Dass meine Eltern, nachdem wir mehr als 2 Jahre in Iran leben, uns besuchen kommen, hat uns und vor allem die Kinder sehr gefreut. Jetzt konnten wir die Sehenswürdigkeiten des Schurkenstaates endlich auch mal in natura zeigen. Ein paar schöne Blicke hat Tehran ja zu bieten, auf dem Tochal hatten wir bei perfektem Wetter einen guten Eindruck von der Größe der Stadt:
besonders die Kinder wirken irgendwie winzig…
..wenn sie auf umgeknickten Grashalmen sitzen.
Die persische Gastfreundschaft ließ auch nicht lange auf sich warten. Für Heinz und Frauke war es etwas mühsam, auf dem Boden zu sitzen, ganz gewöhnen konnten sie sich selbst in den knapp 2 Wochen Rundreise Iran nicht daran.
Da zur Reisezeit gerade erst 4 Tage des neuen persischen Jahres vergangen waren, hatte noch das ganze Land Ausnahmezustand: alle Ämter und die meisten Geschäfte geschlossen. Die Tankstellen hatten natürlich auf, und vom Staat gab es auf die Karte unseres Autos 100 Liter Benzin für etwa die Hälfte des jetzt erhöhten Preises. Durch diesen Tunnel mussten wir fahren, um zur Tanke auf der anderen Seite der Autobahn zu kommen.
Wolken hatten wir nur am ersten Tag, an dem wir um 4:30 starteten, um in einem Rutsch die 900 km bis nach Shiraz zu schaffen. Wir hatten die irrwitzige Idee gehabt, wie bei der letzten Reise in Esfahan Mittagspause zu machen, aber die Stadt war so voll, dass wir keinen Parkplatz in der Innenstadt fanden. Wir waren schon gewarnt worden, dass wir mit vielen Menschen rechnen müssten, aber so etwas hatten wir uns nicht vorgestellt. Ungelogen, die Leute schlugen auf Gehsteigen ihre Zelte auf, was in Shiraz noch extremer war.
Kurz vor Shiraz erreichten wir Pasargad, wo Kaiser Kourosh vor 2500 Jahren begraben worden war, bei bestem Sonnenuntergang.
Leider gab es kein Hotelzimmer mehr, weil die ganze Stadt total voll ist. Während der zwei Wochen Neujahrsferien kommen 5 Millionen Besucher in die Stadt, die selber gerade mal 1,6 Millionen Einwohner hat. Überall wird gezeltet, selbst Verkehrsinseln werden nicht verschont.
Zum Glück war Freund Mohammadreza so nett, uns eine Unterkunft zu besorgen. Es gibt nämlich Leute, die, wenn sie selber an Nowruz unterwegs sind, ihre eigene Wohnung über Makler vermieten. Somit hatten wir ein ganzes Apartment mitten in der Stadt für uns. Für etwa 220 € konnten wir 3 Nächte in Shiraz bleiben.
So viele Menschen! Hier das Grabmal von Hafez, dem berühmten Dichter. Niemals kann man sich in D eine solche Menschenmasse um das Grab Goethes vorstellen.
Wir waren besonders an diesen Orten auch äußerst begehrt und mussten ständig Interviews und Fototermine geben.
Selber posieren die Perser für ein Familienbild auch ständig, hier im Garten des Militärmuseums, wo man traditionelle Kleidung ausleihen kann.
Wir gingen nach der Anstrengung in ein Teehaus im ehemaligen Badehaus.
Martje fand die Wandreliefs außerordentlich interessant. Der Künstler hatte hier sicher nicht Busen und Brustwarzen hinterlassen (dürfen).
Ob dieser Busfahrer wirklich Bruce Willis nacheifert, hoffe ich nicht. Der Schriftzug über den Scheinwerfern besagt, dass er die Versicherung Abulfazl hat, was der Beiname vom Kommandanten von Imam Hossein ist, der in der Schlacht von Kerbala vor etwa 1400 Jahren starb, als er den verwundeten Soldaten mit der bloßen Hand Wasser brachte und dafür erst die Hände und dann das Leben lassen musste.
Zumindest diesmal ließen diese beiden ihr Leben beim Brotholen nicht.
In Persepolis haben wir gedacht, warum tun wir uns das eigentlich an – diese Menschenmassen haben wir in Tehran doch schon. Aber was soll´s – wir sind nun mal in dieser Zeit hier.
Den Gipfel von Gastfreundschaft erlebte Steffi hier, als ihr ein etwa achtjähriges Mädchen ihr angebissenes Eis freudestrahlend entgegenhielt – befarmaid! Bitte schön!