Kategorie-Archiv: Deutschland

Deutschland rev.

Deutschland ist unbestreitbar schön. Wobei wir wieder nicht besonders viel davon bereist haben:
Ein bisschen Dithmarschen, woher ich komme, ein bisschen Hamburg, etwas die nähere Umgebung von Kölln-Reisiek. Und Berlin, um den 40. Geburtstag meines Bruders nachzufeiern, der dorthin eine Überraschungsreise (es war für ihn die Überraschung, organisiert von seinem Partner) machte.
Natürlich hat D sich verändert, denn es fällt auf, dass viel mehr Ausländer auf den Straßen sind.
Mönckebergstraße
Es gibt bestimmt Situationen, in denen das nicht gut ist – man denke an die Silvesternacht in Köln oder Anschläge an mehreren Stellen Europas. Aber D ist auch im positiven Sinne bunter geworden. Man sieht die Parks belebt, in den U-Bahnen wird laut gesprochen und gelacht und Farbige helfen deutschen Behinderten in den Bus, bevor ich mich auch nur rühren kann.
Ich hoffe, das Miteinander wird noch mehr werden, so dass alle voneinander profitieren können.

Die Entwicklung im Einzelhandel, das Rauchen unattraktiv zu machen, kann ich ja nur gut heißen. Es ist nur manchmal etwas zu unappetitlich, wenn ich eigentlich eine Fertigpizza oder veganen Käse nach Hause tragen möchte.
Nichtrauchen
Und die Sicherheitsvorkehrungen sind bisweilen übertrieben, wenn es darum geht, nicht an Minderjährige zu verkaufen.
Zigarettenausweis - Ich bin doch schon 18

Ansonsten kam mir das Wetter noch scheißer vor als letztes Jahr. Für das Fensterstreichen wollte ich einen Tag ohne Regen nutzen; schließlich hab ich es einen Tag vor der Abreise gerade noch geschafft und auch da schauerte es zwischendurch.
Regen
Regen
Regen

Ich habe selbstverständlich maßlos übertrieben, manchmal war das Wetter auch gut.
Feld
So hat der Wahre Norden auszusehen. Dies Bild nehme ich landschaftsmäßig am liebsten mit aus der Heimat:
Wiese

Man kann auf der Müllhalde ganz wundervoll stimmungsvolle Fashion-Shots machen – Supermodel vorausgesetzt natürlich.
fashion aufer mülle
Zum Schluss noch ein paar deutsche Tiere, das mögen die Leute ja immer ganz gerne.
Kuh
Hund
Zebra

Dorflauf

Ein paar Tage (17.7.) ist es schon her, als wir in unserem Heimatdorf Kölln-Reisiek am Dorflauf teilnahmen. Wir, das sind Solveigh, JanIngmar und ich.

Jedes Jahr nehmen wir teil und tragen die Pokale nach Hause. So auch diesmal. Allerdings wollte ich mich auf der Hälfte der Strecke bereits fast hinlegen und warten, bis alle vorbei gelaufen sind. Warum ich trotzdem gelaufen bin, bis ich im Ziel ankam – ich hab keine Ahnung. Am Ende landete ich unverdienter Weise auf dem 2. Platz. Vielleicht sollte ich im kommenden Jahr mal etwas trainieren. Immerhin bekam ich den Dorfmeister-Pokal, weil der Erste nicht aus unserem Dorf kam.
Dorflauf 2016

Dorflauf 2016

Total süß, wenn die kleinen Kinder laufen, einige der Jüngsten wissen gar nicht, wo das Ziel ist und müssen eingewiesen werden. Diese Nummer 1 ist aus einem fremden Land mit ihren Eltern gekommen erst kurz in Deutschland ansässig.
Dorflauf 2016

Meine eigenen kleinen Kinder wurden jeweils erste. Bei Solveigh kein Wunder – sie ruft mich morgens oft aus dem Bett und wird mich dann als Laufpartner um die Übungsstrecke jagen. Auf freier Strecke hänge ich sie ab. Beim Sprint am Ende kann ich gegen sie nichts ausrichten.
Dorflauf 2016

Dorflauf 2016

JanIngmar hätte auch genauso gut spazieren gehen können. Als Einziger seines Jahrgangs hat  er den Pokal sicher.
Dorflauf 2016

Dorflauf 2016

 

China von woanders gesehen

Mein Blog hat auch eine Sommerpause erfahren, denn in Deutschland wusste ich manchmal nicht, was schreiben und dann ist Urlaub ja auch mal ganz schön.
Aber durch mein 365-Tage-Projekt ist ja fast tagesaktuell was von uns zu sehen gewesen.

