokolade. Und dann werden mit Federn geschmückte Gestelle („Alam“) unter Trommelgetöse und gefolgt von mit Ketten auf sich einschlagenden Gläubigen durch die Straßen getragen. Ein Auto mit Riesenlautsprecher fährt mittendrin mit und besorgt die nötigen Trauergesänge. Meistens ist es allerdings ein Bazaarkarren, auf dem ein Stromaggregat für den nötigen Wumms sorgt, den der darübermontierte 30″-Lautsprecher verbraucht.Gedacht wird dem Tod von Emam Hossein in der Schlacht von Kerbala, dem Sohn von Emam Ali und Mohammads Tochter Fatemeh. Sein Pferd war beinah sein bester Freund. Weil er so nah an Gott ist, und Gott kein Gesicht hat, wird er auf Bildern immer geweißt gezeigt.Für die Kinder (und nicht nur die) sind diese Tage ein großer Spielplatz mit Feuer und Freunde-treffen. Und ich muss zugeben, dass die Stimmung eine große Sogwirkung hat. Trotzdem ist alles wie ein großes Volksfest und von der Trauer, die gewünscht wird, ist wenig zu spüren. Für die jungen Leute ist es im Gegenteil eine große Kontaktbörse. Abends gibt es Nazri, d.h. Essensgeschenke, die von Nachbar zu Nachbar getragen werden. In 21 Tagen gibt es wieder einen Termin, an dem mit Nazri Hossein und seinen Verwandten gedacht wird.
Während Papa das Schaf häutet, posiert der kleine Hossein gerne für mich, und drückt anschließend wild auf meiner Kamera rum, bis er im Bild hat, was er gerne von nah sehen wollte.
Wenn man Kerzen anzündet, gehen die dabei gedachten Wünsche in Erfüllung.Um dieses Bild irgendwie aussagekräftig zu finden, muss man es, glaube ich, im Vollbildmodus sehen und die Schilder beachten:
Und noch´n Suchbild – wo ist der Verkäufer? Lässt sich eigentlich nur finden, weil er nicht photogechopped ist – und trotzdem ganz was Besonderes.
Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch – wir fahren mit unserem Auto bis zur Insel Kish im Persischen Golf und sind in zwei Wochen wieder da.

Geschäfte

Geschäfte machen kann man fast überall, dieser Schneider hat seine Schneiderei im Supermarkt nah bei unserem Haus. Rechts ist die Joghurt-Theke, links der Wurststand. Wenn´s ihn nicht stört…Dieser Auto-HiFi-Laden sollte sich nach einer guten Werbedruckerei umsehen. Die jetzige hat die lateinischen Buchstaben genau wie Farssi von rechts nach links gelesen und entsprechend von oben nach unten umgesetzt. Oder ist das das neue Werbekonzept?
Zwischen dem Shopping lässt man sich hier nieder. Es ist tatsächlich der einzige Imbiss, den ich kenne, wo man draußen sitzen und speisen kann. Sonst verbietet die Stadtverwaltung solche Straßencafés. Dieser Besitzer muss jeden Monat 100.000 Toman (80 €) bezahlen, um die Stühle und Tische zu behalten. Apropos behalten: Ein Bekannter ist mit einem Freund in dessen Auto mit einer Studienkollegin durch die Gegend gefahren, bis die Polizei das Auto anhielt. Die Beamten wollten partout nicht glauben, dass es sich hier nicht um ein zu ahnendes Delikt handelt (Frau nicht mit einem der beiden verheiratet). Deshalb wurde das Auto für eine Woche in ein Parkhaus gesperrt. Mit Motorrädern, die keine Versicherung haben oder der Fahrer keinen Führerschein verhält es sich genau so. Die Polizei wartet immer öfter schon mit Kleinlastern, um all die Motorräder aufzuladen, die sich „daneben benommen“ haben.
Dieser Torso müsste eigentlich auch auf den Laster, so freizügig, wie er sich benimmt. Er steht am Eingang der Straße für Frauenbekleidung.
Gekauft wurde er vielleicht hier, eine ganze Passage nur mit Schaufensterpuppengeschäften.

Nach dem Shopping kann man in diesem Tischtuchhaus (Sofre-xune) essen und eine Pfeife rauchen. Wir waren nur auf Klo und haben was getrunken.
Und wenn alle Einkäufe erledigt sind, geht´s mit dem Motorrad nach Hause.
Heute hab ich einen guten Kauf getätigt: an der Straße stand einer, der Poshti (Kissen) loswerden wollte, das Stück für 1.000 T (80 Cent). Er hatte acht Stück und ich war zum Glück mit dem Auto. Müssen gewaschen und z. T. genäht werden, aber selbst dann dürften sie noch günstig sein. Ach ja, die da vor unserer Haustür mit der Krücke Teppich klopft, ist seit einer Woche Invalide, weil sie vor drei Wochen vom Pferd gefallen war und das rechte Knie vor einer Woche plötzlich dick wurde. Davor hatte Martje nur leicht geklagt und auf das Inline-skaten usw. nicht verzichten wollen. Der Orthopäde sprach von 2 Monaten, bis es wieder gut wird.