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Fragen und ein paar Antworten zu Corona

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In den letzten Tagen haben sich doch bei Telefonaten mit der Heimat ein paar Fragen ergeben, die ich mal an alle beantworten möchte.
Nicht, dass in Deutschland über China ein falsches Bild entsteht.
Dies gilt natürlich nur für Beijing, über Wuhan kann ich nichts mitteilen, weil ich (zum Glück) nicht dort war.
Unsere Kinder sind letzten Freitag nach Deutschland ausgereist und wir sind ein bisschen traurig. Wir haben sie aber gehen lassen, weil ihnen hier in unserer Wohnung die Decke auf den Kopf gefallen ist. Ob es ihnen in Deutschland nun besser ergeht als in Beijing im Schoß der Familie glauben wir zwar nicht, aber manche Erfahrung muss man selber machen.

1. Konnten die beiden denn ohne Probleme aus China ausreisen?
– Sieht ganz so aus. Sie mussten ein paar Formulare ausfüllen (Waren Sie in letzter Zeit in Wuhan? – Sind Sie mit Erkrankten in Berührung gekommen? – Haben Sie in den letzten Tagen Fieber oder andere Beschwerden gehabt? Wie können wir Sie erreichen? etc.) Danach wurden sie nicht weiter behelligt.

2. Warum seid ihr nicht mit ausgereist?
– Steffi ist verpflichtet, in Beijing zu bleiben. Sie hat ja einen Arbeitsvertrag und administrative Arbeiten fallen auch bei ihr an. Die Ansage des Dienstherren ist: Sei in Beijing. Und ich hab noch keine Lust auf Deutschland. Leider ist es so, dass in Deutschland Reisende aus China nicht gerne gesehen werden. Wir haben schon gehört, dass jemand vom Zahnarzt nicht behandelt wurde. Und manche Freunde wollen einen auch nicht vor Ablauf von 14 Tagen Quarantäne sehen.

3. Sind wir in Beijing in Quarantäne?
– Nein, überhaupt nicht. Das Leben hier ist trotzdem nicht ganz normal. Inzwischen stehen an den Eingängen zu den Wohngebieten freiwillige Helfer, die Fieber messen, Besucher aufschreiben und Paketboten hindern, den Compound zu betreten. Ansonsten steht es uns frei, zu gehen, wohin wir wollen. Jedes Wohngebiet hat nur noch einen Eingang, durch den man eintreten kann. Alle anderen sind abgesperrt.
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4. Werdet ihr nicht verhungern?
– Auf keinen Fall. Die Regierung hat entschieden, dass Lebensmittel in gewohnter Weise nach Beijing geliefert werden können. Wenn man den Chinesen auch noch das Essen wegnimmt, ist Revolution sicher nicht weit. Viele Restaurants sind allerdings geschlossen und deren verderblichen Lebensmittel werden an davor aufgebauten Straßenständen abverkauft. Mehr als 30 Personen dürfen sich in Restaurants nicht aufhalten. Viele Menschen lassen sich Essen nach Hause liefern. Unser Lieblingsmarkt ist weiterhin geöffnet, allerdings etwas „abgespeckt“.

Vorgestern im Carrefour hab ich allerdings kurz gezuckt, weil ich halbleere Regale gesehen habe. Heute ist wieder alles voll.
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5. Wenn ihr euch frei bewegen könnt, könnt ihr ja richtig gut Sightseeing oder Shopping betreiben, oder?
– Mit Radio Eriwan gesprochen: Im Prinzip ja. Nur ist kein Museum, kein Kino, keine Konzerthalle, wenige Geschäfte geöffnet. Nichts, wo Menschenmassen sonst aufeinandertreffen. Auch hier gilt die 30-Personen-Regel. Im Zweifel bleibt der Laden gleich ganz zu.
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6. Wie sieht es denn auf den Straßen aus?
– Leer. Wenn man bedenkt, dass im Stadtgebiet etwa 16 Millionen Menschen wohnen, ist es gespenstisch leer. Auch Staus auf den Straßen gibt es faktisch nicht mehr.
Und selten sieht man unmaskierte Gesichter. Wir tragen Masken mehr aus Solidarität denn aus Angst vor Ansteckung.
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7. Kennt ihr Infizierte?
– Nein. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering. Rechne ca. 400 Infizierte in Beijing gegen 16.000.000 Einwohner, da ist es schon unwahrscheinlich. Falls wir ärztliche Hilfe brauchen, können wir zum Botschaftsarzt gehen, der uns in ein gutes Krankenhaus weiterleitet. Das wollen wir uns aber nicht ausmalen.

