Kategorie-Archiv: Iran

TÜV

Wie jedes Jahr muss (eigentlich) jedes Auto zur technischen Untersuchung. Letztes Jahr kam unser Gefährt ja nicht auf Anhieb durch, weil Öl in den Abgasen festgestellt wurden. Weil ich dachte, dass diese Prüfstelle, die uns am nächsten liegt, zu scharf kontrolliert, bin ich nach Tehranpars gefahren, wo wir den Wagen damals gekauft hatten. Hier soll man sich rechst halten. rigth

Im letzten Jahr hatte ich hier die Nachuntersuchung machen lassen wollen, war aber wieder zur anderen Stelle geschickt worden (“ist nicht unser Bier”). Trotzdem erinnerten sich die Ingenieure an mich und fragten, wo ich denn die süßen Kinder gelassen hätte.

Gegenstände der Untersuchung waren: funktionieren Bremslicht und die Blinker? Abgasuntersuchung mit einem Gerät aus Deutschland; Stoßdämpfer- und Bremsentest. Keiner bückte sich auch nur weiter nach unten, als nötig war, um die Sonde in den Auspuff zu stecken. Soll uns recht sein, wir wollen den Wagen in 2 Monaten sowieso verkaufen.tüv

Trotz aller Sympathie bekam ich die Plakette nicht, weil 1. unsere Frontscheibe einen Riss von unten nach oben bekommen hatte, als ein LKW uns Steinchen draufgeschmissen hatte und 2. die Prüfung der Stoßdämpfer ergab, dass die Dämpfung nicht den erforderlichen Wert erreicht. Jetzt hatte ich 30 Tage Zeit, beides in Ordnung bringen zu lassen, machte mich aber mit unserem Mechaniker Mohamad schon am übernächsten Tag auf den Weg. Ohne ihn hätte ich den winzigen Laden, wo die Scheiben gewechselt werden, nicht gefunden. Nach 3 Stunden konnte ich den Wagen wieder abholen, alles in allem musste ich 70.000 bezahlen (< 50€).scheibe1

Mohamad hatte mir geraten, die Stoßdämpfer nicht zu wechseln, sondern etwas Luft aus den Reifen zu lassen und dann noch mal hinzufahren. Ich putzte die Stoßdämpfer blank, so dass es aussah, als hätte ich neue oder wenigstens andere. – Der Ingenieur stellte nur eine geringfügige Besserung fest. Er ging mit den Ergebnissen erstmal weg und sagte, ich solle warten. Schließlich kam er vom Chefbüro zurück und gab die Zettel dem Kontrolleur zum abhaken. “Sie brauchen nicht wiederkommen, für die alten Autos ist es ja etwas schwierig, Ersatzteile zu bekommen..”

Die Gebühr für die Untersuchung betrug 10.000 T, für die Nachuntersuchung waren noch mal 2.500 T fällig. Jetzt können wir uns wieder legal in den Verkehr stürzen.verkehr

Das macht nur Spaß, weil man unterwegs ab und zu nette Leute in hübschen Oldtimern trifft..impalapeykan

oder weil Tehran eben nicht nur hässlich ist und entlang der Brücken und Auffahrten wirklich schöne Mosaiken angebracht sind.DSC_3965DSC_3956DSC_3960plakat

Auch die schönste Zeit geht mal vorbei

Kaum waren meine Eltern wieder weg, ging auch das schöne Wetter. Regen, gefühlte 10 Grad, selbst JanIngmar ging wieder in mehr als T-Shirt und kurzer Hose auf die Straße.

Wenn es am Berg regnet, dann können die Kanäle unter der Straße den Wassermassen nicht mehr standhalten. Manchmal überflutet nur die Straße,DSC_3444

bisweilen drückt es die Deckel hoch. DSC_3443

Wir wollten auch weinen, bzw. haben es sogar ein bisschen, als wir hörten, dass der Schulvorstand den Vertragsvorschlag von Steffi nicht akzeptierte und damit klar ist, dass wir im Sommer nach Deutschland zurückkehren werden. Somit werde ich wohl in zweieinhalb Monaten auf dieser Website nichts mehr schreiben.