Kaum zu glauben, wie weit weg China scheint, nachdem wir erst 5 Tage im finnischen Outback unseren Jetlag vertrieben hatten. In unserem Heimatland fühlen wir uns dennoch zunächst fremd, denn uns kommen die Leute in der Elmshorner Fußgängerzone exotischer vor als die Straßenfeger in den Beijinger Hutongs.
Finnland im Sommerhaus
Wenn dann jemand fragt, wie es in China zugeht, merke ich erst, wie wenig ich hier wie dort zu Hause bin und wie groß die Unterschiede sind.
Nehmen wir die Sprache: Natürlich kann ich nach 2 Jahren wöchentlich 2-maligem Sprachunterricht schon etwas Chinesisch sprechen. Immerhin habe ich im Management-Büro deutlich machen können, dass wir jemanden brauchen, der unsere Blumen im Dachboden, auf unserer Dachterrasse, gießt und auch verstanden, dass wir anschließend eine Rechnung bekommen. Ich kann auch Gemüse und Obst einkaufen und die Preise verstehen, auch den Verkäufer fragen, wie alt sein Kind ist. Aber ich bin weit davon entfernt, Smalltalk machen zu können, geschweige denn tiefschürfende Gespräche zu führen. Die Art, zu lernen ist in chinesischen Schulen eine andere als in deutschen Unterrichtsstunden. So habe ich eine Chinesischprüfung mit über 80 % Erfolg bestanden, aber weniger als 50 % verstanden, denn die Multiple Choice Fragen kann man abschätzen und richtig beantworten, obwohl man nicht alles kapiert hat. Hier ist mir China immer noch fremd und ich nehme mir wie an Silvester vor, mehr an der Sprache zu arbeiten.
Viele Artikel sind im Supermarkt in D billiger, besonders Lebensmittel. Milch ist in China mehr als doppelt so teuer, denn die meisten Chinesen können keine Milch vertragen und trinken daher keine. Das Gleiche gilt für Frischkäse und andere Milcherzeugnisse. Quark gibt es gar überhaupt nicht. Italienische Nudeln sind teuer, chinesische nicht. Deutsches Aptamil oder ähnliches Milchpulver für Säuglinge ist hochbegehrt in China, denn frühere Milchskandale haben das Vertrauen in die Milchindustrie erschüttert. So kann durchaus das weiße Pulver preislich mit einem anderen ungesunden und nicht legalen Pulver mithalten. Also, wenn ihr chinesische Freunde besucht, die Kleinkinder haben: das ist DAS Mitbringsel.
Dafür ist das Essengehen in D viel teurer.

Internetsurfen macht in D natürlich viel mehr Spaß als in CN, denn alle Seiten der großen weiten 3W sind zugänglich. Alle? Fast alle, denn es gibt chinesische Seiten, auf denen man sich umsonst die neuesten Filme herunterladen kann. Oft auch, wenn sie in D noch gar nicht angelaufen sind. Diese kann man in D selbstverständlich nicht anschauen, da sie gegen das Copyrightgesetz verstoßen.
Facebook und Youtube können wir ohne weiteres in CN nicht öffnen. Der chinesische Staat hat für seine Bürger eigene Pendants eingerichtet, die Weibo und YouKu heißen. Aber nach 2 Jahren in CN vermissen wir Facebook nicht wirklich. Oft funktioniert auch Google nicht, das von Staats wegen am besten abgeschafft gehört.
Wenn es aber mal gar nicht ohne geht, bietet das Netzwerk der Schule und ein VPN den Blick auch auf die unerwünschten Seiten.
Sehr anders ist natürlich der Verkehr. Obwohl es nicht so chaotisch zugeht wie in Teheran, wo durchaus 6 Autos sich 4 Fahrspuren teilen, werden die Regeln nicht so strikt wie in D befolgt. Fahrradwege werden zugeparkt oder als Ausweichspur benutzt und es gilt das Recht des Stärkeren. Wer wie wir mit dem Fahrrad unterwegs ist, muss ordentlich aufpassen, weil man erst in letzter Sekunde bremst. Dafür werden Verstöße nicht so hitzig kommentiert, fast schon langmütig nimmt man hin, dass sich jemand vordrängelt; man selber macht es ja auch. Schwere Unfälle habe ich in der Stadt noch nicht gesehen, Blechschäden dagegen oft.