8. Wann fängt der offizieller Schulbetrieb denn wieder an?
– Keiner weiß nichts Genaues. Bis zum 17. 2. ist die Schule (und deutsche Betriebe) geschlossen. Kann sein, dass es noch weitere 2 Wochen dauert. Wahrscheinlich ist, dass unsere Kinder 2 Wochen zu Hause bleiben müssen, wenn sie wieder einreisen, auch wenn das keinen Sinn macht. Dann geht das Homeschooling in dieser Zeit weiter. Die Schule tut jedenfalls alles Mögliche, um den Unterricht zu ersetzen. Klassenarbeiten sollen nachgeholt werden oder durch andere Leistungsnachweise ersetzt werden. Die Abiklausuren sind auf nach den Osterferien verschoben.

Hier wäre normalerweise das Eisvergnügen.
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Schon wieder Schnee

Selten haben wir in Beijing Schnee erlebt. Und meistens sind es kleine Mengen, die am nächsten Morgen schon wieder weggetaut sind oder von den Straßenfregern weggebürstet wurden. Wir können nicht nach dem Corona-Ausbruch auf eine weitere Katastrophe blicken, aber man kann schon froh sein, dass die weiße Pracht in diese Zeit des Wartens und der Unsicherheit fällt.
Ich mag es ja, wenn alles von der pudrigen Schicht zugedeckt wird. Ich finde, alles wirkt dann so friedlich. Da vergesse ich sogar das Virus.
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Auf den Straßen sieht es auch nicht grad belebt aus.
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Uns geht es aber zur Zeit ganz gut. Wir haben zu essen und zu trinken.
Unsere Kinder werden wir allerdings in den nächsten 2 Wochen vermissen. Weil Steffis Arbeitgeber (und das Auswärtige Amt) die Ausreise der Angehörigen genehmigt hat, haben unsere Kinder gebettelt, bis zur Schulwiedereröffnung nach Deutschland fliegen zu dürfen. Heute nacht geht es los. Steffi ist in Peking dienstverpflichtet, und ich werde für Essen und Wohlbefinden sorgen.

Corona

So langsam wird es wirklich nervig. Die Decke fällt uns auf den Kopf. Regulär finge übermorgen die Schule wieder an, aber die Behörden haben den öffentlichen Schulbetrieb bis auf weiteres untersagt. Jetzt kommen wir endlich näher in Richtung eLearning und Digitalisierung.
Unsere Kinder sollen in den nächsten Wochen ihre Hausaufgaben und Abiturvorbereitungen über das Internet bekommen und bearbeiten.

