Kohlehügel

Heute ist alles traumhaft – blauer Himmel, Sonntag und keiner von uns hat etwas vor. Unser selbstauferlegtes Pensum für diesen Tag: Sightseeing und Shopping

Unser Besuch letztens hat´s bereits vorgemacht: wenn man nur wenig Zeit hat, eine Sehenswürdigkeit soll auf keinen Fall fehlen: Auf den Kohlehügel steigen. Mit dem Rad ist die Verbotene Stadt, an deren Nordgrenze er liegt, in etwas mehr als 30 min von unserem Zuhause erreichbar, wenn man keinen Platten hat. Steffi hat einen. Zum Glück ist der bicycle repairman nur 50 Schritt weit entfernt. Das Restaurant 10 Schritte weiter. Eine Stunde und ein Mittagessen später fahren wir weiter.L1056938

Der Aussichtsberg liegt im Jing Shan Park, der 2 Kuai (etwas mehr als 20 ct) Eintritt kostet und am Sonntag natürlich voller Leute ist. Der Aushub des Burggrabens um die Verbotene Stadt war das Material für diesen Berg mit fünf Gipfeln, alles mit Menschen- und Tierkräften aufgeschüttet.

Von oben haben wir mit tausenden anderen Menschen einen wunderbaren Blick über die Dächer der Palaststadt. L1056955

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Aber viel interessanter ist das Gewusel von Menschen um uns. Hier oben sind Touristen von überallher, aber unten im Park wird von Beijingern wild durcheinander Musik gemacht, getanzt, Stretching oder TaiQi praktiziert, Drachen steigen gelassen oder einfach nur die Sonne genossen. Die Musiker stehen nur 5 m auseinander trotzdem spielt jeder sein eigenes Lied. Manche sind auch in Orchestern organisiert und benutzten ihre Hackenporsches als Notenständer. Hier kann ich meinen Kindern anschaulich erklären, was Kakophonie bedeutet.

Für uns Deutsche eröffnet sich jeden Tag in Beijing eine neue Welt, aber die Parks am Wochenende sind fremde Planeten. L1057000

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Zurück fahren wir durch Gulou, wo noch mehr abgeht, Geschäft reiht sich an Geschäft, Restaurant an Imbissbude und fliegende Händler bieten Gestricktes und anderes Selbstgemachtes, aber auch industriell gefertigte Chinascheiße, wie wir manchmal abfällig über die Dinge. die nach einem halben Jahr bereits im Müll gelandet sind, sagen. (Wer den Film Story of Stuff noch nicht kennt, investiere diese 20 min bitte und frage sich beim nächsten Kauf, ob alles im Einkaufswagen WIRKLICH nötig ist. Im Original)L1057018

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Joghurtgläser, die an Ort und Stelle leergetrunken werden müssen, da sie wiederverwendet werden. Überhaupt ist die Recyclingrate durch die viele Vorsortierung von Hand in China mit Sicherheit wenigstens genauso hoch wie in den europäischen Ländern. Trotzdem werden in der Regel viel zu viele Plastikverpackungen „umsonst“ mitgekauft.L1057042

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Zu warm!

Wir haben in der Nacht so um die 10 Grad Celsius und wenn die Sonne am Tag durch den Smog scheint, wird es oft zu warm für das was man sich morgens angezogen hat.

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Trotzdem ist es in der Nacht schon so kalt, dass die Nase friert. Und Steffi frostkötelt in der Wohnung so dahin.  So war es jedenfalls bis zum Ende Oktober. Am 1. 11. wurde in unserem Compound die Heizung angestellt. In den meisten Gegenden Beijings ist das erst am 15. 11. der Fall. Wir wollen uns nicht beschweren. Die Regierung oder die Stadtverwaltung bestimmt den Zeitpunkt für die Befeuerung der Anlagen.

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Nachdem ich jeden Heizkörper entlüftet habe, werden sie sogar warm. Und wie! Es gibt nämlich keine Nachtabsenkung und wir sind nahe dran, wie im Sommer die Decken von uns zu werfen, oder gar die Fenster zu öffnen. Hier ist China nicht mehr besonders fortschrittlich. Die Schlote stehen im ganzen Stadtgebiet verteilt. Jeder steht für eine Art Blockheizkraftwerk mit Kesselhaus, das ein paar Hochhäuser wärmt. Wir hoffen, dass die Technik im kalten Winter auch noch funktioniert und kein Rohrbruch unsere rostigen Leitungen durchbeißt. Denn wie es im Olympiazentrum an dieser Balustrade heißt: Verlass dich nicht auf Sicherheit! Do not rely on safety!3-L1056919_CF