Während wir in Deutschland in einem Jahr auch die Insolvenz von einigen alten Geschäften feststellen mussten, ist der Wandel in CN extrem. Ein Restaurant, das im Februar in unserer Nähe aufgemacht hatte und in dem wir einige Male ganz gut gegessen haben, ist schon wieder Baustelle. Häuser werden über Nacht abgerissen, obwohl 3 Tage vorher dort noch rege gebrutzelt wurde.
Mich hat die Schnelllebigkeit gelehrt, alles lieber sofort zu erledigen. Fotomotive, die ich nicht sofort ablichte, können morgen schon nicht mehr existieren, und damit ist nicht das flüchtige Alltagsleben auf der Straße gemeint.
Nicht nur die Stadt verändert sich, auch die Menschen werden ratzfatz ausgetauscht oder gehen weg. In unserem Compound ist schon die dritte Mannschaft an Servicepersonal im Einsatz.

home sweet home

Delve 20140810

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Zurück nach China zu kommen ist nicht einfach nach einem solchen Urlaub. Zu verlockend sind die Freuden des Sommers in Deutschland. Schließlich haben wir fast kein schlechtes Wetter gehabt. Segeln auf der Alster, Paddeln auf der Eider, Springen in den See, Einkaufen in den billigsten Supermärkten Europas, Gartenparties, Freunde treffen, alles ist/scheint unkompliziert und leicht zu erreichen (wenn du Geld hast und gesund bist). Der schönste Platz der Welt findet sich aber nach unserer Meinung zwischen den Landesgrenzen unseres Grundstücks.

Sommerabschlussfest

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Sommerabschlussfest

Delve 20140810

Delve 20140810

In diesem Jahr tragen unsere Apfelbäumchen nach 8 Jahren zum ersten Mal, ein paar herabgefallene Äpfel können wir bereits verkosten, leider wissen auch die Würmer schon von dem Wohlgeschmack der Früchte. Nichts ist vollkommen, das Paradies gibt es nicht, es ist der Ort, den wir sehen werden, wenn wir tot sind. Aber wir können uns einreden, auch lebend schon nah dran zu sein.

Delve 20140810

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Es nützt aber alles nichts, wir haben uns entschieden, in Chinesien zu leben, wie unser Nachbar sagt, und da müssen wir wieder hin, egal, wo es jetzt am schönsten ist.

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In Helsinki auf dem Flughafen gibt es bereits Automaten, die Pässe lesen und uns aus der EU entlassen.

Abflug

Im letzten Jahr war der Flieger voll mit Chinesen, die so aufgeregt waren, dass sie fröhlich schnatternd sich nicht auf die Plätze begaben. Der Pilot musste über die Intercom darauf hinweisen, dass er nicht fliegen könne, wenn nicht alle auf ihren Plätzen säßen. Dies Mal sind alle flugerfahren genug, um davon zu wissen.

Drei Filme, zwei Mahlzeiten und ein Nickerchen später landen wir im blauhimmeligen, 26° warmen Beijing, nach 45 Minuten haben wir unser Gepäck und eine halbe Stunde Taxifahrt später sind wir wieder in unserer picobello sauberen Dachgeschosswohnung. Fast hätte ich mich am Flughafen noch giftig gedacht, denn die Taxifahrer weigern sich, nicht mehr in den Kofferraum passendes Gepäck im Fond zu transportieren, so dass wir mit drei Taxen fahren müssen.

Abflug

Dank Zhiyi leben unsere Pflanzen noch und die Schaben haben nicht die Oberhand über unsere Küche gewonnen. In 10 Tagen geht die Schule wieder los, Steffi wird leider kaum Zeit haben, die sie mit uns verbringen kann, denn sie muss den Schulbeginn vorbereiten.