Auf den Straßen ist weiterhin nicht viel los.
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Natürlich können wir das Haus verlassen, aber in den Malls und Märkten wird am Eingang darauf hingewiesen, dass Masken zu tragen erwünscht ist. Machen wir. Ich fände ja auch nicht gut, wenn mich einer aus Wuhan anhustet.
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Auch mit Maske rauchen viele Leute, vor allem Männer können es nicht lassen.
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An den Eingängen zu den Wohngebieten und Compounds stehen seit 2 Tagen Wächter mit Thermometerpistolen und Schreibtischen, wo sich jeder Besucher mit Namen und Unterschrift eintragen muss. Stichprobenmäßig wird gemessen, ob man Fieber hat.
Manche Eingänge sind komplett geschlossen, damit die Anwohner effektiver kontrolliert werden können.
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Da viele Geschäfte nicht geöffnet sind, aber trotzdem Fleisch und Gemüse zu den Menschen kommen muss, öffnen einige Geschäfte nur kleine Fenster und verkaufen von dort oder richten einen Stand auf der Straße ein.
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Ich kann mir vorstellen, dass das Virus aus dieser Bar kommt. Dieses Wissen nützt nur nichts, tot ist tot.
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Bevor man verzweifelt, bleibt einem nur der Alkohol.
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Also: Live easily – Alkohol bringt dich zu Dir selbst.

Ein ganz besonderes Chinese New Year

Dieses Jahr ist das Mondfest wieder was ganz besonderes. Feuerwerk darf in Peking ja schon lange nicht mehr in die Luft geschossen werden, obwohl ich vorgestern Nacht ein paar Böller gehört habe. Aber das kann der Wind auch von weit hergetragen haben. Diesmal könnte man es auch das Maskenfest nennen, denn ich sehe draußen und drinnen, wo viele Menschen zusammenkommen, nur ganz wenige ohne Maske gehen. Ich bin heute auch schon von Leuten angesprochen worden, ich trüge gar keine Maske, was denn los sein?
Ich bin noch nicht hysterisch genug, möchte ich antworten, wenn ich denn die chinesischen Worte dafür hätte. Ich halte mich an die Aussagen der deutschen Nachrichten, die sagen, es sei nicht sehr gefährlich. Außerdem mag ich es nicht, eine Maske zu tragen.
Ein neuer Trend, der auch zu der Hysterie passt, ist das Einschweißen von Lebensmitteln. Am Fleischstand mag es ja noch sinnvoll sein, bei Gemüse bin ich nicht so sicher. Dabei sind wir gerade dabei, die Verwendung von Plastiktüten auf das absolut notwendige Maß zu reduzieren. Wird wieder schwerer.
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Einer konnte entwischen:
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Andere Supermärkte, die vorher zur Selbstbedienung waren, sind jetzt auf Glastheke umgestellt worden und man kommt nur noch an die Ware, wenn man sich in die Schlange stellt und das Gewünschte ordert.
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Schöne neue Welt.

Der Schuster macht um diese Zeit immer Urlaub.
Der Schuster macht Urlaub

Der Eingang zur WangFuJing, dem Einkaufsboulevard Pekings. Tote Hose würde ich sagen.
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DongZhiMen an der U-Bahn-Station. Als bedeutender Verkehrsknotenpunkt sieht er ziemlich verwaist aus. Ab und zu fährt mal ein Auto.
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Geschmückt ist überall schön. Durch den leichten Smog kommt das Rot besonders gut zur Geltung.
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Die NanLuoGuXiang quillt normalerweise auch nur so über von Menschen.
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Der HouHai-See ist auch nicht zum Eisvergnügen freigegeben. Das war vorgestern noch anders.
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Auch in den Hutongs ist nicht viel los.
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Hier kann man sehen, was mit Verkehrssündern gemacht wird: Die Nummernschilder werden reihum als abschreckendes Beispiel auf LED-Tafeln angezeigt. Immerhin sind es keine abgeschlagenen Köpfe auf Fahnenmasten. Das Virus macht dem Staat natürlich einen gehörigen Strich durch die Rechnung: alle tragen Masken, also sind die Gesichtserkennungskameras zur Zeit wertlos.
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Ich bin heute auch noch zum Verbotenen Platz gefahren. Das Parlament liegt auf der Westseite.
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Ah, Peking ist doch nicht von der Grünen Wolke heimgesucht worden.
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Das TianAnMen und die Verbotene Stadt und auch einige Mauerabschnitte sind für Touristen geschlossen.
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Grounded – Hausarrest