Jan Ingmar wird bis dahin noch einige Male Unterricht im nahegelegenen Park nehmen müssen, weil es so gute Inlineprofis in Deutschland um die Ecke nicht gibt.DSC_3604

Froh sind wir natürlich auch, zurückzukommen – die Baustelle nebenan, in der nachts immer um 0:00 zu arbeiten angefangen wird und bis 4:00 gebaggert wird, ist inzwischen 7 Stockwerke tief. Ich bin mal gespannt, wie sie den Bagger aus der Riesengrube wieder rauskriegen.DSC_3733

Bis neben uns so ein Gerüst steht, sind wir nicht mehr hier.DSC_3672

Oder die Toiletten auf iranische Art, die wir kaum vermissen werden, obwohl man sagen muss, als öffentliches Klo ziehe ich so eine vor, wo man keinen direkten Kontakt mit dem Porzellan hat.DSC_3640

Und auf das deutsche Brot freuen wir uns alle. Es gibt ja einige “deutsche” Bäckereien, aber trotzdem backen sie nicht so schmackhaft.DSC_3741

Und das soziale Gefälle zwischen Arm und Reich ist uns bisher noch nirgendwo so aufgefallen wie hier. Und ist noch dazu größer geworden, glauben wir. Seit wir vor drei Jahren hier ankamen, sind die meisten Güter doppelt so teuer geworden. Und da Steffi´s Gehalt nicht mehr wird, sie sogar noch mehr arbeiten würde, sind weitere Gründe, nicht traurig zu sein. – Wie verzweifelt muss die Lage sein, um simpel aufgepustete Luftballons verkaufen zu müssen, aber vermutlich ist es ein Alibi, damit er nicht sagen muss, ich bettle. – Auch an die Armut hab ich mich nicht gewöhnt, werde ich auch nicht mehr.DSC_3615

Die gebräuchlichsten Verkehrsmittel in Tehran (von oben nach unten immer schneller werdend) 😉DSC_3768DSC_3599DSC_3472DSC_3674DSC_3627DSC_3774DSC_3771

Wir machten uns am letzten Wochenende noch mal auf den Berg nach Dar Abad, wieder mal mit Tausenden von Mitstädtern.DSC_3843

Diese verteilten sich aber ab Parkplatz auf Picknickdecken und in Zelten am Flusslauf,DSC_3794DSC_3855

bis man die Natur fast für sich alleine hatDSC_3826

Hier ist nur noch die Bergpolizei vor unseren Kindern, um kleine Sünder vor schlimmerem zu bewahren. Letztens sah ich an einer Kreuzung, wie zwei junge Autofahrer auf Polizeigeheiß ihre mühsam aufgeklebte Scheibenverdunkelung am Straßenrand wieder entfernen mussten – Vorbeugung vor Doxtarbazi = mit-Mädchen-spielen, wie es hier so schön heißt. DSC_3818

Man sieht nicht viele junge Menschen, die öffentlich beten, aber es gibt sie und das hat nichts mit Fanatismus zu tun. Kann sogar sein, dass dieser Herr gegen die Regierung ist. Immerhin trägt er keinen Bart und kann also sehr regierungstreu nicht sein.DSC_3801DSC_3802DSC_3803DSC_3804

danach kann man sich vom Gebet wieder erholen.DSC_3799

Diese beiden hatten ein schönes Plätzchen gefunden, wo es kühl genug war, um sich unter eine Decke kuscheln zu müssen. Wenn man kein Zelt und Trauschein besitzt, kann man nur hoffen, dass die Bergpolizei ihren guten Tag hat und einen nicht gleich hopsnimmt.DSC_3813

Haus in Esfahan und Sizdah-be-dar

Bei unserem Besuch in Esfahan nutzten wir die Gelegenheit, Familie väterlicherseits um zwei Ecken zu treffen. esf00