Besuch aus D

Unser erster Besuch aus D ist gerade wieder abgereist. C. und M. waren genau 5 Tage hier – natürlich viel zu kurz für eine Riesenstadt wie Beijing. Übrigens habe ich jetzt die Erklärung gefunden, warum in D von Peking gesprochen wird und überall sonst Beijing gesagt wird: Peking ist eine frühe lautschriftliche Beschreibung des Namens, der wie Be-i-dsching mit weichem dsch gesprochen wird. P wird danach wie B, K wie das englische J gesprochen. Also kann man im Deutschen gerne Peking schreiben, aber soll dann Beijing sprechen. [besserwiss]

Wenn Besuch von woanders ins Haus kommt, lernt man „seine“ Stadt erst richtig gut kennen. Ein bisschen zeigt man, was man selber schon kennt, aber vieles ist aus anderer Perspektive gesehen auch für uns neu.

Immerhin sind wir morgens meist so pünktlich draußen, dass wir die Einstimmung der Restaurantsmitarbeiter und Frisöre auf einen weiteren Arbeitstag miterleben. DSCF0289

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Diese sind natürlich keine Mitarbeiter von irgendwas, sondern haben unsere Kinder nur gefragt, ob sie mal mit ihnen posieren können. Ich musste auch mal mit aufs Bild.L1056839

In letzter Zeit ist es oft stürmisch:L1056859

Die Gigantomanie der Chinesen bekommen wir im Olympischen Park zu sehen, dort wird auch jetzt noch gebaut, diesmal ein fünfsäuliger Turm von furchtbarer Höhe, den wir meistens auch von unserem Zuhause aus gut erkennen können. Die Säulen beinhalten nichts als Technik und Tragstruktur; Pekings höchster Aussichtsturm.DSCF3122

Die Verbotene Stadt ist in Nord-Süd-Achse ausgerichtet. Der Olympia-Park liegt in einiger Entfernung genau in dieser Achse und ist damit konzeptionell völlig in die Stadt integriert. Am äußeren Ende befindet sich ein eigens angelegter Waldpark mit See, dessen Bäume sich gerade im kurzen Spätherbst in allen möglichen Farben präsentieren. Am südlichen Ende befindet sich das 90.000 Menschen fassende Olympia-Stadion, das wegen seiner Struktur Bird´s Nest genannt wird. Die Flaniermeile davor steht dem Tian´an men-Platz in seiner Größe beinah in nichts nach. Auf der anderen Seite liegt die Schwimmhalle mit ihrer  transparente Hülle, deren Muster an Seifenblasen in einer Badewanne erinnert. Nichts ist hier klein gedacht.

Da gibt es die Eintrittskarten für das Stadion:L1056887

Das Bird´s Nest lässt sich für 80 Kuai erklimmen, am höchsten Punkt war 2008 die Fackel aufgestellt, die jetzt wieder am Boden steht. Außer der Tragkonstruktion ist alles in Rot gehalten. Leider leidet die Konstruktion nach nur 5 Jahren unter massivem Rostangriff, und auch die Nutzung ist nicht so stark wie man sich erhofft hatte. Im Hintergrund die „Fackel“ von IBM.DSCF3022

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TaiQi im Olympia-Stadion? Nein! Die buddhistischen Mönche sind nicht mehr nur mit einer Bettelschale ausgestattet. Ein Smartphone gehört inzwischen zur Grundausstattung.DSCF3062

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Am Sonnabend ist die Luft wie zum Schneiden, mit Werten (400+), die mich überlegen lassen, ob es nicht Zeit ist für eine Feinstaubmaske, am Sonntag wachen wir auf mit Blick auf einen blauen Himmel und Werten von 25 ppm. Eigentlich wollen wir alle (außer Steffi, die arbeiten muss) zur Mauer fahren, aber der einzige Bus nach Jingshanling fährt Punkt 8:00 ab Dongzhimen-Fernbusbahnhof, ein Taxifahrer erbietet sich, an einen anderen Abschnitt zu fahren, hat aber nur 2 Plätze frei. Also mache ich was mit den Kindern allein. Wir erkunden die Gegend, und haben viel Spaß in den Straßen nördlich der verbotenen Stadt. L1056806

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Ein Zuckertiermodellierer lässt die Kinder in den schnellhärtenden Sirup pusten und formt so Schwein und Katze.L1056829

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Im Ditan-Park:D7K_6754

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Alles, was Spaß machen könnte, ist natürlich verboten, aber insbesondere darf niemand hier Radfahren und auch nicht „abergläubische Handlungen und andere illegale Aktivitäten“ durchführen.D7K_6751