Dieser blöde Corona-Virus. Da will man mal im ruhigen Peking ein paar schöne Tage verbringen, denn nur an Chinese New Year ist es hier so schön menschenleer, da kommt diese Krankheit aus Wuhan um die Ecke.
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Wir sind zwar nicht in Quarantäne so wie die inzwischen über 60 Millionen Menschen in der Provins Hubei, aber es fühlt sich ein bisschen so an. Es geht fast kein Mensch mehr ohne Maske aus dem Haus. Tempelmärkte sind abgesagt. Museen geschlossen. Wir können froh sein, dass noch Geschäfte des täglichen Bedarfs offen sind. Hausarrest im Paradies.
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Seit der Virus nach Silvester ausbrach, sind wir wenig beunruhigt gewesen, denn allein in Deutschland sterben an der Grippekrankheit jedes Jahr 20.000 Menschen. Aktuell sind es in China knapp 50, die durch Corona den Tod gefunden haben. Aber China ist insofern natürlich besonders, weil so viele Menschen auf einem Fleck leben. Die Reiselust der Chinesen ist auch ein Problem. Die chinesischen Behörden reagierten gegenüber 2002 mit dem SARS-Virus rasend schnell und wie in den Nachrichten zu lesen ist, bauen sie bereits das 2. Krankenhaus in der Rekordzeit von 14 Tagen.

Die Verwandte eines Kollegen von Steffi arbeitet in Wuhan in dem Krankenhaus, in dem die meisten Infizierte behandelt werden. Als das Virus bekannt wurde, verließen alle Ayis, die Reinigungskräfte und sonstigen Helfer ihren Arbeitsplatz. Seitdem müssen die Verwaltungsmitarbeiter im Krankenhaus wohnen und dort auch Dienst am Patienten tun.

Die Chinesen haben eigentlich Glück, dass gerade nationale Feiertage sind. Das ganze Land ist sowieso im Ausnahmezustand und die wenigsten müssen arbeiten. Aber in 10 Tagen ist der Zustand wieder vorbei – was dann? Die Krankheit ist dann bestimmt noch nicht besiegt.
Ich selber leide abkliingend seit unserem Myanmar-Urlaub an einer Erkältung und muss noch oft husten. Auch mein Sohn quält sich noch etwas damit. In der Öffentlichkeit trauen wir uns schon nicht mehr, uns zu räuspern, damit wir nicht von maskierten Gesichtern böse angeschaut werden.
Wir können nur hoffen, dass das Virus möglichst schnell ausgerottet wird, selbst wenn wir nicht in Gefahr sind, daran zu erkranken.

Immer wieder Hutongs

Hutongs haben es uns allen angetan. Die kleinen Gassen, in denen die meisten Häuser keine sanitären Enrichtungen haben außer vielleicht einen Wasserhahn, ziehen einen magisch an. Wie auch nicht, geben sie uns doch einen Einblick in das Leben von vor 50 Jahren oder mehr. Sicher haben auch hier Smartphones Einzug gehalten, aber wichtig ist etwas anderes. Zusammenleben.
Zuletzt habe ich die Hutongs nordöstlich des Himmelstempels „entdeckt“. Wenn man so mit dem Fahrrad hier herumfährt, kann man sich durchaus verfahren. Man findet immer auch wieder heraus, denn das Gebiet, das zwischen 20- und mehrstöckigen Häusern liegt, ist nicht riesig, und die Himmelsrichtung verliert man durch den zumeist rechtwinkligen Straßenaufbau auch nicht so leicht.
Im Stadtentwicklungsmuseum kann man erahnen, wie viele dieser niedrigen Bauten es im Innenstadtbereich noch gibt. Viele werden abgerissen und originalgetreu wieder aufgebaut. Der orangerote Teil ist die Verbotene Stadt, das Zentrum Beijings.
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Man muss sich wundern, wie viele Autos in diesen schmalen Gassen noch Platz finden. Ich würde jedenfalls nicht gerne hier einparken müssen. Man ist mit einem elektroberiebenem Dreirad meist besser bedient.
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Hier ein Bild aus dem WuDaoYing-Hutong von vor zwei Jahren.
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Die Leute hier machen es sich schon ganz nett. Überall gibt es kleine Gärten, Sitzecken oder Taubenställe.
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Die Farbe Grau muss man allerdings mögen.
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Ein anderer Hutong, den viele gar nicht kennen, liegt unweit der Deutschen Schule hinter der Amerikanischen Botschaft. An einem See gelegen, wo man für 40 RMB einen Platz zum Angeln mieten kann, liegt ein zur westlichen Lebensart krass gegenteiliger Wohnort. Teile davon werden schon seit einiger Zeit abgerissen. Es ist nur noch eine Frage von einigen Jahren, bis es das hier nicht mehr geben wird.
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Wie gesagt, ein großer Teil des Lebens findet draußen statt.
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Hutong an der DSP