Herr und Frau J. leben in einem Haus aus dem 17. Jht, das von Shah Abbas erbaut und einem seiner Gefolgsleuten zum Geschenk gemacht wurde. Mit 11 Zimmern noch kein Palast und von außen recht unspektakulär, aber innen hochherrschaftlich und in drei Jahren wunderschön restauriert. Die unteren Fenster können hochgeschoben werden und dann schützt ein weißer Vorhang vor zu starker Sonnenbelastung.esf01

Unsere Kinder haben für so etwas noch gar keinen Sinn – leider. Ging es uns anders in ihrem Alter? – Ich hatte nur Bücher im Kopf.esf02

Das Brautzimmer, das mit vielen Spiegeln ausgestattet ist:esf03

Alle Räume gruppieren sich um den Innenhof, der im Sommer Kühlung spendet.esf04

Die Treppen sind steil wie in allen dieser alten Häuser und jeder Platz wird ausgenutzt.esf05jalali2

Jetzt aber schnell nach Tehran, damit wir rechtzeitig zu Sizdah-be-dar, dem 13. Tag des neuen Jahres zu Hause sind. Hier an der Mautstation beginnt die Stadt.DSCN7744

Dieser Tag markiert das Ende der Noruz-Ferien, an dem jeder Perser das Haus verlassen muss, sonst wird ihm das ganze Jahr kein Glück beschieden sein. Wir kennen ein verschlafenes Örtchen in den Bergen, wo nie jemand hinkommt. Dachten wir! Auf dem Weg dorthin war die Hölle los, am Straßenrand und abseits des Weges stapelten sich die Leute fast.DSC_3224DSC_3106

Und irgendwie gebährden sich die meisten, als hätten sie irgendwas Stimulierendes eingenommen.DSC_3118DSCN7887DSCN7879

Für einen Großfamilientransport muss schon mal ein LKW herhalten.DSC_3128DSC_3202

Das über Noruz gezüchtete Grünzeug wird auf dem Autodach oder auf der Haube in die Natur transportiert.DSC_3200

An unserem Picknickplatz waren wenigstens nur 2 andere Familien, die uns dauernd Leckereien vorbeibrachten und wir versuchten, zurückzugeben, was wir dabeihatten.DSC_3185DSC_3138

Wenn man so idyllisch ins neue Jahr startet, kann einem doch nichts schlechtes passsieren, oder?DSC_3205

Und noch ein Bad in der Menge

Kaum in Esfahan angekommen, wurden wir von einem Esfahani aufgefordert, rechts ranzufahren, damit er uns den Weg zeigen kann. Vermutlich wären wir auch ohne seine Hilfe zurechtgekommen, trotzdem war es gut zu wissen, dass wir nicht falsch waren. Von den Esfahanis wird in Iran gesagt, dass sie jemanden, der nach dem Weg fragt, bewusst in die Irre leiten. Vielleicht war dieser freundliche Mensch nicht hier geboren.

Das Fotografieren unserer Kinder findet hier noch mal einen Höhepunkt; man betrachte das müde Gesicht von Martje, die es langsam satt hat, dass alle sie so hübsch finden.DSC_2964

Aber es ist wirklich keine Bösartigkeit – von sich selber fertigen die Iraner auch immer Erinnerungsbilder an.DSC_2906

In der Imam-Moschee mussten wir weiterhin Interviews geben – ich kann es ihnen nicht abschlagen, als Stellvertreter des Deutschen Volkes möglichst viel Gutes über ihr eigenes Land zu erzählen.DSCF1272

Der Mullah wollte vermutlich sein excellentes Englisch mal anwenden und führte uns durch eine riesige Ausstellung von Gemälden, die Koranschüler über Himmel und Hölle in Öl gemalt hatten. Soll demnächst auch in Mailand zu sehen sein.DSCF1296

Eine schöneren Ausstellungssaal als hinter dem rechten Tor kann man sich kaum vorstellen.DSC_2959

Dagegen war die Ausstellung über Khomeinis Leben in einer Kammer untergebracht.DSCN7667

und schließlich freuen sich 2 Leute über meine Unterschrift unter die Konversion zum Islam Zwinkerndes SmileyDSC_2954

