Investitionen

Aus dem Booklet der CD I´m new here: Gil Scott-Heron:


Es gibt ein angemessenes Vorgehen, um einen Vorteil aus jeder Investition zu ziehen.
Musik, zum Beispiel. Eine CD zu kaufen ist eine Investition.
Um das Meiste zu bekommen musst du
UNTER OPTIMALEN BEDINGUNGEN DAS ERSTE MAL ZUHÖREN.
Nicht in deinem Auto oder auf einem mobilen Gerät über Kopfhörer.
Nimm sie mit nach Hause.
Vermeide alle Ablenkung (sogar IHN oder SIE).
Schalte dein Handy aus.
Schalte alles aus, das klingelt oder piept oder rattert oder pfeift.
Mach es dir bequem.
Spiel die CD ab.
Hör sie ganz bis zum Schluss.
Denk darüber nach, was du bekommen hast.
Denk darüber nach, wer deine Investition wertschätzen würde.
Entscheide, ob es jemanden gibt, mit dem du das teilen kannst.
Schalte sie wieder ein.
Freu dich.

Ich glaube, dieser Text passt abgewandelt auf die meisten Anschaffungen, die wir machen. Das Entscheidende ist die Wertschätzung, die wir ihnen entgegenbringen. Wenn man sich dessen bewusst ist, behält man Dinge länger und kauft weniger. Teure Dinge werden besser gewürdigt. So gesehen spart man mehr, wenn man teurer kauft.

In search of the Holy Camera

Dies ist der Bericht über das nicht enden wollende Bemühen, die richtige Kamera zu besitzen und zu benutzen.

Das Fazit vorab: Eine solche wurde noch nicht gefunden. Aber es gibt Anwärter. Und ich habe oder hatte sie alle!

2006 wurden die 6-Megapixel-Kameras bezahlbar. Davor war das digitale Bildermachen nichts als Knipsen. Nicht, dass die Fotos schlecht waren, aber man sah ihnen das Digitale an. Ich weiß den Preis nicht mehr genau, aber etwas um die 300 € war uns eine Fujifilm S6500fd Bridgekamera wert. 28mm-Weitwinkel, Zoom bis 300mm, Makro, Video, Gesichtserkennung, eine Kamera für jedes Motiv. Selbst 2 Jahre in Iran habe ich damit alles um mich herum mit schönem Ergebnis abgelichtet. Auch Belichtungen bis 50×70 cm Größe sehen fast so aus wie von 35mm-Film.DSCF8615Aber das Fotografieren fühlt sich eben nicht so an wie mit meiner Nikon FM Film-Spiegelreflex.

2010 nahm ich 12.000.000 Iranische Rial (damals etwa 900 €)  in ein Fotogeschäft in der Khiabane Taleghani mit und erstand mit Hilfe meines persischen Freundes Alireza eine Nikon D90 mit 18-105mm-Zoom.DSC_1209Solch eine schöne Kamera, damit machte das Knipsen wieder richtig Spaß. Sogar Videos lassen sich damit drehen, 2010 ein von Canon vorgemachtes Novum an DSLR. Leider konnte ich meine alten Objektive nicht daran benutzen.

Die nächste Ergänzung des Fuhrparks war ebenfalls in Teheran ein gebrauchtes 12-24mm Weitwinkelzoom für 7.000.000. Das war knapp mein Halbtags-Monatslohn. Ich hab noch gedacht: Jetzt drehst du durch, mehr als halb so viel wie für die Kamera ausgeben, und dann benutzt du es vielleicht kaum. Aber für enge Straßen und Gebäudeinnenaufnahmen ist das ein klasse Objektiv. DSC_0245

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Ein 35mm-Objektiv mit großer Lichtöffnung kam als (vor-)letztes.

Als wir nach Deutschland zurückkehrten, kam der Nachfolger mit Namen D7000 auf den Markt. Mehr Pixel (16MP), mehr Knöpfe, mehr Gewicht und der Möglichkeit, alle Objektive seit den 80er Jahren mit manuellem Fokus zu verwenden. Haben wollen! Als klar war, ich würde noch 500 € für die „alte“ D90 mit 18-105er bekommen können, schlug ich für 450 € Aufpreis zu. Dass meine Frau mich nicht schlug, freute mich. Also der Riesen-Sprung war das jetzt nicht, aber es ist eine Kamera, mit der man auch in ein paar Jahren noch ausreichend gute Fotos machen kann.Denn ich habe Bilder mit 24 MP gesehen, die scheißer aussehen als 12 MP-Dateien.