Rucksack

Seit 24 Jahren habe ich das gleiche Rucksackmodell. Modell „Osorno“ von der Firma Fährmann. Ein Hauptfach, 3 Reißverschlussfächer außen, ein „heimliches“ innen und ein Plastikkarabiner für Schlüssel o.ä. ebenfalls innen. No frills, sagt der Anglizist.
Backpack
Als der erste Rucksack nach 10 Jahren unansehnlich wurde, bestellte ich einen neuen. Der war im Detail verbessert. Aber nach weiteren 10 Jahren war der Reißverschluss schadhaft. Ich rief bei der Firma an, um zu fragen, ob sie den Osorno noch immer im Programm hätten und erklärte, warum ich einen neuen Rucksack bräuchte. Herr Unhold, der Chef der Firma sagte, warum willst du einen neuen, wir reparieren dir den alten. Ich schickte gleich beide ein, bestellte trotzdem einen neuen und bekam die beiden für 25 € repariert zurück.
Jetzt war das Rückenpolster vom neuen Rucksack abgeschubbert und hatte ein größeres Loch. Daher rief ich wieder an und bekam die Anweisung, 6 € in bar ins Paket zu legen, meine Adresse in eine Tasche des Rucksacks zu legen und alles einzuschicken. Nach knapp 3 Wochen bekam ich gestern auch diesen heil zurück, ohne weitere Kosten!
Ich weiß nicht, wie die Firma mit dieser Politik im Wettbewerb bestehen kann, denn das Sortiment ist nicht groß. Nicht einmal sonderlich teuer sind die Produkte. Aber wahrscheinlich ist es die Spezialisierung auf Bergrettungsgeschirre für Hunde und Spezialtaschen, die ihnen das Überleben sichert. Auch Fototaschen lässt Herr Unhold machen, aber mein Crumpler Messenger Boy könnte nicht besser sein.
Diese Fertigungsqualität und der Kundenservice atmen den Geist, für den Deutschland in der ganzen Welt berühmt geworden ist. Ich find´s super.
Fährmann
Ich kann nur empfehlen, sich den Fährmann-Katalog einmal anzusehen, wenn man einen Qualitätsrucksack braucht und nicht auf modischen Schnickschnack schaut. Sie stellen alles in allen Farben her, solange es sich um schwarz handelt (der Kinderrucksack ist die fast einzige Ausnahme).

Sanatorium

Deutschland ist schon schön. Aber am schönsten ist es zu Hause. Deswegen sitzen wir auch auf unserer Scholle und bewegen uns nur weg, wenn es sein muss. Steffi sagt, es sei wie im Sanatorium: Wir sitzen im Garten und machen gelegentlich Arztbesuche. Nichts Ernstes, die üblichen Routinechecks eben.
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Das Wetter ist nicht immer so, wie man sich das im Urlaub wünscht, aber es ist wenigstens warm. Auf dem Tellingstedter Schwimmbadfestival, das der dortige Bademeister versucht jährlich auszurichten, konnten wir vor dem Auftritt von Knut Kiesewetter noch mal ins Wasser springen und mussten uns hinterher nicht abtrocknen.
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Trotzdem wird die Wäsche auch draußen trocken.
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Der Geburtstag unserer Zwillinge wird noch mal richtig gefeiert. Retro-Feier. So wie in der alten Zeit, mit Spielen und Kleingewinnen. Ist wohl das letzte Mal auf diese Art.
Geburtstag JI+S 2014
Drei Tage später ist Jan Ingmar mit seinen Freunden dran. Er lädt seine Kumpels in die Skatehalle in HH ein.
Skateland i-punktIn unserer Straße kann man auch mal seine Picknickdecke ausbreiten, ohne gleich überfahren zu werden.
Geburtstag JI+S 2014

Manchmal gehen wir typisch deutsch essen:
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Gelegentlich kommt mir Deutschland allerdings wie ein anderer Planet vor.
ausserirdisch

In Kiel

In Kiel
Sehr nett ist auch, manchmal zum Kinoabend eingeladen zu sein. Eine Freundin wohnt in einem Wohnprojekt in der Nähe, manche würden sagen „Kommune“. Da die Bewohner ein gemeinsam genutztes Haus für Treffen oder Besucher haben, kam anlässlich der Fußball-WM ein Beamer mit Lastwagenplane als Leinwand zum Inventar. Bei schönem Wetter wird das Gerät nach draußen geschafft und wenn es dunkel wird, werden die Liegestühle rausgeholt.
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Hin und wieder zieht es uns nach Hamburg, die schönste Stadt der Welt.
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Man sieht recht viele Bettler in der Innenstadt, aber dass jemand offen neben einem Polizeiauto um Geld für Marihuana bittet, konnte ich mir allenfalls noch in Holland vorstellen.
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Weltmeister 2014

Als Jan Ingmar vor 4 Wochen auf dem Operationsbett lag, fragte ihn der Arzt, um von seinem schmerzhaften Tun abzulenken, ob er sich für Fußball interessiere. Die Frage erreichte nicht den gewünschten Effekt, denn seine Antwort fiel kurz aus: „No.“ So geht es uns allen. Aber wenn Deutschland spielt, machen wir auch den Fernseher an oder gehen auf ein Public Viewing.
Deutschland hat übrigens schweres Fußballfieber. Selbst die Salatköpfe sind im Balldesign verpackt.