Ja, viel hört man, Esfahan wäre wunderschön ohne die Esfahanis…

Der Bazaar zur Mittagszeit:DSC_3066

Die Freitagsmoschee, auch ca. 1000 Jahre alt, im Modell:DSC_2990

und im Original:DSC_2995

Naghshe Jahan – Grundriss der Welt – der zweitgrößte Platz der Erde. Heißt seit 30 Jahren natürlich nach dem Revolutionsführer. Selbst die vielen Menschenmassen verlaufen sich hier.DSCN7650DSCF1225

Auf diesem FleckDSC_3009 nahe der Freitagsmoschee soll ein Platz entstehen, der größer und schöner werden soll als der Meydane Emam Khomeini. Ich kann das nicht glauben, weil man den Geist von Hunderten von Jahren nicht planen kann. Selbst tote Schafe können da nur lachen.DSCN7738

Aber es wird schon fleißig alles abgerissen, was der Verwirklichung des Vorhabens im Wege stehen könnte.

Diese Tötungsart für Hühner hatten wir schon mal in einem unzivilisierterem Teil Irans gesehen. Damals hatte man umgedrehte Verkehrshütchen benutzt.DSC_3060

Yazd kann einfach nicht enttäuschen

Auf dem Weg von Shiraz nach Yazd kamen wir erstmals durch Abarkuh, wo wir das guterhaltene Eishaus bestaunten. In Vor-Kühlschrank-Zeiten sammelte man im Winter Schnee und Eis und brachte es in den Innenraum, der unter der Erde fast nochmal so tief ausgegraben ist wie das Dach sich über die Erde erstreckt. Dann wurde es zur Isolierung mit Stroh bedeckt und man konnte noch im Sommer Eis entnehmen oder Lebensmittel kühl halten.DSCN7523

Gegenüberliegende Öffnungen wurden nur im Winter gemeinsam geöffnet, um mit kalter Luft den Innenraum herunterzukühlen.DSC_2600

Im selben Ort gibt es eine 25 m hohe Zypresse, die mehr als 4000 Jahre alt sein soll.DSCN7532

Die benachbarte Moschee mit schmucklosen Minaretten:DSC_2635a

Die am Ortsausgang gelegene heruntergekommene Karavanserai wird wohl nur noch von Drogenabhängigen benutzt. Wir mussten den Kindern einschärfen, keine rumliegenden Spritzen anzufassen.DSC_2644DSC_2649

Vor Sonnenuntergang erreichten wir endlich Yazd. Im Hotel hatte ich telefonisch 2 Zimmer bestellt gehabt. Die waren aber vergeben. Wir mussten etwas warten, dann bekamen wir allerdings eine ganze Wohnung mit Parkplatz gegenüber vom Hauseingang – viel besser! Schnell noch in die Freitagsmoschee, die Frauen mussten Tchadore überwerfen, was bei beiden Geschlechtern und beiden Nationalitäten Heiterkeit auslöste.DSC_2661DSC_2662DSC_2669

Sieht ganz nett aus, wenn mal ein paar Sitzgelegenheiten herumstehen. Ach wenn es doch bloß Straßencafés gäbe! DSC_2692

Im Wassermuseum sind die Innenhofnischen mit wunderschönen Gipsarbeiten verkleidet.DSC_2768

Im Wasserbecken im Keller versuchen die Iraner Imam Khomeini das Schwimmen beizubringen, lange hielt er es indes nicht aus.DSCN7594

Im Vordergrund des Amir Chaghmagh-Platzes noch mal das Naghl, das im Trauermonat von 60 Männern durch die Stadt getragen wird.DSC_2813DSC_2799

Der Eingang zu einem Zurxuneh, einem traditionellen Sportclub.DSC_2695

In der Arena wärmen sich die Muskelmänner auf, um dann die bis zu 50 Kilo schweren Holzkeulen zu schwingen.DSC_2832zurxuneh

alle haben frei – diese müssen arbeiten

Die wichtigsten Leute sind die Bäcker, die haben keinen Tag frei. Das Brot wird hier so schnell trocken, dass jeden Tag 3 mal gebacken werden muss. Extra für uns wurden die Tische auseinandergeschoben, damit wir uns die Backstube einmal von Nahem ansehen konnten. In dieser Bäckerei gab es noch einen weiteren Raum im Keller, in dem der Teig vorbereitet wird und wo noch 3 Leute arbeiten. Die Männer haben eine Tür, wo sie das Brot kaufen können, die Frauen eine andere. Diese Sitte habe ich allerdings zum ersten Mal hier in Shiraz gesehen.DSC_2559DSC_2560

Steffi bekam noch ein Brot geschenkt.DSC_2562

Der Bazaar in Tehran ist geschlossen, eine Geisterstadt, in der alle Blechtore heruntergelassen sind.