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Die Menschen sind in der Regel freundlich und versuchen auch schon mal, ihren Unmut über die Stadtverwaltung oder die Regierung mit uns zu teilen. Leider komme ich mangels Sprachfertigkeiten nicht in tiefere Gesprächsgewässer. Hier wurde mir Opa gezeigt, der grade beim Essen einer Suppe mit Plastikschürze beschäftigt war.
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Wie verbringt man 10 Tage in Beijing?

Was kann man alles sehen, wenn man nur 10 Tage in Beijing zur Verfügung hat? Reicht es für die meisten Sehenswürdigkeiten aus?
Ich weiß, dass japanische Touristen in 10 bis 14 Tagen ganz Europa bereisen und damit ganz zufrieden sind. Beijing ist dagegen ja klein, auch wenn dessen Bevölkerungszahl immerhin 1/30 von Europa beträgt. Wieviel kann man nun schaffen, wenn man bei einer Familie wohnt, die schon 6 Jahre in Beijing lebt? So, dass man es trotzdem noch als Urlaub erlebt und nicht als Hetzerei?
Tag 1:
Wieder einmal verstehe ich am Flughafen nicht, warum der Wartebereich immer in Milchglas ausgeführt ist, so dass man nicht frühzeitig sehen kann, wer kommt.
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Angekommen morgens um 9 darf man sich nicht verleiten lassen, sich ein wenig auf dem Bett auszuruhen, weil man dann womöglich den Tag verschläft und die Nacht über wach durch die Wohnung tigert. Also nach der obligatorischen Anmeldung bei der Polizei, die ich diesmal in etwas einer Stunde rekordverdächtig schnell erledigte, kann ich mit den Gästen die nähere Umgebung zu Fuß erkunden.
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Jedes chinesische Kaufhaus hat im Dachgeschoss oder im Keller einen Imbissbereich, wo man sich aus einer Vielzahl von Essensvarianten seinen persönlichen Liebling aussuchen kann.
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Danach fahren wir mit dem Bus zum 798, dem zu einem Kunst/Kommerzgebiet umgewandeltes Indutriegelände, auf dem einst Radiobauteile gefertigt wurden.
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Auch für mich ist es nie langweilig, hier durchzulaufen, weil sich immer etwas neues finden lässt. Hier haben uns die riesenhaften Fotos von Leila Alaoui aus ihrer marokkanischen Heimat beeindruckt.
798 Leila Alaoui
Tag 2:
Der beste Einstieg in das noch unbekannte Peking ist ein Besuch in der Beijing Planning Exhibition Hall, die in den meisten Reiseführern nur erwähnt wird.
Hier hatte ich vor Jahren schon mal meine Begeisterung geteilt. man bekommt gut einen Überblick über die Riesenhaftigkeit der Stadt und sieht gut, wie sie organisiert ist. Für mich immer fast die erste Attraktion mit Neuankömmlingen.
Danach geht es durch die QianmenDaJie, die Dashilar und die LiuLiCheng, ein zwar renoviertes, aber in Teilen noch ursprüngliches Gebiet südlich des Verbotenen Platzes.
Dashilar Seitenstraße
Der letzte Punkt ist das National Center for Performing Arts, das von Wasser umgebene Ei, in dem Opern und Konzerte stattfinden. Manchmal kann man es von innen besichtigen, ohne eine Veranstaltung zu besuchen. Das Glück hatten wir nicht.
Am Abend ging es zur Feier anlässlich der Deutschen Einheit.
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Tag 3:
Diesen Tag verbringen unsere Gäste alleine. Die Verbotene Stadt schließt für die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag. Ich kann gerade noch morgens Eintritts-Karten online für den letzten Tag ergattern.
Am Abend die Besichtigung der Deutschen Schule bei der Lesung von zwei Titanic-Redakteuren.