Ach ja, inzwischen wollte ich mehr Reichweite, also „holte“ ich mir das 18-200mm Zoom von Nikon.D7K_9822-002

Das dicke, lange und schwere Zoom, das schon ausfährt, wenn man es nur zum Erdboden richtet, ist auch nicht schlecht, aber natürlich mit Kamera nicht grade leicht und so kam es mir gelegen, dass ich gebraucht eine Fujifilm X100, auf die ich schon Monate lang geschielt hatte, für 700 € erstehen konnte. In der ersten Woche merkte ich, dass die Farben so komisch sind und das Ding repariert werden muss. Machte fast nix, denn ich hatte ja den Kaufbeleg vom Mediamarkt und damit Garantieanspruch mitgekauft. Nach drei Wochen beschwerte ich mich, und man stellte fest, dass kein Begleitschreiben dabei gewesen war und die Kamera deshalb ereignislos in der Werkstatt rumgelegen hatte. Sie hatte das Sticky-Shutter-Problem, eine Kinderkrankheit, die auf Garantie durch Austausch des  Objektivs beseitigt wurde. Aber als sie wiederkam, konnte ich endlich sehen, was für ausgezeichnete Bildqualität sie liefert – vor allem für Personenfotos, aber auch alles andere. Nur Zoom-Zoom kann sie nicht. Und sie ist absolut lautlos, selbst nicht schwerhörige Omas fragen: „Wann machst du denn endlich?“ Dabei hab ich schon 5 zauberhafte Portraits im Kästchen…

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Bevor die X100 ins Haus kam, hatte ich bei einem Freund schon mal eine Leica M8.2 in die bebenden Fingerchen bekommen. Er hütete sie (zu Recht) pedantisch vor seinen Kindern und auch ich hatte Respekt vor seinem Metallklotz im Werte von 2000 €. Aber wenn man auf den Auslöser drückt, was für ein Gefühl, welch Klang! Was ich noch nicht wusste: die Objektive sind auch noch mal um die 1000 € aufwärts teuer – pro Stück. Ich befand damals, das bräuchte ich nicht. Aber immer wieder musste ich an die Kamera meiner Tante, die als Fotografin innerhalb der Familie sogar den Namen Photo bekommen hatte, denken: eine M3 von Leica, gekauft 1959, die sie noch immer besitzt und bei der gerade erst der Verschluss erneuert wurde.

Und beim so durch die Gegend surfen stolperte mein Auge über die Annonce einer M8 für 1.290 €. Ich hatte grade Geld aus einem Fond auf der Bank liegen. Warum soll Geld nutzlos sein? Angeschrieben, telefoniert, für schließlich 1.150 hatte ich sie dann.

Als ich das Geld überwiesen hatte und meiner Frau den Kauf beichten musste, hüpfte ich trotzdem noch vor Freude auf und ab. Sie konnte mir nicht böse sein.

Nur waren Leica und ich ohne Objektiv. Meinen Leica-Freund C. angerufen, nur um mich zu bedanken, zu informieren oder zu beschweren, dass er mich infiziert hatte. Und zu fragen, was denn als erstes Objektiv sinnvoll sei. Da bot er mir eine seiner Linsen für die Übergangszeit zur Leihgabe an. Welch edle Tat! Er gab mir sogar 2 mit: ein 3.8/24mm Leica-Objektiv und eines von Voigtländer mit extremem Winkel: 15mm, Blende 4,5. Das Leicaglas kostet gebraucht noch 1.800 €. Ich war froh, es wieder heil zurückgeben zu können. Meine Hände gehorchten allerdings nur mühsam. Nur wer so was mal selber in der Hand hatte, weiß, was für ein schönes Stück Handwerkskunst das ist.

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Zum Glück gab es mal von Minolta Objektive für Leicas, die den echten in der Qualität nicht nachstehen. Daher habe ich jetzt je ein 40 mm und ein 28 mm M-Rokkor, das 15 mm Voigtländer von meinem Leica-Freund und ein 21 mm Voigtländer, Blende 4, das ein Spanier wohl wegen der Finanzkrise billig loswerden musste. Ich hab keine Endrechnung gemacht – vorsichtshalber. Aber es ist weniger als ein gebrauchtes M9-Gehäuse von Leica (der nächste Traum Albtraum meiner Frau).

Im Grunde sind die digitalen Leicas Scheiß-Kameras (die neueste M 10 für 6200 € mag besser sein). Die Automatik ist mit Einschränkung zu gebrauchen, das manuelle Fokussieren dauert ziemlich lange, wenn man es denn schafft. Videos kann man schon gar nicht damit drehen. Ich denke manchmal: „Ob das Bild denn wohl was geworden ist?“ Beurteilen kann man nämlich an der Kamera nicht viel, denn der Bildschirm auf der Rückseite  ist kaum zum Bilderkucken geeignet (meiner hat auch noch einen Fleck, der aussieht wie ein Kaffeerand). Aber wenn ich die Bilder dann im Rechner betrachte und etwas bearbeite, dann staune ich, dass 10 Megapixel besser sein können als 12 MP von der Fujifilm und 16 MP aus der Nikon. Es liegt wohl hauptsächlich an den Objektiven. So kommt  es vor, dass ich mich öfter frage, wann ich denn endlich wieder mal mit der M8 ein Bild machen kann, weil es so ist wie einen Film zu belichten.