In Shiraz, Yazd und Esfahan sind aber so viele Touristen, dass sich die Geschäftsleute nicht leisten können, den Laden dicht zu machen. Und da, wo doch einer nicht öffnet, weil er es zum Beispiel nicht nötig hat, sitzt ein Anderer davor und bietet seine Waren feil.

Dies sind rauhe Waschlappen zum Peeling beim Baden oder Duschen.DSC_2298

Das ist Dr. West (siehe Zahnbürsten) und sein Gehilfe. In Apotheken gibt es immer jemanden, der die Wünsche des Kunden aufnimmt und einen Zettel dafür ausstellt, mit dem der Kunde dann zum Schalter geht, um zu bezahlen. Dann wieder zurück zum Abholen. Gut an diesem System, das es auch in den meisten Restaurants und Schnellimbissen gibt, ist, dass immer mindestens zwei Leute Arbeit haben.DSC_2759

Gewürze und Trockenfrüchte:DSC_2757DSC_2323

Hier im “Superfleisch Frühlingsgarten” gibt es Rind-, Kalbs- und Kamelfleisch.DSC_2851

Schmiedewerkstatt:DSC_2850

Spiegelverkäufer in Esfahan:DSC_3010

Auspuffwerkstatt in Shiraz:DSC_2275

Diese hier verkaufen draußen, was in der Witterung in Shiraz nicht weiter schlimm ist. Nur im Sommer dürfte es unerträglich werden.DSC_2290

Schuhputzer sind noch relativ häufig, auch in Tehran. Meist führen sie auch kleine Reparaturen aus. Die Latschen stehen da, damit man beim Warten nicht auf der bloßen Straße steht.DSC_2758DSC_3261

Dieser Junge verkauft frische Mandeln, die gewässert werden, um frisch zu bleiben; beim Abfüllen werden sie je nach Gusto noch gesalzen. DSC_2324DSC_2698

Dieser Mann in Kashan hat wirklich einen Scheißjob: Plakathalter vor einem Restaurant. Schlepper gibt es oft vor stark frequentierten Fressmeilen, die an Sehenswürdigkeiten liegen wie hier beim Fin-Garten (Bagh-e Fin).DSC_3067

Und wer nicht glaubt, dass es anstrengend sein kann, Briefe zu verkaufen, in denen Gedichte von Hafez oder Gebete zu lesen sind, möge ihm zusehen:DSCF0926

Familien-Besuch aus Deutschland

Dass meine Eltern, nachdem wir mehr als 2 Jahre in Iran leben, uns besuchen kommen, hat uns und vor allem die Kinder sehr gefreut. Jetzt konnten wir die Sehenswürdigkeiten des Schurkenstaates endlich auch mal in natura zeigen. Ein paar schöne Blicke hat Tehran ja zu bieten, auf dem Tochal hatten wir bei perfektem Wetter einen guten Eindruck von der Größe der Stadt:2011iran0122

besonders die Kinder wirken irgendwie winzig…DSC_2197

..wenn sie auf umgeknickten Grashalmen sitzen.DSC_2187

Die persische Gastfreundschaft ließ auch nicht lange auf sich warten. Für Heinz und Frauke war es etwas mühsam, auf dem Boden zu sitzen, ganz gewöhnen konnten sie sich selbst in den knapp 2 Wochen Rundreise Iran nicht daran.DSC_2141