Tag 4+5:
Wir fahren mit einem Taxi nach HuangHuaCheng, genau genommen nach XiShuiYu, wo wir in dem kleinen Gasthaus DeRunJu 3 Zimmer belegen. Der Park, in dem sich einige Mauerabschnitte befinden, ist ganz neu ausgebaut und für das 70jährige Bestehen der Volksrepublik herausgeputzt worden.
XiShuiYu
Am Abend sitzen die Gäste auf der Dachterrasse und singen Karaoke.
Karaoke an der Mauer
Morgens ruft uns der Tofu-Mann aus dem Bett.
Der Doufu-Mann
Auf der Mauer ist es voll. Viele Gruppen haben hier ihre Treffen und müssen Aufgaben bewältigen.
Teambuilding
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Die Mauerlandschaft sieht in jedem Licht gut aus.
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Es gibt einiges Skurriles zu sehen und zu hören. Die Schreie, die durch die Landschaft gellen, sind von Leuten, die für eine überdimensionale Trompete eine App bemühen und damit, je nachdem wie laut und wie lange sie hier hereinschreien, eine Fontäne im See in die Höhe zu treiben. Das war es dann mit der Ruhe im Paradies.
Trompete treibt Fontäne an
Die Mauer besetzt den Bergkamm wie ein Drache.
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Im Ort hat neben der Tradition auch Innovation einen Platz.
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Das Wichtigste bleibt jedoch der Mensch. Selten hatten wir so aufmerksame Gastgeber wie in unserer Unterkunft.
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Das Wetter blieb die ganzen Tage gut. Wir essen ja auch immer alles auf.
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Tag 6:
Weil Brillen in Peking unschlagbar günstig sind und eine Ersatzbrille schnell (3 Tage für eine Gleitsichtbrille) gemacht ist, begeben wir uns mit Fahrrädern zum PanJiaYuan. Dort ist das Brillenzentrum Beijings und ganz in der Nähe ein Trödelmarkt.
Auch hier ist schwer geschmückt.
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Serien-Ölbilder kann man für ca. 30 Euro erstehen. Wahrscheinlich kann man den Preis noch drücken.
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Und Maoplastiken allerorten in Plasig und hinter Glas.
Mao in Alabaster und Plastik
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Hmm.
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Im 80.Stock im CBD.
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Tag 7:
Ein Tag im Lama-Tempel und den Hutongs.
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Gerade ist die Gegend um den Lamatempel renoviert worden mit breiten Bürgersteigen und neuen Fassaden.
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Mittags esen wir im Dali-Restaurant. Hier gibt es gutes Essen ohne Speisekarte. Einfach überraschen lassen.
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Danach schauen wir uns die Hockney-Ausstellung im XiaoLiang-Hutong an. Sie ist mit fast 25 Euro zwar ziemlich teuer, aber eine Jahreskarte ist nur unwesentlich teurer. So können wir noch öfter im MWoods-Museum kucken gehen. Er hat sich auch mit der Verbotenen Stadt beschäftigt.
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Tag 8:
Einen ganzen Tag kann man im Himmelstempel verbringen. Inklusive Tennis-Spielen.
Und zuschauen wie andere Sport machen.
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Himmelstempel