Da steh ich nun, ich armer Tor, mit 3 Kameras, zwischen denen ich mich nicht entscheiden kann. Aber alle drei haben ihre eigenen Einsatzgebiete. Die, welche in jedem Licht die besten Bilder macht, ist die Fujifilm X100. Für das schnelle Scharfstellen und Auslösen ist die D7000 zuständig. Die, mit der ich am liebsten fotografiere, ist die Leica.

Ich weiß, dass ich nicht ganz schier bin (denn ich verdiene kein Geld mit dem Equipment), aber es gibt immer noch Leute, die verrückter sind, oder?

P.S.: Verneinende Kommentare werden gnadenlos gelöscht.

Luftverschmutzung

Gerade habe ich im Internet eine interessante Nachricht über die Luftverschmutzung in Peking gefunden.

Danach soll eine australische Firma ein Abkommen mit der chinesischen Regierung anstreben, um die Schürfrechte an der Luft Pekings zu erlangen. Diese beinhalte zwischenzeitlich wirtschaftlich lohnende Mengen an Kohlenstoff, Blei und Quecksilber. Das taoistische Prinzip, dass in jedem Guten etwas Böses liegt und umgekehrt, bewahrheite sich hier wieder einmal. Die Lunge eines Menschen, der etwa ein Jahr in Peking gelebt hat, habe auf dem Markt für seltene Metalle einen Wert von 150 Australischen Dollar.

Ich glaube nicht daran, dass ich meine mal verkaufen werde.

Auf der gleichen Seite wird auch ein Problem für die Haiangriffe vor australischen Küsten als gelöst betrachtet: Ein Fischgroßhändler will die Killerhaifischflossen auf dem asiatischen Markt verkaufen. Das Stück Rückenflosse bringe 2 Mio. Dollar. Das Entsorgen des Restes, den niemand kaufen würde allerdings koste die Firma Geld. Das Überbordwerfen würde seinen Profit um 50ct verringern.

Es gibt kein Bier auf Hawaii…

Weil es in China doch kein facebook gibt und auch so manche andere Internetseiten wie WordPress und Blogger gesperrt sind und damit nur durch einen Tunnel zu erreichen sind, habe ich die letzten beiden Tage wie ein Nerd hinter dem Monitor gesessen und eine eigene Domain besorgt und mit Leben gefüllt. Wenn Steffi und ich in etwa einer Woche nach Peking fliegen, wollen wir doch mal ausprobieren, ob der Blog ohne Tunnel lesbar ist.

Ansonsten ist das Leben angefüllt mit Zettelwirtschaft. Arzt-Rechnungen wollen eingereicht werden, wir brauchen noch eine Krankenkassenversicherung, die Einkommensteuer ruft und wir müssen überlegen, welche Dinge denn im August mit uns umziehen sollen.

Steffi war auf einem Kursus, der sie auf den Auslandseinsatz vorbereiten sollte. Da haben sie ihr erzählt, es würde von ihr erwartet, die Landessprache innerhalb eines halben Jahres zu  lernen. Haha! Als sie auch lachte, wurde gesagt: Naja, die asiatischen Sprachen sind ja etwas schwerer; Sie bekommen ein Jahr Zeit.

Impfungen und Fingerabdrücke

Wegen China sind wir bei den Weißkitteln zu Stammgästen geworden. Erst zum Tropeninstitut, um die Tropentauglichkeit attestieren zu lassen, dann zum Hausarzt für die Impfungen. Diese kommen im Wochenrythmus, weil es so viele sind. Ich warte nur noch darauf, dass die Sprechstundenhilfe, sobald sie uns sieht, schreiend durch die Praxis läuft.

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Und nach Berlin zum Auswärtigen Amt mussten wir auch alle fahren, um dort die Fingerabdrücke abzugeben. Ich fand es beim letzten Mal schon merkwürdig, dass es nicht möglich ist, im Einwohnermeldeamt die Greiferchen auf die grüne Glasplatte zu legen, aber eine bezahlte Reise in die Hauptstadt ist auch mal ganz schön.

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Der Tag wurde durch eine Zugverspätung so lang, dass nur noch ordentliche Portionen chinesische Nudeln helfen konnten.

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Alte Bekannte

Gestern saß ich mit Martje im Auto auf der Rückfahrt von HH, wo wir auf einem Konzert waren, als sie erzählte, dass jemand, der in Teheran ihr Klassenkamerad war, sie gerade angefacebooked hat. Und dass er die nächsten 4 Jahre Peking unsicher machen würde. Sie schrieb kurz und knapp zurück: Ich auch.
Ob es jetzt tatsächlich 4 Jahre werden, wissen wir ja noch nicht, aber 2 auf sicher. Und da die ganze Familie zu dem Jungen total nett ist und sie die ersten waren, die sich in der Fremde etwas um uns gekümmert haben, freuen wir uns natürlich noch etwas mehr auf Peking.
Wie das Leben manchmal spielt! Klein ist die Welt.