Da zur Reisezeit gerade erst 4 Tage des neuen persischen Jahres vergangen waren, hatte noch das ganze Land Ausnahmezustand: alle Ämter und die meisten Geschäfte geschlossen. Die Tankstellen hatten natürlich auf, und vom Staat gab es auf die Karte unseres Autos 100 Liter Benzin für etwa die Hälfte des jetzt erhöhten Preises. Durch diesen Tunnel mussten wir fahren, um zur Tanke auf der anderen Seite der Autobahn zu kommen. DSC_2212

Wolken hatten wir nur am ersten Tag, an dem wir um 4:30 starteten, um in einem Rutsch die 900 km bis nach Shiraz zu schaffen. DSC_2224Wir hatten die irrwitzige Idee gehabt, wie bei der letzten Reise in Esfahan Mittagspause zu machen, aber die Stadt war so voll, dass wir keinen Parkplatz in der Innenstadt fanden. Wir waren schon gewarnt worden, dass wir mit vielen Menschen rechnen müssten, aber so etwas hatten wir uns nicht vorgestellt. Ungelogen, die Leute schlugen auf Gehsteigen ihre Zelte auf, was in Shiraz noch extremer war.2011iran0217DSCF0918

Kurz vor Shiraz erreichten wir Pasargad, wo Kaiser Kourosh vor 2500 Jahren begraben worden war, bei bestem Sonnenuntergang.DSC_2251a

Leider gab es kein Hotelzimmer mehr, weil die ganze Stadt total voll ist. Während der zwei Wochen Neujahrsferien kommen 5 Millionen Besucher in die Stadt, die selber gerade mal 1,6 Millionen Einwohner hat. Überall wird gezeltet, selbst Verkehrsinseln werden nicht verschont.DSC_2406DSC_2404

Zum Glück war Freund Mohammadreza so nett, uns eine Unterkunft zu besorgen. Es gibt nämlich Leute, die, wenn sie selber an Nowruz unterwegs sind, ihre eigene Wohnung über Makler vermieten. Somit hatten wir ein ganzes Apartment mitten in der Stadt für uns. Für etwa 220 € konnten wir 3 Nächte in Shiraz bleiben.DSC_2584

So viele Menschen! Hier das Grabmal von Hafez, dem berühmten Dichter. Niemals kann man sich in D eine solche Menschenmasse um das Grab Goethes vorstellen.DSC_2388DSC_2399

Wir waren besonders an diesen Orten auch äußerst begehrt und  mussten ständig Interviews und Fototermine geben. DSC_2391DSC_2398

Selber posieren die Perser für ein Familienbild auch ständig, hier im Garten des Militärmuseums, wo man traditionelle Kleidung ausleihen kann.DSC_2368DSC_2370

Wir gingen nach der Anstrengung in ein Teehaus im ehemaligen Badehaus.DSC_2371

Martje fand die Wandreliefs außerordentlich interessant. Der Künstler hatte hier sicher nicht Busen und Brustwarzen hinterlassen (dürfen). DSC_2374

Ob dieser Busfahrer wirklich Bruce Willis nacheifert, hoffe ich nicht. Der Schriftzug über den Scheinwerfern besagt, dass er die Versicherung Abulfazl hat, was der Beiname vom Kommandanten von Imam Hossein ist, der in der Schlacht von Kerbala vor etwa 1400 Jahren starb, als er den verwundeten Soldaten mit der bloßen Hand Wasser brachte und dafür erst die Hände und dann das Leben lassen musste. DSC_2379

Zumindest diesmal ließen diese beiden ihr Leben beim Brotholen nicht.DSC_2288

In Persepolis haben wir gedacht, warum tun wir uns das eigentlich an – diese Menschenmassen haben wir in Tehran doch schon. Aber was soll´s – wir sind nun mal in dieser Zeit hier.DSC_2441DSC_2488

Den Gipfel von Gastfreundschaft erlebte Steffi hier, als ihr ein etwa achtjähriges Mädchen ihr angebissenes Eis freudestrahlend entgegenhielt – befarmaid! Bitte schön!DSC_2526DSC_2504DSC_2541

Frohes neues Jahr!