Tag 9:
Ein Ausflug ins CAFAM, das Museum der Kunsthochschule ist immer interessant, allein schon wegen des Gebäudes.
Die Kunst ist natürlich auch ganz schön.
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Tag 10:
Abflug. Zaijian!

Das war es, was in 10 Tagen in etwa machbar ist. Besuch ist für mich immer ein Ansporn, die Stadt noch besser kennenzulernen. Beijing ist nie langweilig.
Um die Frage am Anfang zu beantworten: Nein, 10 Tage reichen nicht.

Garten-Expo in Yanqing

Im April kam Frau Klöckner in die Stadt, um die Garten-EXPO im Deutschen Pavillon zu eröfffnen.
Ich wurde gefragt, ob ich die offiziellen Fotos machen könnte. Da sagt man ja nicht nein und freut sich über ein kleines Zubrot.
Jetzt sind sie online und hier anschaubar:
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Man mag ja politisch über Julia Klöckner denken, was man will, aber sie tritt professionell auf. Sie begrüßt auch den geringsten Mitarbeiter mit Handschlag.
Hier sind noch mehr Bilder.

Phoenix Satelliten-Fernsehsender

Immer schon seit wir in Peking sind wollte ich das wie ein gläsern-metallener Donut an der südöstlichen Ecke des ChaoYangParks liegende Gebäude besichtigen. Leider war es nie für die Öffentlichkeit geöffnet. Jetzt gab sich doch die Möglichkeit. Ein Skulpteur hat zur Zeit hier seine große Ausstellung. Bei weiterhin laufendem Betrieb kann man die heiligen Hallen und nebenbei noch die Bronzen eines chinesischen Künstlers besichtigen.
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Donut

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Am Tresen kauft man eine Karte für 100 RMB. Vielleicht ist es der relativ hohe Ticketpreis, weswegen wir fast alleine dort waren. Peking hat so viel zu bieten, man kann auch nicht überall hin.
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Herr Zhang führte uns durchs Haus und zeigte uns die coolsten Spots zum Fotografieren.
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Es ist, als wäre man im Himmel.
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Auch der innere Außenraum ist wunderschön, unter anderem weil man vom Straßenlärm abgeschottet ist. Nicht dass Beijing eine sehr laute Stadt wäre; jetzt, wo die Elektroautos gefühlt schon 25% aller Fahrzeuge ausmachen, erst recht nicht.
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In Real Life – Alexander