Die Feier runden wir mit einem zünftigen Chinabier ab, das es in rauen Mengen bei Lidl zu kaufen gibt.


Ich finde schön, wenn erwachsene Männer sich über ihr Ding freuen können.

 

Zu Hause!?

In Hamburg landet unsere Maschine pünktlich um 18:30, bis wir in sicheren Gefilden am Abendbrotstisch sitzen, vergehen noch fast 3 Stunden, denn mit der S-Bahn dauert es seine Zeit bis zu Steffis Elternhaus.

Am nächsten Morgen beziehen wir unser Haus und schon nach einer halben Stunde hat Jan Ingmar einen Anmeldebogen für den Höhepunkt des Dorffestes, den Dorflauf, ausgefüllt und für mich gleich mit.

Jan Ingmar´s Lauf ist vor meinem und es stellt sich raus, dass er sich ein Treppchenplatz erabeitet hat.

Nun habe ich seit fast 2 Monaten nicht mehr auf dem Laufband gestanden, geschweige denn mich 3,5 km bewegt. Also werde ich es leicht angehen lassen und mich nicht hetzen. Das ist gar nicht so einfach wie gedacht, denn die anderen preschen davon und hinten will ich auch nicht rumdümpeln.

Also gebe ich doch mehr Gas und ende mit heraushängender Zunge auch auf dem zweiten Platz. Ein Treppchenbild gibt es von mir dennoch nicht, denn die Stopuhr hat mich nicht gezählt. Also steht jemand anderes an meiner Stelle und ich bekomme nach der Fehlerkorrektur den Dorfsieger-Pokal (denn der Erstplatzierte ist gar nicht aus Kölln-Reisiek) nach Hause geliefert. Fairerweise muss ich zugeben, dass ich 2. in meiner Altersgruppe war, insgesamt war ich an 10. Stelle.

Am tollsten ist es natürlich für die Kiddies, die stolz wie Bolle sind, wenn sie nach vorne treten oder gar eine Medaille bekommen dürfen.
Wenn ich bedenke, vor einer Woche erst noch in einer 20-Mio-Stadt gewesen zu sein und mich dort zu Hause gefühlt zu haben, macht mich nachdenklich. Nicht dass es schwer wäre, hier jetzt für ein paar Wochen Fuß zu fassen. Aber wieder ganz hier zu Hause zu sein, wird kein Honiglecken.

Ein Wiener Schnitzel hab ich mir aber schon verdient.

Weg damit!

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Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns von unseren Dingen trennen, die jahrelang auf dem Dachboden gelegen haben und die wir schon fast vergessen hatten. Steffi hat mich „gezwungen“, mein erstes Buch wegzuschmeißen: Winnetou I, das im Bücherregal meiner Eltern stand und an einem schönen Sommertag von mir als 9-jährigen Knirps vom Morgen bis zum Abend fertiggelesen wurde.
Aber auch Steffi musste abgeben.
Als wir schon mittendrin waren, stellte ich fest, dass LTB (WaltDisneys Lustige Taschenbücher) auf den Dachboden wanderten, wo gerade vorher Architektur-Fachliteratur und -folianten in die Blaue Tonne (Papiermüll) geflogen waren. Das ist also der Weg, den unsere Gesellschaft nimmt: Das Leichtverdauliche bleibt bestehen, während Wissen, Schönheit und Kunst den Bach hinunter gehen, bis sie in die Mündung des Reißwolfs fallen.
Schließlich hatten wir fast alles beisammen, um den Sperrmüllwagen erwarten zu können. Am Abend vorher schon stellten wir alles auf die öffentliche Seite vom Zaun. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Nachbarn auftauchten, die etwas dazustellten, aber auch viele weiße Kastenwagen hielten an, um unseren Schrott nach Brauchbarem zu durchforsten. So hatten wir überlegt, ob wir uns an die Straße setzen sollten, um sperrmuell-spotting zu betreiben. Bei dem guten Wetter, das wir endlich haben, hätte es sogar Spaß gemacht. Nur müssen wir ja noch Kartons packen.
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Am nächsten Mittag war unser Gehweg wieder leer.

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