Bis vor einer Woche war noch die Zeit der Kontemplation und des dunklen tiefen Winters. Vor dem Frühstück und der Schule versanken unsere Kinder in Büchern (was man ja begrüßen muss) und die Laune wurde von Tag zu Tag schlechter.DSC_1660

Dann kam chaharshanbe-suri, der Tag, an dem das alte Jahr wie in D an Silvester mit Böllern und Raketen vertrieben wird. Das Ende unserer Straße erinnerte an die Straßenkämpfe in Beirut oder Kairo, aber die Kinder wollten unbedingt auch übers Feuer springen und Feuerwerk sehen. 1280

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Dass sie von Nachbarn Knaller und Lichtspritzer geschenkt bekamen, machte es schwierig, sie ins Bett zu überreden; schließlich war am nächsten Tag noch Schule.DSC_1686

Auf den Straßen ist es voll wie nie, alle müssen noch schnell in die Geschäfte und ihr Haus neu her- oder einrichten.DSC_1738

Der hier ist Hadschi Firuz, das Pendant zu unserem Schornsteinfeger. Dieser macht aber wenigstens noch Musik.DSC_1755

Endlich ist die Schule aus! Das neue Jahr kann kommen.DSC_1667

Raus in die Parks…DSC_1801DSC_1803

…in die Berge…DSC_1857

…nochmal in den Schnee! Dies ist das Tor zum Skigebiet Dizin, was wir bisher nur von der anderen Seite kennen. Die Straße ist jetzt leider wegen zu vielen Unfällen gesperrt. Um in den Genuss der Konterfeis von Kho- und Chamenei zu kommen, quälten wir uns gestern die 100 km von THR bis hierher mit dem Reiseverkehr ans Kaspische Meer mehr als 4 Stunden den Berg hoch.DSC_1880

Links von meinem Kopf der Kegelberg ist der Damavand.DSC_1893

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Nach dem Aufwärmen durften alle auf die Sprungschanze.DSC_1936DSC_1976

Auch Steffi traute sich, von der Schanze zu springen:DSC_1987

Die Kinder überredeten mich auch noch zu diesem Blödsinn:DSC_2008

Was soll da schon bei rauskommen?DSC_2010DSC_2017DSC_2018DSC_2022DSC_2021

…und rechtzeitig zum 1.1.1390 wird es Frühling.DSC_2074

Hamburg wärmer als Teheran!

Auch dies Wochenende wollten wir in Dizin Skilaufen gehen. Die Straße dahin war leider gesperrt, weil es so viele Glatteisunfälle gegeben hatte. Kurz vor der Absperrung kann man aber nach Darbandsar ausweichen, was für die Noch-nicht-Profis wie unsereins sogar noch besser zum Laufen ist. Auf dem Weg fiel uns dies Haus auf, das wohl die Schneelast nicht tragen konnte.DSC_1565

Hier kann man sich Ski leihenDSC_1567

und kauft dann weiter oben die Tickets (pro Person etwa 18€/Tag)DSC_1566

Bei der Enterprise steigen Steffi und Solveigh aus.DSC_1585DSC_1599

Auch Rollstuhlfahrer können Skilaufen lernen. Dies junge Mädchen ist sogar so schnell, dass ich sie auf der Piste nicht ablichten konnte.DSC_1589

Die Alpeneuropäer in Iran haben sich Käsefondue mitgebracht und machen Picnic auf dem Gipfel, DSC_1614

während die Iraner auch in der Skihütte auf ihre Wasserpfeife nicht verzichten können.DSC_1606

Auf dem Rückweg sind verschiedene Snackbars und Restaurants. Die meisten sehen einladender aus.DSC_1624

Seit wir hier sind, kennen wir diese Baustelle, jetzt sieht´s schon fast so aus wie auf dem Bauschild.DSC_1625

Überhaupt wird alles für´s Neujahr schön gemacht und die Perser kaufen wie die Verrückten neue Sachen (Möbel, Schmuck und neue Nasen)DSC_1495

Die Blumenkübel mussten jetzt wegen Kälteeinbruch wieder eingepackt werden.DSC_1646