Die meisten meiner Fotos landen irgendwann bei flickr.com, hauptsächlich, weil ich sie dadurch gut in meinen blog einbetten kann.
Natürlich kucke ich auch, was andere Fotografen so machen. Dabei bin ich über jemanden gestolpert, der in Peking ähnliche Bilder wie ich macht, aber offensichtlich viel in U-Bahn-Nähe fotografiert. Zudem lichtet er Orte ab, die ich schon oft aufgesucht habe, die aber wie aus einer anderen Zeit stammen. Sein Flickr-Konto findet ihr hier.
Eine Besonderheit ist, dass jedes Foto mit einem Orts-Tag versehen ist, so dass man genau sehen kann, wo es aufgenommen wurde. Dafür trägt er einen GPS-Tracker mit sich herum, der am Computer später mit der Kamera synchronisiert wird.
Ich dachte mir, es wäre ganz nett, sich mal mit ihm zu treffen, also schrieb ich Alexander eine eMail. Er antwortete prompt und etwa einen Monat später trafen wir uns in seiner Hotel-Lobby.
Fast 2 Stunden saßen wir bei einem Bier nach vier zusammen.
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Alexander ist für einen Öl-Konzern regelmäßig in China und hat neben seinen geschäftlichen Treffen relativ viel Zeit, die er nicht im Hotelzimmer verbringt. Ihn interessierte die Pekinger Metro und daher fragte er sich, wie Beijing am Ende der U-Bahn Linie 1 wohl aussehen würde. Das war vor 10 Jahren PingGuoYuan. Als analytisch arbeitender Mensch machte er sich als nächstes auf, das genau andere Ende der Linie 1 anzuschauen. Danach den benachbarten Bahnhof und Umgebung. Inzwischen geht er von einer Station der einen Linie zur nächstgelegenen Station der anderen Linie, manchmal auch viele Stationen weiter. Dadurch sieht er noch ganz andere Gegenden. Die Metrokarte, die er mir vorlegte, zeigte überall rot ausgekreuzte Metrostationen. Ihm bleiben nur noch etwa 10 %, die er noch nicht gesehen (und fotografiert) hat. Und Beijing hat viele Stationen! Wenn ich richtig gerechnet habe, 391 und es werden noch mehr!
Die U-Bahn bei Wikipedia.
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Seine letzte Wanderung wird von Guangzhuang(关庄)Linie 15 bis Guangzhuang(管庄)Batong-Linie verlaufen, das sind 40 km.
Bei einem der Heimflüge nach Holland bearbeitete er am Laptop seine fotografische Beute, als ihn sein Sitznachbar ansprach und lobte:“Schöne Bilder, die du da von meiner Stadt gemacht hast. Ich könnte mir vorstellen, dass wir daraus ein Buch machen könnten.“ ??? „Wie kommen Sie dazu, meine Bilder zu einem Buch machen zu wollen?“ „Nun, ich bin der Bürgermeister von Beijing.“ Ist das nicht ein unglaublicher Zufall?
Das Ergebnis war, dass sie tatsächlich ein Büchlein zusammengestellt haben, das leider nicht käuflich ist, aber offiziellen Besuchern der Stadt als kleines Souvenir überreicht wird.
Daraus entwickelte sich natürlich noch mehr: „Du kennst unsere U-Bahn ja schon ganz gut, aber wusstest du, dass 2% des Budgets für den Bahnhof in Kunst am Bau verwendet wird? Du musst unbedingt mal die Bahnhöfe sehen, wenn keine Menschen drin sind.“ Also sah Alexander morgens vor Betriebsbeginn einige Stationen, wie sie sonst nur Mitarbeiter zu sehen kriegen.
Durch den Kontakt mit dem Mayor lernte er auch Offizielle in Shanghai kennen, der anderen chinesischen Stadt, in der er regelmäßig zu tun hat. Über Shanghai ist ein ähnliches Buch im Werden.
Dabei findet er abseits der normalen Straßen Orte, die viele Einheimischen überblicken. Wenn er am nächsten Morgen im Büro seinen Mitarbeitern die Bilder vom Vortag zeigt, schlägt ihm oft Unglaube entgegen: „Das ist in unserer Stadt? Aber das ist 20 Jahre her, oder?“
Seine offene Art führt dazu, dass er in kleine Gespräche verwickelt wird und vor allem Leute aus ländlicheren Gegenden besser kennen lernt. So kommen auch ganz schöne Portraits zustande.
Sein Glück ist, dass er, obwohl er nur leidlich Chinesisch kann, jederzeit seine Sekretärin anrufen kann, um das Gespräch mit den Leuten auf der Straße zu führen. Manchmal kommt sein Staff auch einfach vorbei und sie haben gemeinsam eine nette Zeit. Wie geil ist das denn?
Ich bin gespannt, was Alexander bei unserem nächsten Treffen zu erzählen hat und freue mich schon, vielleicht mit ihm unterwegs sein zu dürfen.