Selbst Bauzäune wurden neu gestrichen.DSC_1649

Wo Publikumsverkehr ist, sind auch Dienstleistungen und Verkäufer.DSC_1496

Auf der Autobahnüberführung hat dieser Verkäufer wohl einen schlechten Platz eingenommen. Oder er hat schon zuviel verkauft und ist deshalb müde geworden.DSC_1653

Hier wird der Müll bereits auf der Straße sortenrein getrennt.Die Mülleimerplätze sehen danach immer etwas elend aus, aber da die Müllabfuhr jede Nacht kommt, sind die Straßen am Morgen wieder ganz manierlich.DSC_1655

Dieser Sammler hat mehrere Obstgeschäfte erfolgreich beräubert.DSC_1462

Wer das bestellt hat, wollte keine Automiete bezahlen.DSC_1504

Ich hatte letztens mal wieder Euro´s in der Hand – im Vergleich mit dem Rial kommt man in Zweifel, welches die härtere Währung ist. Mir kommt der Euro-Schein wie Spielgeld für die Kinder vor.

Der neue 10.000 Toman-Schein zeigt das Grab von Saadi in Shiraz und das Zitat darauf: Human beings are members of a whole – in creation of one essence and soul ist Teil des Gedichts, was im Parlament der Vereinten Nationen über dem Präsidentensitz hängt. O wenn doch hier mehr danach gehandelt würde.DSC_1465

wieder Wintereinbruch

Dachten wir doch, der Winter hier sei vorbei, da kamen plötzlich ganz dicke Flocken vom Himmel. Unsere Straße ganz in Weiß:1350

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Unsere Nachbarn mit ihrer Baustelle mussten vor ein paar Tagen schon ihre Dächer etwas besser abdichten, sprich die Bäume mit Zement an das Dach anarbeiten. Der Baum links hatte ja schon die Tausende von Ziegelsteinen um seinen Stamm nicht überstanden, ob diese besser durchhalten, kann ich nur hoffen.

Ein Baum kostet eine Baufirma bei dessen Tod etwa 1000,- € – auch die Stadtverwaltung ist sich bewusst, dass Bäume in dieser Stadt lebensnotwendig sind .1302

Dies ist eine traditionelle Apotheke, in der Heilkräuter verkauft werden und man meistens auch den Ladeninhaber fragen kann, was man für dies und jenes Leiden nehmen sollte.1311

Ist dieser Laden mit dem Islam vereinbar? Gut, er ist im Souterain, so dass nicht jeder reinkuckt, wenn eine Frau einen BH kauft. Ach – ich hatte vergessen: Männer dürfen hier (fast) alles.1321 Jetzt haben wir die Kissen, die ich für 80 Cent das Stück gekauft hatte, gewaschen und mit neuem Rücken und Füllung wieder. Extra nur für uns wurde der Laden am heiligen Freitag geöffnet. 1333

Als ich heute die ValiAsr erreichte, waren Polizeisoldaten dabei, einem Motorradfahrer zu helfen, die kostbare Fracht auf dem Fahrzeug zu befestigen. Wo sollte der noch sitzen, wenn er losfährt?1354

Und prompt fiel die ganze Fuhre um und sie konnten nochmal anfangen. Schade, ich musste zum Bus.1355

In diesem Laden kaufe ich immer die Ersatzteile für unser Auto – Steffi sagte, kein Wunder, dass er immer kaputt ist. Aber auch wenn der vor nicht mal einem Jahr eingebaute Anlasser immer öfter festhing und ich mit dem Hammer unterm Auto verschwand, darf man gegenüber Agha-ye Bahman (rechts im Bild) nicht ungerecht sein. Er ist ´ne Institution, wenn es um den Erhalt von amerikanischen Oldtimern geht. Und beklagt sich wie fast alle über das System.bahman

Solveigh hat jetzt in 2 Tagen das Einradfahren gelernt. Sie will nämlich unbedingt beim Zirkus mitmachen, der in der Schule wieder organisiert wird.1364

Diese Katze ist völlig cool: im Müllwagen zu sitzen und zu warten, dass wieder was Leckres reinkommt, ist frech und gefährlich.cat